Und ein weiteres Survival-Video der Bundeswehr, diesmal vom AIRTEAM, bezüglich SERE:
Und wieder einmal möchte ich vorab betonen, dass dies keine Kritik an den Teilnehmern ist, sondern nur an der Sache, weil dies alles sehr weitgehend aufzeigt, wie weit man sich hier von der praktischen Realität entfernt hat, und dies vor allem im Kontext dieses Szenarios:
https://www.youtube.com/watch?v=TCbH6M-tjCQ
SERE-C-Lehrgang | AIRTEAM | Special
Der Lehrgang dauert drei Wochen, wovon der größte Teil anscheinend mit den üblichen unrealistischen praxisfernen Spielereien verschwendet wird.
0:01 - INTRO - 2000 ha Wald......klingt für den Laien erstmal wunderwas sind aber gerade mal ca 4,5 km x 4,5 km. Ein Gebiet welches ein Feind in kürzester Zeit abgestellt, mit Drohnen, Hundeführern und Jagdtrupps durchkämmt hätte und dass vor allem anderen für den Bau von festen Unterkünften, Feuer usw. zu klein ist. Muss man sich einem Waldgebiet mit dieser "Größe" verstecken, so ist Feuer eigentlich kaum möglich und es ist sehr zweifelhaft ob überhaupt irgendwelche Zeit in einen "besseren" Unterschlupf verschwenden sollte.
0:15 - Landschaft und Wetter - überwiegend Nadelmischwald, Rotfichten, das übliche eher kühle / feuchtkalte Wetter, ein Kulturwald, ganz klar erkennbar also keine Waldwildnis. Daraus folgt, dass es entsprechend Waldwege, Rückegassen, Arbeitsaktivitäten, Waldarbeiter, Förster, Jäger, Spaziergänger, Pilzsammler usw geben wird. Nun kommt der übliche Einwurf: dass ist ja nur eine Übung etc.
Aber: der absolute Gros der Wälder in Europa und auch viele Wälder in Osteuropa sind Wirtschaftswälder. Der Umstand dass man es mit einer Kulturlandschaft und eben nicht mit Wildnis zu tun hat, wird in all diesen Kursen viel zu weitgehend nicht beachtet, und insbesondere werden die Implikationen nicht beachtet welche sich aus diesem Umstand ergeben.
0:17 ff - Der Teilnehmer - gefiel mir schon in dem Moment als ich ihn da habe auf dem Boden liegen sehen und etwas trinken. Allein schon dass er nicht sitzt spricht bereits ebenso für ihn wie seine fröhliche Art. Die Frage ob man Überlebt ist primär eine der Einstellung, der psychologischen Seite des ganzen und nur zum geringeren Teil hängt sie von den Fähigkeiten ab. Ganz allgemein: wann immer man nicht unbedingt stehen muss, sollte man liegen, und ebenso wann immer man nicht sitzen muss. Das ganze Konzept muss es sein so viel Energie wie möglich zu sparen, den diese wird für die eigentliche Flucht und das Aushalten der entsprechenden Umweltbedingungen benötigt. Dafür muss man aber natürlich auch wissen, wie und wo exakt man sich auf welche Weise hinlegen kann, um trocken zu bleiben, um nicht durch etwaige Bodenkälte beeinträchtigt zu werden etc. Oder umgekehrt könnte man natürlich bei hohen Temperaturen genau diesen Umstand, dass der Boden die Wärme absaugt wiederum nutzen.
In Bezug auf den Teilnehmer also keine schlechte Eröffnung und deutlich besser als das was ich bisher dazu gesehen habe, nämlich diese ständige aufgesetzte Ernsthaftigkeit bei gleichzeitig völliger Ahnungslosigkeit. Der entspannte und humorvolle Umgang des Teilnehmers hier ist stattdessen wesentlich besser geeignet um tatsächlich durchzukommen. Diese Art auch in einer Echt-Situation beizubehalten ist aber schwierig, und dass ist es was man eigentlich trainieren sollte (und trainieren kann).
0:45 - Der Wald von oben - wie schon beschrieben jede Menge Einschnitte, Wege, Waldstraßen usw. Ein Aspekt den ich dazu noch anmerken will ist die heutige Luftaufklärung mittels Drohnen, FLIR usw. welche technisch derart weit voran geschritten ist, dass die Tarnung gegen solche Luftaufklärung immens wichtig ist. Eine der wesentlichsten Techniken ist die Kombination eines Poncho mit einer unter dieser befestigten Rettungsdecke um damit die Wärmesignatur nach oben zu verschleiern bzw. abzudecken. Dazu muss diese Kombination entsprechend flach und an geeigneter Stelle gespannt werden, idealerweise über eine Bodenvertiefung. Ergänzend oder Alternativ kann man mit Moos, Bodenvegetation, nassen Blättern usw arbeiten, aber die erstgenannte Methode ist halt einfach die schnellste.
Und entsprechend verbietet es sich aufgrund der Möglichkeiten heutiger Aufklärung irgendein Feuer hier anzuzünden. Was dann gleich die Frage aufwirft, wie man bei kälteren Temperaturen zzgl. Feuchtigkeit und Wind ohne Feuer durch die notwendigen längeren Ruhepuasen kommt. Ein Feuer kann als Signatur mit heutiger Thermalsicht aus der Luft fast schon über das gesamte hier gezeigte Waldgebiet hinweg aufgeklärt werden. Und Piloten sind als entscheidendes Kriegsmaterial zu wichtig, als dass man sie derart gefährden sollte.
Und hier kommen wir zu einem grundsätzlichen Ausbildungs-Problem: wenn man so ausbildet, dann werden die Teilnehmer einer solchen Ausbildung dann im Ernstfall sich zu einer höheren Wahrscheinlichkeit entgegen ihres gesunden Menschenverstandes und entgegen dem was eigentlich Sinn macht aufgrund Stress und Unfähigkeit klar zu denken exakt so verhalten, wie es in der Ausbildung gezeigt wurde, und damit falsch. Damit senkt eine solche Ausbildung wie sie hier gezeigt wird also die Chancen, statt sie zu erhöhen.
1:03 - Lager unter einem Fallschirm - Eine der heute üblichen und absurden Eigenheiten ist es, eine Art Bett dergestalt zu bauen, dass man mit lauter Knüppeln (viele davon offenkundig gesägt) eine solche Liege errichtet, wie sie hier unter dem gelben Fallschirm gezeigt wird. Das ist nicht nur absurd arbeitsaufwendig, es ist auch völlig unbequem und bedarf daher noch weiterer arbeiten um aus dieser Hochliege dann wenigstens eine beschlafbare Lagerstatt zu fertigen. Entsprechend wird dann immer noch abstrus viel Fichtenzweige oder Laub darauf aufgehäuft, darauf die Isomatte und dann erst der Schlafsack etc. Wenn man nun schon einen Fallschirm hat, ist es ein leichtes aus dem Fallschirm entweder eine Hängematte zu fertigen oder man kann auch mit zwei einfachen Stangen daraus ein wesentlich einfacheres, schnelleres, und vor allem wesentlich bequemeres Bett bauen, indem man entsprechend den Fallschirm als Liegefläche zwischen den Stangen verwendet (so wie man eine Trage bauen würde).
Das spart nicht nur immens Zeit und Holz, man schläft darauf auch deutlich angenehmer und damit tiefer und damit erholt man sich deutlich mehr. Schlafmangel ist in Überlebenssituationen eines der am meisten unterschätzten Probleme. Nicht nur weil er erschöpfend wirkt und man dann weniger leisten kann, also beispielsweise weniger Strecke machen etc, sondern vor allem auch weil er sich auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt. Man spricht immer über Wasser, Feuer, Nahrung, Unterschlupf, aber ein möglichst guter Schlaf wird nur selten genannt.
Entsprechend wäre es nicht nur sinnvoll - wie oben beschrieben - beizubringen wie man bessere Schlafstätten baut, sondern gezielt auch das Schlafen auf ganz andere Weise zu üben, damit man es beherrscht oder zumindest mal gemacht hat und weiß was geht und was nicht. Beispielsweise habe ich mir über Jahre hinweg beigebracht auf meinem aufgestützten Arm (Kopf in der Handinnenfläche aufgelegt) zu schlafen. Ich kann nun auf diese Weise erholsam schlafen, wenn andere das sehen (oder nachmachen wollen) verstehen sie weder das warum noch das wie. Oder im Sitzen angelehnt an einen Baum zu schlafen, oder, oder .....
1:11 - Gliederung des Lehrgangs - 1 Woche Theorie / 1 Woche Überleben im Wald / 1 Woche Durchschlageübung mit Feinddarstellung. Viel zu viel Theorie. Man sollte die erste Woche komplett streichen und stattdessen absolut alles nur praktisch tun. Theoretisches Vorwissen könnte man in Form eines E-Learning / Büchern / Lehrvideos den Teilnehmern im Vorab so zur Verfügung stellen. Zwei Wochen praktische Übungen in der Realität sind mehr als doppelt so gut wie eine Woche Theorie und eine Woche Praxis.
1:16 - Dies ist das ideale Dschungel-Hochbett - Die Idee ist natürlich weg vom Boden zu sein, weil dort nicht nur viele Krabbler und eventuell Schlangen und anderes unterwegs sind, sondern auch wegen der Nässe am Boden. Und wieder sieht man den heute anscheinend üblichen Knüppeldamm. Wie oben schon beschrieben wäre eine Hängematte hier wesentlich sinnvoller. Für ca 750 Gramm bei einem äußerst kompakten Packmaß (ca 23 x 17 cm) würde man sogar schon eine fertige Hängematte mit Moskitonetz kriegen (Stichwort Dschungel - Mücken - Tropenkrankheiten) die hier wesentlich mehr bringen würde als manches andere was man in seiner Notfall-Ausrüstung so hat. Aber auch ohne fertige Hängematte wäre es immer sinnvoller etwas völlig anderes zu bauen als so einen Knüppeldamm.
Mal abgesehen vom Arbeitsaufwand und der allgemeinen Untauglichkeit trotz all dieses Aufwands ist auch die Signatur zu bedenken. Nicht nur bei der Errichtung, selbst dann wenn man schon weitergezogen ist und gar nicht mehr vor Ort, hinterlässt das Spuren welche sehr leicht aufgedeckt werden können und so etwas spurenlos zu bauen ist extrem schwer. Stichwort Krabbler: man sollte praktisch üben mit Gehörstöpseln (oder Gehörschutzkapseln) zu schlafen, damit keine Insekten ins Ohr krabbeln während man schläft. Beispielsweise würde ich schallaktive Kopfhörer aufziehen beim Schlafen, womit nicht nur die Ohren geschützt sind, sondern die zugleich auch Wärme für den Kopf bieten und damit insgesamt die Wärmesituation verbessern. Aber auch das muss man praktisch üben, sonst ist es für viele im Schlaf unangenehm etc
1:27 - Noch ein paar Anmerkungen zur Konstruktion - hier sieht man, wie der Poncho nach unten mit zwei größeren Längshölzern befestigt wurde. Dafür gibt es überhaupt gar keinen sinnvollen Grund. Wie schon geschrieben: Signatur, Aufwand, Effizienz, Zweck.
Solche Hölzer oder anderen Abdeckungen machen nur Sinn, wenn man am Boden schläft und dadurch die Wand flächig am Boden abdichten will, damit keine Bodenkälte dort entlang kriecht. Gerade bei einem Hochbett und einem an den Seiten offenen Unterschlupf völlig sinnfrei.
1:30 - Beutel mit grünem Wasser - warum auch immer......
Ich vermute (!), dass es sich um das Auffangen von Wasser durch das Dach der Unterkunft handelt. Dass macht natürlich durchaus Sinn. Wenn man den Poncho aber nicht als A-Form, sondern Flach abspannt und entsprechend so aufhängt, dass die ganze Fläche des Poncho Waser sammelt, ist das wesentlich effektiver.
1:33 - Vorschlaghammer aus Holz - offenkundig gesägt, eine Art Klüpfel. Kaum etwas könnte sinnloser sein.
1:50 - Rettungsdecke aufspannen - ein Klassiker: Kleiner glatter runder Kiesel in die Ecke, diesen umwickeln mit der Rettungsdecke, Schnur drum. Nur: genau genommen ist das eine Verschwendung der Rettungsdecke. Wenn man schon so eine hat, sollte man sich diese zusammen mit dem Poncho (dieser außen, die Rettungsdecke innen) einfach überziehen, während man an einem Baum zusammen gekauert sitzt. Dann kann man zwischen seinen Beinen eine in den Boden gesteckte Kerze anzünden. Die Wärme dieser Kerze erzeugt dann in dem kleinen Raum und aufgrund der verwendeten Materialien eine erstaunlich große Wärme, man ist ganz ebenso vor Wind und Nässe geschützt und kann wesentlich schneller und einfacher ad hoc weiter ziehen sollte der Feind zu nahe kommen. Und die Wärmesignatur ist (an geeigneter Stelle im Wald) sogar ausreichend gering um nicht per Drohne aufgeklärt zu werden.
Aufwärmen, Kerze auspusten, Schlafen (ja im Sitzen), und man wacht von selbst wieder auf sobald einem Kalt wird. Aktuell schaffe ich mit dieser Technik mindestens 3 Stunden Schlaf. Und weiter gehts und dann wieder bei Gelegenheit schlafen. So was könnte man zum Beispiel üben statt Knüppeldämme zu bauen.
2:18 - Umgebung des Unterschlupf - hier sieht man nun deutlich, dass der Unterschlupf in einer typischen ausgehenden JD errichtet wurde, welche weitestgehen frei von jedwedem Unterbewuchs ist. Ein solcher Wald wie man ihn hier sieht ist ein Wirtschaftswald, eine Art Maisacker aus Bäumen. Gerade deshalb kein Unterbewuchs. Diese Stelle ist nicht zuletzt auch deshalb völlig ungeeignet für einen Unterschlupf. Wer jetzt wieder mit dem üblichen Argument - Übung - kommt, dem kann man nur erwiedern, dass man im Echtfall querschnittlich dann viel eher genau das tun wird was man hier geübt hat und dies selbst dann, wenn man vorher eigentlich etwas anderes vorhatte.
2:23 - Nichts zu essen dabei - im Hintergrund wachsen beispielsweise Bromberren (grüner flacher Bewuchs am Boden). Entweder gibt es dort Beeren, oder man kann die kleineren (jüngeren) Blätter essen. Dazu am besten die Mittelrippe entfernen. Die primäre Zielsetzung sind hier lediglich Vitamine sowie ein paar Mineralstoffe, es ist absurd zu glauben man könnte sich beispielsweise mit Beeren versorgen. Ein ganzes Kilogramm Beeren enthält gerade mal ca 500 Kalorien. Und man kann nicht unerhebliche Verdauungsprobleme kriegen, sollte man derart viel Beeren essen und dies nicht gewöhnt sein, zudem müsstem an diese auch erstmal sammeln. Das selbe mit den Blättern und anderen Wildpflanzen. Man benötigt immense Mengen davon.
Was aber eine Strategie sei könnte, die ich auch schon angewandt habe ist, den ganzen Tag fortwährend ständig kleinere Mengen von Wildpflanzen zu essen. Über einen ganzen Tag hinweg (auch während des Marschierens etc) ergibt das zumindest einen geringen / teilweisen Ausgleich, vor allem aber senkt das deutlich das Durstgefühl und liefert Flüssigkeit. Man muss nur wissen was exakt man alles essen kann und ob und in welcher Menge man es verträgt. Beispielsweise kann ein Kumpel von mir schier unglaubliche Mengen von jungen frischen Fichtennadeln roh essen, der kann dass den ganzen Tag vor sich hin kauen und in bizarren Unmengen fressen, ohne Folgen. Ich selbst kann das nicht, da kriege ich bei deutlich weniger Magen- und Verdauungsprobleme. Exakt so etwas muss man praktisch ausprobieren.
2:54 - Marschieren im offenen auf der Straße - und selbst wenn es nur ein Verlegungsmarsch zwischen zwei Punkten wäre, sollte man grundsätzlich bei so einer Ausbildung immer nur querfeldein laufen, einfach deshalb, um das getarnte Bewegen in Fleisch und Blut einzudrillen. Denn er bei der Übung auf dem Weg läuft, wird dies eventuell auch im Ernstfall tun, und dies selbst dann wenn es auf gar keinen Fall geht. Stattdessen müsste es regelrecht ins Gehirn geprügelt werden, dass man niemals offene Wege benutzt. Situation A = Keine Wege benutzen. So einfach müsste das reingedrillt werden, dazu muss es aber auch durchgehend getan werden.
Und nun wird es erst recht amüsant:
3:00 - Die Säge - also mal ernsthaft: man hat ein Multitool und ein Sägeblatt und Nägel und eine PI Schnur, um damit eine Säge zu bauen.....Wo und wie soll man da überhaupt noch anfangen?!
Mal abgesehen davon dass eine einfache kleinere Zug-Klappsäge weder viel wiegt noch Platz wegnimmt, könnte man für die gezeigte Zusatzausrüstung gleich mindestens 4 Drahtsägen mitnehmen bei gleichem Gewicht (und damit dann wesentlich einfacher und schneller eine Bogensäge bauen) oder man könnte ein Multitool nehmen und ein Sägeblatt nehmen dass man in das Multiool einspannen kann:
Drahtsägen:
https://www.youtube.com/watch?v=Fopjb3iDXAk
Oder hier bei 7:04 wie man ein längeres Sägeblatt in ein Multitool einspannen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=Fopjb3iDXAk
Aber egal, man will hier auf die denkbar aufwendigste Weise eine möglichst komplexe Säge bauen, mit einem Sägeblatt das nicht viel länger ist als das was man einfach in ein Multitoo spannen kann (und mal abgesehen von den 4 Bogensägen die man mit den Drahtsägen bauen könnte, und dies viel schneller).
Da fängt es einfach einmal mehr wieder an nur noch absurd zu werden.
3:05 - "Weil ihr habt auf einmal viel mehr Umsatz wenns darum geht Holz zu machen"
Was aber wenn man das Holz sofort braucht. Auf der Stelle?! Und was wenn man mit dünnerem Holz auskommt dass man einfach aufsammelt ? Oder man sägt das Holz mit der kürzeren Säge des Multitool an und bricht es dann? Oder man bricht es per Hebel zwischen zwei eng stehenden Bäumen einfach auch so? Oder man sägt es gar nicht auf irgendeine Länge sondern verwendet es einfach so und schiebt das für das Feuer eigentlich zu lange Holz einfach immer weiter von hinten nach?, oder braucht man überhaupt so viel Holz (Umsatz), oder...oder....
Tausende Möglichkeiten, aber sie wählen die am meisten überkonstruierte und absurdeste...
3:54 ff - Kurz vorab: für was brauch ich ein Feuer - ja für was? 1. Punkt: Wärme: Eine einfache Kerze oder ein brennender Teil eines Esbit-Würfels können schon reichen, wenn sie intelligent eingesetzt werden. 2. Punkt: Wasserzubereitung - höchst fragwürdig. Ein richtiger Filter oder eine chemische Desinfektion sind hier wesentlich effektiver und effizienter. 3 Punkt: Essenszubereitung - äh.....nein. "Nichts was ihr draußen findet esst ihr rohr". und doppel-nein. Sehr vieles kann problemlos roh gegessen werden.
"Meldeblock hat jeder Soldat immer dabei" - und wenn nicht ?!
4:18 - Magnesiumblock - er schabt ernsthaft mit der Schneide der Klinge Magnesiumspäne auf Papier. Magnesiumspäne auf Papier......mit der Schneide abgekratzt. Mir fehlen die Worte.
4:20 - Funken erzeugen - hier ist es besser das Messer fest auf der Stelle zu halten und den Feuerstahl nach hinten zu ziehen statt umgekehrt wie es hier zu sehen ist mit dem Messer in Richtung des Zunders zu arbeiten. So bewegt man vom Zunder weg statt auf diesen zu, was die Wahrscheinlichkeit verbessert dass ein Funke zündet.
4:25 - Zunderbündel etc - erkennbar zu feucht, aber natürlich kann es sein, dass nichts anderes zur Verfügung steht
4:34 - Handhabung der Waffe - sagte ich Eingangs ich hätte einen guten Eindruck vom Teilnehmer? MP7 auf dem Boden abgelegt, Lauf nach schräg unten, ernsthaft ?!
4:37 - Waldboden - hier sieht man, wieviel Blätter / abgestorbenes Laub auf dem Boden liegen. Was man dazu wissen sollte ist, dass solches Laub teilweise sehr stark mit Zecken durchseucht sein kann.
4:42 - Reihenfolge der Handlungen - 1. Shelter bauen (warum immer dieses unsägliche Shelter-Wort?! Warum nicht Unterschlupf?) - 2. Jägerbett bauen - 3. Holz sammeln......
Prinzipiell ist die Reihenfolge richtig, man benötigt zuerst einen Schutz vor Regen, Wind etc, dann macht man Feuer, wobei das Dach des Unterschlupf wesentlich dafür sein kann überhaupt ein Feuer anzukriegen.
5:07 - Typ des Unterschlupf - Er baut eine Art Lean-To aus der Rettungsdecke. Das ist ohne Feuer sehr ungeeignet, und die Nicht-Eignung des Feuers hier in vielen Szenarien hatte ich schon oben ausführlich behandelt. Stattdessen wäre es sinnvoller entweder aus dem vorhandenen Material eine Art Schlafsack zu improvisieren oder die Rettungsdecke über ein Loch oder eine andere Bodenvertiefung zu spannen oder irgend etwas anderes zu tun als einen Leanto. Speziell in Bezug aufs Feuermachen bedeutet ein Leanto auch, dass das Feuer außerhalb des Regenschutzes ist. Will man irgendeine Plane aufspannen um ein Feuer darunter zu entfachen, muss diese hoch genug hängen damit Funken usw diese nicht beschädigen und sie muss erneut flach hängen um möglichst viel Bodenfläche abzudecken.
Ein einfaches Leanto ist daher hier in dem vorliegenden Szenario einfach nur grundfalsch, völlig gleich was die Zielsetzung ist.
5:10 ff - Dem folgend baut er seine Säge (siehe oben).
6:06 - Feuerholz machen - und da sägt er nun, an einem toten Baum welcher flach auf dem Boden liegt. Mal abgesehen davon dass die Säge zu kurz ist um diesen Baum richtig zu sägen (und man mit einem bloßen Sägeblatt im Multitool eingespannt viel besser auch stärkere Bäume sägen kann wenn man weiß wie), ist dieses Holz vom Boden völlig ungeeignet (weil Feucht, eventuell modrig etc). Allenfalls die Frage der Signatur könnte hier ein Argument sein.
6:35 ff - Schlafen und Feuer am Leben erhalten - Wie jedermann offenkundig sein sollte geht beides nicht zusammen. Und es ist höchst fragwürdig zu schlafen, während neben einem noch ein offenes Feuer brennt. Mal abgesehen davon dass der Unterschlupf abbrennen kann, man im Schlaf nichts riecht und nicht vom Rauchgeruch aufwacht, das Feuer auch sonst außer Kontrolle geraten kann, Rauchvergiftung, CO Vergiftung (gerade in geschlossenem Unterschlupf) usw, muss man natürlich auch das Feuer so anlegen können, dass es tatsächlich stundenlang brennt. Das was hier gezeigt wird, brennt nicht stundenlang. Entsprechende Feuerformen welche die ganze Nacht halten, viel wesentlicher aber die Fähigkeit Glut im Boden in der Asche die ganze Nacht zu erhalten um mit dieser dann am Morgen erneut ein Feuer anzuzünden, wären hier die eigentlich wichtigen Fähigkeiten.
7:26 - Fisch fangen, Fisch schlachten - ich spar es mir einfach. Fisch bringt nicht genug Nährstoffe, ist zu aufwendig in der Zubereitung, und einen Fisch in einem winzigen Wassertank zu fangen ist etwas völlig anderes als ihn in der Natur in einem Fluss zu fangen. Diese Besessenheit von Fischen ist geradezu unglaublich. Der ganze Aufwand kostet eventuell sogar mehr Kalorien als die eine Forelle einbringt. Man müsste pro Tag Kilogrammweise Fisch essen um überhaupt auch nur von den Kalorien her gerade mal den Aufwand dafür wieder reinzubringen. Dies geht beispielsweise mit Netzen und solche selbst beispielsweise aus Paracord zu flechten oder zu lernen wie man versteckte Angelleinen mit vielen Haken ausbringt und andere Tricks von Fischwilderern wären hier sinnvoller. Und trotzdem im vorliegenden Szenario kaum anwendbar.
Sprung nach vorne:
09:20 - Schlafen 2.0 - schläft in einem Luxusschlafsack und anscheinend auf dem Fallschirm welchen er über die Fichtenzweige etc gelegt hat. Wie schon oben ausgeführt hätte er sich mit Leichtigkeit aus dem Fallschirm ein viel bequemeres Bett bauen können, beispielsweise so:
https://www.youtube.com/watch?v=Sw_U-V7cwZA
https://www.youtube.com/watch?v=wFEib5pKBS4
https://www.youtube.com/watch?v=0QJcNE2pRT0
Und er hat das Feuer ausgehen lassen, also brauchte er auch keines und mit so einem Schlafsack braucht man im übrigens nichts weiter als einen Regenschutz darüber und sonst nichts, von wegen elaborierter Unterschlupf etc
9:27 - Socken wechseln - absolut relevant. Was man aber dazu auch erwähnen sollte / müsste ist, wie man Socken unter solchen Bedingungen wäscht und/oder trocknet. Vor allem letztgenanntes ist wesentlich. Am besten und einfachsten trocknen die Socken im Schlafsack durch die Körperwärme, sinnvollererweise zieht man sie dazu aber dennoch aus.
Ganz allgemein kann man sehr viel in einem Schlafsack über Nacht trocken. Die Fähigkeit dies zu tun und wie man das richtig macht und was man dazu in Bezug auf den Schlafsack beachten muss wäre wesentlich wichtiger als Feuer machen zu können.