Bürgerkrieg in Syrien
#8
Zitat:Schneemann:

Die Zahl der Syrer (als syrische Staatsangehörige gezählt) hat seit Kriegsbeginn insgesamt zugenommen und innerhalb der Gebiete welche Assad sicher im Griff hat ist keineswegs eine Friedhofsatmospähre, sondern da leben die Menschen zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in Frieden und versuchen das was primär durch ausländische Mächte verursacht zerstört wurde wieder aufzubauen.

Genau genommen hat man in Syrien nur im Rahmen der kompensatorischen Sterblichkeit getötet.

Es handelt sich also keineswegs um einen Failed State, sondern der syrische Staat unter Assad existiert einfach weiter, nur halt mit einem etwas verringertem Staatsgebiet, mit besserer Kontrolle über die Bevölkerung als vor dem Krieg und mit mehr interner Stabilität als vor dem Krieg.

Den Flüchtlingen wird ihr zurückgelassener Besitz weggenommen und an die Treu gebliebenen verteilt, dass Land ist teilweise ethnisch gesäubert (was immer stabilisierend wirkt) und der beste Vergleich ist nicht so sehr der Kongo, sondern eher Serbien nach dem Jugoslawischen Bürgerkrieg. Kleiner aber weiterbestehend und stabiler.
@Quintus

Also die Zahl der Syrer an sich dürfte abgesunken sein. Es gibt zwar keine sicheren Erhebungen (wie auch), aber man schätzt grob, dass die Zahl der Bevölkerung in Syrien von ca. 21 Mio. zu Kriegsbeginn auf aktuell irgendwo zwischen 17 und 18 Mio. gesunken ist.

Der Knackpunkt dürfte sein, dass ein Großteil jener, die geflohen sind, sich die Flucht leisten konnten oder zumindest vor dem Krieg zu den besser gestellten Personen gezählt werden können. D. h. der "brain drain" wird für das Land nicht von der Hand zu weisen sein. Stellt man voran, dass das Land befriedet ist, was ich sehr skeptisch sehe, so wäre es angesichts der Verwüstungen schon schwierig genug, einen Wiederaufbau zu stemmen. Mit dem Verlust eines nicht unwichtigen Teils der Menschen stellt sich dies jedoch nochmals schwieriger dar. Rechnet man nun die Faktoren hinzu wie bspw. schwelende Konfliktherde im Inneren, Kriegszerstörungen oder Belastungen durch Landminen etc., so werden Bemühungen in die Richtung Wiederaufbau schwer behindert. Selbst eine demokratische Struktur mit halbwegs wohlwollenden Besatzungsmächten (oder Alliierten) hätte hier enorme Probleme.

Es mag sicher so sein, dies muss man zugestehen, dass manche Gebiete im Westen des Landes (inkl. auch Damaskus) eine gewisse Normalität, ja Stabilität wieder ausgepägt haben, aber andere Gebiete oder Städte wie z. B. Rakka, Aleppo oder Homs sind schwer verwüstet, der Aufbau wäre eine Herkulesaufgabe. Da nicht von auszugehen ist, dass hier Iraner oder Russen helfen werden, zumal die Iraner ihre eigenen Probleme mit Sanktionen und anderen Stellvertreterkriegen haben und die Russen sicher auch nicht Milliarden investieren wollen - es gab ja schon Spekulationen, wonach sie bereits ohne Assad planen (?) -, wird vieles eingeschränkt auf internationale Organanisationen zurückfallen. Diese sind aber vom Assad-Regime wiederum nicht gerade geliebt und werden finanziell allenfalls Hungerhilfe betreiben können. Kurzum: Die in Trümmern liegenden Gebiete werden noch lange in Trümmern liegen. Und damit auch die Infrastruktur und die Versorgungswirtschaft, was zwangsläufig zu einer weiteren Abwanderung führen wird.

Im schlimmsten Fall haben wir also ein vom Ausland stabilisiertes Regime, dass in ca. einem Drittel des Landes relativ stabil-repressive Verhältnisse schaffen könnte, während die restlichen Landesteile entweder teils von ausländischen Mächten kontrolliert werden (ich denke auch an die Türkei im Norden), Wüsteneien sind oder ein Quasi-Somalia für irrlichternde Fundamentalisten-Milizen bilden.

Schneemann.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Bürgerkrieg in Syrien - von lime - 25.02.2021, 23:15
RE: Bürgerkrieg in Syrien faktisch beendet? - von Schneemann - 01.03.2021, 12:31
RE: Bürgerkrieg in Syrien - von Schneemann - 08.10.2023, 18:19
RE: Bürgerkrieg in Syrien - von Schneemann - 29.03.2024, 14:26

Gehe zu: