(Allgemein) Vergleich des United States Marine Corps (USMC) mit der Bundeswehr
#10
Zitat:der reine Zahlenvergleich aber zu plakativ und so nicht haltbar.

Nun gut, der Aussage kann ich mich anschließen. Zweifelsohne war und ist mein Eingangs-Vergleich plakativ und lässt für das Verständnis der Unterschiede wesentliche Faktoren außer Acht, womit die Betrachtung der genannten Zahlen wertlos ist, weil sie nicht ganzheitlich genug ist. Genau ein solche ganzheitlichere Betrachtung der Frage hat aber ja unsere Diskussion gerade eben erbracht..

Dessen ungeachtet möchte ich dennoch darauf hinweisen, dass meiner Ansicht nach eure Argumentation ebenso immer noch zwei Problemfelder aufweist:

1 die Bundeswehr hat ebenso viele Fähigkeiten nicht welche das USMC hat bzw. ist in vielen anderen Fähigkeitsfeldern dem USMC deutlch unterlegen. Wenn man nun festhält, dass die Bundeswehr andersherum bestimmte Fähigkeitsbereiche abdeckt welche das USMC nicht hat, dann muss man doch umgekehrt ebenso festhalten, dass die Bundeswehr dafür wiederum in anderen Bereichen deutlich schwächer ist oder diese gar nicht zur Verfügung hat. Deshalb finde ich es halt einfach falsch zu erklären, dass das USMC keine vollumfängliche Armee sei. Denn dann ist auch die Bundeswehr und der Gros aller Armeen weltweit keine Armee im Sinne eurer Definition. Man müsste also das ganze gegenseitig bereinigt betrachten, wie Broensen es hier ja so richtig feststellt:

Zitat:Wenn man das jetzt alles raus nimmt (umgekehrt natürlich genauso), hat man einen vergleichbaren Etat. Wahrscheinlich haben die Amis dann immer noch mehr Wumms fürs Geld, aber bei weitem nicht mehr so eklatant.

Meiner These nach erbringt das USMC auch dann wenn man gegenseitig entsprechende Felder heraus rechnet mehr Kampfkraft. Nun kann man natürlich argumentieren dass diese nicht alles ist und ich die Taktische Seite und die unmittelbare Kriegsführung im Gefecht überbewerte und zweifelsohne tue ich das.

2. Wenn man als strategische Fähigkeit definiert, dass dies bedeutet dass man für sich alleine ohne jede weitere Unterstützung einen Krieg führen kann, dann wären meiner Ansicht nach die strategischen Fähigkeiten des USMC größer als die der Bundeswehr. Man müsste dann darüber hinaus überhaupt erst mal fragen was für ein Krieg dies sein soll und was die Umstände sind. Es gibt hier viele Szenarien in denen die Bundeswehr vollständig unfähig wäre und das USMC einen solchen Krieg (dieses jeweiligen Szenarios) auch ganz alleine führen könnte. Das darf man nicht zu begrenzt betrachten. Nehmen wir mal beispielsweise einen modernen Krieg gegen Massen-Terrorismus und/oder bürgerkriegsartige massive Unruhen oberhalb des militärischen Horizontes. Hier wäre das USMC viel eher in der Lage ein solches Szenario vollständig eigenständig abzuarbeiten als die Bundeswehr es jemals könnte. Das ist natürlich nur ein Beispiel von vielen! Würde beispielsweise umgekehrt die Bekämpfung von Piraten vor der Küste Westafrikas der Auftrag sein, würde das USMC entsprechend keine Schiffe dafür haben usw usf

Ich finde daher die Aussage: strategische Fähigkeiten = Befähigung einen Krieg zu führen zu plakativ und zu ungenau, genau so ungenau wie meinen Zahlenvergleich den es kommt stark darauf an von was für einem Krieg wir hier sprechen, wieviel Handlungsfreiheit die jeweilige Streitmacht hat (das USMC ist wohlbekannt für seine Fähigkeit zu improvisieren und vieles selbst zu bewerkstelligen außerhalb der Strukturen der anderen US Streitkräfte) und von was für Umständen exakt wir hier sprechen. Die Bundeswehr ist ja ebenso in ganz vielen militärischen Szenarien unfähig Krieg zu führen und hat damit in diesen Szenarien auch keine strategischen Fähigkeiten.

Beschließend noch ein paar Einzelanmerkungen:

Zitat:Natürlich kann man argumentieren, dass diese Aufgaben und dementsprechend auch die Fähigkeiten in diesen Bereichen entbehrlich sind, vielleicht sogar unnötig oder überflüssig - aber das ändert nichts daran, dass sie aktuell erhoben und entsprechend bereitgestellt werden und folgerichtig auch in der Bewertung berücksichtigt werden müssen.

Aber seht euch doch mal an wie marginal hier in den genannten Bereichen die Fähigkeiten der Bundeswehr tatsächlich sind, wie wenig ausdauernd oder ebenso auf Verbündete und insbesondere die USA die Bundeswehr hier angewiesen ist. Da hier beispielsweise AWACS genannt wurde: als ob dies eine Befähigung der Bundeswehr wäre ?! Ernsthaft zu erklären die Bundeswehr habe AWACS und das USMC nicht ist doch wohl ehrlich gesagt etwas an der Realität vorbei. Die E-3A Flotte gehört genau so wenig zur Bundeswehr wie zum USMC.

Ich kann ja deine Argumentation hier im allgemeinen voll nachvollziehen, aber genau in diesen Details erscheint mir die Zuweisung von Fähigkeiten zugunsten der Bundeswehr dennoch falsch.

Zitat:Die Bundeswehr wird neben den KC-130J des deutsch-französischen Geschwaders Zugriff auf die A330 MRTT der Multinational MRTT Unit haben und besitzt zudem entsprechende Rüstsätze für den A400M (der ja bereits seit zwei Jahren in dieser Rolle auch im Einsatz verwendet wird).

Und wieder, als ob man die Fähigkeiten des nicht umsonst Multinational MRTT genannten Verbandes einfach direkt eins zu eins der Bundeswehr zurechnen könnte. Norwegen und Deutschland haben hier zudem gerade mal 5 Flugzeuge finanziert. Und vom Typ KC130J hat die Bundeswehr 3 bestellt (in Worten drei) und das USMC derer 79 wovon schon über 50 fliegen. 3 zu 79 ist hier der Vergleich. Und wieviele Rüstsätze für den A400M haben wir? Hab auf die Schnelle keine Zahl gefunden, es werden aber gewiss erheblich weniger sein.

Das ist der eigentliche Punkt auf den ich hinaus will: wir verfolgen (immer noch) ein Konzept der Breite vor der Tiefe, welches dazu führt, dass wir zwar durchaus sehr viele verschiedene Fähigkeiten haben, welche das USMC nicht hat, dass aber die Tiefe dieser Fähigkeiten für einen Krieg unzureichend ist. Wenn man nun strategische Fähigkeiten als die Befähigung einen Krieg zu führen definiert, dann muss man nicht nur das bloße Vorhandensein solcher Fähigkeiten werten, sondern auch deren Tiefe, deren Durchhaltefähigkeit und deren Sinn im Kontext der Befähigung Krieg zu führen. Und dann muss man sich fragen was für ein Krieg überhaupt, gegen wen und unter welchen Umständen?

Es nützt der Bundeswehr rein gar nichts strategische Fähigkeiten in homöopathischen Dosen vorzuhalten, sie wird dadurch nicht kriegsfähig - folglicherweise will ich solche Fähigkeiten eher als pseudostrategische Fähigkeiten bezeichnen.

Zitat:Im letzten Jahr betrugt der Unterschied im Übrigen weniger als 5 Mrd. Euro

Was an den extrem teuren aktuellen Beschaffungsvorhaben liegt, nicht weniger als 197 CH-53K, weitere V-22, 353 F-35B, 67 F-35C, 14 neue Artillerie-Batterien usw usf Wenn man etwas weiter zurück geht (vor die aktuelle Hochrüstung) ist der Etat immer wesentlich geringer gewesen:

https://www.statista.com/statistics/2392...ine-corps/

Von 12,67 Milliarden Dollar im Jahr 2001 bis zu 23,37 Milliarden Dollar im Jahr 2017 - dass sind gerade mal 11 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr. Da lag der Wehretat der Bundeswehr durchgehend weit darüber.

https://de.statista.com/statistik/daten/...utschland/
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RE: Vergleich des United States Marine Corps (USMC) mit der Bundeswehr - von Quintus Fabius - 04.11.2021, 22:58

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