Krieg im 21. Jahrhundert
#59
(04.12.2021, 18:13)Quintus Fabius schrieb: Warum sollte ein relevanter Leistungsverlust auftreten nur weil es keine elektronische Motorsteuerung gibt? Es gibt beispielsweise russische LKW (und andere Fahrzeuge) welche speziell für Sibirien gebaut wurden welche auch keine solche haben und in keinster Weise haben diese dadurch irgendeinen Leistungsverlust, ganz im Gegenteil !

Mit der elektronischen Motorsteuerung geht auch eine Belastungssteuerung einher, die erhöht die Robustheit und die Lebensdauer des Antriebs während gleichzeitig Verbrauch gesenkt und Maximalleistung erhöht wird. Einen Motor ohne Elektronik zu bauen bedeutet, in all diesen Punkten Leistungseinbußen hinzunehmen, gerade hinsichtlich der Robustheit und Lebensdauer wird das durch Material und Toleranz kompensiert, was wiederum das Leistungsgewicht senkt. Wenn du gerade die russischen LKW ansprichst, schau dir mal an welche Motoren JaMZ früher und heute liefert, und wie die Leistungsdaten unter der Berücksichtigung der Motorsteuerung aussehen.

Zitat:Härtung kostet mehr Geld. Radikale Abkehr spart Geld und erzielt den gleichen Effekt.

Das stimmt halt nicht, gerade Mercedes (weil das hier ja angesprochen wurde) hat mit dem Technologiewechsel und dem Einsatz von Elektronik zur Motorsteuerung die Kosten pro Einheiten senken können, bei gleichzeitiger Leistungssteigerung in jeder Beziehung. Ein solcher Motor ist ungehärtet also erstmal günstiger. Die Härtung selbst kostet natürlich, aber die Werte sind belanglos in Relation zu den Gesamtkosten des Fahrzeugs. Insofern bin ich schlicht nicht bei dir, was die Verbannung von Elektronik angeht.
Wichtig ist halt, dass die Elektronik tatsächlich mit Blick auf die Einsatzerfordernisse des Militärs verwendet wird, und nicht einfach nur die zivilen Entwicklungen 1:1 mitgegangen werden (weil die völlig anderen Anforderungen genügen müssen).

Zitat:Die resultierende Übertechnologisierung senkt die Quantität zu stark ab und schließlich kreuzen sich beide Linien und das mehr an Qualität führt zu weniger Kampfkraft.

Das ist, wie du selbst sagst, altbekannt. Allerdings halte ich den Versuch, Extremismus mit Extremismus zu bekämpfen den völlig falschen Ansatz, denn das was du (und ich bewerte das rein aus der technischen Perspektive) planst reduziert ebenfalls die Kampfkraft.

Zitat:In der bloßen Theorie.

Alles hier ist bloße Theorie, und ich gebe konkrete technische Umstände zu bedenken, mehr kann ich mangels genauerem Wissens um die konkreten Einsatzbedingungen auch kaum machen. Was mir konkret fehlt sind zum einen eine Szenarienvielfalt, insbesondere was die technischen und organisatorischen Anpassungen des Gegners angeht, und dann eine konkrete Skizze, wie in solchen Szenarien taktisch und strategisch von beiden Seiten agiert wird.

Zitat:Die Idee des komplett transparenten und vollständig durchsichtigen Schlachtfeldes kann in der praktischen Realität nicht funktionieren (zumindest nicht auf absehbare Zeit) und die wie geschrieben ist die bloße Aufklärung nur ein Bruchteil des Ganzen und nicht einmal der wesentlichste.

Ersteres versuche ich hier im Forum schon seit Ewigkeiten klar zu machen, trotz aller modernen Technik, trotz aller Leistungssteigerungen, wird auch der nächste Krieg in weiten Teilen diffus sein. Gerade deshalb erachte ich aber die Aufklärung für enorm wichtig, das "wesentlichste" will ich nicht sagen, aber relevant genug, um ihr mehr Augenmerkt zu schenken als dies gemeinhin der Fall ist.

Zitat:Aber nehmen wir einmal an, dass von dir hier propagierte völlig transparente Schlachtfeld wäre Realität (denkbar, also auch machbar). (...) Die von Obibiber hier skizzierte Armee wäre also in dem von dir hier postulierten transparenten Kriegsraum deutlich besser, weil sie die zwingend auftretenden erheblichen Verluste eher wegstecken könnte und danach immer noch kriegsfähig wäre.

Ich propagiere oder postuliere hier gar nichts, schon gar kein transparentes Schlachtfeld. Ich versuche nur darzulegen, weshalb ich so manchen der hier von euch genannten Vorteile schon aus technischer Sicht nicht nachvollziehen kann. Und gebe eben zu bedenken, dass ich hier primär ein Szenario lese: der Angriff einer konventionellen Streitmacht. Für mich ist eine solche Betrachtung, vielleicht weil ich sie in der Tiefe nicht verstehe, viel zu eindimensional.

Zitat:Das setzt aber voraus, dass der Gegner entsprechend seine Streitkräfte ebenfalls umbaut. Dies bedeutet zunächst einen Zeitraum, in welchem er militärisch deutlich weniger leistungsstark ist, was für uns vorteilhaft ist und zum anderen dass seine Streitkräfte eine bereits jetzt im Vorab absehbare Form einnehmen, welche wir nicht nur vorhersehen können

Ersteres müssen wir aber voraussetzen, weil alles andere keinen Sinn ergibt. Und der Zeitraum, in denen er weniger Leistungsstark ist spielt keine wirkliche Rolle, weil wir eine defensive Position einnehmen; er würde nur dann relevant werden, wenn wir daraus einen langfristigen Nutzen ziehen können. Letzteres bezweifle ich wiederum, und halte es geradezu für gefährlich, sowas überhaupt anzunehmen. Es gibt keine Vorhersehbarkeit über der Unmittelbarkeit hinaus, wir wissen nicht, wie der Gegner tatsächlich reagieren wird, welche Systeme er entwickeln wird und wie gut wir darauf reagieren können. Wir können Vermutungen anstellen, und da sehe ich sehr viele und meines Erachtens zu viele positive Vorzeichen bei euren Überlegungen.

(04.12.2021, 21:08)Ottone schrieb: Der Wolf 290GD bzw 290GDT wurde bis geschätzt 2008 ohne Steuergerät gebaut.

Der "Standard"-Wolf 250 GD wurde bis etwa 2000 herum ohne Steuergerät gebaut, deutlich länger als die zivilen Derivate des OM 602. Zusatzbestellungen und Nachlieferungen kamen dann mit dem OM 602D29 bzw. den Nachfolgern, die müssten eigentlich alle schon eine elektronische Motorsteuerung gehabt haben (die Nachfolger des 602 auf jeden Fall). Die Leistungsentwicklung der kleinen Dieselaggregate in den letzten dreißig Jahren ist jedenfalls enorm.
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