Krieg im 21. Jahrhundert
#72
Helios:

Man sollte an der Stelle auch nochmal einhaken und explizit betonen, dass ObiBiber ausdrücklich eine Armee von leichten MRAPs vorgestellt hat, und nicht eine die auf Technicals aufbaut. Ob das nun JLTV sind, oder man für die Bundeswehr das ganze auf Duro, Yak, Eagle IV und V aufzieht, ist dabei völlig gleich. Und ich selbst habe eigentlich vor allem die auf dem Duro aufgebaute Fahrzeugfamilie als mögliche Plattform hier genannt und favorisiert. Technicals wären hier daher nur eine Ergänzung dieser "Basisplattform".

Zitat:Im Endeffekt landen wir also bei einer solchen bipolaren Betrachtung nur aus unterschiedlichen Richtungen bei dem gleichen Problem. Um das Ziel einer höhen Quantität zu erreichen muss also aus der bipolaren Betrachtung ausgebrochen die Kombination aus günstiger Plattform und günstiger Munition angestrebt werden. Und das bei unverminderter Kampfkraft, denn es nützt ja nichts, eine Einfachheit zu erreichen, wenn diese wiederum die reale Kampfkraft reduziert.

Kampfkraft muss auch immer relativ zum Feind gesehen werden. Und wie ich es schon schrieb ist die Realität eben keineswegs so bipolar, sondern bewegt sich das meiste was ist nicht an diesen extremen Polen sondern irgendwo dazwischen. So gibt es genauso extrem teure Artilleriegranaten wie auch extrem günstige Raketen. Bei den Plattformen das gleiche und dies selbst innerhalb sehr ähnlicher Systeme. Wie der "Preis" ausfällt, hängt von den Anforderungen an das System ab. Einen Aspekt haben wir hier ja schon diskutiert und du hast ihn so passend benannt: Überfunktionalität. Das andere ist eine extreme Leistungsfähigkeit in bestimmten Aspekten, beispielsweise in Reichweite, Durchschlagskraft, Flächenwirkung, Resistenz gegen EloKa etc

Wenn man nun bewusst in bestimmten Teilaspekten eine geringere Leistung akzeptiert, weil diese aufgrund von Konzeption und Doktrin auch gar nicht benötigt wird, wenn man im weiteren sich auch auf sogenannte Technologiekiller konzentriert, dann kann man auch die Kosten der Wirkmittel bei sehr günstigen Plattformen weitgehend drücken. Die Wirkung der Wirkmittel wird ja in der bipolaren Betrachtung entweder von der Plattform erbracht (ad extremum nur durch diese) oder sie wird vom Wirkmittel selbst erbracht. Entsprechend müssen die Teilaspekte dessen was Leistung ist von der Plattform oder vom Wirkmittel erbracht werden. Dem folgend bedeutet der bewusste Leistungsverzicht auf spezifische Teilaspekte dessen was die Leistung ausmacht sofort eine Kostenreduzierung auch bei den Wirkmitteln.

Zitat:Nun hast du dafür einige sehr gute Beispiele gebracht (bspw. ein Einheitsgeschütz), andere wiederum finde ich problematischer mit Blick auf möglichst hohe Quantitäten (bspw. Raketen).

Ein praktisches Beispiel: Nehmen wir eine leichte Raketenartillerie auf einer möglichst billigen Plattform. Man könnte so weit gehen so ein System einfach auf einem Dreibein zu installlieren. Wenn man nun bewusst beispielsweise auf eine hohe Reichweite verzichtet, kann so ein System extrem kompakt und leicht gebaut werden und hätte dennoch eine hohe Wirkung im Ziel. Nun ist so ein System natürlich in vielen Szenarien kaum zu gebrauchen, es muss also schon zur grundsätzlichen Ausrichtung und zur Doktrin passen. Wenn wir nun im weiteren annehmen, man würde einen solchen leichten Raketenwerfer in immenser Stückzahl herstellen, wären die Kosten so gering, dass man mehrere zehntausend Stück davon für den Preis eines einzigen Kampfflugzeuges herstellen kann. Nehmen wir im weiteren an, wir beschaffen statt 10 Kampfflugzeugen nun eine immense Zahl solcher einfacher Werfer kurzer Reichweite und es seien dann um die 100.000 Stück. Nehmen wir im weiteren an, die Erfolgswahrscheinlichkeit wäre nur 5% (aufgrund vieler feindlicher Gegenmaßnahmen wie dem Einsatz von Multispektralnebel, präventiven Beschießen von Gelände mit Artillerie, Hardkillsysteme, abgesessene Infanterie welche das Gelände sichert, Reaktivpanzerung, hohe Geschwindigkeit usw usw), dann bedeutet dies die Zerstörung von 5000 Panzern des Gegners, oder um es anders auszudrücken, seine mechanisierten Großkampfverbände wären weitgehend zerschlagen. Da wir ja gerne über das Baltikum sprechen: was wäre nutzbringender dort um einen russischen Angriff abzuschlagen oder effektiv abzuschrecken? 10 Kampfflugzeuge oder 100.000 Einheiten leichte Raketenartillerie welche 5000 feindliche Panzer zerstören ?! Natürlich müssen der geographische Raum, die Umstände, die grundsätzliche Strategie, die Doktrin und die Wehrkultur dazu passen.

Es gibt hier also keine Axiome, da andere Umstände jeweils auch andere spezifische Lösungen erfordern. Das gerade ausgeführte Beispiel soll daher nur als Illustration des grundsätzlichen Konzeptes an sich dienen.
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Krieg im 21. Jahrhundert - von Quintus Fabius - 27.04.2021, 21:38
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