(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Hat jemand mehr Infos zu folgenden Themen
ESUT

und es sollen Truppenversuche in Münster mit dem neuen Kommunikations-- und "Battle" Managementsystem laufen.
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Selbst Liberale sehen inzwischen klarer:

https://www.youtube.com/watch?v=Uar3uUO6THQ

Um es mit einem einzigen Satz zusammen zu fassen:

Das Problem der Bundeswehr ist meiner Meinung nach systemische Korruption und Inkompetenz in der Führung.

Die Lösung ebenfalls in einem Satz: man muss radikalst gegen die Führung vorgehen und diese vollständig umbauen, zerschlagen, die Generalskaste ganz genau so vernichten wie die höheren Beamten in ihren Pfründen.
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(06.08.2022, 22:17)Quintus Fabius schrieb: Selbst Liberale sehen inzwischen klarer:

https://www.youtube.com/watch?v=Uar3uUO6THQ

Um es mit einem einzigen Satz zusammen zu fassen:

Das Problem der Bundeswehr ist meiner Meinung nach systemische Korruption und Inkompetenz in der Führung.

Die Lösung ebenfalls in einem Satz: man muss radikalst gegen die Führung vorgehen und diese vollständig umbauen, zerschlagen, die Generalskaste ganz genau so vernichten wie die höheren Beamten in ihren Pfründen.

Im Angesichts der Tatsache, dass du ja zumindest anscheinend im Bereich der Reserve tätig bist oder sogar aktiv, scheint mir diese Formulierung zumindest selbstmörderisch...
Erinnere nur an ehemaligen General KSK, der es wagte sich persönlich politisch zu äußern.
Sobald dabei solche Wortwahl auftaucht, bist du Toast ( cancelculture und Co )
Traurig aber wahr, wobei unsere " oberen Friedenswächter und Verteidiger der political correctnes" ja anscheinend in der Realität angelangt sind, hast du ja vielleicht Glück Sad
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Tolles Video, danke für die Verlinkung.

Man muss es sich immer wieder auf der Zunge zergehen lassen, dass wir vom einst stärksten jemals aufgestellten Militär zu diesem Status Quo gelangt sind.

FUBAR umschreibt es ganz gut. Als Teil des Konglomerats wird sich aber an der Bundeswehr nichts verbessern. Es gibt nur eine politische Kraft, die nicht Teil dieses Konglomerats ist und zugleich ein echtes Interesse hat, diese Armee komplett zu transformieren.

Wenn die deutsche Kasperleführung eine kampfkräftige Truppe samt Moral haben wollte, soll sie sich an Südkorea und Japan orientieren. Das nennt sich Militär.
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Es ist bemerkenswert wie man mit solchen Begrifflichkeiten mit den vermeintlichen Assoziierungen zu Gruppen und politischen Richtungen das eigentliche Problem in all dem 'bad faith' versteckt und nicht angegangen wird.

Das fundamentale Problem bei der Bundeswehr ist das unzählige Dienststellen auf einer Hierarchieebene im Konflikt stehen und auf der höheren Beschaffungs- und Projektebene keine Position existiert die im Zweifel nicht durch irgendeinen Konsens führt sondern schlicht entscheidet. Diese Strukturen wurden in den letzten 20 Jahren, dank der CDU, erschaffen und gefestigt.
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Exakt so ist es.

Wir benötigen de facto eine Art Pro-Konsul, mit entsprechenden Vollmachten. Dieser muss zudem fachlich besonders befähigt sein, also selbst ein hochrangiger Offizier mit einem ebenfalls außerordentlich befähigten Anhang sein.

Dieser muss identifiziert werden, und dann durch die zivile Politik uneingeschränkte Möglichkeiten für eine echte totale Militärreform erhalten. Seine Befugnisse müssen aber auf die Durchführung dieser Reform beschränkt bleiben, und entsprechend muss auch eine vorher definierte Zielsetzung festgelegt und als Bewertungsmasstab angelegt werden.

Diese Zielsetzung muss dann mit jedem nur denkbaren Druck mit allen Mitteln voran getrieben werden. Und dies geht nur indem die Pfründe und die Stellung und die Struktur dieser KASTE zerschlagen werden. Um bei römischen Formulierungen zu bleiben: die notwendige Lösung ist eine Dezimierung bei Versagen: wenn nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit die vorgeschriebene Leistung erbracht wird, müssen reihenweise höhere Offiziere und Beamte sowohl ihre Stellen als auch ihre Pensionsansprüche verlieren, als auch unehrenhaft sofort entlassen und mit Strafverfahren überzogen und vor Gericht gestellt werden.

Derjenige der glaubt dies ginge nicht: das geht. Rein theoretisch!

Und deshalb ist meine Aussage auch keine Politische. Ganz im Gegenteil glaube ich inzwischen, dass eine solche Militärreform nur noch aus dem zivilen Element heraus voran getrieben werden könnte und nur dort die dafür notwendigen ersten Dominosteine umgestoßen werden können. Nur sehe ich im zivilen Politikbetrieb eben keinen Willen dazu.

GMP:

Zitat:Es gibt nur eine politische Kraft, die nicht Teil dieses Konglomerats ist und zugleich ein echtes Interesse hat, diese Armee komplett zu transformieren.

Nein die gibt es leider nicht. Aber ich will hier gar keine politische Diskusion führen, schlicht und einfach auch deshalb, weil das kein politisches Problem ist.

Es ist ein rein organisatorisches Problem. Es geht um eine de facto Behörde welche völig aus dem Ruder gelaufen ist und neben der Spur läuft. JEDE Partei und jedwede politische Ausrichtung müsste eigentlich ein ureigenes Interesse daran haben, dieses Problem zu lösen, und es könnte grundsätzlich auch von jeder Partei gelöst werden, egal ob das die Grünen sind oder die CDU oder sonst wer. Das hat eben nichts mit der Parteipolitischen bzw. Politischen Ausrichtung zu tun.

Wie Pmichael absolut richtig und treffend betont sind die aktuellen Missstände unter der CDU Regierung erst so richtig aus der Bahn geraten und ins Nirgendwo ausgeufert. Und jetzt stehen SPD und Grüne vor einem Augiasstall und einem nicht mehr beherrschbaren Scherbenhaufen. Den die CDU vor allem anderen verschuldet hat, wie auch vieles andere was in der letzten Dekade in diesem Land völlig schief gelaufen ist.

Und nun ist die einzige hilflose Forderung als vermeintliche Lösung des Problems, mehr Geld auf das Problem zu werfen. Aber das wird das Problem nur vergrößern.

Den damit geht man die eigentliche Ursachen nicht an: und die sind zuvorderst die militärische Kultur, die Führung dieser Armee (höhere Offiziere und höhere Beamte) und die Gesamt-Organisation. Da die Kultur am schwersten zu ändern ist, die Führung sich gerichtlich und auch sonst in jeder Weise wehren wird und dafür auch jederzeit bereit sein wird aus ihren rein egoistischen, egozentrischen und narzistischen Motiven heraus die Gesamtorganisation zu zerstören wenn sie ihre eigenen Ziele nicht mehr erreichen kann (und diese Ziele haben eben nichts mehr mit der Kriegsfähigkeit und der Leistung der Organisation zu tun), muss man wie Pmichael es schreibt zunächst mit der Organisation an sich anfangen.

Dem folgend die KASTE zerschlagen (vernichten) welche diese zwingend notwendige organisatorische Veränderung verhindert. Und erst wenn dies erreicht wird kann man dann auch mal anfangen an der militärischen Kultur zu arbeiten.

Falli75:

Meine Aussagen sind eben KEINE politischen Aussagen. Es geht um eine dysfunktionale Struktur in der Exekutive, welche ihren Auftrag nicht erfüllt und deshalb eine indirekte Gefährdung der Freiheitliche Demokratischen Grundordnung und des Bestandes der Bundesrepublik Deutschland darstellt.

Dafür ist jemand verantwortlich! Also müssen die Schuldigen welche dafür verantwortlich sind massivste Konsequenzen spüren, sonst ändert sich GAR NICHTS.

Und Recht und Gesetz und die staatlichen Strukturen WIE SIE SIND, bieten eigentlich die dafür notwendigen Mittel an. Es ist ganz einfach: uns läuft die Zeit davon ! Und ich spreche da nicht von Russland, dass reicht viel weiter. Wir haben nur noch begrenzte Zeit überhaupt die Mittel und die Möglichkeiten diese Armee und auch diese Gesellschaft wehrfähig zu kriegen. Und wir müssen wehrfähig werden, denn die Umstände weltweit werden sehr viel schneller und sehr viel unvorhersehbarer kippen als dies überhaupt irgendjemandem hierzulande aktuell klar ist. Also muss sehr, SEHR Viel mehr Druck her:

Allein schon wieviel höhere Beamte, Offiziere und auch teilweise Personen der Rüstungsindustrie allein wegen des folgenden Straftatbestandes vor Gericht zerren könnte ist den meisten nicht klar:

https://dejure.org/gesetze/StGB/109e.html

Und man kann politisch dahingehend Einfluss nehmen, dass mal sofort eine ganze Reihe mehrjährige Haftstafen ohne Bewährung erhält, dem folgend unter Verlust ihrer Pensionsansprüche rausfliegt und man sich damit auch noch die Pensionen spart. Nur durch solche Maßnahmen wird überhaupt noch ausreichend schnell das Militär in diesem Land wieder aufbaubar sein. Und da geht noch viel mehr ! VIEL MEHR DRUCK !

Beschließend ist mir natürlich in dieser Schlafwandler-Gesellschaft die Unmöglichkeit einer solchen Vorgehensweise durchaus bewusst! Es sollte aber eben keiner behaupten, dass es nicht rein theoretisch machbar wäre und nicht mit allen Mitteln durchgepresst werden könnte!

Natürlich muss man dann innerhalb dieses ganzen Maßnahmenbündels auch extrem fähige Leute ausmachen, diese entsprechend massiv fördern und hochbringen und dadurch auch motivieren, dass sie ECHTE Gestaltungsmöglichkeiten und tatsächlichen Einfluss erhalten. Den es gibt in der Bundeswehr genug fähige und ausgezeichnete Offiziere die sowohl Idealisten sind, und die heillos unzufrieden sind mit dem Stand der Dinge. Man muss diese Leute nur herausfinden (die schwierigste Aufgabe), ihnen dann die tatsächlichen Möglichkeiten verschaffen und alles und jeden der ihnen im Weg steht rausschmeißen und schlußendlich ihnen die Macht geben eine echte Militärreform dieser Armee durchzuführen.

Dies wird aber nie gelingen, solange die GeneralsKASTE und die höheren Beamten des Ministeriums sowohl die Kontrolle über alles haben, als auch die Deutungshoheit und dadurch alles so darstellen können wie immer sie es wollen, weil sie definieren was real ist und was nicht. Und deshalb muss diese KASTE beseitigt werden.

Denn die Zeit für uns ist abgelaufen, es ist längst 10 Minuten nach Zwölf oder noch später.
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Quintus, es macht keinen Sinn bei einem Totalschaden auf den defekten Motor hinzuweisen. Das was Du als Missstand titulierst, ist ein mit voller Absicht herbeigeführter Status Quo. Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild dieser Gesellschaft und ist ebenso wie diese, vollkommen neben der Spur.

Selbstverständlich ist das Problem politisch, und keine der Altparteien wird es lösen. Diese Vetternwirtschaft ist narzisstischer Natur und richtet die Kräfte niemals gegen sich selbst. Keine Reform, keine Umstrukturierung, kein noch so dämliches Versprechen wird hier das Grundproblem lösen. Und genau das ist der Grund, warum wir auch noch in 25 Jahren über Wunschvorstellungen philosophieren.

Wir sind kein verlässlicher militärischer Partner und werden dies unter der Führung der Altparteien auch nie mehr werden. Diese lächerliche Zeitenwenden-Rede unseres Landesbuchhalters hat dem ganzen Fiasko noch die Krone aufgesetzt.

Das was wirklich schmerzt, ist der nun langsam einsetzende Niedergang der deutschen Wehrindustrie. Polen war hier nur der Anfang. In 15 Jahren werden sie davon quatschen, warum das in 2022 noch nicht abzusehen war.
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GMP:

Zitat:Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild dieser Gesellschaft und ist ebenso wie diese, vollkommen neben der Spur.

Das Zerrbild welches von den Medien, spezifischer noch vom Netz von der deutschen Nation gezeichnet wird stimmt so einfach nicht. Man darf hier das lautstarke Spektakel irrelevanter Minderheiten im Vordergrund nicht mit der Gesellschaft insgesamt verwechseln und ebenso muss man erkennen, dass dieses Spektakel auch nur der Ablenkung und Polarisierung dient, und meiner Meinung nach auch inzwischen der Erzeugung von Defätismus gegenüber vermeintlichen Unabänderlichkeiten.

Zitat:keine der Altparteien wird es lösen. Diese Vetternwirtschaft ist narzisstischer Natur und richtet die Kräfte niemals gegen sich selbst. Keine Reform, keine Umstrukturierung, kein noch so dämliches Versprechen wird hier das Grundproblem lösen. Und genau das ist der Grund, warum wir auch noch in 25 Jahren über Wunschvorstellungen philosophieren.

Wenn es um die eigenen Pfründe geht, sind besagte Eliten ausgesucht finderisch. Das Problem liegt also weniger darin, dass diese Kreise nicht handeln könnten, sondern dass sie aktuell noch keine ausreichende Bedrohung ihrer Pfründe sehen. Dies wird sich aber meiner Einschätzung nach schon in Kürze ändern. Entsprechend wird der Widerstand gegen bestimmte Themen und Richtungen schneller fallen als du es dir jetzt vorstellen kannst.

Eine "Gegenreformation" ist möglich, und sie wird erfolgen. Nur scheinbar gehört dem Linksliberalismus hier die Zukunft.

Zitat:Wir sind kein verlässlicher militärischer Partner und werden dies unter der Führung der Altparteien auch nie mehr werden. Diese lächerliche Zeitenwenden-Rede unseres Landesbuchhalters hat dem ganzen Fiasko noch die Krone aufgesetzt.

Noch ist dieser Zeitpunkt nicht da, aber er wird unweigerlich kommen. Und Gesamt-Gesellschaftlich sieht vieles in Wahrheit hierzulande gar nicht so schlecht aus. Man hat eigentlich überall gute Startpositionen und rein theoretisch könnte man auch jetzt noch immens viel aus dem was ist machen.

Wie es dann real kommen wird, hängt natürlich von immens vielen Faktoren und Umständen ab. Und natürlich besteht immer auch die Chance zu scheitern. Aber wenn man es gar nicht erst versucht, wird man auch nie eine Chance auf Erfolg haben. Und ist die Deutsche Nation es nicht wert jeden Versuch für sie zu wagen?

Zitat:Das was wirklich schmerzt, ist der nun langsam einsetzende Niedergang der deutschen Wehrindustrie. Polen war hier nur der Anfang. In 15 Jahren werden sie davon quatschen, warum das in 2022 noch nicht abzusehen war.

Abwarten. Im weiteren ist solche Konkurrenz wie sie jetzt zunehmend die Südkoreaner stellen beflügelnd, wenn man nur die Rahmenbedingungen richtig gestaltet.

Die Wahrheit ist meiner Meinung nach, dass viele Missstände in der deutschen Rüstungsindustrie durch zu wenig Konkurrenz entstanden sind. Nun müssen die sich am Riemen reißen und wenn der Staat entsprechend sinnvoll im Zusammenspiel mit der Rüstungsindustrie handeln würde, dann wäre hier ein wirklicher Neustart möglich.

Das gleiche gilt auch für die Bundeswehr! Sie ist so am Boden, dass von da aus eine De Facto Neuaufstellung aus dem was real noch ist viele Möglichkeiten für echte Neuerungen und für eine tatsächliche Anpassung an den Krieg der Zukunft generiert werden könnten.

Kurz und einfach: es spielt gar keine Rolle ob die Lage hier und jetzt schlecht aussieht. Viel wesentlicher ist es für die Situation morgen mit allen Mitteln zu kämpfen, und wenn diese auch noch so klein und unbedeutend sind. Wie kann man ein Patriot sein und diesen Kampf nicht führen wollen ?!
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Die Frage die sich mir stellt ist, warum niemand die BAAINBW in Koblenz grundlegend reformiert?

Sowohl die Vorgänger-Verteidigungsministerin als auch die jetzige hatten das mal angekündigt, sind aber beide davon wieder abgekommen. An was liegt das? Hatten beide erkannt, dass vielleicht gar nicht die Behörde selbst das Hauptproblem ist, sondern die politischen Vorgaben, Gesetze usw. die bei der Vergabe berücksichtigt werden müssen?

Zur Arbeitsweise und Struktur der Behörde selbst kann ich nichts sagen. Da fehlt mir die persönliche Erfahrung in diesem Bereich.

@QF:
bzgl. zu wenig Konkurrenz stimme ich dir voll zu, d.h. aber wenn in Zukunft eher national ausgeschrieben wird, wird das noch schlimmer...
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Moin,

Ohne Einblicke ins BAAINBW zu haben, kann man aber zu allen Behörden folgendes sagen:
Eine angedachte Reform von oben, muss immer von den Leuten in der jeweiligen Behörde durchgeführt werden. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Warum sollen die Leute da im schlimmsten Falle an der Abschaffung ihres eigenen Jobs mitwirken?
Der Beamtenapperat hat in Deutschland sehr viel Macht und ohne seine Einwilligung geht fast gar nichts. Und das BAAINBW ist ein Beamtenmoloch ... daher kann ich mir gut vorstellen, dass schon einige Minister den Willen hatten, etwas zu ändern, jedoch an der Realität in der Behörde gescheitert sind.
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Das BAAIN hat vor allem zu wenig Personal - oder zu viele Aufgaben, siehe "Nutzung", für die das Personal nach einer Reform an anderer Stelle fehlen würde. Es ist Unfug zu glauben, bei einer Reform würden sich dort Arbeitende selbst wegrationalisieren.

Nicht jede pauschal-populäre Lösung ("Beamtenmoloch") paßt zum Problem.
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Wenn man sich über gesellschaftliche Probleme, und zu solchen würde ich auch die militärische Struktur hinzu zählen, austauscht, fällt mir immer wieder Hanlons Rasiermesser ein (sinngemäß):
"Man braucht nicht Böswilligkeit unterstellen, wo Unfähigkeit als Erklärung reicht."

Hier gleich eine systemische Korruption zu unterstellen, und anzuführen, dass man "radikalst gegen die Führung vorgehen" müsste und die Generalskaste "zu vernichten sei", erscheint mir nicht nur reaktionär, sondern aufgrund der martialischen Wortwahl recht pubertär (Entschuldige bitte Quintus, damit meine ich nicht dich, sondern nur das was du sagst). Zudem fehlt mir der realistische Rahmen, in dem so etwas wie der angestrebte Prokonsul (meines Erachtens an sich schon eine zweifelhafte Referenz) überhaupt umsetzbar wäre - nicht weil das in einer Demokratie nicht machbar wäre, sondern schlicht, weil es gar kein Instrument dafür gibt, einen solchen zu bestimmen. Insofern erscheint mir diese ganze Betrachtung eher als Sehnsucht nach einem Erlöser in einer Heilsgeschichte, nach einem schönen Märchen, als einer realistischen Möglichkeit - selbst wenn man diese auf die Theorie beschränkt. Schon dieses ständige bemühen des imaginären "man", der das alles umsetzen soll, macht dies deutlich und zeigt gleichzeitig, wie unsinnig und unrealistisch derlei Gedanken sind. Einen solchen "man" gibt es in der Demokratie nicht, und kann es in der notwendigen Form auch nicht geben.

Der Grundgedanke ist dabei ja lobenswert, wir brauchen ein System, in dem es klare Verantwortlichkeiten gibt, die ebenso mit klaren Konsequenzen einher gehen (ganz ohne römische Verhältnisse), genug Personal an den richtigen Stellen und dafür deutlich weniger Personal an den falschen Stellen, einem Bewertungsschema, dass effektiv gegen das Peter-Prinzip hilft (was im übrigen schwer genug wäre) und eine Politik, die das Militär und dessen Fähigkeiten als Mittel der Politik ernst nimmt. Das kann, mit einem entsprechenden Willen und der notwendigen Zeit, theoretisch tatsächlich passieren und würde von ganz allein dafür sorgen, dass punktuelle Korruption, Egoismus und Inkompetenz mit der Zeit von alleine verschwinden.

Generell möchte ich noch anmerken, dass ich gerade bei solchen Diskussionen (und das bezieht sich jetzt nicht auf eine Person im besonderen) den Respekt gegenüber den Menschen vermisse, die an den bestehenden Verhältnissen tatsächlich etwas zum positiven Verändern wollen, weil sie von den umfassenden Verallgemeinerungen stets mit eingeschlossen werden. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind das nicht wenige, sie beschränken sich auch nicht auf bestimmte Hierarchieebenen oder Gruppen, vielmehr sind sie überall und in den verschiedensten Positionen zu finden.
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Zitat:Diese lächerliche Zeitenwenden-Rede unseres Landesbuchhalters hat dem ganzen Fiasko noch die Krone aufgesetzt.
Also irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass man es grundsätzlich niemandem recht machen kann, solange eine solche Rede von einem normalen Politiker gehalten wird. Und das nervt irgendwann. Vermutlich würden die Dauernörgler erst dann Samba im Wohnzimmer tanzen, wenn diese Zeitenwende-Rede (mit gleichem Wortlaut, wohlgemerkt) von einem Pickelhaubenträger vor einem Defilee Ulanen gehalten worden wäre. Aber so war es ja nur der Kanzler von der SPD und der "Landesbuchhalter".

Nein, also so läuft der Hase definitiv nicht. Trotz aller Fehler und Verzögerungen, die derzeit vorliegen oder gemacht werden, so sollte man vielleicht daran erinnern, dass die schlimmsten Auswüchse bzgl. Korruption etc. innerhalb der deutschen Streitkräfte zu Zeiten geschahen, als es hier im Lande nicht demokratisch zuging. Die größte Korruption wucherte während der NS-Zeit, wo jeder mit irgendwelchen Beschaffungsprogrammen noch möglichst sein eigenes Firmenkonglomerat eingebunden wissen wollte.

Und in der Nachkriegszeit mit die schlimmsten Skandale bei der Truppe verursachte übrigens auch kein Linker - sondern ein Hr. Strauß von der CSU, welchem man keine übermäßige Sympathie für den Sozialismus unterstellen kann. Man denke nur an die Starfighter-Affäre und den HS-30. Und hier ging es nicht um Verzögerungen bei der Beschaffung oder einen "Beamtenmoloch". Hier ging es um knallharte Bestechung, dutzende tote deutsche Piloten und Panzer, von denen die Hälfte qualmend im Gelände stand. Wenn man es nicht besser wissen würde, so könnte man sagen, dass Hr. Strauß der beste Verteidigungsminister des Ostblocks war, weil das, was er fabrizierte, erfüllte schon den Charakterzug der Sabotage und Feindbegünstigung.

Insofern: Man höre auf mit dieser Selbstbemitleidung und diesem nervigen Gejammere über die hiesige Koalition bzw. darüber, dass diese ja alles gegen die Wand fahren würde.

Schneemann
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Du magst es pauschal populär nennen, aber unser Beamtenapparat ist sehr schwerfällig und mag Veränderungen nicht. Wenn Veränderungen angedacht sind, muss dieser Apparat diese mittragen. Tut er es nicht, wird es diese Änderung in den meisten Fällen nicht geben. Das ist für mich der Beamtenmoloch. Und das wird beim BAAINBW vermutlich genauso sein, wie bei allen anderen Behörden (wie geschrieben, ohne dass ich die Behörde im Detail kenne)
Und ob mehr Leute helfen, mag ich bezweifeln. Wichtiger ist es, dass der Bürokratismus eingedämmt wird. Hunderte Seiten für die Beschaffung einfacher Vorhängeschlösser klingen für mich eher danach, dass die Prozesse reformiert werden müssen, als einfach mehr Leute mit solchen Prozessen zu verheizen.
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Das BAAIN ist ja nicht Ursache, sondern Symptom einer völlig aus den Fugen geratenen Bürokratie.
Einerseits werden in den Ministerien ständig weitere Stellen geschaffen, andererseits schreien z.B. die Gerichte über einen chronischen Mangel an Staatsanwälten und Richtern. Genauso Gesundheitsämter und Veterinärämter, etc. Personal wird nicht an den Stellen aufgebaut, wo es notwendig wäre. In vielen Ministerien sitzen zunehmend Personen, deren Parteibuch das Einstellungskriterium ist, während immer mehr externe Experten für die eigentlichen Arbeiten herangezogen werden. Die Partei X wird gegen Partei Y auch keinen Untersuchungsausschuss wegen irgendwelchen Skandalen beantragen, weil man im Zweifelsfall selbst irgendwie mit drinsteckt und die Partei Y vielleicht als Koalitionspartner noch gebrauchen kann.

Viele Staatsdiener scheinen auch vergessen zu haben, dass sie einen Eid auf den Staat und nicht auf die Regierung abgelegt haben. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Wenn für einen Beamten die Parteifreunde und/oder die eigene Karriere wichtiger sind, als die Arbeit zum Wohl des Staates, ist das (ohne juristische Kenntnisse) für mich Untreue.

Was in der Bundeswehr immer stärker aus dem Ruder läuft, ist in anderen Ressorts doch nicht anders.

Es ist der typische Entropie-Prozess erfolgreicher Staaten: Eine effiziente Verwaltung schafft Wohlstand. Der Wohlstand führt zu einer kontinuierlichen Ausweitung der Verwaltung. Das führt letztlich zu überbordender Bürokratie und Dekadenz und damit zu Chaos und Untergang. Nach dem Untergang kann dann wieder (wenn das Volk noch genug Kraft hat) ein vernünftiger Aufbau erfolgen.

Meine These: Wenn Russland erklären würde, dass es Deutschland in genau 15 Monaten angreifen würde, ginge es mit der Bundeswehr auch nicht schneller voran, wie jetzt. Dieses Land ist erschöpft und kraftlos und kann allenfalls mit noch mehr Steuern und Abgaben mühsam am Laufen gehalten werden.
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