(Land) Regiments- vs. Bataillonsstruktur
#22
(21.04.2022, 22:15)Pogu schrieb: Die Hauptunterschiede, also in groben Zügen umrissen, liegt im Sortiersystem.

Hat man verschiedene Waffengattungen, kann man diese sozusagen alle in einer Kaserne zusammenfassen (ich simplifiziere hier).

Beispielsweise kann ich alle Panzergrenadiere unter ein Kommando zusammenfassen, alle Kampfpanzereinheiten unter ein anderes, und die Panzerartillerie wieder unter ein ganz eigenes. Das würde man eine Regimentsstruktur nennen.

Der Vorteil liegt in der Logistik, der Verwaltung und manchmal auch in der Ausbildung. Nachteilig ist daran, daß im Anlaßfall daraus erst ein Verband mit den anderen Waffengattungen zusammengestellt werden muß. Ferner ist es ein Nachteil, wenn sich das übergeordnete Kommando eher als Truppenverwalter denn als Truppenführer gestaltet. Im Jahr 2000 gab es in Australien sogar eine parlamentarische Rüge diesbezüglich:

Es ist wie mit einem Stapel Karten. Sortiere sie in Stapeln zu je einer Farbe und Du hast ein Regiment. Sortiere sie so, daß jeder Stapel alle Farben enthält und Du hast ein Bataillon. Stark simplifiziert aber vielleicht hilfreich.

Seit dem 19. Jahrhundert (Krimkrieg und US-Amerikanischer Bürgerkrieg) und auf jedem Fall seit dem Ersten Weltkrieg gibt es den Kampf- und das Gefecht der verbundenen Waffen. Diese Revolution im Militärwesen hatte verschiedene Gründe (hier extrem verkürzt aufgezählt: Feldbefestigungen, Artillerie mit Rohrrücklauf, Maschinengewehr, Tanks, Flugzeuge später Panzer bzw. gepanzerte Fahrzeuge mit verschiedenen Funktionen für Flugzeuge gilt Ähnliches wie für Drohnen usw. usf.).
Es macht immer Sinn Einheiten und Verbände so aufzubauen, so dass sie effizient zusammenwirken können. Denn Kampfpanzer ohne Infanterie in eine Stadt zu schicken ist völlig schwachsinnig, genauso im zerschnittenen Gelände. Denn Kampfpanzer für sich alleine werden so schnell zum Ziel von Panzerabwehrsystemen (KanJgPz, RakJgPz, PARS, Schlachtfliegern, Drohnen, Jagdbombern, Infanteristen mit PzFaust, Kampfhubschraubern, Artillerie mit endphasengelenkten Geschossen [bspw. SMART oder Copperhead], oder einfach PaK), daher braucht man immer Aufklärer, Panzergrenadiere und Artillerie um Bedrohungen niederzuhalten (Mörser, Artillerie, Schlachtflieger, Jagdbomber) oder um die abwehren zu können Flugabwehr und eigene Artillerie. Ebenso brauchen Panzergrenadiere und leichte Infanterie Feuerunterstützung um vorrücken zu können oder um Kampfpanzer abwehren zu können.

Deshalb ist es sinnvoll einen Waffenmix zu haben, damit die oben beschriebenen Aufgaben erfüllt werden können, ohne bereits am ersten Waldrand oder Dorfeingang aufgehalten zu werden.
Diese Fähigkeiten sind tw. verloren gegangen, weil man zu sehr auf asymmetrische Konflikte (Friedenssicherung, -erhaltung und Stabilisierungs-einsätze fixiert war). Bspw. haben die Israelis gewaltig etwas auf die Mütze bekommen, als sie ohne die Grundsätze zu beherzigen, in den Libanon eingedrungen sind, da wurden sogar Merkava-KPz abgeschossen, nur weil ein Paar PAR-Systeme gut platziert waren.

So hat die BW die Flugabwehrtruppe, die Panzerjägertruppe aufgelöst und bei den PzGren die Mörser abgeschafft. Es wurden sogar auf Ebene der Brigade die Artillerie eingespart, so dass der Kampf und das Gefecht der verbunden Waffen schlicht nicht mehr möglich war.
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Nachrichten in diesem Thema
Regiments- vs. Bataillonsstruktur - von 26er - 21.04.2021, 10:27
RE: Regiments- vs. Bataillonsstruktur - von Delbrueck - 21.04.2022, 22:56

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