(Luft) Future Combat Air System (FCAS) und New Generation Fighter (NGF)
#30
Ein kritischer Beitrag zum FCAS, wobei es sich nicht im Schwerpunkt um die Technik dreht, sondern darum, dass sich die Strukturen darum herum, namentlich die Gegensätze zwischen deutscher und französischer Rüstungspolitik, hemmend auf das ganze Projekt auswirken könnten...
Zitat:Europas Kampfflugzeug der Zukunft schmiert ab

Deutschland und Frankreich machen sich gegenseitig das Leben schwer. Dem größten gemeinsam Rüstungsprojekt FCAS droht das Aus. Es wäre eine Bankrotterklärung für Europa. [...]

Ausgerechnet dem größten deutsch-französischen Rüstungsprojekt droht das Aus - dem zukünftigen Kampfflugzeug FCAS. Dies mag überraschen. Denn gerade erst lieferten die französischen und deutschen Verteidigungsministerinnen Bilder voller Harmonie, als sie am 18. September auf dem Militärflugplatz Évreux-Fauville und am Airbus Standort Manching ihre Kooperationsprojekte lobten. Doch tatsächlich schleppen die Projekte Geburtsfehler mit sich herum, die nun eskalieren. [...] Doch von Beginn an gab es Knatsch: man misstraute einander, und vor allem sollte der Andere bloß keinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Herstellung und der Weiterverwertung der im Projekt entwickelten neuen Technologien ziehen. Das sind allerdings die Schlüsselfragen bei Rüstungskooperationen: nicht nur wer produziert, sondern vor allem wer welche Technologie entwickelt. und dieses wertvolle Wissen dann weiternutzen darf, um in den kommenden Jahrzehnten weitere Produkte zu schaffen. [...]

Es wäre nicht nur ein herber Rückschlag für die deutsch-französischen Beziehungen, sondern auch eine Bankrotterklärung für Europa als führendem Technologie- und Innovationsstandort und als militärisch, sicherheitspolitisch und industriell ambitionierter und eigenständiger Akteur. Deutschland und Frankreich würden zentrale Waffensysteme fehlen. Aber vor allem: die Idee einer europäischen Souveränität, also einer Eigenständigkeit, die aus der Zusammenarbeit mehrerer Nationen entsteht, die ihre Zukunft gemeinsam gestalten wollen, wäre widerlegt.

Tatsächlich machen sich beide Seiten gegenseitig das Leben schwer. Deutschland strapaziert seine französischen Freunde mit seinen nationalen Besonderheiten: Wo die französische Rüstungsabteilung DGA quasi komplette Freiheit hat bei der Umsetzung des Projektes, greift in Deutschland das Prinzip der verteilten Zuständigkeiten: die Ministerien für Wirtschaft und Verteidigung sowie das Kanzleramt müssen sich mit dem Bundestag und einer privaten Industrie abstimmen: das dauert, ist schwierig und führt oft zu unbefriedigenden Kompromissen. [...]

Projekte wie FCAS erhalten in Deutschland auch nicht annähernd die politische Unterstützung wie in Frankreich: Obwohl das Projekt vom Kanzleramt gewollt ist, sind Verteidigung und Rüstung dort nicht die wichtigsten Themen. Ganz anders in Paris, wo neben Europa auch Verteidigung Chef- also Präsidentensache ist. Die Rüstungsindustrie ist hier ein Schlüsselinstrument, um die nationale Souveränität zu bewahren, und daher schützenswert und sogar nationaler Stolz. Zudem ist der Staat immer noch erheblich an dieser ökonomisch wichtigen Industrie beteiligt. Deutschlands Verteidigungsindustrie ist hingegen privat, volkswirtschaftlich unbedeutend und politische Kreise meiden die Rüstungsindustrie eher.
https://www.faz.net/aktuell/politik/fcas...obal-de-DE

Schneemann.
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RE: Tornado-Nachfolger - von Mike112 - 24.02.2020, 15:45
RE: Neues Deutsch-Französisches Kampfflugzeug - von Schneemann - 04.10.2020, 13:19
FCAS A400M als UAV Launcher - von voyageur - 19.01.2021, 18:35
RE: Tornado-Nachfolger - von voyageur - 11.01.2022, 15:02

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