03.03.2021, 07:34
@Quintus Fabius:
Monsieur Trinquier ist für mich der Sherlock Holmes der Aufstandsbekämpfung. Und wer wäre ich, ausgerechnet seine Einsichten auszusparen?
Für den aktuellen Einsatz in Afghanistan halte ich seine Konzepte mittlerweile für "strategisch overdressed", schlichtweg weil sie einem systematischen und konsequenten Krieg gelten. Den führen allenfalls die Gegner, keinesfalls die ISAF.
Doch auch bei einer unsystematischen und inkonsequenten Kriegsführung ist die Eröffnung die kritischste Phase. Schlimmer noch, es die einzige Phase in der die Rechnung vom Gegner erst ausgestellt wird, was bedeutet, daß alles nachfolgende nur noch Zahltag ist.
Hilfreich für die Eröffnung ist Hans Delbrücks Unterscheidung zwischen zwei möglichen Strategien:
• die Ermattungsstrategie
• die Niederwerfungsstrategie
Stringent würde die Niederwerfungsstrategie durch die ISAF Truppen verfolgt, die Ermattungsstrategie, ganz ohne Wahlmöglichkeit, von den Taliban oder was man für Taliban hält. Eventuell erweist es sich als nützlich Taliban nicht als Organisation anzusehen, sondern als ein Verhalten.
Aufgrund des Kräfteungleichgewichtes werden die ISAF Truppen mit Lockmitteln konfrontiert. Einem Lockmittel kann man sich entziehen oder ihm widerstehen. Sie können also bestenfalls in einen Hinterhalt gelockt werden. Der "Regisseur" eines Hinterhaltes bestimmt aber nicht wann oder wieviel Feind er damit trifft.
Umgekehrt ist der Taliban selbst mit Zwingmitteln zu konfrontieren. Ein Zwingmittel bedarf der Einlassung nicht, es wird eben aufgezwungen. Das Wann, Wo, Wie, Wieviel, Woher etc. wird ihm bestimmt.
Die bisherige Gangart in Afghanistan ist jedenfalls eine andere. Aktionen gegen die Taliban ähneln eher Jagdreisen.
T.E. Lawrence (Lawrence von Arabien) notierte schon: Guerillakrieg ist weitaus intellektueller als ein Bajonettangriff.
Deshalb bringen noch schärfere, noch spitzere, noch teurere Bajonette nichts. In einen Kampf mag man vielleicht kopflos geraten sein, ein Krieg aber wird zuvor "gedacht". Das Gedachte zeigt von westlicher Seite her wenig kriegerisches. Es fehlen kriegerische Gedanken. Es fehlen kriegerische Handlungen.
Die Taliban sind hierin weniger obstinat und nutzen die ihnen solcherart zugestandenen Zeit, Raum und Möglichkeit. Sie organisieren sich, und nicht etwa ihre Flucht oder ihr Überleben. Zunehmender Organisationsgrad evolviert einen Kampf zu Krieg.
Zu einem Sieg muß man sich entscheiden. Entschieden hat sich der Westen bloß für Kampf.
Monsieur Trinquier ist für mich der Sherlock Holmes der Aufstandsbekämpfung. Und wer wäre ich, ausgerechnet seine Einsichten auszusparen?
Für den aktuellen Einsatz in Afghanistan halte ich seine Konzepte mittlerweile für "strategisch overdressed", schlichtweg weil sie einem systematischen und konsequenten Krieg gelten. Den führen allenfalls die Gegner, keinesfalls die ISAF.
Doch auch bei einer unsystematischen und inkonsequenten Kriegsführung ist die Eröffnung die kritischste Phase. Schlimmer noch, es die einzige Phase in der die Rechnung vom Gegner erst ausgestellt wird, was bedeutet, daß alles nachfolgende nur noch Zahltag ist.
Hilfreich für die Eröffnung ist Hans Delbrücks Unterscheidung zwischen zwei möglichen Strategien:
• die Ermattungsstrategie
• die Niederwerfungsstrategie
Stringent würde die Niederwerfungsstrategie durch die ISAF Truppen verfolgt, die Ermattungsstrategie, ganz ohne Wahlmöglichkeit, von den Taliban oder was man für Taliban hält. Eventuell erweist es sich als nützlich Taliban nicht als Organisation anzusehen, sondern als ein Verhalten.
Aufgrund des Kräfteungleichgewichtes werden die ISAF Truppen mit Lockmitteln konfrontiert. Einem Lockmittel kann man sich entziehen oder ihm widerstehen. Sie können also bestenfalls in einen Hinterhalt gelockt werden. Der "Regisseur" eines Hinterhaltes bestimmt aber nicht wann oder wieviel Feind er damit trifft.
Umgekehrt ist der Taliban selbst mit Zwingmitteln zu konfrontieren. Ein Zwingmittel bedarf der Einlassung nicht, es wird eben aufgezwungen. Das Wann, Wo, Wie, Wieviel, Woher etc. wird ihm bestimmt.
Die bisherige Gangart in Afghanistan ist jedenfalls eine andere. Aktionen gegen die Taliban ähneln eher Jagdreisen.
T.E. Lawrence (Lawrence von Arabien) notierte schon: Guerillakrieg ist weitaus intellektueller als ein Bajonettangriff.
Deshalb bringen noch schärfere, noch spitzere, noch teurere Bajonette nichts. In einen Kampf mag man vielleicht kopflos geraten sein, ein Krieg aber wird zuvor "gedacht". Das Gedachte zeigt von westlicher Seite her wenig kriegerisches. Es fehlen kriegerische Gedanken. Es fehlen kriegerische Handlungen.
Die Taliban sind hierin weniger obstinat und nutzen die ihnen solcherart zugestandenen Zeit, Raum und Möglichkeit. Sie organisieren sich, und nicht etwa ihre Flucht oder ihr Überleben. Zunehmender Organisationsgrad evolviert einen Kampf zu Krieg.
Zu einem Sieg muß man sich entscheiden. Entschieden hat sich der Westen bloß für Kampf.