(Land) Regiments- vs. Bataillonsstruktur
#39
Broensen:

Zitat:Wie siehst du diesbezüglich die Unterstellung von besonderen (Teil-)Einheiten unter Manöverelemente? Also z.B. schwere Kompanien, Aufklärungszüge etc. innerhalb von Infanterieeinheiten. Ich persönlich halte es für vorteilhafter, wenige Manöverelemente mit selbständig Aufträge durchführenden Sonderelementen zu kombinieren, anstatt zu viele direkt zu führende Elemente zu kombinieren. Also lieber in einem Regiment 3-4 Kampfkompanien mit Aufklärern, Mörsern etc. ergänzen, als 7-8 Infanteriekompanien geschlossen zu führen und alles weitere auf Brigadeebene zu koordinieren.

Man müsste hier halt eher von einer Regiments-Kampfgruppen- vs. Bataillons-Kampfgruppen Struktur sprechen, statt von Regimentern und Bataillonen.

Den reine klassiche Regimenter machen so heute keinen Sinn mehr. Entsprechend macht es auch gar keinen Sinn 7 - 8 Infanteriekompanien geschlossen irgendwo zu führen. Als Befürworter organischer Strukturen in denen sich bereits alle gründlich kennen machen auch aus solchen für den Friedensbetrieb eventuell interessanteren Friedensstrukturen keinen Sinn mehr.

Aber wäre ein "Regiment" mit 3 - 4 Kampfkompanien überhaupt ein Regiment? Warum dieses überhaupt noch so benennen, haben doch Bataillone schlußendlich auch eine solche Größe?!

Eine klassische Gliederung von mir seit vielen Jahren im Bereich der Infanterie zum Vergleich:

Kommando (Regimentskampfgruppe) zu 1 Stabs-Fahne (verstärkte Kompanie) 200, 1 Feuerunterstützungs-Fahne (verstärkte Mörserkompanie) 200, 4 Infanterie-Fahnen (verstärkte Infanteriekompanien je 200. Somit käme diese leichte Infanterie-Einheit auf 1200 Mann, mit einer immens großen Stärke an real einsetzbarer Infanterie, bei real nur 6 Untereinheiten.

Zum direkten Vergleich: das Jäger-Regiment 1 hatte 1800 Mann (also einiges mehr), und war in 10 Kompanien gegliedert. Nun ist das dahingehend interessant, dass damit die Kompanien querschnittlich 180 Mann hatten ! was ja wenn ich eine solche Stärke fordere immer massivst kritisiert wird und ins Lächerliche gezogen. Tatsächlich hatten die Kampfkompanien hier natürlich deutlich weniger und kamen noch weitere logistische und sonstige Elemente außerhalb der Kompanien hinzu.

Das von mir hier skizzierte Kommando (Regimentskampfgruppe) hätte aber de facto mehr real einsetzbare Infanterie gehabt. Es benötigt dann als echte leichte Infanterie auch weniger bestimmte Kampfunterstützungstruppen, beispielsweise weniger Pioniere, Versorgung etc

Wenn man aber den Bereich der leichten Infanterie verlässt, dann steigt der notwendige Anteil solcher Kampfunterstützungstruppen natürlich steil an.

Daraus ist meine Schlußfolgerung, dass Bataillonskampfgruppen zu klein sind, und von der Größe her gar nicht das ausreichend mitführen können was eben notwendig ist. Bataillonskampfgruppen gingen meiner Meinung nach beispielsweise bei echter leichter Infanterie, sind aber bei mechanisierten Einheiten bereits zu beschränkt von der Mannzahl her um all das in ausreichender Quantität mit "reinzupacken" was da erforderlich ist. Entsprechend wäre eine Regiments-Kampfgruppe durchhaltefähiger und hätte mehr Kampfkraft. Sie wäre aber immer noch völlig ausreichend beweglich und kompakt.

Deshalb benötigt man entsprechende Zusatzelemente (Aufklärung, schwere Kompanien etc) direkt in dem "Regiment" - also der Regiments-Kampfgruppe. Und auch die eigentlichen Kampftruppeneinheiten müssen zahlenmässig stärker sein, deshalb ja eine Regimentskampfgruppe und keine Bataillonsstruktur. Damit es davon aber nicht zu viele werden, vergrößert man einfach die Kampftruppeneinheiten ebenfalls (etwas).

Querschnittlich betrachtet müssen sie dazu von der Größe her gar nicht so sehr vergrößert werden. Etwas größer genügt schon, und man hat mehr Kampftruppe (Regimentsstärke statt Bataillonsstärke) und trotzdem zugleich weniger Untereinheiten.

An dieser Stelle wird mir dann immer eine Milchmädchenrechnung vorgeworfen, weil die Gesamtzahl ja keine andere sei, sondern man diese nur anders gliedern würde etc, aber es verändert wie schon oben beschrieben eben erheblich die Gewichtung bei der Führung. Natürlich kann man immer argumentieren, dass dann beispielsweise 3 Bataillons-Kampfgruppen im Endeffekt genau das gleiche liefern wie 2 Regiments-Kampftruppen, weil beispielsweise Mannzahl und Systeme praktisch gesehen gleich sind, aber die Führungsfrage ist hier meiner Meinung nach die entscheidende und wo exakt diese Mannzahl eingesetzt wird und in welchem Verhältnis.

Zur allgemeinen Erheiterung mal ein Regiment wie es früher mal war ! Der Kaiserlich Japanischen Armee von ca 1939, Standard-Größe (es gab auch deutlich größere):

HQ Kompanie mit 176 Mannn, Fernmelde Kompanie mit 132 Mann, Artillerie-Einheit (75mm) mit 122 Mann, Panzerabwehr-Einheit (PaK) mit 116 Mann, Drei Infanteriebataillone mit jeweils 1099 Mann (zusammen 3297 Mann), Pionier-Einheit mit 100 Mann. Summa Summarum 3943 Mann.

Die meisten japanischen Regimenter stiegen dann vom Umfang her alsbald auf 4831 Mann weil man die Mannzahl der Standard-Einheiten als unzureichend für einen ernsthaften Krieg betrachtete und es gab sogenannte verstärkte Regimenter (Typ A) mit bis zu 5687 Mann.

Man vergleiche das mal mit Heute.
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Nachrichten in diesem Thema
Regiments- vs. Bataillonsstruktur - von 26er - 21.04.2021, 10:27
RE: Regiments- vs. Bataillonsstruktur - von Quintus Fabius - 26.04.2022, 09:59

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