(Land) Einsatz der Bundeswehr in Mali
#75
@Quintus
Zitat:Und keineswegs habe ich geschrieben, dass wir keine Auslandseinsätze mehr machen sollten, sondern dass wir bei einer ehrlichen und aufrichtigen Analyse endlich mal einräumen sollten, dass der Zweiklang aus Außenpolitik und Führung der Bundeswehr hier versagt hat und dass jedes Scheitern vor Ort dort seine Wurzeln hat.
Okay, das hatte ich dann irgendwie anders in Erinnerung bzw. ich hatte dich so verstanden, dass Auslandseinsätze für ein generelles Übel seien, die der Neuausrichtung der Truppe etc. im Wege stehen.
Zitat:Stabilisierung ist genau so unsäglich wie der Begriff Terrorismusbekämpfung (was bei den Franzosen meiner Meinung nach zu sehr im Vordergrund stand/steht, aber immer noch besser war als alles was wir so getrieben haben, weil es beschränkte realistische Ziele verfolgte). Das ist einfach nur von den Amis kopiert - und entsprechend genau so erfolglos wie alles was die USA in dieser Richtung unternommen haben.
Jein, wir müssen hier einfach auch sehen, dass Mali fast doppelt so groß wie Afghanistan ist - und selbst dort war die Truppenanzahl (rund zehnmal so viele Soldaten wie in Mali) nicht ausreichend. D. h. der Ansatz der Terrorismusbekämpfung, ebenso wie jener der Stabilisierung, ist im Grunde nicht falsch oder schlecht etc., aber es wurden zu wenig Truppen eingesetzt auf einer zu großen Fläche. Und das hat natürlich bei den Menschen den Eindruck hinterlassen, dass die fremden Truppen nicht wirklich was bewegen.
Zitat:Und das da möglichst viele andere auch noch mitmischen ist mehr ein Problem als eine Lösung: multinationale Stabilisierungsoperationen ist gleich Scheitern.
Wenn man nur ein wenig "herumstabilisieren" will mit angezogener Handbremse, dann sicherlich ja. Ist halt dann die Frage, was man einbringen will und was einem die Sicherung des europäischen Vorfeldes wert ist.
Zitat:Ein weiterer Aspekt (Stichwort Versagen unserer Außenpolitik) der sich immer sehr negativ auswirkt ist der Einfluss der Innenpolitik in dieser Bundesrepublik auf die Auslandseinsätze. Der Wille der Wähler hierzulande ist relevanter als der Wille der Einheimischen Bevölkerung in den Einsatzländern.
Das Problem ist die Getriebenheit der Politik. Macht man nichts, dann heimst man sich heftige Kritik ein, wenn es dann doch einen Terrorakt gibt (Man wusste es doch!, Man hat die Gefahr kommen sehen und den Kopf in den Sand gesteckt! usw.). Stabilisiert man nicht oder macht nichts, dann hat man irgendwann "rechtsfreie Badlands", "failed states", Terrorbanden und bald wohl wieder hunderttausende Flüchtlinge vor der Türe, die man aber bitteschön auch irgendwie nicht haben will. Und wenn man gar ein ausländisches Regime mit Geldern der Steuerzahler unterstützt, das dann den Türsteher für uns mimen soll, dann ist es auch wieder nicht recht. Tja, und die Politik versucht irgendwie dann eine behutsame, unvollendete Kompromisslösung zu finden, die die eigenen Wähler nicht zu sehr verprellt, die aber doch - gerade hinsichtlich militärischer Einsätze - schwammiges Stückwerk und oftmals ein fehlerhaftes, auch von Unfähigkeit befördertes Gebilde samt Irrungen und Wirrungen ist. Leider.

Genau genommen schieben "wir" damit aber das Problem nur weg von uns und der Politik in die Schuhe, denn das eigentliche Problem sind (oftmals unbewusst) häufig wir selbst in unserer Igelhaltung. Wir weigern uns beharrlich, den Notwendigkeiten ins Auge zu sehen oder weichen aus. Denn Fakt ist leider auch: Wir wollen eines - nämlich nichts (besser: nichts von alldem). Ja, wir sind teils gerne die großen Oberverweigerer. Keine Auslandseinsätze, keine Terrorakte, keine Islamisten, keine Unterstützung von Regimen, keine Flüchtlinge. Und bitte auch keinen Klimawandel, der stört irgendwie nur.

Ob das jedoch eine Rechnung ist, die aufgeht, auf die man sich stützen kann, ist allerdings doch leicht fraglich. Aber halt - wenn die Rechnung nicht aufgeht, kann ich ja irgendwen schon verantwortlich machen...

Schneemann
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