(Allgemein) Vom Kriege
#1
Meiner Meinung nach könnte die Bundeswehr mit einer Elitetruppe viele ihrer Probleme lösen, wie zum Beispiel die geringe Attraktivität für neue Rekruten. Aber auch die Kampfmoral und die Wertigkeit der Truppe insgesamt würde sicher steigen.

Wie stelle ich mir das vor? Es würde eine seperate Eliteeinheit eingerichtet, die maximal ca. 5% der regulären Truppen umfassen würde. Mitglieder würden folgende Vorteile genießen:

- mindestens 50% mehr Sold
- eine Woche mehr Urlaub
- eigene Uniform
- das beste und neuste Material
- das Prestige, Mitglied einer "Elite" zu sein

Es könnte natürlich nicht jeder Mitglied werden, sondern nur solche Soldaten, die sich vorher in der regulären Truppe qualifiziert und/oder auch in der Praxis bewährt haben. Das Niveau und die Moral müsste auf dem internationaler Elitetruppen liegen und wenn es nach mir ginge, sogar darüber.

Mindestens 50% mehr Sold und die anderen Vorteile wären meiner Meinung nach Motivation genug für sehr viele, "den Arsch hochzukriegen" und ihre Leistung drastisch zu steigern. Ein "Häuschen bauen" ist der Traum vieler, aber heute oft unbezahlbar. Gar die ein oder andere Ehefrau würde womöglich sagen "Krieg mal deinen Hintern hoch, das ist eine reale Chance, dann kämen wir hier aus der Mietsbutze raus mit dem Geld!" Aber auch für viele Externe und in der normalen Wirtschaft "unterqualifizierte" wäre es eine Motivation, einen Batzen Geld verdienen und aufsteigen zu können - wenn man denn gewillt ist, auf diesem Gebiet "Elite" zu sein.
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#2
Das setzt eine Bestenauslese voraus. Das bedeutet man zieht aus der übrigen Truppe die Besten ab, deshalb und auch noch aus anderen Gründen sinkt entsprechend die Leistung der übrigen Truppe ab! Das Mehr an Leistung in der Elite kann deshalb dann den Leistungsverlust insgesamt nicht kompensieren. Und somit sinkt insgesamt die Leistung der Streitkraft statt zu steigen.

Aber die Aussage bezüglich eines Eigenheimes hat mich auf etwas gebracht. Das Problem ist heute ja nicht das Bauen selbst, sondern vor allem der Grundbesitz. Man findet keine Grundstücke und/oder kann sich keine leisten. Es wäre vielleicht eine interessante Option Soldaten als Teil ihrer Entlohnung ein Baugrundstück zu geben. Der Staat besitzt etliches an Land, welches er für so etwas zur Verfügung stellen könnte. Das wäre mal wirklich ein Mehrwert der für viele interessant sein könnte. Land an Soldaten zu verteilen ist ja geschichtlich gesehen geradezu ein Klassiker.
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#3
(03.04.2022, 22:09)Quintus Fabius schrieb: Das Problem ist heute ja nicht das Bauen selbst, sondern vor allem der Grundbesitz. Man findet keine Grundstücke und/oder kann sich keine leisten.
Das stimmt so nicht grundsätzlich. Diese Entwicklung hat es jetzt zwar lange Zeit gegeben, doch in den letzten Jahren ist die Baubranche preislich gekippt und es zeichnet sich keine Besserung ab. Auf mittelfristige Sicht sind -außerhalb besonders teurer Wohnlagen- die Baukosten das hemmende Element, nicht der Baugrund.
Hinzu kommt, dass für Wohnbebauung planungsrechtlich geeignete Flächen für gewöhnlich auch dazu beplant und veräußert werden. Nur gibt es die rein rechtlich betrachtet kaum, da man in Deutschland der Meinung ist, dass Naturlandschaft, Agrar- und Forstflächen erhalten bleiben sollten. Also bleiben für Baulandentwicklung eigentlich nur Brachflächen, sofern der Druck nicht groß genug wird, um landwirtschaftliche Flächen aufzugeben, was wir uns eigentlich aus diversen Gründen nicht erlauben können. Das betrifft wenn dann aber meist auch nur kommunale Flächen. Die Flächen in Landesbesitz werden häufig für Ausgleichsmaßnahmen zu Infrastruktur- und anderen Großprojekten benötigt. Und da ist noch gar nicht berücksichtigt, welche Flächen in Zukunft als Ausgleich für Entsiegelungsmaßnahmen in kritischen Bereichen erforderlich werden - Stichwort Klimaanpassung Ahrtal....

Aber ich schweife ab. Also zum Thema: Zusätzlich zu den Argumenten von Quintus denke ich, dass in der Bundeswehr eine Elite über die Spezial- und EGB-Kräfte hinaus nicht zum gesellschaftlichen Hintergrund in Deutschland passt und wahrscheinlich von weiten Teilen der Öffentlichkeit derart kritisch betrachtet werden würde, dass der gewünschte Effekt ins Gegenteil umschlagen könnte. Wenn man sich nur anschaut, wie medial das KSK wahrgenommen wird, dann wäre eine Elite, die nicht aufgrund ihres Spezialauftrages als notwendig betrachtet wird, doch ganz schnell der Buhmann der Nation.
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#4
Zitat:Mindestens 50% mehr Sold und die anderen Vorteile wären meiner Meinung nach Motivation genug für sehr viele, "den Arsch hochzukriegen" und ihre Leistung drastisch zu steigern. Ein "Häuschen bauen" ist der Traum vieler, aber heute oft unbezahlbar. Gar die ein oder andere Ehefrau würde womöglich sagen "Krieg mal deinen Hintern hoch, das ist eine reale Chance, dann kämen wir hier aus der Mietsbutze raus mit dem Geld!" Aber auch für viele Externe und in der normalen Wirtschaft "unterqualifizierte" wäre es eine Motivation, einen Batzen Geld verdienen und aufsteigen zu können - wenn man denn gewillt ist, auf diesem Gebiet "Elite" zu sein.
Unrealistisch. Selbst wenn man eine derart materialistische Grundhaltung voraussetzt, dann könnte man einen solchen Diskurs allenfalls spekulativ skizzieren. Indessen glaube ich, dass die meisten Frauen ihren Mann lieber bei sich bzw. daheim haben und nicht in den Krieg ziehen sehen wollen, das war früher so und ist heute nicht anders. Und die wenigsten Frauen dürften ihren Mann wohl auffordern, "ein Held zu werden".

Und auch Unterqualifizierte, die in der normalen Wirtschaft nicht wirklich vorankommen, werden - wenn sie überhaupt das Rüstzeug für eine Eliteeinheit mitbringen - mit 50% mehr Sold nicht unbedingt die Häuser aus dem Boden stampfen, ein Feldwebel kommt (brutto!) auf € 2.500,00 im Schnitt, der Leutnant auf € 3.100,00 - wenn man mal von ausgeht, dass Unterqualifizierte diese Positionen bekommen. Selbst mit 50% mehr "Gehalt" fällt das Haus da nicht vom Himmel bei den heutigen Preisen...

Schneemann
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#5
Ein guter Punkt. Man muss sich ja auch fragen, wie den eine Elite entstehen soll wenn diese rein materialistisch motiviert ist !? Den wahre Eliten sind durch ideelle Werte motiviert und nicht durch materielle Werte.

Deshalb wäre das schlußendlich dann nur eine Elite-Söldner Einheit, mit allen Nachteilen die das mit sich bringt. Viel relevanter wäre es die militärische Kultur innerhalb wie auch außerhalb der Streitkräfte wieder aufzurichten und eine ernsthafte Kriegerkultur zu implementieren, aber das ist natürlich in dieser real existierenden Bundesrepublik genau so unrealistisch.
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#6
Oh eine Elitetruppe die reinzufällig nur mit Offizieren gefüllt ist. Wie eine anständige Laufbahnentwicklung zustande kommen soll wenn es andauernd zu Situationen kommen wird wo eine Beförderung mit einem Einkommensverlust daherkommt wird wohl ungeklärt bleiben.
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#7
Ich finde, dass unter dem Strich ein Grundgedanke weiter verfolgt werden sollte:
Die Attraktivität des Berufsbildes "Soldat".
Elitesoldaten fallen nicht von den Bäumen, man kann sie auch nicht züchten. Jedes Land der Welt kann nur eine sehr begrenzte Zahl an Elitetruppen aufbauen.
Aber: Wenn man das Interesse am Dienst an der Waffe erhöht, kommen mehr Rekruten, und unter ihnen sind entsprechend auch mehr potenzielle Kandidaten für Eliteeinheiten.
Vielleicht sollte man einfach weiter überlegen, was junge sportliche Menschen dazu bewegen könnte, zur Bundeswehr zu gehen.
Ich finde die Idee mit den Grundstücken nicht schlecht, auch wenn sich das in der Praxis als schwierig erweisen sollte. Was spricht gegen Extra-Rentenpunkte für Zeitsoldaten (einfach wild ins Blaue gedacht: für 2 Jahre beim Bund bekomme ich 4 Jahre für die Rente angerechnet)?
Oder: Abiturienten bekommen ihren Wunschstudienplatz, wenn sie sich für ein paar Jahre verpflichten. Oder zinslose Kredite, oder, oder...

Es geht darum, dass zu Zeiten der Wehrpflicht einfach mehr Leute notgedrungen zum Bund gingen und dann für längere Zeit blieben, weil es ihnen gefallen hat. Wenn diese Möglichkeit nicht mehr gegeben ist, muss man andere starke Anreize schaffen. Je attraktiver das Angebot ist, je stärker die Anreize sind, desto eher werden sich junge Menschen für den Dienst interessieren. Und unter den Interessenten werden, wie zu Zeiten der Wehrpflicht, Leute sein, die den Soldatenberuf eigentlich nicht auf dem Schirm hatten, aber dann merken, dass es ihnen Spaß macht.
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#8
(04.04.2022, 11:23)aramiso schrieb: Die Attraktivität des Berufsbildes "Soldat". ...Vielleicht sollte man einfach weiter überlegen, was junge sportliche Menschen dazu bewegen könnte, zur Bundeswehr zu gehen....
Oder: Abiturienten bekommen ihren Wunschstudienplatz, wenn sie sich für ein paar Jahre verpflichten. Oder zinslose Kredite, oder, oder...

Das größte Problem sind ja die Mannschaftsdienstgrade, also muss man sich mehr um Zeit- als um Berufssoldaten bemühen. Da spielen dann ortsgebundene Anreize wie Grundstücke und Baufinanzierung eher weniger eine Rolle, weil es noch nicht zwingend darum geht, sesshaft zu werden. Wer weiß denn schon, wohin es ihn nach der Dienstzeit verschlagen wird.
Viel interessanter sind da Anreize, die dafür Sorgen, dass man nach der Dienstzeit besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommt. Da wir aber keine Arbeitsplatz-Knappheit mehr haben, bräuchte es hier also hochqualifizierte Ausbildungsangebote, vielleicht auch insbesondere solche, die außerhalb der Bundeswehr nicht kostenfrei verfügbar und somit für viele junge Menschen ansonsten nicht erreichbar sind.

Um das mit dem Thema der Elite zu verbinden: Die Soldaten der Bundeswehr sollten insgesamt als eine Elite in der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Ausbildung betrachtet werden, militärisch wie auch zivil. Das kann dann auch zu einer Trendwende werden hinsichtlich der Attraktivität des Soldatenberufs.
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#9
(04.04.2022, 11:59)Broensen schrieb: Um das mit dem Thema der Elite zu verbinden: Die Soldaten der Bundeswehr sollten insgesamt als eine Elite in der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Ausbildung betrachtet werden, militärisch wie auch zivil. Das kann dann auch zu einer Trendwende werden hinsichtlich der Attraktivität des Soldatenberufs.

Nun, ich denke, man hat die Intention meines Posts etwas falsch verstanden, darum nutze ich diesen passenden Einwurf einmal als Nachtrag:

"Elite in der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Ausbildung" - genau darum ging es mir! Das Problem ist: Ich glaube nämlich nicht, dass das mit der regulären Truppe machbar ist. Die Physis ist das eine, die Psyche eine andere.

Kann man einen "normalen Soldaten" drillen, wie es z.B. in der Fremdenlegion oder beim MC üblich ist? Wenn ja, nehme ich alles zurück. Dann brauchen wir keine Eliteeinheit, dann sind ALLE Elite. Falls nein, nun, meine Intention war, dass man mit einer speziellen Eliteeinheit eben (und vor allem mit +50% Gehalt als Schmankerl) hier und da ein sehr viel intensiveres Training durchführen kann (ohne zu viele Rekruten abzuschrecken oder eine Meuterei zu provozieren), was die Soldaten jetzt nicht mal bekommen, selbst wenn sie es wollten. Darum gehen ja auch einige zum Marine Cops und sagen das auch ganz offen: Hier werden wir zwar geschunden, aber wir bekommen auch eine Ausbildung, die beim normalen Herr unmöglich ist.

Meine Idee war zudem, das ein wenig als "Wettbewerb" zu gestalten, der am Ende sozusagen das Gesamt-Niveau hebt. Man möge mich korrigieren, wenn ich hier zu "zivil" denke und das nicht aufs millitärische so anwendbar ist:

Fiktiver ironisierter Dialog:
Einfacher Soldat: "Warum bekommt der Elite-Heini denn da 50% mehr Geld? Warum hat der dieses und jenes"
Ausbilder: "Weil der dieses und jenes durchmacht. Weil der in den Dreck geht, in den Sie nicht gehen wollten"
Einfacher Soldat: "Achso. Wenn ich also auch dazu bereit wäre, das durchzumachen, dann würde ich das auch bekommen? Dann versuche ich das doch mal!"
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#10
Facilier:

Ob eine Einheit einen hohen Kampfwert besitzt oder nicht - und daraus allein begründet sich für mich der Begriff militärische Elite - liegt nicht an dem genannten "militärischen Drill", und sonst irgendwelchem dergleichenen Getue. Soldaten könnten auch vollständig anders ausgebildet werden und dann ebenso "Elite" sein, oder sogar noch wesentlich besser.

Beispielsweise könnte eine solche Einheit von jedwedem solchen Drill befreit sein, weder Formaldienst noch Stillgestanden noch Militärisches Grüßen kennen, ihre Anführer vom Unteroffizier bis zum Offizier demokratisch wählen und nach außen hin völlig unmilitärisch wirken.

Oder meinst du mit Drill lediglich die körperlichen Anforderungen? Diese könnte man ebenfalls komplett unmilitärisch erzeugen. Und dann stellt sich noch die Frage, ob man diese Anforderungen welche sich beim USMC und der Legion primär aus der Verwendung als Infanterie ergeben für alle militärischen Aufgaben so benötigt. Den nur ein geringer Teil der Truppe ist Infanterie und Elite-Hacker könnten im nächsten Krieg wesentlich bedeutender sein als Elite-Infanteristen. Nur mal so als Beispiel.

Gerade beim Militär gibt es ohne Ende Überkommenen Unfug, primär aufgrund des immensen Strukturkonservatismus gerade von Soldaten und der steten Strukturextrapolierung.

Jede ernsthafte militärische Reform, und dazu gehört auch die Schaffung einer Elitetruppe, benötigt daher einen gewissen militärischen Futurismus, in dem alte Zöpfe radikal abgeschnitten werden und das Überkommene durch etwas völlig neues ersetzt wird und so wie du es hier beschreibst und deine Verweise auf bestimmte Einheiten zeigen meiner Ansicht nach auf, dass dies bei dir nicht der Fall wäre.
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#11
Dieser Wettbewerb wird nicht funktionieren, da diese Elite nicht für alle erstrebenswert sein kann. Du wirst nur wenige Soldaten finden, die motiviert sind, sich besonderen Belastungen auszusetzen und zugleich gesteigerten Wert auf besondere Besoldung legen. Hinzu kommt, dass damit vermutlich ein dauerhafter Wohnsitzwechsel einhergehen würde, der für viele auch ein Hindernis darstellt. Dementsprechend wird sich dieser Ansporn nicht auf die Breite der Truppe übertragen lassen, wodurch wieder das Contra-Argument der Bestenauslese greift.

Das heißt natürlich nicht, dass man nicht über Möglichkeiten für erhöhtes Trainingspensum unter härteren Voraussetzungen nachdenken könnte, aber das muss dann der Truppe insgesamt zugute kommen, und das tut es nicht, wenn ihr dadurch die vermeintlich besten entzogen werden.

Also z.B. könnte man in einem luftbeweglichen Infanteriebataillon eine Kompanie haben, die zusätzlich Fallschirmsprungfähig ist, wofür die Soldaten ein entsprechendes Training absolvieren müssen, so wie du es beschreibst. Oder man hat in einem küstennah stationierten Jägerbataillon eine Kompanie, die ein entsprechendes Marineinfanterie-Training beim Seebataillon durchgeführt haben muss. Das kann dann tatsächlich innerhalb des Verbandes den gewünschten Effekt haben, ohne dass diese "Elite" herausgelöst wird. Im Gegenteil, es können diese internen "Eliten" dann als Multiplikatoren die anderen Einheiten ihres Verbands entsprechend befähigen. Also im Prinzip eine Erweiterung der spezialisierten Kräfte des Heeres unterhalb der Spezialkräfte, nur etwas breiter in der Truppe verteilt als aktuell mit den EGB-Kräften.

Man könnte relativ einfach die Jägertruppe derart umgestalten, dass es nur noch luftbewegliche Jägerverbände gibt mit einzelnen je nach regionaler Stationierung spezialisierten Kompanien, die den jeweiligen Namenszusatz "Fallschirm-", "Marine-" oder "Gebirgs-" erhalten, wodurch diese als "Elite" ausgewiesen werden.
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#12
Die Fähigkeit mehr Liegestützen zu stemmen ist kein besonderes Alleinstellungsmerkmal für einen Panzergrenadier. Für Aufgaben die ein besonderes Training und körperliche Belastung beinhalten gibt es bereits Spezialeinheiten.

Auch ist die französische Fremdenlegion keine Eliteeinheit.
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#13
(04.04.2022, 13:37)Quintus Fabius schrieb: Ob eine Einheit einen hohen Kampfwert besitzt oder nicht - und daraus allein begründet sich für mich der Begriff militärische Elite - liegt nicht an dem genannten "militärischen Drill", und sonst irgendwelchem dergleichenen Getue. Soldaten könnten auch vollständig anders ausgebildet werden und dann ebenso "Elite" sein, oder sogar noch wesentlich besser.

Beispielsweise könnte eine solche Einheit von jedwedem solchen Drill befreit sein, weder Formaldienst noch Stillgestanden noch Militärisches Grüßen kennen, ihre Anführer vom Unteroffizier bis zum Offizier demokratisch wählen und nach außen hin völlig unmilitärisch wirken.

Da sind wir uns durchaus einig.
Mir geht es hier nicht um "Drill" im Sinne von millitärischem Getue, auch nicht um sinnlose körperliche Ertüchtigung nur um ihrer selbst Willen. Denn ich bin überhaupt nicht struktur-konservativ.

Mir geht es darum, dass eine Einheit auf einen theoretischen Einsatz ideal und bestens vorbereitet ist. Wie auch immer das konkret aussehen mag. Hätte ich das Kommando, wäre ich hier für alles offen und mir wäre da wenig heilig, um es mal so zu formulieren.

Ein Computerspezialist und "Elite-Hacker" der Truppe braucht von mir aus nicht mal eine Grundausbildung!

Essentiell kann z.B. auch auch eine geistige Vorbereitung auf "Extremsituationen" sein. Was meine ich damit? Es ist gar nicht so selten, dass Soldaten, die real im Gefecht waren, PTBS entwickeln. Wann entsteht ein Trauma? Ein Trauma entsteht, wenn erlebtes das im eigenen Welt- und Seelenbild "Vorstellbare" und "Sinn ergebende" übersteigt und nicht mehr eingefügt werden kann.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft...51064.html
https://www.youtube.com/watch?v=j4OPLXjFxyk
https://www.handelsblatt.com/politik/int...684-3.html

"Eine neue Studie zeigt: Rund 20 Prozent der 1,5 Millionen in den Irak entsandten Soldaten kehren mit der Krankheit PTSD, kurz Post Traumatic Stress Disorder, in ihre Heimat zurück."

Die Dunkelziffer dürfte womöglich noch höher sein, viele Verdrängen das ja auch.

Faktisch ist die Ausbildung in der Heimat doch sehr "trocken", mehr wie "Spiel und Sport". Also schaut man sich das so an bei vielen Armeen, habe ich nicht das Gefühl, dass hier Männer ausgebildet werden, die geistig darauf vorbereitet werden, theoretisch für eine Weile in die Hölle zu gehen und sich dessen auch zu 100% bewußt zu sein.
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#14
Zitat:Kann man einen "normalen Soldaten" drillen, wie es z.B. in der Fremdenlegion oder beim MC üblich ist? Wenn ja, nehme ich alles zurück. Dann brauchen wir keine Eliteeinheit, dann sind ALLE Elite. Falls nein, nun, meine Intention war, dass man mit einer speziellen Eliteeinheit eben (und vor allem mit +50% Gehalt als Schmankerl) hier und da ein sehr viel intensiveres Training durchführen kann (ohne zu viele Rekruten abzuschrecken oder eine Meuterei zu provozieren), was die Soldaten jetzt nicht mal bekommen, selbst wenn sie es wollten. Darum gehen ja auch einige zum Marine Cops und sagen das auch ganz offen: Hier werden wir zwar geschunden, aber wir bekommen auch eine Ausbildung, die beim normalen Herr unmöglich ist.

Wer mehr Geld haben will geht eher in eine Söldnertruppe..

Bevor man eine Eliteeinheit werden kann, muss man erst mal mindestens gut gewesen sein.. Mit viel Arbeit kann man besser werden, und viel Arbeit später vielleicht mal zur Elite zählen.
Alles ist relativ, zum Beispiel die Ausbildung/ Ein Caporal-chef (Hauptgefreiter?) 15 Jahre Dienstzeit begleitet eine "Blauen"(Rekruten) in das Grundausbildungszentrum. Frage des Blauens:
"Wie hart ist die Ausbildung ??"
Antwort nach einer Denkpause, "weniger hart als vor 20 Jahren, aber es gilt immer noch Schnauze halten, Zähne zusammen beißen, und durchhalten, es dauert vier Monate. "
Jahre später der "Blaue" ist Begleiter geworden, und der Rekrut stellt dieselbe Frage , und es gibt dieselbe Antwort.
Alles ist relativ, und eine Eliteeinheit definiert sich immer in Funktion einer Umgebung.
Langer Rede kurzer Sinn, definiere erst mal was eine gute Einheit ist, zertifiziere diese Einheit, und dann kann es losgehen es zu verbessern. Liegestützen reichen nicht, da ist viel mehr zu tun.
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#15
Facilier:

Vorausgesetzt ich verstehe dich in der Beschränktheit dieser schriftlichen Kommunikation eines Forums richtig, geht es dir also weder um die körperliche/physische Seite des ganzen (Elite durch größere physische Leistungsfähigkeit) noch um überkommenes militärisches Gepränge (Elite aufgrund internem Status etc), oder eine Kombination aus beidem - sondern eher um die psychologische Seite - also um die Frage wie man von der psychologischen Seite "härtere" Soldaten hervor bringen könnte.

Ich vermute, dass du mit einer deutlich "härteren" Ausbildung schlußendlich auf eine Art Prätraumatisierung hinaus willst, um damit psychologischen Beeinträchtigungen der Soldaten durch den Krieg vorab entgegen zu wirken.

Das ist durchaus nicht falsch, sollte aber auf keinen Fall nur auf eine begrenzte Zahl von Soldaten beschränkt bleiben. Schlußendlich sprechen wir von der Inneren militärischen Kultur einer Streitkräft. Wenn wir nun einer "Elitetruppe" eine vom Rest der Armee abweichende militärische Kultur implementieren (noch mal völlig ungeachtet der tatsächlichen praktischen Machbarkeit in dieser Gesellschaft) so erhöht dies erneut keineswegs die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte, sondern diese bleibt im besten Falle gleich, und wird zur höheren Wahrscheinlichkeit sogar sinken.

Eine auf die Realität des Krieges hin durch eine darauf angepasste Ausbildung psychologisch besser geeignete Elite (ich verwende den Begriff mal) generiert eben insgesamt keine höhere Kampfkraft.

Zitat:Also schaut man sich das so an bei vielen Armeen, habe ich nicht das Gefühl, dass hier Männer ausgebildet werden, die geistig darauf vorbereitet werden, theoretisch für eine Weile in die Hölle zu gehen und sich dessen auch zu 100% bewußt zu sein.

Ich will mal die beiden hauptsächlichen Problembegriffe deiner Vorstellungen heraus arbeiten: 1 Männer. Eine Streitkraft benötigt keine Männer, sie benötigt funktionales Menschenmaterial in einem technisch-maschinellen Sinne um es mal überspitzt auszudrücken, den der Krieg ist eine Maschine, schlußendlich also eine Mechanik. 2. Hölle. Solange du den Krieg als solche betrachtest stehst du dir bereits selbst im Weg und kannst keinen sinnvollen Umgang mit dem Krieg erlangen. Der Krieg ist keine Hölle und erzeugt auch keine solche. In Wahrheit ist es genau diese Fehlwahrnehmung mit welcher PTBS zur Zeit in vielen Armeen regelrecht gezüchtet wird. Die völlige Entfremdung von der Natur, von der Realität und die Überzivilisierung sind genau so schädlich wie sich dem primitiven gefühlsgesteuerten Barbarentum hinzugeben.

Und keine von beiden Problemstellungen lässt sich durch mehr Geld lösen, oder andere materielle Vorteile. Nicht mal ansatzweise. Damit erhältst du eben nicht das eigentlich für den Krieg notwendige Menschenmaterial, den dieses bringt ganz andere grundlegende Einstellungen mit sich bzw. benötigt vollständig andere Einstellungen.

Wenn du also in Form einer Elitetruppe einen Verband schaffen willst, der besser mit den psychologischen Beeinträchtigungen umgehen kann, dann musst du als erstes den Begriff Männer und den Begriff Hölle kritisch hinterfragen und schließlich überwinden.

Das klingt für viele jetzt alles vielleicht ein wenig seltsam, aber das hat schon ganz spezifische persönliche Hintergründe warum ich das so und nicht anders schreibe.
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