(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
#91
(06.02.2021, 13:03)GermanMilitaryPower schrieb: Der Spiegel ... hat sogar auf eigene Lügen basierte Artikel publiziert.
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Worauf spielst du an?
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#92
(06.02.2021, 22:21)Mondgesicht schrieb:
(06.02.2021, 13:03)GermanMilitaryPower schrieb: Der Spiegel ... hat sogar auf eigene Lügen basierte Artikel publiziert.
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Worauf spielst du an?

Vermutlich auf Relotius, aber das hat sich ja nicht der Spiegel ausgedacht, sondern nur dieser "Herr".
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#93
Der Spiegel stützt sich auf die Finanzbedarfsanalyse für 2022 und umschreibt das „worst case Szenario“ für den Erhalt von Deutschlands vermeintlicher Wehrfähigkeit. Rolleyes

Zitat: Es wird deutlich, dass die erforderlichen Ressourcen nicht in Deckung mit den zur Verfügung stehenden und vor allem perspektivischen Finanzmitteln in Einklang zu bringen sind.

https://augengeradeaus.net/2021/02/verte...lenspiele/

Weiteres Zitieren macht hier keinen Sinn und für dieses Schundblatt nehm ich mir auch keine weitere Minute. Wink
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#94
Gedanken zur Bundeswehr der Zukunft

Zitat:Die Obleute des Verteidigungsausschusses beim Deutschen Bundestag wurden heute über das Positionspapier „Gedanken zur Bundeswehr der Zukunft“ von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und dem Generalinspekteur der Bundeswehr informiert.

- im April werden Grundzüge für einen modernen und zeitgemäßen Heimatschutz präsentiert
- im Mai werden die Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft erlassen (konkrete Vorschläge hinsichtlich Fähigkeiten, Strukturen und Einsatzbereitschaft) Exclamation

https://twitter.com/BMVg_Bundeswehr/stat...94/photo/4

https://augengeradeaus.net/2021/02/posit...r-zukunft/
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#95
https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...847b9f3f3a

Grundaussage:

Zitat:Wir müssen die Bundeswehr so ausrichten, dass wir zur Verteidigung in der Lage sind. ....Wer sicher leben will, muss glaubhaft demonstrieren können, dass er dazu in der Lage ist, sich zu verteidigen.

Zitat:Dies ist keine Theorie, unsere östlichen Partner erleben die Bedrohung an ihrer Ostgrenze jeden Tag......Wenn etwa versucht wird, Gebietsansprüche mit dem Recht des Stärkeren durchzusetzen. ......Die Betrachtung der sicherheitspolitischen Wirklichkeit gehört zu unserem Auftrag.

Identifizierung von Problemen:

Zitat:Unsere Führungsstrukturen müssen kompatibel sein mit denen der Nato-Kommandostruktur. Bei der Luftwaffe ist das bereits der Fall, bei den übrigen fünf Organisationsbereichen Heer, Marine, Streitkräftebasis, Cyber und Sanität besteht mal mehr, mal weniger Anpassungsbedarf. Selbst hier im Ministerium hatten wir bis Ende vorigen Jahres kein Führungselement.

Zitat:Meiner Einschätzung nach müssen wir schneller entscheiden, ob wir selbst etwas entwickeln wollen, oder ob wir es marktverfügbar kaufen. Es wurde zu lange an irgendwelchen „Wunschlisten“ gefeilt, die nachher bei den Kosten aus dem Ruder liefen oder nicht realisierbar waren, da zu komplex.

Zitat:Teilweise sind wir mit einigen Nato-Partnern, darunter auch kleinere als wir, schon nicht mehr kompatibel.

Lösungsvorschläge:

u.a.

Zitat:Das Verhältnis von Frauen und Männern in der Truppe zu den Stabskräften ist im Ungleichgewicht.

Und nein, dass hat nicht AKK geäußert.
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#96
Interessantes Arbeitspapier -hier- der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) zu Lehren aus dem Karabach-Konflikt für die Bundeswehr.
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#97
Ergänzend:

Wie ich es schon mal im Strang zu diesem Krieg geschrieben habe, ist da genau genommen in keinster Weise irgend etwas neues oder abweichendes geschehen. Das ganze ist in Wahrheit viel konventioneller als es die meisten vermuten, weil sie das technische Mittel (die Drohne) für sich selbst und ohne Kontext betrachten und nicht verstehen, dass es die Vorgehensweise (Luft-Bodenangriffe) ist, welche in ihrem Kern, ihrem Wesen nach exakt gleich ist wie sie es schon im Zweiten Weltkrieg war.

Der einzige Unterschied ist also der, dass sich hier die die Luft-Boden Angriffe lediglich einmal mehr evolutionär weiter entwickelt haben, wie alle anderen Waffensysteme auch. Sie wurden leistungsfähiger, indem die Kosten dafür aufgrund des Systems welches sie ausübt deutlich gesenkt werden konnten, wodurch drittklassige Mächte nun auch ein größeres Ausmaß an Luft-Boden Angriffen ausführen konnten. Da früher (WK2) Kampfflugzeuge günstiger waren, hatte man damals sogar noch viel größere Quantitäten, wenn auch nicht mit der gleichen Qualität.

Wirklich relevant ist in der von PKr eingestellten Vernetzung eigentlich vor allem anderen der folgende Passus:

Zitat:Drohnen erwiesen sich in diesem Sinne auch als ausgezeichnete Mittel zur Informationskriegsführung. Aserbaidschanische Videos von Angriffen auf armenische Ziele verbreiteten sich in Windeseile online und ermöglichten es Baku, das Narrativ des Krieges zu dominieren.

Einmal mehr zeigt sich hier die Anfälligkeit unserer heutigen westlichen Gesellschaften für die Manipulation von Informationen. Gerade weil die Drohnen ferngesteuert werden produzieren sie mehr Bilder und treten damit in den Vordergrund, auch da wo sie es in keinster Weise sind. Ein 120mm Mörsergeschoss erzeugt eben keinen Lifestream.

Und entsprechend kommt man zu falschen Schlußfolgerungen, meist in Kombination mit weiteren Fehlinformationen:

Zitat:Zweitens hat der Konflikt die Wirkungslosigkeit von herkömmlichen Flugabwehrsystemen gegen Drohnen bestätigt. Ältere Varianten der russischen Pantsir S1- und S-300-Systeme sowie andere Flugabwehrbatterien russischer Bauart, die auf armenischer Seite eingesetzt worden waren, wurden bereits in den ersten Tagen des Konfliktes durch aserbaidschanische Präzisionsschläge zerstört.

Armenien besaß beispielsweise kein einziges Pantsir System, nicht dass es einen Unterschied gemacht hätte.

Aber was soll Wirkungslosigkeit hier überhaupt bedeuten? Es gab auch schon vor Dekaden SEAD durch Flugzeuge bei denen die feindliche bodengestützte Luftraumverteidigung zerlegt wurde. Hier ist nichts anderes passiert!

Mit Luftangriffen wurde die Luftraumverteidigung des Gegners zerstört. Danach konnte dieser nichts mehr gegen weitere Luftangriffe ausrichten. Es wäre nicht anders gelaufen, hätte man es mit normalen Flugzeugen gemacht. Der einzige Unterschied ist, dass die sehr viel geringeren Kosten der Drohnen diese Befähigung welche bisher nur Großmächten zur Verfügung stand nun auch drittklassigen Mächten zugänglich macht.

Und nun biegen wir das mal zurück zu Bundeswehr und den absonderlichen Schlußfolgerungen des Artikels:

Zitat:Aus diesem enormen Verlust an Mensch und Verschleiß an Material lässt sich schließen, dass zukünftige Streitkräftestrukturen mit großer Wahrscheinlichkeit fähig sein müssen, solche Ausfälle zu absorbieren und gleichzeitig einsatzfähig zu bleiben. Ein Schlüsselwort hierfür ist Redundanz.

Die Redundanz einer Massenarmee (beispielsweise früherer Karree-Divisionen) ist heute real praktisch nicht mehr herstellbar. Die wahre Schlussfolgerung muss daher sein, dass diese Verluste erst gar nicht auftreten dürfen und dass man die Erste Schlacht nicht nur sofort so schnell wie möglich führen muss, sondern dass diese Schlacht bereits die Entscheidungsschlacht sein wird, mit welcher der gesamte Krieg steht und fällt. Es kommt also in Wahrheit alles auf den Auftakt an (in Berg-Karrabach war es übrigens ebenso).

Es ist also falsch Abnutzungskriege führen zu wollen oder seine Streitkräfte auf einen Abnutzungskrieg mit großer Redundanz hin rüsten zu wollen, wie es hier der Autor für die Bundeswehr propagiert. Nichts wäre falscher.

Unsere westlichen Gesellschaften TM sind auch sonst in allen anderen Bereichen zu so einem Krieg in keinster Weise in der Lage. Im Gegenteil muss die Bundeswehr so aufgestellt und beschaffen sein, dass sie mit dem ersten Schlag den Krieg gewinnt (oder er wird verloren sein). Abnutzungskriege sind für unsere gegenwertigen Gesellschaften im Westen unmöglich, kurze begrenzte Kriege aber führbar. Was wir benötigen ist eine Bundeswehr für eine sofort erfolgende Entscheidungsschlacht in welcher der ganze Krieg bereits im Auftakt entschieden wird.

Das bedeutet zwingend auch mehr Quantität, aber nicht in der Art wie es hier in dem Text für die Bundeswehr dargestellt wird.

(rein persönlich vermute ich, dass der Autor auch darum weiß, aber der ganze Krieg dort nur dazu benutzt werden soll, der Bundeswehr noch mehr Mittel, noch mehr Generäle und noch mehr Geld zum verschwenden zuzuschanzen).

Zitat:Erstens, die nächsten Jahre könnten entgegen dem langjährigen Trend zu kleineren Verbänden eine Rückkehr der Masse auf das Gefechtsfeld bringen – also zu quantitativ größeren Verbänden.

Die Masse muss aber aus den richtigen Systemen in der richtigen Anordnung bestehen und sie muss vor allem Simultan einsetzbar sein, sonst werden wir wie Frankreich im 2WK enden, mit Unmengen an nicht genutztem Kriegsmaterial. Redundanz ist daher der falsche Begriff. Der entscheidende Begriff für den nächsten Krieg sollte stattdessen Simultanität sein. Masse ist nicht gleich Masse. Jede Masse muss der Erhöhung der Kampfkraft in der Auftaktphase dienen.

Zitat:Solange eine Wiedereinführung der Wehrpflicht weitgehend unrealistisch scheint, könnte dies eine verstärkte Aufwertung von Reserveverbänden bedeuten.

Mit einem Wort: falsch. Den irgendwelche als Hilfsinfanteristen, Objektschutz und Sicherungskräfte aufgestellten Reserveverbände könnten auch bei erheblichem Aufwuchs in der Zahl eben nichts wesentliches zur Auftaktphase und zur Entscheidungsschlacht beitragen. Wir benötigen statt freiwilliger Wehrpflicht und rührigen Reservisten wesentlich mehr echte Berufssoldaten in Kampfverbänden. Und das wird teuer.

Zitat:Zweitens würde eine solche, auf Quantität bauende Streitkräftestruktur vermutlich nur im budgetären Rahmen bleiben, wenn mehr und günstigere, „abnutzbare“ Waffensysteme und Plattformen, wie zum Beispiel unbemannte Land-, See- und Luftfahrzeuge, eingeführt werden

Günstiger und Abnutzbar heißt nicht schlechter, im Gegenteil. Der Artikel aber impliziert eine Massenarmee mit einer billigeren Ausrüstung. Das Gegenteil aber ist notwendig. Wir benötigen keine Billig-Ausrüstung, sondern die richtige Ausrüstung für die Entscheidungsschlacht.

Zitat:Drittens lässt sich schlussfolgern, dass eine adäquate Streitkräftestruktur geschaffen werden muss, die bemannte und teilbemannte Hochtechnologie-Mehrzweckplattformen bestmöglich in den einzelnen Verbänden mit existierenden Plattformen integriert. So könnte etwa das zukünftige Main Ground Combat System (MGCS), welches den Leopard II-Kampfpanzer ablösen soll, zunächst zusammen mit einer nachgerüsteten Version des Leopard II in gemischten Bataillonen eingesetzt werden.

Bloße Strukturextrapolierung ist unzureichend. Wir benötigen aufgrund unserer realen faktischen Beschränkungen radikale und revolutionäre Umbrüche. Da die Entscheidungsschlacht sich in unserem Fall über einen gewaltigen Kriegsraum mit großen Raumanteilen mit sehr geringen Truppendichten hinziehen wird, werden beispielsweise klassische Kampfpanzer für uns völlig nutzlos und sinnfrei.

Zitat:Erstens, auf technischer und materieller Seite zeigt der Krieg um Berg-Karabach eindeutig die militärische Wirksamkeit von Kampfdrohnen.

Falsch. Erstens zeigt er dass der Krieg nach der Auftaktphase entschieden ist. Und zweitens zeigt er die übliche Wirksamkeit taktischer Luft-Boden Angriffe. Wie sie seit dem 2WK besteht.

Zitat:Gleichzeitig unterstreicht vor allem die militärische Niederlage Armeniens die fatalen Konsequenzen fehlender Fähigkeiten im Bereich der Drohnenabwehr.

Falsch: Er unterstreicht was passiert wenn die Luftraumverteidigung zusammen bricht und man keine Konzepte der Defensive für diesen Fall hat. Das ist völlig unabhängig von der Frage ob man Drohnen einsetzt oder konventionelle Bomber oder was auch immer. Und ganz allgemein geht der Artikel zu wenig auf die Verbindung von Drohnen in Kombination mit weitreichender Artillerie ein. Jeder spricht über azerische Drohnen, aber die Leistung der azerischen Artillerie war mindestens gleichrangig. Beide zusammen erst ergaben hier die beobachtete Leistung.

Zitat:Will die Bundeswehr eine einsatzfähige Streitkraft bleiben, die im Ernstfall auch gegen einen gut gerüsteten konventionellen Gegner bestehen kann, ist die Beschaffung von Aufklärungs- und Kampfdrohnen aus militärischer Perspektive aber ebenso unabdingbar.

Konventionelle ferngelenkte Drohnen sind gegenüber jedem ernsthaften konventionellen Gegner gegenüber völlig wirkungslos. Nur weil beide Seiten so drittklassig waren, fällt das nicht auf. Die tatsächliche Schlußfolgerung ist es, massiv in die elektronische Kriegsführung zu investieren.

Anders sieht das natürlich mit vollautonomen Systemen aus und die zwingende Schlußfolgerung ist hier eigentlich, dass die Bundeswehr massiv in Vollautonome Systeme investieren müsste. Was natürlich aus sozialkulturellen und politischen Gründen nie geschehen wird.

Zitat:Drohnen mit ähnlicher Reichweite, ausgestattet mit Präzisionskampfmitteln, könnten ein effektives Instrument sein, um die Steuerzentralen jener unbemannten Luftfahrzeuge zu zerstören.

Und ebenso könnte man einfache Luftüberlegenheits-Drohnen beschaffen, welche besonders einfach Vollautonom agieren können und welche dann die feindlichen Drohnen vom Himmel holen. Diesen Wettlauf gewinnt dann die größere Industriekapazität.

Zitat:Wie der Konflikt im Südkaukasus illustrierte, können Kampfdrohnen mittlerweile relativ nahtlos und finanziell deutlich günstiger viele der Aufgaben von Kampfhubschraubern übernehmen.

Streiche viele, setzte manche und die Kombination beider Systeme ergibt erst so richtig Kampfkraft (dezentrale Steuerung der Drohnen von Hubschraubern aus).

Zitat:Wie zum Beispiel können geographisch weit verteilte, aber gut vernetzte taktische Einsatzverbände im Angesicht von effektiver Gefechtsfeldaufklärung vor Angriffen aus der Luft, dem Cyberraum, sowie dem elektromagnetischen Spektrum geschützt werden?

In dem der Kampf insgesamt so kurz wie möglich gehalten wird und der Gegner bereits mit dem ersten Schlag so nachhaltig geschädigt wird, dass seine Niederlage unvermeidbar wird. Der Krieg muss mit allen Mitteln kurz gehalten werden, anders ist er für uns nicht führbar.

Zitat:Drittens sollte an die Wiedereinführung der 2012 abgeschafften Heeresflugabwehr gedacht werden, um Operationen von deutschen und verbündeten Bodentruppen zu sichern und effektiv zu begleiten. Armenische Streitkräfte erlitten ihre empfindlichsten Verluste während des Vorgehens ohne solchen Schutz.

Wie die Ägypter im Yom Kippur Krieg, wie die Deutschen in der Normandie 44 etc. Welch herausragende brilliante und neue Erkenntnis ...... Wir benötigen mehr Luftraumverteidigung, nein wirklich, welche Durchbruch an militärischem Genius. Taktische Bombardierungen werden also aufgrund evolutionärer Weiterentwicklung auch für drittklassige Gegner verfügbar (so wie Computerchips und Handys halt auch immer günstiger / leistungsfähiger werden) und der Berg kreiste und gebar: die Erkenntnis das Luftraumverteidigung sinnvoll ist.....
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#98
Zitat:Herausfordernder Auftrag für die Panzergrenadierbrigade 37: Ab 2022 ist sie Teil der NATO-Eingreiftruppe VJTF. Das dafür benötigte Material kommt aus dem ganzen Heer. Nachtsichtbrillen, Lkw, Panzer - eine Bestandsaufnahme -> https://www.bundeswehr.de/de/organisatio...pe-5033114

https://twitter.com/Deutsches_Heer/statu...2945638401

Geil.

Es würde mich nicht wundern, wenn die Besenstiehle bald wieder rausgeholt werden. Mit dem derzeitgen status quo kann ich keinen "Bundesbürger" verstehen, der bereit ist, sein Leben für dieses komplett verrottete politische System in diesem Karnevalsverein riskiert.

Es ist zum Heulen was in 16 Jahren Merkel alles zu Grunde gerichtet wurde.

Sleepy
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#99
Interessant wäre zu wissen wie viel denn tatsächlich für 2023 geliehen werden muss...
2019 waren es wohl knapp 50% des Materials...
dieses Mal soll es schon deutlich weniger sein...
man muss halt sehen wo man herkommt...
wenn es aktuell nur noch 20% wären würde ich das fast schon als Erfolg verbuchen
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GermanMilitaryPower:

Der ganze Verfall fing schon lange vor Merkel an. Er ist kein Resultat der letzten 16 Jahre, die Weichen wurden schon zur Zeit von Schröder in diese Richtung gestellt, war ja selbst damals dabei als der Niedergang begann.

Zitat:Mit dem derzeitgen status quo kann ich keinen "Bundesbürger" verstehen, der bereit ist, sein Leben für dieses komplett verrottete politische System in diesem Karnevalsverein riskiert.

Also bitte! Wir riskieren unser Leben doch nicht für das politische System oder den aktuellen Karnevalssystem, oder die Plutokraten - sondern für

DEUTSCHLAND

Ist das nicht alles wert ?!

Defätismus ist auch keine Lösung. Wenn die Zustände halt schlecht sind, muss man mit dem was real ist eben mehr machen. So gut es halt geht. Das ganze ist auch eine Sache der Graswurzeln. Wenn ein jeder nur in seinem kleinen Bereich und seinen Möglichkeiten handelt, würde sich dass insgesamt ausreichend addieren. Dass die Zustände so schlecht sind, liegt eben nicht allein an der Politik, oder "denen da oben". Hab ich früher auch so geglaubt, aber inzwischen bin ich eher der Ansicht, dass die katastrophalen Zustände in der Führung mehr ein Symptom als die Ursache sind.

Wäre die Mehrheit anders, wäre alles anders.
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@ Quintus:

Wenn du während Deiner militärischen Laufbahn nur halb so viel auf dem Kasten hattest wie der rühmliche Cunctator warst du mit Sicherheit ein Soldat wie aus dem Bilde. Wink

Welchen Rang hattest Du denn damals und wie hat sicher dieser besagte Niedergang denn zu Deiner Zeit schon bemerkbar gemacht?

Ohne Zweifel war es aber die Politik und der Lauf der Dinge, die aus einer (kontinentalen) militärischen (Super)Macht einen zahnlosen Tiger gemacht hat. Leopold von Ranke hat mal gesagt, dass man den Charakter eines Volkes daran erkennt, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt.

Und wie wir unsere Soldaten seit den zwei verlorenen Weltkriegen und bis heute behandeln, ist einer der Gründe unseres militärischen Niedergangs. Hier versagt auch die Gesellschaft. Deutschlands Freiheit wurde mit Sicherheit nie am Hindukusch verteidigt und jedes der bis heute 59 Opfer ist umsonst gefallen, vergessen und ohne Sinn.

Die Diskussion können wir gerne per PN weiterführen. Blush

Mein Nickname war nie rein auf die Bundeswehr bezogen, sondern auf die gesamte germanische, preußische und deutsche Geschichte bis heute. In meinen Augen verraten wir vieles was diese Nation einst so groß machte. Und jedes Mal wenn ich kurz davor bin ein neues Video auf YouTube von der Bundeswehr zu erstellen, kommt irgendeine Nachricht á la schwarz gestrichener Besenstiel als 20mm Ersatz, der mir für die nächsten 12 Monate jegliche Lust und Laune nimmt. Es ist einfach zum Heulen. Undecided

si vis pacem para bellum Exclamation
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Mit den folgenden Aussagen werde ich mich mal wieder sicher allgemein unbeliebt machen:

Zunächst mal zu Afghanistan: 59 Opfer in 19 Jahren ist eine derart bizarr extrem niedrige Zahl, dass man feststellen muss, dass sich das ganze Geschehen dort de facto unter dem militärischen Horizont abgespielt hat. Das wird natürlich jetzt vielen sehr sauer aufstoßen, die sich dort durchaus in einem echten scharfen Krieg wähnten. Und ebenso wird man erklären, ich würde die Gefallenen nicht achten etc (nichts wäre mir ferner ! ich wünschte nur ich wäre einer von ihnen). Und wer mir da vorhält ich würde das einfach so aus der Bequemlichkeit eines Schreibstuhls heraus leichtfertig dahin schreiben: jederzeit und sofort gehe ich dorthin und verlasse das Land als letzter. Jederzeit und sofort setze ich mein Leben für jeden Kameraden dort nach Belieben ein. Das ist nicht einfach so geschrieben, bin auch nicht geschickt genug mit Worten das richtig auszudrücken. Aber Fakt ist: die Verluste sind derart gering dass etliche Gegenden in Süd- und Mittelamerika deutlich gefährlicher sind als es dieser Einsatz war. Das allein zeigt schon die mangelnde Ernsthaftigkeit des ganzen Geschehens dort auf.

Der Niedergang begann meiner Meinung nach schon in den 90er Jahren als man in allgemeiner Friedensseligkeit (in der politischen Bildung hörte ich damals 1996 das erste Mal von Fukuyamas Ende der Geschichte) erklärte, man müsse jetzt massiv militärisch abbauen, weil es für die Bundeswehr in ihrer bisherigen Form und Größe keinerlei Verwendung mehr gäbe und nie mehr geben werde. Und das war ja damals durchaus ein logisches Argument, aber eine umfangreiche gewaltige und komplexe Struktur abzubauen ist ein extrem schwieriges Unterfangen. Das erfordert mehr militärisches Können als eine Armee aufzubauen. Mein damaliger Vorgesetzter hat damals schon dazu ausgeführt, dass die angedachte Reduzierung immense Probleme hervorrufen wird, wenn sie inkompetent durchgeführt wird. Eine Armee intelligent und richtig zu verkleinern ist extrem schwer. Die Erfahrungen der Amerikaner, welche in dieser Zeit bereits vorlagen (Buchempfehlung: Hope is not a Method von Sullivan - habe ich das erste Mal 1998 gelesen) zeigten das ganz klar auf.

Da man aber von allgemeinem Frieden und Glückseligkeit für die Zukunft ausging und nichts weniger interessierte, hat man eben damals dem Abbau der Bundeswehr (wie schon dem Abbau der NVA) nicht die notwendige Sorgfalt und Beachtung gewidmet und den Abbau einfach so nebenbei - ohne wirkliche Konzepte, ohne wirkliches Können und ohne wirkliche Zielsetzung betrieben. Man wurschtelte einfach so vor sich hin, dass fing schon unter Volker Rühe an. Und alles was wir da heute betrachten an Missständen und Fehlentwicklung ist meiner Meinung nach ein Erbe dieser Zeit und nicht erst jetzt unter Merkel so entstanden.

Die Behandlung der Soldaten selbst war und ist dabei meiner Meinung nach gar nicht das ausschlaggebende. Sondern die Inkompetenz und/oder das mangelnde Interesse und/oder die Ignoranz bei dem gewaltigen Abbau dieser Streitmacht in den 90er Jahren fort folgend. Und das ist natürlich auch ganz verständlich: wenn man als Offizier erklärt bekommt, dass man noch befördert wird, dann mit vollen Bezügen in den Vorruhestand geschickt, der gesamte Großkampfverband aufgelöst und das Material ins Ausland verhökert wird, wird man einen Teufel tun und sich anstrengen das ganze militärisch so gut wie möglich hinzukriegen. Und diese Haltung kriecht dann von ganz oben bis ganz unten die gesamte Armee hinein. Das kommt auch nicht von heute auf morgen. Das kriecht ganz langsam Stück für Stück über Jahre hinweg in die gesamte Struktur und es dauert etliche Jahre bis die Auswirkungen dann zunehmend spürbar und sichtbar werden, aber dann ist es zu spät. Dann kam der Kosovo und dem folgend Afghanistan und hier griff wieder der Umstand, dass Streitkräfte nur sehr schwer verschiedene Dinge zugleich richtig tun können. Man hat entweder eine hohe Bereitschaft oder man rüstet neue System oder man verbessert die Ausbildung oder man ist in Auslandseinsätzen gebunden oder man konzentriert sich auf den Abbau der Truppe unter Erhalt einer möglichst großen Kampfkraft etc

Es ist extrem schwierig und extrem teuer mehrere dieser genannten Dinge zugleich zu tun. Es war daher unvermeidlich, dass die Bundeswehr genau in diesen kritischen zehn Jahren (1998 bis 2008 ) in welchen die Auswirkungen der ganzen Entwicklungen der 90er so richtig in die Truppe einschlugen insgesamt derart Schaden nehmen musste. Man hätte entweder das eine oder das andere machen müssen oder deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen. All dies wurde nicht gewollt.

Und hier kommt nun die von dir so gern geschmähte Politik ins Spiel: die Politiker haben aber oft keinerlei Ahnung von diesen Belangen. Sie wissen sogar weniger über das Militär als ich (und ich weiß schon nicht ansatzweise genug) und sollen dennoch Entscheidungen treffen. Sie trefffen diese Entscheidungen daher primär vor allem auch aufgrund des Rat und des Einfluss hochrangiger Offiziere. Sowohl im aktiven Dienst (Generalsebene) als auch außer Dienst (entsprechend in der Rüstungsindustrie, in den Ministerien etc). Und gerade diese Generation, diese hochrangigen Offiziere sind meiner Meinung nach die wahrhaft Schuldigen. Sie haben es verschuldet.

Nun muss ich aber relativierend anfügen, dass wie schon geschrieben die erhebliche Reduzierung einer Armee eines der schwierigsten Dinge ist, und die Umstände zugleich nicht gerade förderlich in Bezug auf diese Zielsetzung waren. Ich bezweifle stark, dass irgend jemand es unter diesen Umständen wirklich gut hinbekommen hätte. Einer der wesentlichsten Fehler aber überhaupt war in diesem Bereich meiner Meinung nach der Afghanistan-Einsatz. Und der wurde auch nicht zur Zeit von Merkel beschlossen.

Jeder ernsthafte pflichtbewusste Offizier hätte diesen Einsatz verweigern müssen. Gerade die hochrangigen Offiziere hätten öfffentlich erklären müssen, dass dies unter den aktuellen Umständen und bei den gerade laufenden Prozessen in der Bundeswehr ein unmögliches und grundfalsches Unterfangen ist. Aber das hätte natürlich bedeutet seine Karriere dafür zu opfern, Nachteile in Kauf zu nehmen und das bei ungewissem Ausgang. Also hat man diesen Einsatz (sicher bei vielen mit Bauchgrimmen) abgenickt und ist dorthin gezogen. Und die beschriebenen Prozesse, die Nachwehen der 90er und dieser Einsatz zusammen haben dann der Bundeswehr de facto fast einen Todesstoß versetzt, sie zumindest de facto fast Kampfunfäig gemacht.

Wie kann es sein, dass hochrangige Offiziere die zuvorderst vor allen anderen sich selbst bedenkenlos jederzeit opfern sollten für das höhere Ganze sich hier nicht den grundfalschen politischen Forderungen offen entgegen gestellt haben? Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach in der sozialkulturellen Grundströmung insgesamt. In einer Gesellschaft in welcher aufgrund der gesamten Sozialkultur der eigene materielle Vorteil vor jedem ideelen Vorteil steht, kann es gar nicht anders sein.

Nun ist hinterher jeder Fahnenjunker Feldmarschall und es nützt auch rein gar nichts darum zu wissen. Die Dinge sind nun heute wie sie sind. Die Frage ist daher viel eher, wie wir aus diesem noch nie dagewesenen Tal heraus kommen, dass wir uns selbst gegraben haben.

Zitat:Und jedes Mal wenn ich kurz davor bin ein neues Video auf YouTube von der Bundeswehr zu erstellen, kommt irgendeine Nachricht á la schwarz gestrichener Besenstiel als 20mm Ersatz, der mir für die nächsten 12 Monate jegliche Lust und Laune nimmt.

Und genau das eben nicht !

Deine Videos beispielsweise sind ein Wert. Mach sie! Und zwar völlig unabhängig davon wie die Realität ist - oder wie sie von den Medien dargestellt wird. Wer wen nicht du ? Mit fehlt dazu beispielsweise jede Befähigung. Es wird nicht besser wenn du sie nicht machst. Wenn du sie aber einstellst, trägt genau das dazu bei, dass es besser wird! Und wenn unser Beitrag noch so klein ist, auch Kleinvieh macht Mist und der addiert sich irgendwann zu einer ausreichenden Masse.
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(18.02.2021, 18:05)GermanMilitaryPower schrieb: ...
Es würde mich nicht wundern, wenn die Besenstiehle bald wieder rausgeholt werden. Mit dem derzeitgen status quo kann ich keinen "Bundesbürger" verstehen, der bereit ist, sein Leben für dieses komplett verrottete politische System in diesem Karnevalsverein riskiert.

Es ist zum Heulen was in 16 Jahren Merkel alles zu Grunde gerichtet wurde.

Sleepy
Was soll dieser Unsinn?
Du stellst unsere parlamentarische Demokratie in Frage. Und das grundsätzlich. Man kann Merkel mögen oder nicht, sie wurde dreimal wiedergewählt.

Das der Zustand der BW so bescheiden ist, hat im übrigen nicht ausschließlich Merkel verursacht. Eher das Gegenteil ist der Fall, Merkel hat sich nie für die BW oder Sicherheitspolitik interessiert. Im Guten wie im schlechten.
Bedank dich bei Karl-Theodor, der Affe hat die Wehrpflicht ausgesetzt und alles was gut funktionierte privatisiert.
vdL hat KiTas eröffnet. War auch nicht so das gelbe vom Ei.
Diese Leute tragen Verantwortung.

Wenn es besser werden soll, muss die SPD weg, das könnte ein Weg zur Heilung der BW sein. Ohne CDU wird das übrigens nicht gehen.
Ach, ich schweife ab.

Besenstiel ohne "h".
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Mein lieber Quintus ... vielen Dank für Deinen Post. Blush

Ich bin diesbezüglich voll bei Dir, weil der militärische Niedergang ein Resultat vieler zeitgleich wirkender Faktoren ist. Tatsächlich habe ich bisher nie daran gedacht, dass die Reduktion einer Armee ein so schwieriges Unterfangen sein kann. Ich glaube mein BWL Studium hat mich dahingehend etwas zu sehr in Richtung wirtschaftliches Denken gepolt und wie einfach es sein kann, eine rote Strichliste zu erstellen.

Dass der Fisch vom Kopf stinkt dürfte ja bereits den meisten Interessierten bekannt sein. Und dass dies auch die militärische Führung inkludiert, ist unbestreitbar. Ein gutes aktuelles Beispiel gibt hier im Moment der Generalinspekteur der Bundeswehr ab, der sich bereits für seine weitere Karriere die Weichen stellt.

Schlussendlich bleibt es trotzdem dabei, dass politisch so argumentiert wird, diverse Stellschrauben neu zu justieren. Komischerweise geschieht dies aber wieder und wieder mit denselben Personen in der Verantwortung. Und dies kann und wird nicht funktionieren. Neuerdings sind noch externe Berater an Bord und verschlimmbessern diesen ohnehin bereits obsoleten Prozess.

Ich frage mich, im Sinne von quo vadis, ob wir binnen der nächsten 20 Jahre effektiv mehr Kampfkraft, also mehr "bang for the buck" auf das Feld bekommen oder die Bundeswehr weiter dahinsiecht ... Confused
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Zu den externen Beratern kann ich noch eine kleine Anekdote liefern: etliche derer Vorschläge waren gar nicht so schlecht. Im Prinzip hätte man das zwar auch selbst heraus finden können und die exakt gleichen Vorschläge auch machen können, aber was solls. Die haben also fleißig recherchiert, tatsächliche Probleme erkannt und diese benannt und auch noch detailliert ausgeführt was man besser machen könnte. In zumindest einem Fall weiß ich aber, dass dann diese Vorschläge seitens hochrangiger Offiziere aktiv und massiv hintertrieben wurden, weil sie deren eigener Agenda entgegen liefen. Und obwohl von weiter oben diese externen Berater eingesetzt wurden sind, hat man dann trotzdem ihre Vorschläge eben nicht umgesetzt. Man hat also viel Geld bezahlt für eine theoretische Lösung, ohne dass diese praktische Realität wurde. Einfach weil hochrangige Offiziere mit realer Macht das hintertreiben konnten. Das ist nicht untypisch.

Es spielt gar keine Rolle was besser wäre, oder wie man es besser machen könnte. Es gibt Personen die schlicht und einfach reale Macht haben, die ganz bestimmte private Ansichten haben und diese dann aufgrund ihrer Position verfolgen können. Das ist nicht spezifisch deutsch, dass ist überall so. Daher kommt alles darauf an, dass exakt diese Personen an diesen Stellen kompetent sind, oder zumindest ausreichend kompetent UND zugleich keine private eigene Agenda haben welche der Zielsetzung der Unternehmung entgegen läuft.

Es ist dieser Interesssenswiederspruch welcher so viele Probleme verursacht. Was für die Bundeswehr insgesamt gut wäre, ist oft nicht gut für bestimmte Offiziere, die aber zugleich in der Position sind hier eine Entscheidung entweder für die Sache - oder für sich selbst und ihre eigenen Interessen zu treffen. Und das ist es was ich meinte als ich schrieb:

dass die Führungsprobleme meiner Meinung nach mehr ein Symptom sind als die Ursache.

Man schimpft und klagt über die Führung, die Politik etc, aber diese sind in Wahrheit ein Ausfluss der in dieser Gesellschaft vorherrschenden Sozialkultur. Eine Mehrheit der Deutschen ist heutzutage genau so, und deshalb ist die Politik wie sie ist. Die sozialkulturelle und psychologische Seite des ganzen ist meiner Meinung nach ausschlaggebend. Solange in der Gesellschaft insgesamt eine Mehrheit sich primär für materielle Werte interessiert, allein für sich selbst und das eigene Vorankommen, den persönlichen materiellen Profit und dies von der Wirtschaft, der Politik, jedem Aspekt der Gesellschaft so auch noch als Ideal hingestellt und überbetont wird, kann sich auch das Führungsproblem nicht ändern.

Denn die Führung macht im Prinzip nichts anders, als es alle anderen auch tun. Sie ist ein Produkt unserer Gesellschaft.
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