(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Da es einerseits viele junge Menschen gibt, die ihren Tag gerne später beginnen, während andere Wert legen auf ausreichend Freizeit am Nachmittag, ist das Optimum für die Personalwerbung eigentlich immer die Gleitzeit. Aber das mit einem Militärdienst zusammen zu bringen, dürfte schwierig sein, wenn auch nicht in allen Verwendungen unmöglich.
Muss man sich nun für eins von beidem entscheiden, dann wären die "Frühaufsteher" mMn zu bevorzugen, da diese meist über eine höhere Selbstdisziplin verfügen, was für Soldaten zu bevorzugen ist. (Und mich persönlich für den Soldatenberuf disqualifiziert.)

Noch zum Biorhythmus:
Ich selbst hatte den optimalen Biorhythmus mit der höchsten Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden in einer Zeit meines Lebens, in der ich wegen zwei parallel betriebenen Berufen die Chance hatte, einen 28-Stunden-Tag zu leben. Ich bin jeden Tag vier Stunden später schlafen gegangen als am Tag zuvor, wodurch ich immer ausreichend müde war, um einzuschlafen und trotzdem genug Zeit zum Ausschlafen hatte. Aber das ist sicher nicht für jeden das richtige und lässt sich kaum mit einer Vollzeittätigkeit oder Familienleben vereinbaren.
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(04.06.2023, 12:51)Quintus Fabius schrieb: Als jemand der jahrelang extremsten Raubbau mit seinem Körper betrieben hat, unter anderem auch in Bezug auf chronischen Schlafmangel möchte ich da mal wiedersprechen. Der Biorythmus ist meiner Überzeugung nach (empirische Erfahrung in Bezug auf meine Person und viele andere die das gleiche taten) nicht nach belieben umstellbar / modifizierbar.

Wie unterschiedlich das individuell ist sieht man ja durchaus am Jetlag, mit dem ich beispielsweise nie irgendwelche Probleme hatte. Den generellen Biorhythmus kann man durch Licht jedenfalls recht gut beeinflussen, der Leistungsrhythmus zieht zumindest bei mir immer nach, ist insofern auch modifizierbar. Ich habe jetzt auch einen völlig anderen als vor zwanzig Jahren. Aber sollen sich die Experten darum streiten, mir geht es nicht speziell darum.

Zitat:Deshalb sind solche Anpassungen meiner Ansicht nach nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer bloßen Söldnerarmee, in der die Sache immer hinter den persönlichen Vorteilen zurück steht.

Ich sehe das anders herum, und ich fürchte, in dem Punkt werden wir nicht auf einen Nenner kommen. Ich sehe eine solche Anpassung auch nicht als einen Schritt in Richtung des individuellen Wohlbefindens, sondern der generellen Transformation der Armee in Relation zur Gesellschaft (auch wenn ich durchaus bei dir bin, dass man das trennen muss). Für mich ist dieses frühe Aufstehen kein eigener Wert und hat auch rein gar nichts mit Selbstdisziplin zu tun, sondern ist eine genauso willkürliche Festlegung wie nun eben die Verschiebung nach hinten, und ändert an den prinzipiell sinnvollen Anforderungen an das Personal nichts.

(04.06.2023, 15:05)Broensen schrieb: Muss man sich nun für eins von beidem entscheiden, dann wären die "Frühaufsteher" mMn zu bevorzugen, da diese meist über eine höhere Selbstdisziplin verfügen, was für Soldaten zu bevorzugen ist. (Und mich persönlich für den Soldatenberuf disqualifiziert.)

Oder sie wollen eine Selbstdisziplin vortäuschen, hinter der die tatsächliche Leistungsfähigkeit hinten an steht, was insgesamt dann der Kampfkraft auch nicht zuträglich ist. Du hast die Gleitzeit selbst ins Spiel gebracht, da sieht man die unterschiedlichen Typen doch ganz gut. Und für mich ist das ehrlich gesagt nichts, was für einen charakterlichen Vorteil von Frühaufstehern in irgendeiner Art spricht. Und das, möchte ich anmerken, obwohl ich mich selbst zu dieser Gruppe zähle. Wink
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Da es sich dabei nur um einen Versuch in der Grundausbildung handelt mach ich mir dazu keine Gedanken das man so etwas flächendeckend einführt. Schon weil das ganze mit Kosten verbunden ist. Außerdem steht in dem Text nicht wenn nun der dienstbeginn dieser AGAKp ist sondern nur das in denn meisten Dienststellen 7.00 Uhr ist . Und außerdem sollte man unterscheiden zwischen wecken und dienstbeginn.
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Zitat:Die Bundeswehr in der nationalen Sicherheitsstrategie

Heute [Anm.: am 14.06.] hat die Bundesregierung die erste nationale Sicherheitsstrategie in der Geschichte der Bundesrepublik vorgestellt. Sie hat für das Strategiedokument den Ansatz der „Integrierten Sicherheit“ gewählt. Das bedeutet, dass Sicherheit umfassend betrachtet wird und sich nicht allein auf militärische Sicherheit beschränkt.

Welche Rolle kommt aber im speziellen der Bundeswehr innerhalb der neuen Sicherheitsstrategie zu?

Zunächst stellt das Strategiepapier klar: „Der Kernauftrag der Bundeswehr ist die Landes- und Bündnisverteidigung, alle Aufgaben ordnen sich diesem Auftrag unter. Die hierfür notwendigen militärischen Fähigkeiten wird die Bundesregierung vorhalten und Fähigkeitslücken zügig schließen.“ Zudem werde aber auch in Zukunft die Bundeswehr Auslandseinsätze im Bereich des „internationalen Krisenmanagements“ übernehmen müssen. Insgesamt sieht die Bundesregierung vor, die Bundeswehr in den nächsten Jahren zu „einer der leistungsfähigsten konventionellen Streitkräfte in Europa“ zu machen, die „schnell und dauerhaft reaktions- und handlungsfähig ist“. [...]

Um diesen Anspruch auch zu finanzieren, strebt die Bundesregierung an, in besonderem Maße in die Wehrhaftigkeit und Verteidigungsfähigkeit zu investieren. Dazu soll im mehrjährigen Durchschnitt, zunächst mithilfe des Sondervermögens der Bundeswehr, das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreicht werden.

Bei der heutigen Pressekonferenz stellte Finanzminister Christian Linder in Aussicht, dass man bereits im kommenden Haushaltsjahr unter Einbindung des Verteidigungshaushalts wie auch des Sondervermögens die eingegangene NATO-Vorgabe erfüllen werde. [...] Neben den benötigten Finanzmitteln zur Herstellung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr wird aber auch der Anspruch der Bundesregierung, zunehmende militärische Präsenz im Bündnisgebiet zu zeigen, weitere Ressourcen fordern. Zum einen solle so ein Beitrag zum Schutz der Bündnispartner geleistet werden, zum anderen wolle man sich damit auch als Anlehnungspartner für die Verbündeten anbieten, heißt es. [...]

Bezüglich der nuklearen Teilhabe äußert sich die Bundesregierung klar und schreibt: „Solange es Nuklearwaffen gibt, ist der Erhalt einer glaubwürdigen nuklearen Abschreckung für die NATO und für die Sicherheit Europas unerlässlich. Deutschland wird hierzu im Rahmen der nuklearen Teilhabe auch weiterhin seinen Beitrag leisten und die hierfür notwendigen Trägerflugzeuge ohne Unterbrechung bereitstellen.“
https://esut.de/2023/06/meldungen/42645/...strategie/

Schneemann
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https://www.forum-sicherheitspolitik.org...29&page=14

Hatte auch schon überlegt es hier einzustellen, aber das Papier umfasst ja mehrere Aspekte und Bereiche.

Spezifisch in Bezug auf die Bundeswehr:

All den schönen Worten dieses Papiers müssen halt jetzt auch mal konkrete Taten folgen. Aber zum Glück ist der Gros dieses Schriftstückes ja allgemein genug gehalten. Kurz und einfach: ich halte das für nichts als inhaltsleeres Blabla um schön auszusehen, die eigene Strategieunfähigkeit damit zu verdecken und den ganzen Schranzen die uns da angeblich vertreten eine Legitimation zu verschaffen.

Ein paar Einzelkritiken:

Zitat:Solange es Nuklearwaffen gibt, ist der Erhalt einer glaubwürdigen nuklearen Abschreckung für die NATO und für die Sicherheit Europas unerlässlich. Deutschland wird hierzu im Rahmen der nuklearen Teilhabe auch weiterhin seinen Beitrag leisten und die hierfür notwendigen Trägerflugzeuge ohne Unterbrechung bereitstellen.

Jaaa natüüürlich. Denn ein paar US-Freifallatombomben aus einer F-35 stellen ja auch eine so enorme Abschreckung dar....

Zitat:Anspruch der Bundesregierung, zunehmende militärische Präsenz im Bündnisgebiet zu zeigen

Wir sollten stattdessen endlich mal die Soldaten zu Hause lassen und Ruhe in den Laden reinbringen. Man kann nicht die Armee wieder aufrichten, und modernisieren und zugleich zunehmend militärisch im Ausland präsent sein. Das funktioniert nicht und stört die erforderliche Widerherstellung der Kriegsfähigkeit und vor allem anderen die Modernisierung erheblich.

Entweder oder. Entweder man zeigt zunehmend Präsenz oder man modernisiert die Streitkräfte. Beides zugleich ist meiner Meinung nach real praktisch nicht durchführbar und führt am Ende dazu, dass beides nicht richtig gemacht wird. Man zeigt also dann weder ausreichend Präsenz noch modernisiert man ausreichend.

Zitat:Insgesamt sieht die Bundesregierung vor, die Bundeswehr in den nächsten Jahren zu „einer der leistungsfähigsten konventionellen Streitkräfte in Europa“ zu machen, die „schnell und dauerhaft reaktions- und handlungsfähig ist“.

Lächerlich, vor allem wenn man gleich im nächsten Satz davon schreibt, dass Haushalt plus Sondervermögen dann das 2% Ziel erreichen werden und man damit gerade mal die NATO Mindestanforderung erfüllt. Tatsächlich wäre deutlich mehr notwendig, wollte man innerhalb der nächsten Dekade die Bundeswehr überhaupt auch nur Kriegsfähig machen.

Aber zum Glück bleibt alles im allgemeinen: leistungsfähig in was ? leistungsfähig in welchem Kontext ? Wird die Sanitätswehr ihr Sanitätswesen noch weiter ausdehnen, bis unsere Sanitäter dann kurz vor Moskau stehen.....

Zitat:Zum einen solle so ein Beitrag zum Schutz der Bündnispartner geleistet werden, zum anderen wolle man sich damit auch als Anlehnungspartner für die Verbündeten anbieten

Und warum sollten sie das dauerhaft tun ? Außer um ihre Sicherheitskosten so weit wie möglich auf uns auszulagern ? Aber ich vergaß: die Führungswehr benötigt ja irgendwas zum Führen, wenn sie dann Plangemäß im Jahr 2055 nur noch aus Offizieren besteht und die Führungsakademie und die Universitäten dann 70% des Gesamtpersonals ausmachen.......

Zitat:Kernauftrag der Bundeswehr ist die Landes- und Bündnisverteidigung, alle Aufgaben ordnen sich diesem Auftrag unter. Die hierfür notwendigen militärischen Fähigkeiten wird die Bundesregierung vorhalten und Fähigkeitslücken zügig schließen.“ Zudem werde aber auch in Zukunft die Bundeswehr Auslandseinsätze im Bereich des „internationalen Krisenmanagements“ übernehmen müssen.

Die leben in einem Fantasieland wenn sie glauben, dass diese Lücken überhaupt zügig schließbar sind und dass man mit dem was sie real tun die notwendigen militärischen Fähigkeiten aufrüsten kann. Noch darüber hinaus gilt das gleich wie schon beim ersten Punkt: entweder schließt man Lücken, rüstet auf und gewinnt militärische Fähigkeiten hinzu ODER man gondelt in Auslandseinsätzen herum. Beides behindert sich gegenseitig dermaßen, dass es mit den real verfügbaren Mitteln und dem real verfügbaren Personal nicht machbar ist bzw. nicht richtig machbar ist.

Kernauftrag ist LV/BV - aber man wird Auslandseinsätze übernehmen müssen - blabla - genau genommen zieht sich das aber durch dieses ganze Papier: man schreibt einfach alles höchst allgemein hin und auch noch das Gegenteil davon und hat damit immer Recht und kann es dann im weiteren hin und her drehen wie man es haben will. Lauter Allgemeinplätze, Worthülsen, schön aneinander gereihte inhaltsleere Worte die das eine und auch zugleich das andere besagen, so dass man tun kann was immer man will.

Das ist kein Strategiepapier, dass ist nur eine weitere in Papierform gebrachte Darstellung der eigenen Strategieunfähigkeit.

Dieses Machwerk taugt nicht mal richtig als Propaganda um sich selbst dadurch als Schön- und Gutmenschen darzustellen, wobei ich vermute dass dies ein Gros der Intention war. Die Führungs- und Santitätswehr wird dieses Machwerk jedoch nicht wieder aufrichten.
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Schon bitter wie der eigene Anspruch aus der ursprünglichen Zeitenwendenrede letztes Jahr Stück für Stück einkassiert wird. Hieß es nicht ursprünglich mindestens zwei Prozent des BIP zzgl. Sondervermögen und die leistungsfähigste Streitkraft in Europa? Jetzt sind wir bei zwei Prozent des BIP inkl. Sondervermögen im mehrjährigen Durchschnitt und einer der leistungsfähigsten konventionellen Streitkräfte in Europa ... So viele leistungsfähige konventionelle Streitkräfte gibt es in Europa nicht, wo gedenkt man sich denn als größtes Land was Bevölkerung und Wirtschaft angeht in Europa einzusortieren?
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@Quintus
Zitat:Jaaa natüüürlich. Denn ein paar US-Freifallatombomben aus einer F-35 stellen ja auch eine so enorme Abschreckung dar....
Die Ironie mal beiseite gelassen: Man darf nicht vergessen, dass die Regierungskoalition bei Amtsantritt 2021 mehr oder minder den Abzug aller Atomwaffen in Deutschland als Position angegeben hatte, auch die FDP hatte sich dem verschrieben. In der Union hielt man sich eher bedeckt (da man sich keine Blöße als Atomwaffenlobbyist geben wollte), die Linken wollten davon gewohnheitsmäßig überhaupt nichts wissen und die AfD würde vermutlich eher am liebsten alles, was mit Uncle Sam zu tun hat, aus dem Land schmeißen oder sich gleich dem Kreml an den Hals werfen.

Insofern ist das schon eine recht bemerkenswerte Kehrtwende. Hinzu kommt, dass sich gerade die osteuropäischen Länder den Koalitionsvertrag doch recht genau angeschaut haben und angesichts der Ambitionen des Kreml stark beunruhigt waren dahingehend, dass die Deutschen ihre Ich-stecke-den-Kopf-in-den-Sand-Haltung ggü. Moskau noch weiter verfolgen würden. Dem schiebt das durchaus einen Riegel vor, egal ob nun 20 oder 35 Atombomben in Büchel lagern. Es ist also auch bündnispolitisch durchaus wichtig.
Zitat:Wir sollten stattdessen endlich mal die Soldaten zu Hause lassen und Ruhe in den Laden reinbringen. Man kann nicht die Armee wieder aufrichten, und modernisieren und zugleich zunehmend militärisch im Ausland präsent sein.
Das wirkt mir etwas fadenscheinig. Wir haben derzeit wohl - was viele so gar nicht verinnerlicht haben, wenn man gerne darüber lästert, wir würden ja keine Präsenz zeigen - in 15 Ländern eine militärische Präsenz mit ca. 3.600 Soldaten - von 3 (MINURSO) bis ca. 1.200 (MINUSMA). Das wirkt sich im Grunde kaum aus, so ehrlich muss man schon sein. Zumindest spielt es keine Rolle bezogen auf die geplanten Reformen, Anschaffungen und Modernisierungen, wenn man bedenkt, dass die reinen Kosten von Auslandseinsätzen im letzten Jahr vermutlich knapp zw. 1,2% und 1,5% des kompletten Verteidigungshaushaltes ausgemacht haben. Die Probleme liegen also woanders (Bürokratie, Beschaffungsabläufe etc.).
Zitat:Entweder oder. Entweder man zeigt zunehmend Präsenz oder man modernisiert die Streitkräfte. Beides zugleich ist meiner Meinung nach real praktisch nicht durchführbar und führt am Ende dazu, dass beides nicht richtig gemacht wird. Man zeigt also dann weder ausreichend Präsenz noch modernisiert man ausreichend.
Die Erfahrungen, die Personal im realen Einsatz macht, egal ob es nun "nur" Patrouillendienste sind, sind aber wichtig für die Heranbildung weiteren Personals - nur mit netten Schulungsrunden über asymmetrische Bedrohungslagen in der geheizten Kaserne wird das nicht zu kompensieren sein. D. h. gerade diese Einsätze sorgen nicht nur für die Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb der Allianz, sondern sie ermöglichen es zudem, eine Basis mit sich erweiternden Erfahrungen für die Ausbildung zu erhalten - unabhängig davon, dass man sicherlich insgesamt mehr investieren sollte. Hinzu kommt, dass die Einsätze, v. a. in Nordafrika und im Mittelmeer, unsere eigene Sicherheit auch direkt tangieren.
Zitat:Lächerlich, vor allem wenn man gleich im nächsten Satz davon schreibt, dass Haushalt plus Sondervermögen dann das 2% Ziel erreichen werden und man damit gerade mal die NATO Mindestanforderung erfüllt.
Ich sehe hier die Schwammigkeit durchaus auch, aber es ist immerhin einmal ein Richtungswechsel, zumal wenn man bedenkt, dass das, worüber wir reden, vor zwei Jahren noch nicht mal im Ansatz diskussionsfähig gewesen ist.
Zitat:entweder schließt man Lücken, rüstet auf und gewinnt militärische Fähigkeiten hinzu ODER man gondelt in Auslandseinsätzen herum. Beides behindert sich gegenseitig dermaßen, dass es mit den real verfügbaren Mitteln und dem real verfügbaren Personal nicht machbar ist bzw. nicht richtig machbar ist.
Nochmal: Wenn die organisatorischen und bürokratischen Abläufe anders aufgestellt wären, dann würde es damit gar keine Probleme geben. D. h., dass die Auslandseinsätze hier nicht entscheidend sind, sondern dass es gerade der bürokratische Wasserkopf ist, der die Schwierigkeit generiert - und der dann zugleich auch auf die Auslandseinsätze als "die Schuldigen" verweist. In gewisser Weise - bitte nehme mir das nun nicht übel - betreibst du mit deinem Herumprügeln auf den Auslandseinsätzen die Politik der Bürokraten und der Verwaltungspolitik, die selbige Einsätze immer gerne dann jammernd heranziehen, wenn sie sich Kritik einheimsen, dass es nicht mit den Reformen voranginge. In Wirklichkeit sind es aber eben genau jene Schutzbehauptungen bzw. Ausflüchte von denjenigen, die nur ihre eigenen Resorts schützen wollen, die das Problem darstellen, und nicht die Auslandseinsätze.
Zitat:Dieses Machwerk taugt nicht mal richtig als Propaganda um sich selbst dadurch als Schön- und Gutmenschen darzustellen, wobei ich vermute dass dies ein Gros der Intention war.
Naja, auch hier würde ich etwas tiefer stapeln. Nur weil die "Schön- und Gutmenschen" nicht sofort ein Millionenheer hochhalbspezialisierter, halbmittlerer Milizjägergrenadiere aus dem Boden stampfen, um damit mit leichtschweren Radpanzern und zu den Klängen von Wagners Walkürenritt gen Ostland zu stürmen, heißt das nicht, dass wir nicht in den letzten grob eineinhalb Jahren keine Bewegung gesehen hätten. Fordern kann man immer und auch recht schnell - und es bleibt sicher abzuwarten, was von diesem Strategiepapier dann letztlich umgesetzt wird -, aber Fakt ist, dass sich in den letzten 18 Monaten mehr geändert hat, als wir uns hier alle vor dieser Zeit hätten träumen lassen.

Schneemann
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Ironischerweise hat die aktuelle Regierung bereits vor dem Krieg F-35 statt F-18 zu kaufen. Davon mal abgesehen, dass die F-35 in allen Rollen das bessere Flugzeug ist, eine entsprechende Zertifizierung für die F-18 für Atomwaffen gab es nicht und war auch nie vorgesehen, daher hat man sich eine weitere Katastrophe des CDU geführten Verteidigungsministerium erspart.

Davon abgesehen hat sich die Regierung für Atomwaffen im Rahmen der nukleare Teilhabe im Koalitionsvertrag ausgesprochen.
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Das war allerdings nicht "die Regierung" sondern sehr persönlich Scholz, der Lamprecht bei einem Gespräch im Kanzleramt den Auftrag erteilt hatte, das F-18 Paket abzuräumen. Das passierte dann auch völlig geräuschlos.
Was ihn da aus seiner Lethargie gerissen hat weiß kein Mensch.
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Schneemann:

Zitat:Es ist also auch bündnispolitisch durchaus wichtig.

Meiner Ansicht nach ist das bündnispolitisch in gar keiner Weise wichtig, sondern allenfalls dahingehend für uns von Vorteil, als das wir durch die sogenannte nukleare Teilhabe gewisse Einblicke erhalten und Informationen welche wir ansonsten nicht hätten. Bündnispolitisch wäre eine hochleistungsfähige konventionelle deutsche Luftwaffe wesentlich wichtiger. Jeder einzelne EF ECR wäre bündnispolitisch wesentlich wichtiger als eine dieser Nuklearwaffen. Was nicht heißen soll dass ich gegen Atomwaffen wäre, ganz im Gegenteil.

Zitat:Wir haben derzeit wohl ...... in 15 Ländern eine militärische Präsenz mit ca. 3.600 Soldaten - von 3 (MINURSO) bis ca. 1.200 (MINUSMA). Das wirkt sich im Grunde kaum aus, so ehrlich muss man schon sein. Zumindest spielt es keine Rolle bezogen auf die geplanten Reformen, Anschaffungen und Modernisierungen, wenn man bedenkt, dass die reinen Kosten von Auslandseinsätzen im letzten Jahr vermutlich knapp zw. 1,2% und 1,5% des kompletten Verteidigungshaushaltes ausgemacht haben. Die Probleme liegen also woanders (Bürokratie, Beschaffungsabläufe etc.).

Diese "nur" 3.600 Soldaten binden aber zehntausende insgesamt, überproportional aus der Kampftruppe und lähmen nicht nur alle Modernisierungs-Prozesse, sondern sind auch sonst ein einziges Hindernis bei der Herstellung der Kriegsfähigkeit, sie wirken sich zudem erheblich negativ auf die Moral und die Personallage aus.

Das Problem sind immer die Menschen, nicht das Geld. Das primäre Problem der Bundeswehr ist die Personalfrage. Man kann mit einer bestimmten Menge Menschenmaterial immer nur eine bestimmte Menge "Arbeit" verrichten. Und wenn diese von der Menge her mit den Auslandseinsätzen vergeudet wird, kann es nicht zugleich in die Modernisierung gesteckt werden. Und dann ist es völlig gleich, wieviel Geld des Haushaltes angeblich dafür aufgewendet wird.

Zitat:Die Erfahrungen, die Personal im realen Einsatz macht, egal ob es nun "nur" Patrouillendienste sind, sind aber wichtig für die Heranbildung weiteren Personals - nur mit netten Schulungsrunden über asymmetrische Bedrohungslagen in der geheizten Kaserne wird das nicht zu kompensieren sein.

Diese Erfahrungen stellen in Wahrheit aber nur ein Problem dar, weil sie Soldaten mit bestimmten Auffassungen, Kenntnissen und Fähigkeiten versehen die im Krieg untauglich sind und die selbst für den Bereich COIN untauglich sind. Diese sogenannten realen Einsätze im Ausland haben die Bundeswehr insgesamt schon viel zu lange negativ geprägt (Stichwort Afghanisierung) und sie führen dazu, dass falsche Strategien, falsche Taktiken, eine falsche Doktrin und eine falsche Auffassung vom Krieg sich immer weiter und weiter in dieser Armee verbreiten.

Und wie heißt es doch so nett in der neuen sogenannten Sicherheitsstrategie ?! Die Landesverteidigung und Bündnisverteidigung ist der primäre Auftrag vor allem anderen und diesem habe sich alles andere unterzuordnen.

Aber selbst assymetrische Bedrohungen löst man nicht oder nur schlecht mit dem lächerlichen krampfhaften Verlustvermeidungsspektakel dass wir im Ausland so als Schauspiel aufführen.

Bei intensiven freien Manövern in der Heimat, dort wo die Soldaten stationiert sind und wo sie auch privat Leben und ihre Heimat haben, könnten sie in sehr viel kürzerer Zeit wesentlich effizienter mehr erlernen was im Krieg tauglich ist. Stattdessen verschwenden sie ihre begrenzte Zeit mit Patrouillenfahrten....

Wenn man denn dieses neue Papier zur Sicherheitsstrategie ernst nehmen wollte, so müsste man als erstes Mal feststellen, dass darin ein klarer Auftrag steht. Dieser Auftrag ist zu erfüllen. Und der erfüllt sich nicht mit Patrouillenfahrten die nur deshalb stattfinden damit irgendwelche Politikerschranzen sich wichtig und mächtig fühlen können obwohl sie es in Wahrheit nicht sind. Um die Egos dieser Schranzen zu bauchpinseln soll man sich also ansprengen lassen, weil dadurch irgendwie die Bundeswehr kriegsfähiger wird ?! Das ist keine Methode und damit wird der erteilte Auftrag nicht erfüllt.

Zitat:In gewisser Weise betreibst du mit deinem Herumprügeln auf den Auslandseinsätzen die Politik der Bürokraten und der Verwaltungspolitik, die selbige Einsätze immer gerne dann jammernd heranziehen, wenn sie sich Kritik einheimsen, dass es nicht mit den Reformen voranginge. In Wirklichkeit sind es aber eben genau jene Schutzbehauptungen bzw. Ausflüchte von denjenigen, die nur ihre eigenen Resorts schützen wollen, die das Problem darstellen, und nicht die Auslandseinsätze

Ich war schon immer gegen diese Auslandseinsätze, ich habe schon 2005 hier im Forum gegen den Afghanistaneinsatz geschrieben, da schrieben andere hier noch, Afghanistan werde ein Erfolg werden, oder gar, dass Afghanistan jetzt die neue Schweiz Zentralasiens wird (wirklich so geäußert worden) etc

Und es ist egal, ob dieses Herumprügeln auf dieser Fehlentwicklung - die allein den Egos von Poltiiker-Versagern dient, welche die vielen guten und treuen Soldaten welche in der Bundeswehr noch vorhanden sind nicht verdient haben - dann von irgendwelchen Bürokraten dazu benutzt wird von deren Fehlern und versagen abzulenken. Nur weil andere diese Argumentation missbrauchen, wird sie weder unwahr noch falsch.

Und man unterschätzt meiner Meinung nach heillos, welchen Schaden diese Auslandseinsätze inzwischen insgesamt angerichtet haben. Weil, sind ja immer nur ein paar tausend gleichzeitig, ist doch gar nicht viel, kostet doch gar nicht so viel usw. Das verkennt einfach völlig, was die Nebenwirkungen und vor allem was die Fernwirkungen dieser Einsätze sind.

Zitat:heißt das nicht, dass wir nicht in den letzten grob eineinhalb Jahren keine Bewegung gesehen hätten. Fordern kann man immer und auch recht schnell - und es bleibt sicher abzuwarten, was von diesem Strategiepapier dann letztlich umgesetzt wird -, aber Fakt ist, dass sich in den letzten 18 Monaten mehr geändert hat, als wir uns hier alle vor dieser Zeit hätten träumen lassen.

Meiner Ansicht nach ein klares Nein. Die Änderungen sind marginal, wären teilweise so oder so schon geplant gewesen und sind in keinster Weise relevant im Sinne des durch dieses Strategiepapier erteilten Auftrags.

Angesichst der Verhältnisse und Umstände, ist die reale Bewegung seit eineinhalb Jahren absolut unzureichend.

Und ich befürchte aus rein empirischer Erfahrung, dass auch diese neue Sicherheitsstrategie rein gar nichts daran ändern wird.
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Wobei die F/A-18 auch keine sinnvolle Lösung gewesen wäre. Und so sehr ich persönlich die EA-18 schätze, wir könnten schon seit Jahren vollumfänglich befähigte EF ECR haben und dass ist das System, dass meiner Überzeugung nach am notwendigsten wäre und am schnellsten jetzt beschafft werden müsste.

Und bezüglich der Freifallbomben: selbst jede aktuelle F-16 kann die tragen und kann dafür zertifiziert werden wenn die USA dies so wollen. Dieser Punkt ist eigentlich das geringste Problem, das hängt nur davon ab was die USA jeweils dazu sagen. Aber das hatten wir ja alles schon sehr ausführlich in folgendem Strang:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org...e+Teilhabe

sowie hier:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org...nachfolger

Entsprechend wäre es meine Bitte diese spezifischere Diskussion dort fortzuführen.
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Anmerkung: Zwei Beiträge zur F-35-Thematik verschoben nach https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=6718

Schneemann
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Diese "nationale Sicherheitsstrategie" ist frei nach Clausewitz "Wenn die Politik keine Vorgaben macht, baut der General jene Streitkräfte, die der Staat sich leisten kann"...

Hier geht der Kompromiss "Schwarze Null in absoluten Krisenzeiten" vor allem anderen. Wie will man zur "leistungsfähigsten konventionellen Streitkraft in Europa werden", wenn man außer dem Sondervermögen nicht mehr investiert?

Der einfachste Weg, der Bundeswehr mehr Geld zu verschaffen, wäre z.B. der Entfall der Umsatzsteuerpflicht, die die Bundeswehr auf alle Beschaffungen zahlt, das macht bestimmt ca. 3 bis 5 Mrd. EUR pro Jahr im EP 14 aus. Dies würde nicht einmal die Obergrenze des Etat verändern! Bei 12 Mrd. EUR rüstungsinvestiven Mitteln macht die Steuerabfuhr rund 1,9 Mrd. EUR Blindleistung aus, die der Bundeswehr nicht zu gute kommen!

Gleiches gilt für die Steuerabgaben der Soldaten, Beamten und Angestellten der Bundeswehr. Auch dies ist erstmal nur eine Blindleistung, die einen deutlichen höheren EP 14 vorgaukelt - geschätzt mal weiter 2 bis 3 Mrd. EUR pro Jahr aus dem EP 14. "Kasernenmiete an die BIMA", ca. 3 Mrd. EUR pro Jahr, abschaffen.

Damit allein würde der EP 14 10 Mrd. EUR mehr Handlungsspielraum erhalten, OHNE das die Etat-Obergrenze angefasst werden müsste. Dumm halt, dass die 10 Mrd. dann als "Fake-Buchung" woanders fehlen...

Man könnte so vieles mit einer einfachen Entscheidung erreichen...

Erschreckend:

BIP 2022 für Deutschland 3.867,1 Mrd. EUR, davon 2 % => 77,342 Mrd. EUR für den EP 14!

Davon sind wird trotz Sondervermögen in den nächsten Jahren meilenweit entfernt. Auf die kreative Buchführung bin ich gespannt, wie man das im "langjährigen Mittel" mit dem Sondervermögen schaffen will? Denn auch dort gilt erstmal 16 Mrd. EUR sind nur Blindleistung für Steuern.

Ich bin der Meinung, 77 Mrd. EUR braucht der EP 14 nicht, dass kann der "Apparat" gar nicht sinnvoll verwenden. Aber zumindest in Richtung 60 Mrd. sollte es bis 2025 gehen - ohne den rechnerischen Trick des Sondervermögens.
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Wenn der nächste Finanzminister weder SPD noch FDP ist dann dürften die Ausgaben für die Bundeswehr deutlich früher auf mindestens 2% steigen. So laut wie die CDU CSU schreit würde sie sich lächerlich machen bei Lindner ähnlichem Kurs was die Verteidigungsausgaben angeht.

Das Mantra von 2% im 5 jährigen Mittel kann mit Sondervermögen gar nicht erreicht werden nach jetzigem BIP außerdem werden die Zinsen ebenfalls aus dem Sondervermögen bedient. Reine Augenwischerei.
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DeltaR95:

Zitat:avon sind wird trotz Sondervermögen in den nächsten Jahren meilenweit entfernt. Auf die kreative Buchführung bin ich gespannt, wie man das im "langjährigen Mittel" mit dem Sondervermögen schaffen will?

Angeblich sollen Anteile der Entwicklungshilfe, des Zivilschutz usw. als Teil der Sicherheitsausgaben verrechnet werden. Schlussendlich füllt man die Differenz zwischen der erklärten Zielsetzung und den realen Ausgaben also einfach mit Nicht-Militärischen Ausgaben.

Meiner rein privaten Einschätzung nach benötigt die Bundeswehr übrigens mindestens ca 80 Milliarden pro Jahr für mehrere Jahre hintereinander, um überhaupt wieder auf die Füße zu kommen. Meiner Einschätzung nach mindestens eine Dekade lang. Dann hättten wir tatsächlich eine kriegsfähige Streitmacht auf dem Stand der Dinge. Und das wäre machbar, das wäre bezahlbar, wenn man es denn wollte.

Aber man betont ja durchaus intentional immer das Bündnis und die ach so lieben Partner, weil man seine Sicherheitskosten halt einfach auf diese auslagern will und das tut man ja auch schon seit Dekaden höchst erfolgreich.
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