@ Merowig,
Du schreibst:
Zitat:potentielle moegliche gegner sollte man meiner Meinung nach nicht aufpaeppeln
Ich sehe in Ostasien und damit in China (ich lass jetzt die Fragen "Menschenrechte" und "Volksrepublik oder Taiwan" gezielt erst mal aussen vor) eigentlich eher einen natürlichen Verbündeten als einen potentiellen Gegner.
Kannst Du mir bitte erklären, wo Du die potentielle Gegnerschaft eines europäischen Staates mit China generell siehst?
Ich sehe nirgends einen Territorialkonflikt zwischen den beiden Gebieten, und ich sehe in der Geschichte, dass eine Kooperation und Partnerschaft zwischen Ostasien und Europa nicht nur zur "Balance" des Eurasischen Kontinents nötig war (was bei der einen Seite abgewehrt wurde hat die zentralasiatischen Steppen in kürzester Zeit überrollt und dann die andere Seite erschüttert), sondern auch dazu geeignet war, den starken zentralasiatischen Mittelbereich zu neutralisieren; konkret:
solange sich z.B. die Mongolen auf beiden Seiten mit den kulturell hoch stehenden Nachbarn gekloppt haben, waren sie nicht in der Lage, diese beiden "kulturellen Weltreiche" zu erschüttern;
richtig gefährlich wurde es immer erst, wenn eine der "Flügelmächte" zu schwach und daraufhin dann die "Mittelmacht dazwischen" zu stark wurde;
- auf die heutige Zeit umgemünzt:
Ich verstehe durchaus, dass der eine oder andere gegenüber den großrussich-sowjetischen Träumen recht skeptisch ist; eine geopolitische Partnerschaft mit dem "Widerpart im Rücken" würde die eigene Sicherheit erhöhen, verlangt aber auch, dass der Partner selbst "glaubwürdig stark" sein muss.
Jetzt zu den Fragen, die ich "aussen vor gelassen" hatte:
a)
Menschenrechte:
Es stimmt, da liegt es in China im Argen - nicht nur da, sondern auch bei anderen Staaten (USA - Guantanamo-Bay, Saudi Arabien ... eigentlich bei fast allen Staaten der Erde). Wir hatten dieselbe Situation im letzten Jahrhundert auch in Europa, in Spanien (Franco), in Deutschland (Nazi-Zeit) und bis vor wenigen Jahren auch im gesamten "ehemaligen Ostblock" incl. der seinerzeitigen DDR.
Es hat sich nach meiner Überzeugung gezeigt, dass eine entwickelte Wirtschaft zwangsläufig mehr Freiheit und Rechtsstaatlichkeit mit sich bringt - die Ökonomie braucht Rechtssicherheit und Gestaltungsfreiheit des Einzelnen.
Wer aber wirtschaftlich entscheidende Weichen stellen kann und über ggroße Reichtümer verfügt (Du sagst selbst, dass China auf dem Weg ist, reich zu werden), der verlangt über kurz oder lang auch die politische Mitbestimmung (schau Dir doch die Situation in Russland an, wo die sogenannten "Oligarchen" zunehmend in Konflikt mit der zentralistischen Regierung Putin geraten). Das heisst, dass zwangsläufig der "freiheitlich-demokratische Rechtsstaat" eine notwendige und unverzichtbare Folge der wirtschaftlichen Entwicklung ist.
Eine "Kulturrevolution" - um in China zu bleiben - war dort nur möglich, solange Mao über einen unentwickelten Staat von Handlangern herrschen konnte.
Sowohl Taiwan wie auch die Volksrepublik zeigen aber auch, dass die Übernahme "westlicher Grundwerte" mit zunehmender Wirtschaftsentwicklung einhergeht.
Und damit bin ich beim 2. Punkt des "aussen vor gelassenen":
b)
Volksrepublik ./. Taiwan:
Zunächst einmal - beide Staaten haben jetzt noch übereinstimmend die Sprachregelung, dass der Konflikt zwischen diesen beiden eine "interne innerchinesische Angelegenheit" ist. Es handelt sich - so wollen es beide Staaten noch sehen - jeweils nur um Teile Chinas.
Dann: Taiwan hat sich erst kürzlich zu einer Demokratie gewandelt. Nach meinen Ausführungen zum vorherigen Punkt wirst Du bei einer möglichst objektiven Betrachtungsweise eigentlich konstatieren müssen, dass die Insel Taiwan dem "Mainland" (Festlandschina) eigentlich nur ein paar Jahre voraus ist. Wenn die unglückseligen Massenkampagnen unter Mao und seiner Ehefrau nciht gewesen wären, wäre China diesbezüglich weiter.
Ich bin überzeugt, dass sich die beiden Teile Chinas (das ist auch die taiwanesische Sprachregelung) wirtschaftlich und gesellschaftlich annähern.
Auch das Festland entwickelt sich, und zwar in einer enormen Geschwindigkeit.
Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, wann die Unterschiede so nivelliert sind, dass eine "friedliche Wiedervereinigung" erfolgt.
Nach meiner ersten These wird diese Zeit umso kürzer, je schneller das Festland zu wirtschaftlichem Wohlstand und Prosperität gelangt.
Damit folgt ein Nachsatz:
Je wohlhabender das Festland wird, desto unwahrscheinlicher wird ein gewaltsamer Konflikt um Taiwan.
Nicht nur, weil die Investitionen im "Mainland" auf dem Spiel stehen, also auch das Festland "immer mehr zu verlieren" hat, sondern auch, weil sich die Gesellschaften harmonisieren und dann ein Konflikt untereinander immer unwahrscheinlicher wird.
Wenn das von Dir wiedergegebene Zitat stimmen würde, dann dürfte gerade Taiwan nicht am Festland investieren. Das Gegenteil ist der Fall: Taiwan ist bereits jetzt einer der größten Investoren auf dem Festland. Warum also sollen sich gerade die Europäer dann nicht an der Entwicklung Chinas beteiligen dürfen?
und nur ganz klein noch ein weiterer Nachsatz:
Was für China und Taiwan gilt, ist genauso auch für Nordzypern und die Türkei anzumerken.