(Luft) Future Combat Air System (FCAS) und New Generation Fighter (NGF)
Ich war noch nie ein großer Freund des Generationendenkens, weil das in meinen Augen irreführend eine evolutionäre Entwicklung vortäuscht. Aus diesem Grund ist für mich auch das Argument nicht nachvollziehbar, dass wir nicht einfach eine Generation überspringen können.
Der Eurofighter vereint schon heute eine Auslegung der Generation 4,5+ mit Elektronikfähigkeiten (bspw. Sensorfusion) der Generation 5, und soll in Zukunft Fähigkeiten der Generation 6 bekommen (System of Systems, erweiterte KI-Unterstützung). Was ihm "lediglich" fehlt sind die ausgeprägten Stealthfähigkeiten, wie sie etwa die F-35 besitzt, die dafür flugleistungstechnisch ein Rückschritt gegenüber der Generation 4,5 darstellt. Die Su-57 besitzt stärkere Stealtheigenschaften als der Eurofighter, ist aber in der Hinsicht deutlich von den Fähigkeiten einer F-35 oder F-22 entfernt und im Kern noch immer ein Flugzeug der Generation 4,5+, meinetwegen 4,5++. In wie weit die Netzwerkfähigkeiten ausgeprägt sein werden muss man ebenfalls abwarten, die Tatsache, dass es bereits entsprechende Versuche gibt bedeutet erstmal gar nichts. Technologisch sehe ich keinen Grund, warum sich die europäischen Luftwaffen vor diesem Muster fürchten müssen oder hinsichtlich der Bekämpfung eine Fähigkeitslücke zu erwarten ist. Das liegt auch daran, weil die Langstrecken-Luftüberlegenheitsszenarien meines Erachtens Unsinn sind, zumindest auf einem möglichen europäischen Schlachtfeld.

Ein Muster für alle Aufgaben kann es nicht geben, solch ein Programm wäre zum scheitern verurteilt, wenn es als solches wirklich aufgelegt werden würde. Das ist allerdings bei der F-35 nur politisch passiert, militärisch hatte diese genauso eine Schwerpunktsetzung wie der NGF sie haben wird - ohne dass diese jeweils identisch wären. Genau auf diesen Aspekt geht die Auslegung des FCAS als System der Systeme letztlich ein. Die deutschen und die französischen Anforderungen an ein zukünftiges Kampfflugzeug liegen so eng beieinander, dass man diese problemlos mit einem Muster abdecken kann.
An dem Punkt ist auch das Argument hinsichtlich der Trägerfähigkeit, dass hier mehrfach bemüht wurde, hinfällig. Der wesentliche konstruktive Faktor ist eine Auslegung mit zwei Triebwerken, wie sie allerdings von der Luftwaffe seit der Starfighter-Ära gefordert wird. Sonstige Anpassungen, Zellen- oder Fahrwerksverstärkungen und ein komplexeres Auftriebssystem der Tragflächen besitzen entweder nur geringe Nachteile oder können mit geringem Aufwand optional implementiert werden. Gerade die Programme F/A-18 und Rafale zeigen beide Aspekte.

Die Probleme hinsichtlich FCAS und NGF liegen nicht in der konzeptionellen beziehungsweise technischen Auslegung, sie sind industriepolitischer Natur und werden auch nur das bleiben. Allerdings haben wir die Argumente schon einmal ausgetauscht und werden da sicherlich keine Einigkeit finden. Wink
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RE: Future Combat Air System (FCAS) und Next Generation Fighter (NGF) - von Helios - 15.03.2021, 13:12
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FCAS A400M als UAV Launcher - von voyageur - 19.01.2021, 18:35
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