Chinesische Truppen auf den Salomonen?
#2
Zitat:"Ja, große Teile der Welt stehen unter westlicher Hegemomie. Wir bauen das sogar noch aus, auch wenn das im Zweifel auf Kosten Russlands und Chinas geht. Auf jedenfall werden wir jede Rückabwicklung verhindern. Auch mit Macht [...]. Denn die meisten Menschen fahren in den jeweiligen Ländern fahren gut mit einem freiheitlichen und demokratischen System. Wir wollen das erhalten."
Den Teilen stimme ich unumwunden zu.

Und ja, der Westen hat seine Machtbasis - man sieht es aktuell auch, wie man Russlands Wirtschaft ins Schleudern bringt und zugleich den Rest der Welt zumindest zum abwartenden Stillhalten verdonnert. Wer hätte dies dem "korrumpierten, rückgratlosen, weichgeierten, im Abstieg begriffenen" Westen zugetraut? Wir waren einfach leise, was den Lauten den Zustand der Schwäche suggerierte. Und aktuell haben wir eben eine Krise, wo wir mal ein klein wenig Druck aufbauen - und schon äugt der Rest der Welt bedächtig-vorsichtig hinter dem Fensterladen hervor oder duckt sich weg. Eine Machtbasis auf Abstieg sieht anders aus...
Zitat:Eine freie Bündniswahl, welche den Einflussbereich von gegnerischen Systemen stärken könnte, die gibt es nicht
Dem Teil stimme ich nicht zu.

Genau genommen kann jedes Land frei entscheiden, welchem Bündnis es beitreten möchte, zumindest aus westlicher Sicht oder aus Sicht der NATO. Und man kann auch austreten - Frankreich hat es in den 1960ern unter de Gaulle bewiesen und ist, übrigens in einer Hochphase des Kalten Krieges, aus der NATO ausgetreten (sehr zum Unmut Washingtons). Aber das war es dann auch, und irgendwann kehrte Paris dann zurück. Wollte man selbiges im Warschauer Pakt versuchen (bzw. noch nicht einmal einen Austritt versuchen, sondern nur interne politische Veränderungen anstoßen), nun, dann blicke man nach Ungarn (1956) und Prag (1968). Die Unterschiede liegen auf der Hand.

Hinsichtlich der Salomonen ist es allerdings so, dass diese Inselgruppe im Grunde gebunden ist - im Commonwealth of Nations (dessen Oberhaupt Elisabeth II. ist). Und dem bekanntlich auch Australien angehört, was dazu beitrug, dass Australien dort auch intervenierte, als nach den 2000ern ziemlich ruppige Unruhe dort ausbrachen. Insofern: So ganz ungebunden sind die Salomonen nicht, und man weiß dies auch vor Ort. Und man weiß auch, dass man Verpflichtungen bzgl. des Commonwealth hat (demokratische Struktur, Rechtsstaatlichkeit) und zugleich Vorteile genießt (Weltbank, WTO).

Zugleich sind die Salomonen dennoch eines der "Armenviertel" von Ozeanien. Und jetzt versucht man eben noch zudem, die Chinesen an Land zu ziehen, um sich noch mehr finanzielle Vorteile zu sichern - was der Korruption vor Ort sicher entgegen kommt -, auch unter dem Risiko, dass Peking dann den Fuß in der Türe hat. Insgesamt betrachtet aus Sicht der Salomonen verständlich. Weitsichtig aber nicht, denn diese Zweigleisigkeit düpiert den Rest vom Commonwealth; und man kann nur sehr grob abschätzen, was die Folgen für die Inseln wären, würden dort die Chinesen Basen bauen. Wenn sie es wirklich ernst und ehrlich meinen sollten, sollte man sich vom Commonwealth zurückziehen und China zuwenden - aber dies wird man nicht machen (da würde man dann doch wieder zu viel aufgeben).

Man versucht eben derzeit in Honiara eine Zweigleisigkeit bzw. ein Abgreifen von Vorteilen nach beiden Seiten hin, ohne sich über mögliche Folgen im Klaren zu sein - und mit der Zweigleisigkeit ist übrigens schon die Ukraine gescheitert, wie wir derzeit sehen...

Schneemann
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RE: Pot. Chinesische Truppen auf den Salomonen / Militäreinsatz - von Schneemann - 07.05.2022, 19:14

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