Bürgerkrieg in Syrien
#16
Russland verlegt Bomber nach Syrien:

https://twitter.com/Russ_Warrior/status/...7120488463

Zitat:The arrival of Russian long-range bombers at the Hmeymim airbase in #Syria is intended to demonstrate #Russia’s resolve and stabilize the situation in the region, Coordinator of the Coop. between the State Duma and the People’s Assembly of Syria Sablin

Ein interessanter Zug an dieser Stelle zu dieser Zeit.
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#17
Syrien ist derart eingeschlafen, dass alles was dort noch geschieht einfach als Normalität hingenommen wird, so auch die fortwährenden israelischen Luftangriffe, welche man einfach hinnimmt ohne sie auch nur noch irgendwie gedanklich in Frage zu stellen:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/43...ime-strike

https://www.thedrive.com/the-war-zone/43...te-imagery

Es ist schon erstaunlich, wie weitreichend diese Angriffe gehen, ohne dass sich beide Länder im Kriegszustand befinden und wie sehr man das einfach als völlig normal und gerechtfertigt akzeptiert.

Das wirklich interessante an den israelischen Luftangriffen aber ist, dass es sich de facto um eine hybride Kriegsführung aus der Luft handelt, den Israel erklärt offiziell es hätte nichts mit diesen Luftangriffen zu tun, oder schweigt einfach dazu und erklärt, man wisse nicht wer diese Angriffe durchgeführt habe etc

Man bekennt sich schlicht und einfach nicht dazu. Das ist ein Ansatz der ganz allgemein militärisch interessant ist, die Übertragung der höftlichen grünen Männchen in die Luft. Man könnte so etwas auch im maritimen Bereich andenken. Man versenkt einfach beispielsweise Handelsschiffe anderer Länder und erklärt, man wisse nichts davon.

Man führt Krieg und behauptet, man führe keinen Krieg. Das ist der Weg militärische Konflikte so durchzuführen, dass die Gefahr dass sie eskalieren deutlich geringer ist und so bleibt man knapp am miiltärischen Horizont und arbeitet den Gegner langsam aber sicher ab. Jeder Staat der diese Vorgehensweise rücksichtslos exploriert kann sich dadurch erhebliche Vorteile verschaffen, vorausgesetzt er ist im Kontext militärisch stark genug eine ausreichende und glaubhafte Abschreckung auch im konventionellen Bereich zu gewährleisten.
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#18
(03.01.2022, 22:39)Quintus Fabius schrieb: Syrien ist derart eingeschlafen, dass alles was dort noch geschieht einfach als Normalität hingenommen wird, so auch die fortwährenden israelischen Luftangriffe, welche man einfach hinnimmt ohne sie auch nur noch irgendwie gedanklich in Frage zu stellen:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/43...ime-strike

https://www.thedrive.com/the-war-zone/43...te-imagery

Es ist schon erstaunlich, wie weitreichend diese Angriffe gehen, ohne dass sich beide Länder im Kriegszustand befinden und wie sehr man das einfach als völlig normal und gerechtfertigt akzeptiert.

Die israelischen Angriffe richten sich ja gegen die Hisbollah und andere Israel feindlich gesinnte Milizen, die auch vom syrischen Boden aus operieren bzw. diesen als Rückzugsraum nutzen. Die syrische Regierung nimmt dies passiv hin weil es ihr eigentlich ins Konzept passt und sie außerdem dagegen effektiv nichts machen kann in Sachen Gegenschläge. Durch die Luftabwehr kann man immer mal wieder Abschüsse von Raketen vermelden und so stetig eine Art kleine Siege für sich reklamieren. Es passt eigentlich perfekt in die syrische Propaganda. Selbst für die Russen hat es noch einen Nutzen da diese weitere Erfahrung in Sachen Raketenabwehr machen können.
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#19
Was meint ihr eigentlich, wie es in Syrien weitergeht?
Werden sich die pro-russischen oder pro-iranischen Elemente in der Marionettenregierung durchsetzen?
Eifersüchteleien zwischen Brüdern sind ja nichts neues.
Ihr Vater und Onkel zeigten ja bereits wie sowas gehen kann.
Maher al-Assad ist wohl eher pro-iranisch, nichtmal aus ideologischen Gründen sondern pragmatischen, um seinen Bruder evtl. iwann vom Thron zu stoßen.
Wie seht ihr das?
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#20
(22.02.2022, 15:30)reflecthofgeismar schrieb: Das weiß man, wenn man dich liest.

Was meint ihr eigentlich, wie es in Syrien weitergeht?
Werden sich die pro-russischen oder pro-iranischen Elemente in der Marionettenregierung durchsetzen?
Eifersüchteleien zwischen Brüdern sind ja nichts neues.
Ihr Vater und Onkel zeigten ja bereits wie sowas gehen kann.
Maher al-Assad ist wohl eher pro-iranisch, nichtmal aus ideologischen Gründen sondern pragmatischen, um seinen Bruder evtl. iwann vom Thron zu stoßen.
Wie seht ihr das?

Die sind schlau genug dass sie wissen das zu großer Streit untereinander ihre Macht kosten könnte. Auch werden sie sicher nicht die Russen verprellen und auch Iran muss im Endeffekt immer auf russische und chinesische Belange acht geben, denn andere gewichtige Verbündete hat der Iran nicht und wird sie auch in Zukunft nicht bekommen.
Aber ein Blick in die Glaskugel von mir. Wird Erdogan abgewählt dann gibt die Türkei ihr Protektorat Idlib auf. Was dazu führen könnte dass zwei Millionen zumeist islamistisch ausgerichtete Personen Richtung Europa fliehen wollen werden. Bekommt die Türkei dann nicht genug Geld von der EU werden sie einfach die Schleusen auf machen. Hinzu kommen dann noch einmal etwa 2-3 Millionen Flüchtlinge, die außer Erdogan und seiner AKP keine andere relevante politische Gruppierung weiterhin in der Türkei haben will. Das wird Formen annehmen dagegen war 2015 noch eine Kleinigkeit.
Und der Assad-Clan ist dabei der lachende Dritte weil die einen Großteil der Flüchtlinge aus verschiedenen Gründen sowieso nicht mehr zurück haben wollen.
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#21
Auch meiner Einschätzung nach wird es nochmal zu einer großen Flüchtlingswelle kommen, aus den von lime bereits genannten Gründen (Abwahl Erdogans - Rückzug der türkischen Truppen etc). Dies wird in der Türkei selbst die dort bereits jetzt sich massiv ausbreitende Fremdenfeindlichkeit und den rasant um sich greifenden Hass der Türken auf die Syrer im Land erheblich steigern - und entsprechende Fluchtbewegungen in Richtung EU auslösen. Verbleibt die Frage ob die Grenzstaaten wie Bulgarien und Griechenland dies zulassen werden.

Diese Szenarien werden beispielsweise in Griechenland bereits diskutiert und die Griechen wären bereit die Grenze auch mit tödlicher Gewalt zu halten, und sehen dabei primär die westlichen EU Staaten, insbesondere aber die Bundesrepublik als das eigentliche Problem an.

Eine andere interessante Konstellation wäre es, wenn die Russen (nach dem Vorbild Weißrusslands) die muslimischen Flüchtlinge aus der Türkei über Russland an die EU Grenze bringen würden und dann von Finnland über das Baltikum und Polen bis nach Rumänien überall von Russland orchestrierte Flüchtlingsströme an die EU Außengrenze anbranden. Der Einsatz der Flüchtlingswaffe wurde schon mal ganz offen im russischen Fernsehen diskutiert, man sah das Scheitern der Weißrussen in dieser Frage primär darin begründet, dass es nicht genug Flüchtlinge waren und dass die betroffenen Grenzabschnitte zu kurz waren.

Für das syrische Regime macht es im weiteren Sinn sich so weitgehend wie möglich mit beiden - Russen wie Iranern zugleich - gut zu stellen. So kann man sich Optionen erhalten und beide Verbündete etwas gegeneinander ausspielen und ist nicht dem einen oder dem anderen allein ausgeliefert. Von daher ist es meine rein persönliche Meinung, dass sich das syrische Regime weder für die eine noch die andere Seite "entscheiden" wird, und dies selbst dann, wenn es zu internen Machtkämpfen kommen würde. Der Vorteil von zwei Parteien vor Ort zugleich und deren teilweise divergierenden Interessen ist einfach zu groß.
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#22
(22.02.2022, 20:05)Quintus Fabius schrieb: Auch meiner Einschätzung nach wird es nochmal zu einer großen Flüchtlingswelle kommen, aus den von lime bereits genannten Gründen (Abwahl Erdogans - Rückzug der türkischen Truppen etc). Dies wird in der Türkei selbst die dort bereits jetzt sich massiv ausbreitende Fremdenfeindlichkeit und den rasant um sich greifenden Hass der Türken auf die Syrer im Land erheblich steigern - und entsprechende Fluchtbewegungen in Richtung EU auslösen. Verbleibt die Frage ob die Grenzstaaten wie Bulgarien und Griechenland dies zulassen werden.

Interessant in Bezug auf die Türkei ist dass sich Erdogan mit seiner Syrien- und Flüchtlingspolitik tatsächlich selbst abgeschafft hat. Es ist sehr unwahrscheinlich dass er noch einmal Präsident wird und die AKP in die Regierung kommt. Und dies wenn man bedenkt dass sie nach langer Arbeit fast alle Hebel in der Hand hatte bzw. noch hat und es sogar geschafft wurde die Streitkräfte umzukrempeln. Die Masse der Türken scheint sich gegen die Neuauflage des osmanischen Reiches zu stellen. Nationalismus geht am Ende wohl der Mehrheit vor Islamismus. Diese Entwicklung hätte ich ehrlich gesagt vor einigen Jahren so nicht erwartet.
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#23
@Quintus
Zitat:Diese Szenarien werden beispielsweise in Griechenland bereits diskutiert und die Griechen wären bereit die Grenze auch mit tödlicher Gewalt zu halten, und sehen dabei primär die westlichen EU Staaten, insbesondere aber die Bundesrepublik als das eigentliche Problem an.
Wieso sollten die Griechen gerade Deutschland als das Problem ansehen? Das wäre mir nun neu. Über manche Entscheidung der Merkel-Regierung war man zwar nicht froh, aber generell ist man doch auch froh über jede Unterstützung, die man bekommt. Auch höre ich diese Ausführung zum ersten Mal (die Streitigkeiten bei der Finanzkrise mal außen vorgelassen).

@reflecthofgeismar
Zitat:Was meint ihr eigentlich, wie es in Syrien weitergeht?
Werden sich die pro-russischen oder pro-iranischen Elemente in der Marionettenregierung durchsetzen?
Ich vermute, dass die proiranische Fraktion bereits dominiert. Was die Russen angeht: Sie waren und sind geschätzt, wenn es um Support, Waffenlieferungen oder den Kampf gegen Rebellen geht, deswegen stellt man ihnen auch gerne die eine oder andere Basis zur Verfügung. Aber man darf nicht vergessen, dass die Russen zugleich in Syrien nie wirklich geliebt wurden. Das war schon zu Zeiten des Kalten Krieges so. Ich erinnere mich an eine Episode Scholl-Latours aus dem Libanonkrieg 1982, als er mitbekam, dass der russische Botschafter von Vater Assad warten gelassen wurde und stattdessen der US-Konsul empfangen wurde. Auf Nachfrage hieß es, dass man die Amerikaner zwar nicht sonderlich mag, aber dass sie der Politriege immer noch lieber wären als die "arroganten Moskowiter", die eh außer Waffen nichts zu bieten hätten.

Ob das heute noch so ist, kann ich nicht sagen, aber ich fand diese Episode ziemlich bezeichnend. Auf heute umgelegt, würde ich insofern sagen, dass die Russen zwar mit ihren Basen bleiben, aber dass sich politisch die Iraner durchsetzen. Man ist sich da auch religiös sicherlich näher...

Schneemann
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#24
(23.02.2022, 10:35)Schneemann schrieb: @Quintus
Wieso sollten die Griechen gerade Deutschland als das Problem ansehen? Das wäre mir nun neu. Über manche Entscheidung der Merkel-Regierung war man zwar nicht froh, aber generell ist man doch auch froh über jede Unterstützung, die man bekommt. Auch höre ich diese Ausführung zum ersten Mal (die Streitigkeiten bei der Finanzkrise mal außen vorgelassen).

Die Griechen würde gerne ähnlich zurückweisen wie die Polen. Die Deutschen wollen von jedem der an der griechischen Grenze steht zumindest den Asylanspruch prüfen. Wobei ich hier die jeweilige Regierung meine. Die große Mehrheit des Volkes dürfte es in Griechenland und Polen allerdings genauso sehen. Außerdem wird die deutsche großzügige Art Asyl zu geben (inklusive Bargeld) sowie noch großzügiger zu dulden in vielen EU-Ländern als der entscheidende Pullfaktor gesehen der die Flüchtlinge überhaupt erst anlockt.
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#25
Die Frage, die sich mir zurzeit stellt, ist folgende: Sollte die russische Wirtschaft so richtig abstürzen und der Krieg in der Ukraine lange dauern, was wird dann aus dem russischen Engagement in Syrien? Darf im entsprechenden Kontext natürlich auch für andere Gegenden gefragt werden.
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#26
Recht herzlichen Dank für eure Sichtweisen!
@lime
@Quintus
@Schneemann
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#27
Timing, Hintergrund, Herausforderungen: Warum die Emirate Assad empfangen haben.
L'Orient le jour (französisch)
Der syrische Präsident reiste am Freitag nach Abu Dhabi, wo er mit dem Kronprinzen zusammentraf. Es ist sein erster Besuch in einem arabischen Land seit dem Ausbruch des Volksaufstands in Syrien vor elf Jahren.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...239414.jpg]
OLJ / Von Soulayma MARDAM BEY, am 19. März 2022 um 17:54 Uhr.

Timing, Hintergrund, Herausforderungen: Warum die Emirate Assad empfangen haben.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad wird am 18. März 2022 in Abu Dhabi von Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyane, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Emirate und Minister für präsidiale Angelegenheiten, begrüßt. Foto AFP

Der Prozess war bereits seit mehreren Jahren im Gange, doch der Besuch des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in den Vereinigten Arabischen Emiraten am Freitag markiert einen weiteren Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

Es war Assads erste offizielle Reise in ein arabisches Land seit dem Ausbruch des syrischen Aufstands vor elf Jahren, der blutig niedergeschlagen wurde, bevor er sich in einen Bürgerkrieg mit regionalen Auswirkungen verwandelte. Die offiziellen Nachrichtenagenturen der VAE und Syriens berichteten, dass der syrische Präsident sowohl mit Scheich Mohammad Ben Zayed, dem Kronprinzen von Abu Dhabi und dem stärksten Mann der VAE, als auch mit Scheich Mohammad Ben Rached al-Maktoum, dem Vizepräsidenten und Premierminister des Landes und Herrscher des Emirats Dubai, gesprochen habe. Auf der Tagesordnung der Gespräche stand der Ausbau der bilateralen Beziehungen zwischen Damaskus und Abu Dhabi.

Für die Vereinigten Arabischen Emirate bot das Treffen die Gelegenheit, die seit 2018 mit der Wiedereröffnung ihrer diplomatischen Vertretung in der syrischen Hauptstadt vollzogene Kehrtwende zu bekräftigen. In der Praxis jedoch war ihre Position während des gesamten Syrien-Konflikts von Anfang an von einer tiefen Ambiguität geprägt, da sie einerseits offiziell die syrische Opposition unterstützte und andererseits stillschweigend verschiedene Arten von Verbindungen mit dem Assad-Regime unterhielt.

So konnten beispielsweise mehrere syrische Geschäftsleute wie Rami Makhlouf - ein Cousin ersten Grades des Präsidenten - oder Samer Foz ihre Geschäfte in den VAE trotz der gegen sie verhängten internationalen Sanktionen ohne größere Schwierigkeiten fortsetzen. Obwohl Abu Dhabi wie die übrigen Länder der Arabischen Liga Ende 2011 beschlossen hatte, Damaskus aus der Organisation auszuschließen. Und obwohl es, wie die anderen Mitglieder des Golfkooperationsrates, im Februar 2012 beschlossen hatte, seinen Botschafter aus Syrien abzuziehen.

Im März 2021 unterstrich ein Telefongespräch zwischen Baschar al-Assad und MBZ die Beschleunigung der laufenden Annäherung, bevor die beiden beschlossen, einen Gang höher zu schalten, als im November eine hochrangige Delegation unter der Leitung des Außenministers der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Abdullah bin Zayed al-Nahyane, Damaskus besuchte.

Der syrische Präsident mit dem De-facto-Herrscher der VAE, Scheich Mohammmad ben Zayed al-Nahyane. Foto AFPDer syrische Präsident mit dem De-facto-Herrscher der VAE, Scheich Mohammmad ben Zayed al-Nahyane. Foto AFP

Joe Biden testen


Der Zeitpunkt des gestrigen Treffens ist von eminenter Symbolkraft. Er fällt mehr oder weniger mit dem Jahrestag des syrischen Aufstands zusammen und unterstreicht damit die Bereitschaft der VAE, das Kapitel des Arabischen Frühlings endgültig abzuschließen. Der Besuch festigt auch die Rolle Abu Dhabis als eine der wichtigsten konterrevolutionären Kräfte im Nahen Osten: als erstes arabisches Land, das seine Beziehungen zu Israel seit 2020 normalisiert hat, und als entschlossenster Golfstaat, der Damaskus wieder in das regionale Konzert einbinden will. Auch wenn der Schritt der Emirate nicht überraschend ist, untergräbt er dennoch das in Washington vorherrschende Narrativ, da Washington die Herstellung von Verbindungen zwischen Tel Aviv und Abu Dhabi aktiv gefördert hat und einem ähnlichen Ansatz gegenüber Damaskus äußerst ablehnend gegenübersteht.

Zur Erinnerung
Normalisierung mit Assad: Die VAE schalten einen Gang höher.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, erklärte gestern auf Anfrage, Washington sei "zutiefst enttäuscht und beunruhigt über diesen offensichtlichen Versuch, Baschar al-Assad zu legitimieren, der nach wie vor für den Tod und das Leiden unzähliger Syrer, die Vertreibung von mehr als der Hälfte der syrischen Vorkriegsbevölkerung, die willkürliche Inhaftierung und das Verschwinden von mehr als 150.000 Männern, Frauen und Kindern verantwortlich ist".

"Abgesehen von der Verurteilung scheint die Biden-Regierung nicht gewillt zu sein, viel zu unternehmen, um auf die Entscheidung der Emirate zu reagieren, da keine früheren US-Maßnahmen gegen frühere jordanische und emiratische Schritte der Normalisierung mit dem Assad-Regime ergriffen wurden, im Gegensatz zu Donald Trump, der energisch war, um die Annäherung der Golfstaaten einzufrieren", entschlüsselt Joe Macaron, ein Forscher für internationale Beziehungen im Nahen Osten. Im vergangenen Oktober hatte Abdullah II. von Jordanien zum ersten Mal seit zehn Jahren mit Baschar al-Assad telefoniert. "Wie andere regionale Führer testen die Emiratis die Biden-Administration", fasst Macaron zusammen.

Autonomie gegenüber Washington

Der Besuch von Bashar al-Assad in den VAE findet vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Abu Dhabi auf der einen und Washington auf der anderen Seite statt. Hintergrund sind die russische Invasion in der Ukraine und die indirekten Verhandlungen über das iranische Atomprogramm zwischen den USA und der Islamischen Republik.

Seit dem Amtsantritt von Joe Biden im Januar 2021 setzen die führenden Politiker der Region auf die Karte der Deeskalation. Ankara und Kairo haben ihre Gespräche wieder aufgenommen; Ägypten und Katar haben ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen; Israel und die Emirate haben ihre Zusammenarbeit intensiviert; Riad und Teheran haben Gespräche über eine Normalisierung ihrer Beziehungen aufgenommen.

Sowohl die VAE als auch Saudi-Arabien wollen nicht, dass der Krieg in der Ukraine ihre Bemühungen zunichte macht oder dass Moskau auf der diplomatischen Bühne zu sehr isoliert wird. Zum einen sehen sie in Russland, das neben Teheran der wichtigste Verbündete des syrischen Regimes ist, eine der wenigen regionalen Präsenzen, die den Einfluss des Iran, ihres eigentlichen Sorgenkinds, kanalisieren können.

Zweitens, weil sie befürchten, dass eine Schwächung Moskaus Washington stärken und damit ihr Streben nach einer größeren Vielfalt an Allianzen und einer geringeren Abhängigkeit von den USA untergraben könnte. Dies gilt umso mehr, als sie das Weiße Haus für einen unzuverlässigen Partner halten, der vor allem darauf bedacht ist, so schnell wie möglich eine Einigung mit Teheran zu erzielen, und ihnen vorwerfen, sie nicht ausreichend unterstützt zu haben, nachdem am 24. Januar ballistische Raketen auf ihr jeweiliges Territorium abgefeuert wurden. Zu diesem Angriff hatten sich die Huthi-Rebellen - die von der Islamischen Republik unterstützt werden - bekannt, mit denen sie sich seit der Militärintervention der von Saudi-Arabien angeführten Koalition im Jemen im März 2015 im Krieg befinden.

Baschar al-Assad wird vom Vizepräsidenten und Premierminister der VAE, Scheich Mohammad bin Rashid al-Maktoum, im Emirat Dubai empfangen. Foto AFPBaschar al-Assad wird vom Vizepräsidenten und Premierminister der VAE, Scheich Mohammad bin Rashid al-Maktoum, im Emirat Dubai empfangen. Foto AFP

"Die Vereinigten Arabischen Emirate haben auf die russische Invasion der Ukraine mit Neutralität reagiert. Sie achteten darauf, auf den Krieg so zu reagieren, dass sie den Kreml nicht verärgerten. Das gefiel Washington nicht, das als Reaktion auf die Invasion der Ukraine versucht, seine Verbündeten und Partner gegen Russland zu vereinen", erklärte Giorgio Cafiero, CEO von Gulf State Analytics. "Die VAE sind nun bestrebt, ihre Autonomie gegenüber Washington zu demonstrieren", fährt er fort.

Laut Joe Macaron gibt es eine Reihe von Anzeichen dafür, dass die VAE sich Moskau annähern wollen, während die Beziehungen zu Washington in einer schwierigen Phase sind. So habe man sich kürzlich geweigert, die Ölproduktion zu erhöhen, zum Ärger der USA, die im Rahmen ihrer Sanktionen gegen Moskau nun die Einfuhr von russischem Öl und Gas verbieten. "Die Vereinigten Arabischen Emirate betreiben ihre eigene Außenpolitik und scheinen aufgrund des mangelnden Vertrauens und der kontroversen Prioritäten mit der Biden-Regierung weniger daran interessiert zu sein, Washington zu besänftigen", sagte Macaron.

Für Abu Dhabi steht bei der Wiederherstellung seiner Beziehungen zu Syrien sowohl strategisch als auch wirtschaftlich viel auf dem Spiel. "Die VAE erwägen praktisch, die Legitimität des Assad-Regimes zu akzeptieren. Für die Beamten in Abu Dhabi geht es darum, sich mit der Realität abzufinden", kommentierte der CEO von Gulf State Analytics. "Gleichzeitig ist Abu Dhabi aber daran interessiert, die mit der Muslimbruderschaft verbundenen Parteien und Bewegungen im gesamten Nahen Osten so weit wie möglich zu schwächen. Dies ist jedoch auch eines der Ziele des syrischen Regimes. Es sind also auch ideologische Synergien im Spiel", fügte er hinzu.

Unbekannt

Die VAE hoffen auch, beim Wiederaufbau Syriens eine wichtige Rolle zu spielen und von Investitionsmöglichkeiten zu profitieren, zumal Abu Dhabi der wichtigste Handelspartner von Damaskus ist. In den letzten Jahren haben sich daher die Treffen zwischen Geschäftsleuten beider Länder vervielfacht. Im Oktober 2021 wurde sogar ein Abkommen geschlossen, um "die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu stärken und neue Sektoren zu entwickeln".

Der Haken an der Sache? Das in den USA verabschiedete und im Juni 2020 in Kraft getretene Caesar-Gesetz, das das syrische Regime unter maximalen Druck setzt, indem es vier Schlüsselbereiche ins Visier nimmt: militärische Luftfahrt, Kohlenwasserstoffe, Finanzen und Bauwesen. In diesem Rahmen kann jede Person oder Firma, egal ob syrisch oder ausländisch, die mit den Machthabern in Damaskus zusammenarbeitet, diesen ultra-restriktiven Maßnahmen unterworfen werden. "Bisher hat das Caesar-Gesetz die Emirate davon abgehalten, massiv in Syrien zu investieren.

Die Emirate denken jedoch langfristig an Syrien und würden irgendwann gerne einen Teil der wirtschaftlichen Belohnungen ernten, die in Länder fließen würden, die bereit waren, Risiken einzugehen und Assad die Hand zu reichen, als die Westmächte dieser Agenda völlig ablehnend gegenüberstanden", erklärte Giorgio Cafiero. Eine weitere Unbekannte ist die Reaktion Saudi-Arabiens, das mit Abu Dhabi verbündet ist und mit dem es viele Prioritäten teilt.

Zwar hat Riad den Schritt zur Normalisierung noch nicht vollzogen, aber das Königreich hat dem gestrigen Besuch von Baschar al-Assad in den VAE eine breite Medienberichterstattung zuteil werden lassen. "Riad macht seine eigenen Berechnungen mit Abu Dhabi und der Biden-Administration. Es war bei seiner öffentlichen Annäherung an Assad offen, aber vorsichtig. Sollten sich die saudisch-amerikanischen Beziehungen jedoch weiter verschlechtern und Riad Putin als fähig wahrnehmen, mit der Invasion in der Ukraine umzugehen, könnte die saudische Führung ihr Engagement für Damaskus verstärken", argumentiert Joe Macaron. "Die saudische Position könnte in naher Zukunft kalibriert bleiben, bis es mehr Klarheit über das Schlachtfeld in der Ukraine gibt. Die Normalisierung der Beziehungen zwischen der saudischen Führung und dem Assad-Regime ist jedoch nur eine Frage der Zeit".
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#28
US-Kommandoaktion in Syrien:
Zitat:US-led coalition capture senior IS leader in north Syria raid

US-led coalition forces say they captured a senior leader of the jihadist group Islamic State (IS) in an overnight raid in northern Syria. The man was "an experienced bomb maker and operational facilitator", a coalition statement said. Officials told US media that he was named Hani Ahmed al-Kurdi.

A monitoring group said troops were dropped by two helicopters in al-Humayra, close to the Turkish border in opposition-held Aleppo province. There were seven minutes of armed clashes between the troops and people inside the village before the helicopters flew off, the UK-based Syrian Observatory for Human Rights reported. [...]

A resident of al-Humayra, Mohammed Youssef, said the troops raided a house on the edge of the village where he believed displaced people from the city of Aleppo were staying. "After the helicopters left, we went towards the house and found the women tied up and the children in the field," he told AFP news agency.
https://www.bbc.com/news/world-middle-east-61824059

Schneemann
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#29
Russland zieht eine S-300-Luftabwehrbatterie aus Syrien ab, um sie in der Schwarzmeerregion neu einzusetzen.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 28. August 2022
[Bild: http://www.opex360.com/wp-content/upload...150223.jpg]

Im September 2018 und nach dem Verlust eines seiner Illuschin Il-20 "Coot"-Geheimdienstflugzeuge, das bei einem Angriff israelischer Jagdbomber in der Region Latakia von einer Rakete abgeschossen wurde, die von einer alten syrischen S-200-Luftabwehrbatterie abgefeuert worden war, kündigte Moskau Maßnahmen an, um die Sicherheit seiner Truppen in Syrien zu erhöhen.

Als erstes lieferte Moskau den syrischen Streitkräften ein S-300PMU-Luftabwehrsystem, um ihre Fähigkeiten in diesem Bereich zu stärken und vor allem, um weitere Missverständnisse zu vermeiden.

Die S-300 PMU ist "in der Lage, Flugzeuge über eine Entfernung von mehr als 250 Kilometern abzufangen und kann mehrere Ziele in der Luft gleichzeitig treffen", kommentierte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu damals.

Dieses "Geschenk" Moskaus an Damaskus war jedoch keins, da die operative Kontrolle über das S-300 PMU-System von russischen Streitkräften übernommen werden sollte. Darüber hinaus verhinderte seine Stationierung keineswegs die regelmäßigen israelischen Angriffe auf Stellungen in Syrien, die von den iranischen Revolutionsgarden und von Teheran unterstützten Milizen gehalten wurden.

Dies hätte jedoch im Mai geschehen können, als die Angriffe auf die Standorte des syrischen wissenschaftlichen Forschungszentrums in Masyaf und Baniyas erfolgten. Im Juli bestätigte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz, dass die an dem Angriff beteiligten F-16 der IDF erfolglos von einem S-300-System beschossen worden waren. Dies war bis dahin noch nie vorgekommen. Auf jeden Fall warf dies unweigerlich Fragen über die russischen Absichten auf....

Herr Gantz wollte jedoch kein Öl ins Feuer gießen. "Wir haben sehr wichtige Verbindungen zu Russland. [...] Ich denke, wir müssen mit Feingefühl vorgehen und mit den Russen einen Dialog führen", sagte er.

Wie dem auch sei, diese S-300PMU-Batterie wird nicht mehr die geringste Gefahr für die Kampfflugzeuge der IDF darstellen.

Aus Satellitenbildern des israelischen Unternehmens ImageSat International geht hervor, dass die S-300PMU vom Stützpunkt Masyaf, wo sie installiert war, abgezogen und ihre Teile in den russischen Militärhafen Tartus verlegt wurden. Diese wurden dort am 12. August gesichtet.

Einer Reihe von Satellitenaufnahmen zufolge blieben die S-300PMU-Komponenten dort acht Tage lang ... bevor sie wahrscheinlich an Bord des [russischen] Ro-Ro-Frachters "Sparta II" gebracht wurden, der am 20. August in Tartus ablegte und Kurs auf Noworossijsk [südrussische Region Krasnodar] nahm, wo sich ein Stützpunkt der russischen Marine am Schwarzen Meer befindet.

Die Sparta II ist dafür bekannt, russisches Militärmaterial zu transportieren. In diesem Zusammenhang ist sie auch Gegenstand von US-Sanktionen. Es wird vermutet, dass sie in der Nacht vom 24. auf den 25. August die Meerenge des Bosporus überquert hat. Derzeit liegt sie in Noworossijsk vor Anker.

Am 28. Februar verbot die Türkei jedoch die Durchfahrt von Kriegsschiffen durch die Straße zum Bosporus und die Straße zu den Dardanellen, wie es das Abkommen von Montreux aus dem Jahr 1936 erlaubt. Die Sparta II, die der in Moskau ansässigen Oboronlogistika gehört, ist auf den ersten Blick nicht von diesen Beschränkungen betroffen, die seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine gelten.

Es sei denn, man betrachtet ein Schiff, das militärisches Material transportiert, als Kriegsschiff. "In Kriegszeiten, in denen die Türkei keine Kriegspartei ist, genießen Handelsschiffe ungeachtet ihrer Flagge und Ladung die Freiheit der Durchfahrt und der Navigation in den Meerengen", heißt es in Artikel 4 des Übereinkommens.

Der türkische geopolitische Analyst Yörük Işık, der die Website "Der Beobachter am Bosporus" betreibt, erklärte jedoch kürzlich, dass Russland dies ausnutze, um "zivile Handelsschiffe als Marinehelfer einzusetzen, um die Logistik für seine Militäroperationen in Syrien und der Ukraine bereitzustellen". Dies war also auch bei dem Frachter Spartan II der Fall.

Es bleibt abzuwarten, warum das S-300PMU-System von Tartus nach Noworossijsk verlegt wurde. Eine mögliche Erklärung wäre, dass der russische Generalstab den Schutz der Kertsch-Brücke vor möglichen ukrainischen Drohnen- oder Raketenangriffen verstärken will.
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#30
Den von der Türkei unterstützen (angeblich) moderaten Milizen entgleitet die Lage in Afrin. Die islamistische HTS hat vor kurzer Zeit eine Offensive gestartet in den letzten Tagen dutzende Ortschaften im Osten Afrins meist ohne Kampf übernommen.
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