(Luft) Future Combat Air System (FCAS) und New Generation Fighter (NGF)
(19.06.2023, 08:17)Helios schrieb: Für was der Eurofighter ausgelegt war, darüber brauchen wir nicht diskutieren (auch wenn er von Anfang an auch für die Luft-Boden-Rolle vorgesehen war, nur halt nicht von Deutschland). Zum einen, weil es jedem hier klar ist, zum anderen weil es keine Rolle spielt. Denn der Eurofighter sollte ursprünglich in Deutschland mal nur Jäger sein, musste dann aber auch Aufgaben vom Tornado übernehmen und wurde damit zum Einheitskampfflugzeug der Luftwaffe. Daran ändert eine nur notgedrungen beschaffte F-35 auch nichts.
Wenn man sich die inzwischen auch weit über 20 Jahre alten Vorüberlegungen und Studien zum Tornadoersatz anschaut, dann wird schnell deutlich, dass das FCAS in der Gesamtkonzeption deren geistiger Nachfolger ist und das ganze Konzept auch von deutscher Seite nie auf einen Luftüberlegenheitsjäger hinaus lief. Im Gegenteil, dass dieses Programm nun als Eurofighter-Ersatz gehandelt wird liegt schlicht daran, dass sich der Zeitrahmen durch die Verzögerungen der letzten drei Jahrzehnte so stark gewandelt hat.
Mir geht es immer um den Rollenschwerpunkt. Heute ist jedes Kampfflugzeug ein Mehrzweckkampfflugzeug.
Es macht einfach einen Unterschied, ob die Hauptrolle die Jagdflugzeugrolle ist oder die Jagdbomberrolle.
Siehe F-22 im Vergleich zu F-35 - und hier geht es nicht nur um die Gewichtsklasse. Die F-22 hat übrigens auch Luft-Boden Fähigkeiten, natürlich eben nicht so ausgeprägt wie die F-35 (2000lbs- Waffe im Waffenschacht). Und ich denke schon, dass Luft-Luft im deutschen Forderungskatalog an erster Stelle steht.

(19.06.2023, 08:17)Helios schrieb: Letztlich gibt es nur zwei Wege aus dieser Situation. Entweder entwickelt man einen Luftüberlegenheitsjäger in relativ kleiner Stückzahl (wofür man in meinen Augen schlicht keine potenten Partner finden wird, die das auf hohem Niveau ermöglichen, und alles andere wäre irrelevant) und beschafft für die Luft-Boden-Rolle weitere F-35. Für die Lösung fehlt aber schlicht das Geld, so ein Programm will sich niemand leisten, auch Deutschland nicht. Oder man fokussiert sich auf ein Mehrzweckkampfflugzeug, dass unter Berücksichtigung verschiedener Aufgaben möglichst gute Jagdeigenschaften mit sich bringt; dafür hat man bereits Partner gefunden.
Das entspricht exakt meinem Ansatz. Allerdings hat man eben nicht die passenden Partner gefunden. Die jetzige Kooperation bei FCAS ist ein politisches, nicht an den Forderungen ausgerichtetes Projekt - zumindest beim Fighter.
Eine Plattform, die die neue schwere taktische Nuklerwaffe und Trägerlandung kombiniert, ist am gegenüberliegenden Rollenschwerpunkt.

(19.06.2023, 08:17)Helios schrieb: Die Su-57 ist ein maßlos überschätztes Muster, das habe ich hier schon mehrfach erwähnt. Aber ja, es muss davon ausgegangen werden, dass da noch mehr kommt, und man darf sich nicht auf irgendeine Version eines möglichen Gegner fokussieren, sondern muss solche Entwicklungen ganzheitlicher auslegen. Aber das ist für sich bereits ein Kompromiss, die Gesamtauslegung für eine Zelle der sechsten Generation wird aufgrund der Anforderungen an niedriger Signatur bereits ein Kompromiss sein. "Extrem gut" für eine Aufgabe ausgelegt gibt es so gar nicht mehr, es sei denn man fasst die Aufgabe so eng, dass sie sich selbst im Weg steht. Insofern teile ich deine Ansicht nicht, dass eine solche Plattform, wie sie jetzt angestrebt wird, nur alles irgendwie "etwas" kann.
Mit den oben genannten FR-Forderungen wird es bzgl. Jagdflugzeugeigenschaften bei "etwas" landen. Ein Kompromiss kann eben nicht Extremforderungen miteinander vereinbaren.
Die Su-57 ist bzgl. der Flugleistungen alles andere als ein überschätztes Flugzeug. Das gilt aktuell allerdings schon für Stealth. Hier haben sie nur den ersten Schritt gemacht (Grundform). Die Russen entwickeln allerdings kontinuierlich weiter - in 10 Jahren wird das wohl völlig anders aussehen.

(19.06.2023, 08:17)Helios schrieb: Der Kostenaspekt hat bereits den Eurofighter kastriert, und er wirkt sich aktuell sehr dominant auf die Entwicklung der Bundeswehr aus. Auch wenn die Subsysteme die größere finanzielle Belastung ausmachen, so kostet die Zellenentwicklung insbesondere bei den zukünftigen Anforderungen an eine solche genug, um ein relevanter Faktor zu sein.
Ich denke, dass die 4-nationale Uneinigkeit beim Kastrieren noch eine größere Rolle gespielt hat. Bzgl. der Finanzen sollte das jetzt völlig anders aussehen.

(19.06.2023, 08:17)Helios schrieb: Das Problem an deiner Ansicht ist ja, dass ich sie in einem größeren Rahmen durchaus teile. Wenn es eine engere Kooperation in Europa gäbe, wenn es eine größere Vision zur gemeinsamen Verteidigung gäbe, dann wären sowohl die finanziellen Mittel als auch die notwendige Masse vorhanden, um ähnlich wie die USA oder China unterschiedliche Spezialisten zu entwickeln und so die Gesamtkampfkraft zu erhöhen. Ich habe derartiges hier selbst bereits mehrfach erwähnt. Aber das ist leider nicht realistisch.
In der Vergangenheit war es eben mit Rafale/EF schon möglich, zwei Plattformen mit unterschiedlichen Rollenschwerpunkten in Europa zu haben. Leider hat man die Smart Commonalities, wie das die Amis nennen, dabei nicht umgesetzt.
Wenn sich die richtigen Partner finden ...
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