(Luft) Future Combat Air System (FCAS) und New Generation Fighter (NGF)
#31
(03.10.2020, 13:53)Quintus Fabius schrieb: Die Frage ist, ob Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer heutigen Form, Konzeption und Größe überhaupt noch die Zukunft sind, oder ob man hier nicht in Europa einfach ganz andere Wege gehen sollte. Meiner rein persönlichen Meinung nach sind die (Stealth) Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer jetzigen Konzeption und Auslegung mehr einer Strukturextrapolierung - als wirklich rein militärischer Logik entsprungen. Dessen ungeachtet soll die Kampfflugzeug-Komponente des FCAS ja wieder ein solches Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug sein- nur besser.

Analog zu Rittern im Spätmittelalter oder dem Irrweg der MBT wird das militärische Verständnis des Luftkampfes daher meiner Einschätzung nach zu sehr von ehemaligen Piloten von Jagdflugzeugen dominiert, welche heute dann entsprechende Ränge inne haben und in ihren Vorstellungen von Dogfights, Manövrierfähigkeit und Mehrzweck-Kampfflugzeugen / Luftüberlegenheits-Jägern gefangen sind.

Und gerade da würde sich für die Europäer hier und heute die Möglichkeit bieten, das bisherige durch eine komplett andere Zusammenstellung von Systemen zu ersetzen. Gerade europäische Firmen hätten hier durchaus das notwendige Fundament dafür, beispielsweise Dassault mit der NEURON und BAE Systems mit der TARANIS. Beide Systeme wurden ja auch schon vor Jahren als Technologieträger für das FCAS betrachtet. Entsprechend soll das FCAS ja auch durch solche unbemannten Flugzeuge - in Kombination mit bemannten Flugzeugen gebildet werden. Was wenn man stattdessen diese unbemannten Systeme zum Hauptträger des ganzen macht, und statt einem Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug für die bemannte Seite ein ganz anderes Flugzeug verwenden würde?

Meiner Meinung nach wären deutlich größere (bemannte) Bomber / Transporter-Bomber als Steuer / Kontrolleinheit der Drohnen - sowie als Trägerplattform für Luft-Luft Waffen und Luft-Boden Waffen - den bisherigen Vorschlägen für die bemannte Seite des FCAS deutlich überlegen. Der bemannte Teil des FCAS sollte daher ein solcher (modularer) Transporter-Bomber sein.

Was noch für eine größere Plattform spricht:
- Größere Flugausdauer (Verweildauer über dem Gefechtsfeld/Reichweite)
- Größere und flexiblere Waffenlast (Hyperschallflugkörper z.B. sind nicht gerade klein)
- Umfangreichere Sensorik und größere Besatzung zu deren Auswertung
- Längere Durchhaltefähigkeit der Besatzung (klar kann man auch einen Jäger in 12-Stunden-Luftbetankungseinsätze schicken - aber irgendwann wirkt auch das beste Methamphetamin aus)
- Größere Verlässlichkeit (wenn man ein ziviles Großraumflugzeug als Basis verwendet - wenn nicht, dann tut sich da nichts)
- Perspektivisch: Die Einrüstung von Hardkill-Systemen
Was gegen eine größere Plattform spricht:
-Schlechtere Überlebensfähigkeit (da größere Signatur und schlechtere Physik) - kann dadurch ausgeglichen werden, dass ein Hardkill-System (Laser, Rakete, "normales" Bordgeschütz) eingerüstet wird und Drohnen eh die wirklich "heißen" Einsätze fliegen
- Nicht so brillant als Luftpolizei im Frieden verwendbar ("da turnt uns ja jede alte MiG aus, geht gar nicht.")
- Höherer Stückkostenpreis (wobei - wenn man ein Großraumflugzeug von Airbus als Grundlage nimmt, dürfte sich der Preis auch im Rahmen halten)

Allgemein: In wie Weit ist es überhaupt sinnvoll, ein Stealth-Flugzeug als Schwarmführer einzusetzen? Die Drohnen müssen schließlich irgendwie mit dem Führungsflugzeug kommunizieren - und diese Signale dürften sich doch durch den Feind Orten lassen, oder nicht?
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RE: Tornado-Nachfolger - von Mike112 - 24.02.2020, 15:45
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FCAS A400M als UAV Launcher - von voyageur - 19.01.2021, 18:35
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