Nationbuilding und die Alternativen
#16
@Quintus, deshalb habe ich auch das Beispiel GB gewählt, da dort der Deobandismus sehr weit verbreitet ist. Natürlich ist nicht jeder Deoband dann auch gleichzeitig ein Taliban, aber die Taliban sind quasi auf der Grundlage dieses Glaubens entstanden.
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#17
Das ist insgesamt ein wirklich interessanter Gedanke von dir, Nation Building als eine Form der modernen Kriegsführung. Das führt meiner Meinung nach allgemein zu der Frage, warum die Strahlkraft unserer Kultur nachlässt (was mein Eindruck ist) und warum unser sozialkultureller Einfluss schwindet bzw. nicht so zur Wirkung gelangt wie er es müsste.
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#18
Ich kann die von Lime beschriebene Strategie als extrem langwierige, und dadurch sehr nachhaltige Form der Kriegsführung zwar nachvollziehen, aber als "Nation Building" würde ich das nicht bezeichnen. Denn hier wird eine Nation nicht neu aufgebaut bzw. erschaffen, sondern lediglich eine vorhandene Nation in ihren identitätsstiftenden Merkmalen verändert. Somit wäre etwas wie "Nation Capturing" zutreffender.
Ein tatsächliches "Nation Building" mit dieser Vorgehensweise innerhalb einer bestehenden Nation würde lediglich zu zwei separaten Nationalitäten auf dem selben Gebiet führen, die somit zu Volkgruppen herabgestuft werden müssten, da sie eben keine Einheit mehr bilden würden. Somit wäre allerdings die ursprüngliche Nation dann natürlich besiegt. Und die beiden Volksgruppen müssten sich dann erst wieder zu einer neuen Nation zusammenfinden.

Ein wahrer Krieg der Definitionen....
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#19
Nationbuilding ist es meiner Definition deshalb, weil die vorher dort vorhandenen verschiedenen Ethnien und deren unterschiedliche Formen des traditionellen Islam künstlich durch eine neue gemeinsame Identität und eine neue gemeinsame Form des Islam ersetzt werden. Es wird also künstlich eine neue Nation aus dem vorher dagewesenen geschaffen. Deshalb Nationbuilding.

Dass dann natürlich innerhalb ein und desselben Staates zwei verschiedene Nationen existieren, also die vorher vorhandene und die künstlich von außen innerhalb dieses Staat neu geschaffene ist dafür genau genommen irrelevant. Die Übernahme oder Nicht-Übernahme der Macht in diesem Staat dann durch die neu entstandene Nation ist kein Nation-Building, sondern halt einfach moderne Kriegsführung. Die Schaffung der Nation aber als Grundlge für diesen Prozess würde ich aber eben sehr wohl als Nation Building ansehen.

Die Saudis verwenden seit Jahren einen Haufen Geld für dieses Projekt einer geeinten salafistisch/wahabitischen Sunna. Interessant ist hier die Konzentration auf die Softpower und daher stellt sich mir die Frage, ob dass in Bezug auf uns nicht ein vernachlässigter Bereich war. Wie ich es schon schrieb wären Breitbandinternet und kostenlose Smartphones für jeden (zugleich eine günstige Entsorgung unseres Elektroschrotts) vermutlich wirksamer gewesen als die unzähligen sinnfreien Patrouillenfahrten deren Show of Force mehr als kümmerlich war und die Einheimischen eher an uns zweifeln ließ als sie für uns einzunehmen.

Kostenlose Streamingdienste mit den neuesten Filmen und Serien, einfachst zugängliche und kostenlose Pornographie nach Belieben, kostenlose Musik zum runterladen, all das hätte sozialkulturell mehr Wirkung in der von uns gewünschten Richtung als sich mit dem Dingo 2 sinnlos ansprengen zu lassen.
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