(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Und der nächste Streich:

Frau Lamprecht will das Ministerium umstrukturieren. Primär wird dabei das Militär selbst an Einfluss verlieren, eine sekundäre Zielsetzung könnte die Einschränkung der Macht des Generalinspekteurs sein:

https://www.businessinsider.de/politik/d...et-werden/

Zitat:Demnach sollen alle Abteilungen im Verteidigungsministerium auf die Staatssekretäre aufgeteilt werden und Zorn künftig nur noch an Lambrechts Staatssekretärin Margaretha Sudhof berichten. Die war von 2012 bis 2019 Staatssekretärin in der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen, bevor sie anschließend in gleicher Funktion ins Justizministerium wechselte, das Lambrecht als Ministerin noch bis Dezember 2021 geführt hatte.

Damit hätten die Staatssekretär*_ixe deutlich mehr Einfluss, während der Einfluss des Miltärs deutlich sinken würde.
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Unglaublich. Nun wissen wir natürlich nicht, ob das alles so umgesetzt wird.
Aber es würde dann wohl zeigen, wie wenig Vertrauen die SPD in die Soldaten hat.
Es wäre auch ein Zeichen von maßloser Arroganz, wenn sich die Verteidigungsministerin nicht mehr direkt
mit dem Generalinspekteur austauschen würde, sondern ihre Staatssekretärin dazwischengeschaltet wäre.
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Wollte ich schon vorgestern einstellen, hatte es aber wieder vergessen:

https://www.spiegel.de/politik/deutschla...36425ae784

Zitat:»Ich persönlich wünsche mir von der Generalität im Ministerium insgesamt deutlich mehr Klarheit und weniger Geschwurbel«, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag.

Zitat:Die Generäle legten sich gegenüber dem Parlament ungern fest, sagte Strack-Zimmermann. »Im Feld geben militärische Führer Befehle, knapp und verständlich. Im Umgang mit der Politik gibt es die Unart, sich 23 Notausgänge offenzuhalten oder der Hausleitung nach dem Mund zu reden.« Das sei »ziemlich unerträglich«.

Na ja, das sinnlos überblähte Rumgeschwurbel ist auch in den heutigen Einsatzbefehlen zu finden.

Zitat:»Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee«, sagte Strack-Zimmermann. »Wir Parlamentarier brauchen neben der politischen Einschätzung des Ministeriums auch einen klaren militärischen Rat, um uns eine Meinung bilden zu können.«

Zitat:Sie erwarte von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) eine neue Kultur der Offenheit, »mehr Tacheles in der militärischen Beratung – und eben weniger Herumgeeiere, geprägt von der Angst: Wen könnte ich mit meinen Ausführungen jetzt verärgern, und was bedeutet das für meine Karriere?«

Die Offiziere brauchen aber umgekehrt Politiker die ihnen zuhören und nicht diejenigen welche anderer Meinung sind als die Zivil-Politiker entsprechend in ihrer Karriere schädigen - respektive diese beenden.

Man beklagt also hier de facto, dass die höheren Offiziere in Wahrheit Politiker und keine Soldaten sind. Aber das hat man sich selbst so über Dekaden hinweg regelrecht gezüchtet. Die stromlinienförmigsten Fähnchen am Mast kommen querschnittlich am weitesten. Alles wird abgerissen und vom Winde vertragen. Es geht in Wahrheit gar nicht so sehr um Angst um die eigene Karriere, sondern dass von der Politik absolut eindeutig bloße Karrieristen bevorzugt und nach oben gebracht werden. Und zwar radikal einseitig.

Zitat:Strack-Zimmermann sagte, sie würde es begrüßen, wenn Gerhartz die F-35 »noch einmal betrachten« würde.

Was eine ziemliche Ironie ist, weil Gerhartz nur deshalb seinen Posten hat, weil sich sein Vorgänger öffentlich für die F-35 ausgesprochen hat, und auch an anderer Stelle der gottgleichen Flintenuschi wiedersprach und dafür eingesackt und entsorgt wurde.
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Das könnte unter Umständen gut für die Truppe sein:

https://esut.de/2022/01/meldungen/32130/...-ende-mai/

"Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht will die Bundeswehr hinsichtlich Personal, Material und Finanzen wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben einer Bestandsaufnahme unterziehen."

Bis dahin sind alle Projekte on hold.

"Das Ergebnis der Bestandsaufnahme sowie Vorschläge zum weiteren Vorgehen sollen bis Ende Mai vorliegen, wie aus einem internen Rundschreiben der Staatssekretärin vom Donnerstag hervorgeht. Bis dahin seien „Veränderungen in der Grobstruktur der Bundeswehr“ ausgesetzt...."

"Der Mitteilung zufolge sollen so genannte Leitrationale entwickelt werden, an denen Optionen für mögliche Strukturänderungen zu bewerten sind. Mögliche strukturelle Änderungen sollen mit dem Ziel einer erhöhten Einsatzbereitschaft der Bundeswehr erfolgen."

Wenn die richtigen Erkenntnisse gewonnen und danach die richtigen Entscheidungen getroffen würden, könnten ja tatsächlich effektivere Strukturen geschaffen werden.

Die Hoffnung stirbt, aber sie ergibt sich nicht, oder so ähnlich.
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gut oder schlecht wird man sehen...
letztendlich wurde diese Art von Bestandsaufnahme schon häufig gemacht...
letztendlich muss man überparteilich beantworten
- was die Bundeswehr können soll und die nötigen Mittel dafür bereitstellen...
oder umgekehrt...
- man stellt einen fixen Betrag an Mitteln bereit und bekommt dann vorgelegt welche Fähigkeiten man sich dafür leisten kann und was nicht...

das ganze sollte aber mal als überparteilicher Konsens verabschiedet werden... und festgeschrieben auf 10 Jahre!!! wenn alle paar Jahre umgesteuert wird ist das das schlechteste was man machen kann!!!!

in der aktuellen angespannten Situation mit einem aufleben des kalten Krieges 2.0 oder worst case Vorgeplänkel zu größeren kriegerischen Verwerfungen in Europa... hoffe ich dass man die Bundeswehr wie in den letzten Jahren angedacht wieder etwas mehr stärkt...
an Fähigkeiten heißt das:
-mit Ziel 2031 kann das Heer 3 voll ausgestattet Divisionen stellen
-die Luftwaffe kann größere Luftverbände durchhaltefähig verlegen und Einsätzen
-Die Fähigkeiten der Marine werden auch weiter gestärkt

das alles wird natürlich Geld Kosten... und wenn man diese Fähigkeiten realisieren will wird das ganze auch zeitnahe Geld Kosten...

die Bundesregierung und Bundeswehr gibt aktuell in Europa und in der NATO ein sehr schlechtes Bild ab...
hier muss man sich wieder mehr einbringen... und die Position Deutschlands im Bündnis massiv stärken...
nur dann kann man nachhaltig seine Glaubwürdigkeit erhalten und eine gewisse Abschreckung gen Osten signalisieren.
Man muss direkt keine Waffen an die Ukraine liefern... das soll jeder Partner handhaben wie er will...
die Bundeswehr könnte im Gegenzug signalisieren dass man die Mittel für die Bundeswehr glaubhaft zeitnahe erhöht und damit die konventionelle Abschreckung der europäischen NATO Landstreitkräfte massiv stärkt.
Die Bundeswehr könnte zusätzlich zur multinationalen VJTF eine rein nationale VJTF Brigade der NATO unterstellen. Diese sollte im Bündnisgebiet regelmäßig verlegt werden können (was eine gute Übung ist) und durchhaltefähig ausgestattet sein. innerhalb der deutschen Brigaden sollte hier auch eine Rotation stattfinden.
So könnte man schwere Panzerbrigaden (mit Leo2A7 und PUMA) oder alternativ die neue mittlere Brigade (mit Boxer) verlegen.
Gerade bei den Landstreitkräften sind die europäischen NATO Länder schlecht aufgestellt... hier gibt es nur noch sehr wenige, geschlossen einsatzfähige Brigaden, oder gar Divisionen.
Selbst wenn man jetzt mobilisieren würde könnten alle NATO Länder in Europa wohl maximal die Hälfte der Kampfeinheiten aufbieten, wie sie Russland gerade an der ukrainischen Grenze auffährt...
und diese Einheiten sind dann nicht so gut im Training wie die russischen.
Das wäre ein wichtiges Signal für das Bündnis... und eine große Stärkung...
Die Vollausstattung der Divisionen 2031 soll laut Heer ca 12 Mrd € kosten (für weitere Boxer, 2. Los Puma, weitere LKWs, Digitalisierung, Munition, usw).... bzw das ist der Betrag der bis dahin im Haushalt noch fehlt... ich denke das wäre gut angelegtes Geld in der aktuellen Lage...
Wenn man das Geld sofort komplett bereitstellt... und alle nötigen Komponenten in den nächsten 2 Jahren ordert... dann wäre man vermutlich sogar vor 2031 so weit einsatzbereit...
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Mich tritt ein Pferd!

Ich lese bei jedem neuen Verteidigungsminister (in), dass jetzt zuerst eine Bestandesaufnahme gemacht wird. Die gibt es doch, gibt sicher genug Rapporte wo festgehalten wird, was abgearbeitet ist und Ist, Soll Zustand.

So wird das Nix.
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Zitat:Der Stab Informationsarbeit (Stab InfoA) im BMVg hat sich mit seinen Organisationselementen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit der kritischen Berichterstattung bezüglich der deutschen Unterstützung für die Ukraine mit 5000 Helmen auseinandergesetzt und die Abteilungen Politik (Pol) und Ausrüstung (A) gebeten zu prüfen, inwieweit die Ukraine mit weiterem Material unterstützt werden kann und dabei die Bundesregierung in ihrem Anliegen zu unterstützen, Russland ein eindeutiges Signal der uneingeschränkten Deutschen Solidarität mit der Ukraine zu übermitteln.

Durch A wird vorgeschlagen die Ukraine mit der Lieferung von Ein-Personen-Paketen (EPA) zu unterstützen. Im ministeriellen Mitzeichnungsgang hat HC I 5 diese Maßnahme befürwortet, kann doch somit sichergestellt werden, dass die vorhandenen EPA mit dem gleichstellungswidrigen Aufdruck Einmann-Paket zügig durch gendergerechte EPA ersetzt werden können.

Die Gleichstellungsbeauftragten des BMVg sehen zwar die positiven Aspekte dieser Maßnahme, geben allerdings zu bedenken, dass Deutschland damit gegen die UN Konvention zur Gleichstellung von Frauen und anderen Geschlechtern verstoße und dem Anspruch der Bundesregierung, ein Vorbild in dieser Frage zu sein, zuwiderlaufe.

Die Unterabteilung R I lässt dazu vernehmen, dass die UN Konvention allenfalls eine Absichtserklärung ohne bindenden Charakter, ähnlich dem NATO-Vertrag hat.

In einer Vorlage an die Ministerin empfiehlt die Abteilung Pol dem Vorschlag der Abteilung A zu folgen. Mit der Lieferung von EPA ist ein starkes Signal an Russland verbunden, wird doch die Ukraine für einen dauerhaften Konflikt mit Russland ertüchtigt. PSts’in Möller hat die Vorlage durch den Hinweis ergänzt, dass die EPA nur zu Defensivzwecken verwendet werden dürfen.

In Ergänzung dieser Vorlage hat die Abteilung Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD) das Referat SE III 5 ersucht, die Lieferung der EPA durch geeignete Mülltrennsysteme zu komplementieren.

Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit wurde durch die Ministerin gebeten, den robusten Charakter dieser Unterstützung für die Ukraine in der Presse besonders herauszustellen.

Um keine falschen Signale zu setzen, werden die EPA durch Flugzeuge der USAF in die Ukraine gebracht. Nach Aussagen FüSK hat dies, in Anbetracht der angespannten Materiallage beim Lufttransport, auch den Vorteil, dass die EPA vor ihrem Verfallsdatum ausgeliefert werden können. Bevor aber auch nur irgendeine der genannten Maßnahmen ergriffen werden kann, muss aber erst noch die Frage des fehlenden Nutri-Score Aufklebers auf den EPA durch eine hochrangige Arbeitsgruppe geklärt werden.

https://augengeradeaus.net/2022/01/nach-...ht-satire/

Und keine Satire:

Das Ministerium prüft gerade, ob die Haubitzen in Estland letale Waffen sind.
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Und was soll das jetzt schon wieder sein?
The National Ambition - Land Domain 2031

3 Divisionen - 8 Brigaden

schwere Kräfte:
Div. A: 1xPzBg, 2xPzGrenBg
Div. B: 1xGebJgBg, 2xPzGrenBg

leichte Kräfte:
Div. C: 1xFsJgBg, 1xInfBg

nix mittlere Brigade? Ach, nee.... Die kommt ja erst "ab 2031+" Tongue
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Ist das überhaupt echt oder von irgendwem selbsterstellt?

Meiner Einschätzung nach entstammt das noch der inzwischen veralteten sogenannten Nationalen Ambition 2032:

https://augengeradeaus.net/wp-content/up...profil.pdf

Bei der man ja noch explizit auf 3 Divisionen hinaus wollte, also eine Planung noch vor der aktuellen Division 2027 et al und auch vor den Mittleren Kräften - weshalb diese da auch nicht vorkommen.

So wie das dargestellt wird, werden einfach die Jäger-Bataillone aus den aktuellen Brigaden heraus gezogen
und damit eine eigene Jäger-Brigade aufgestellt, und das war es dann auch schon an state of the art and further developed combat systems. Zudem müsste man vermutlich die Zahl der Kompanien pro Panzer-Bataillon jeweils um eine reduzieren (von 4 auf 3) um dadurch das zusätzliche Panzer-Bataillon aufzustellen.

Mir war schon klar, dass der Plan vor dem aktuellen Plan nicht sehr ehrgeizig war, aber das er so wenig ehrgeizig war ..... ?!

Allgemein:

Ein Kommentar bei Augengeradeaus den ich gerade in diesem Kontext entdeckt habe ist meiner Meinung nach derart wertvoll, dass er hier zitiert und "verewigt" werden sollte:

https://augengeradeaus.net/2022/01/lambr...ent-374367

Zitat:Jas:

Klar muss jemand die Arbeit am Ende machen – aber die Bundeswehr organisiert sich so ineffizient, dass jeder Auftrag erstmal 15 Hände durchläuft bis er beim „Macher“ ist und wieder 20 Hände beim Weg zurück mit dem Ergebnis.

Eine kleine Übersicht:

Der Anteil der taktischen Ebene – also vom Trupp bis zur Korpsebene – inkl all ihrer organischen Verwaltung und Bürokratie macht gerade einmal so ca. 120.000 – 130.000 Soldaten aus. Inkl aller taktischen und operativen Führungseinrichtungen (EFK, WRK, ZLO, FltKdo etc.) und taktischen (internationalen) Führungsstäben. Der Rest (ca. 60.000) verschwindet in Schulen, Kommandobehörden, Ämtern, sonstigen Dienststellen etc. – Ergo um 120.000 Soldaten für den Einsatz abzubilden braucht die Bundeswehr derzeit 60.000 Soldaten in administrativen Tätigkeiten und 70.000 Zivilisten. Alleine die militärische Ämterebene frisst mehr als 15.000 Dienstposten. Vom strukturellen Offenbarungseid BAAINBw (fast 7000 Mitarbeiter) ganz zu schweigen. Ein Planungsamt, dass den Namen nicht verdient hat, auch weil man ihm die Funktion der Kontrolle entzogen hat.

Und in einem ist die Bundeswehr Meister: Irgendwelche Dinge tun die nicht zum eigentlichen Auftrag gem. GG gehören. Geschichtsforschung, medizinische Forschung, zivile wissenschaftliche Bildung, politische Bildung, Strukturdopplung zu zivilen Behörden wo es nur geht (Umweltschutz, Arbeitsschutz, medizinische Versorgung, Infrastruktur, usw.), Wehrtechnische Forschung (die in großen Teilen aber nicht mehr forscht sondern eher prüft), ein bisschen Militärpolitik hier – ein bisschen Küsten-, Gebirgs- und letztlich Grenzschutz dort. Alles irgendwie begründbar und für sich alles immer nur „Kinkerlitzchen“ – zusammen aber plötzlich deutlich fünfstellig.

Das ist alles schon auch irgendwie in Ordnung – wenn man sich das leisten kann. Das können (und konnten?) die Streitkräfte sich aber schlichtweg nicht. Trotzdem wird da mantramäßig daran festgehalten.

Das ist Organisationsversagen. Es braucht für jede Soldat*in auf dem Feld eine weitere Person in der Bundeswehr, die etwas anderes tut….

Und ja die „ineffizientesten“ Bereich waren eben die SKB und der ZSan. Der ZSan braucht zur Führung von nichtmal 20.000 Soldaten selbst über 1000 nur in den Kommandobehörden. Das inkludiert noch nicht die Verwaltungsabteilungen von z.B. den BWKhs oder die Stäbe der Verbände. Dazu kommen noch alle Einrichtungen die nicht einsatzfähig (im Sinne lassen sich weltweit auch projizieren) sind. In der Ratio „echte Truppe“ zu Stab/Ämterebene ist der ZSan ungeschlagen bei über 20% Anteil in Stäben mit administrativen Charakter.

Die SKB hat alleine 4.000 Soldaten in ihren Kommandobehörden und Ämtern. Bei 35.000 Gesamtstärke. (14%)
Im Vergleich dienen im Heer auch fast 2.000 Soldaten in Ämtern und Kommandobehörden – jedoch bei 66.000 Gesamtstärke. (3%) Bei der Marine sind es nichtmal 500 bei fast 18.000 (1%). Und da finden ja schon alle die Brigadeebene (Flotille) eher nutzlos…

Das sind die Kennzahlen die erschreckend sind. Und da gibt es massiv Optimierungspotential und -bedarf!

Hervorhebungen von mir und nichts hinzuzufügen.

Und was geschieht nun jetzt gerade im Augenblick?! Man hebt die Auflösung von ZSan und SKB auf und fährt den ganzen Laden exakt so weiter, weil man einmal mehr (wieder) eine Bestandsaufnahme machen will und geht die eigentlich schon beschlossene dringendst notwendige Reform wieder nicht an, um das exakt gleiche was schon früher sinnlos war weiter zu treiben und zu wiederholen.
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(02.02.2022, 22:31)Quintus Fabius schrieb: Meiner Einschätzung nach entstammt das noch der inzwischen veralteten sogenannten Nationalen Ambition 2032:

Dem Tweet-Ersteller zufolge stammt das aktuell von
Zitat:Brigadegeneral Draber der die Präsentation letzte Woche in Twickenham gehalten hat.

Und der war zumindest als Redner auf der IAV vorgesehen. Die Glaubwürdigkeit und Aktualität des Schaubildes kann ich natürlich nicht prüfen, vorstellbar ist es aber schon:

Wenn man z.B. davon ausgeht, dass die angedachte mittlere Brigade erst nach 2031 durch Umbau einer Panzergrenadierbrigade realisiert werden würde, hätte diese zum Zeitpunkt der Darstellung wahrscheinlich noch Marder und dementsprechend keine drei Kreise im Kästchen. Und die dafür dann benötigten Boxer werden schonmal kostenfrei generiert durch die Umgliederung der Jägerbataillone (die nach Afg ihre IKM-Rotations-Begründung verlieren) zurück zu einer echten leichten Jägerbrigade. Das wäre auch ein sehr einfacher Trick, um für LV/BV auf dem Papier eine zusätzliche Brigade zu erhalten ohne neue Truppen und Großgerät beschaffen zu müssen. Fällt noch nicht mal auf, da die mech. Brigaden durch die rückgegliederten Anteile San/SKB trotzdem nicht kleiner werden als jetzt.

Die nationale Ambition wäre dann also lediglich, keine Kästchen zu streichen und den in der SKB überflüssig werdenden Wasserkopf in einem neuen Brigadestab unterzubringen.
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"Ergo um 120.000 Soldaten für den Einsatz abzubilden braucht die Bundeswehr derzeit 60.000 Soldaten in administrativen Tätigkeiten und 70.000 Zivilisten. Alleine die militärische Ämterebene frisst mehr als 15.000 Dienstposten. Vom strukturellen Offenbarungseid BAAINBw (fast 7000 Mitarbeiter) ganz zu schweigen"

das ist meiner Meinung nach das Hauptproblem der Bundeswehr im allgemeinen...
und die Hauptursache dafür das am Ende des Tages trotz eines, in der Gesamtsumme, recht hohen Verteidigungshaushaltes... zu wenig von allem da ist
zu wenig einfache Soldaten
zu wenig einsatzfähige Bataillone, Brigaden, Divisionen
zu wenig funktionierendes, modernes Gerät auf dem Hof

das Verhältnis sollte hier maximal 2:1 sein... dh für 2 einsatzbereite Soldaten darf maximal ein Soldat/Zivilist im Hintergrund tätig sein.

bzgl Vision Heer 2031:
hier sollte/MUSS man in der aktuellen Sicherheitspolitischen Lage einfach mehr tun und mehr Ambition an den Tag legen. Zielgröße sollten weiterhin die 3 Divisionen sein, jedoch mit insgesamt 9 deutschen Brigaden.
Diese Divisionen sollten in der Lage sein zusätzlich zu den rein deutschen Brigaden jeweils noch 1-2 Brigaden aus verbündeten NATO Ländern zu führen (1 Niederländische, 1 Tschechische, 1 Polnische)
Um Geld zu sparen kann man darüber nachdenken
1 schwere Division (mit Leo2A7V + Puma)
1 mittlere Division (mit Puma + Boxer)
1 leichte Division (mit Boxer + 4x4 Waffenträger)
aufzustellen...
Ich würde dabei auch 2 mittlere Brigaden auf Boxer Basis aufstellen.
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Broensen:

Zitat:Die nationale Ambition wäre dann also lediglich, keine Kästchen zu streichen und den in der SKB überflüssig werdenden Wasserkopf in einem neuen Brigadestab unterzubringen.

Das englische Buzzword Bingo Worthülsen Geschwurbel neben den Kästchen hat mich halt sehr stark an die Ausführungen zur NATIONALEN AMBITION erinnert, welche aber:

ja aktuell gestoppt ist durch das Ministeri*ix Lamprecht. Welchselbiges ja einen kompletten Stopp der gerade angelaufenen Auflösung von SKB und ZSan erklärt hat, weil man erst mal nachprüfen will was überhaupt alles real da ist, da die Armeeführung das anscheinend auch nicht weiß ......

ObiBiber:

Zitat:zu wenig einfache Soldaten
zu wenig einsatzfähige Bataillone, Brigaden, Divisionen
zu wenig funktionierendes, modernes Gerät auf dem Hof

das Verhältnis sollte hier maximal 2:1 sein... dh für 2 einsatzbereite Soldaten darf maximal ein Soldat/Zivilist im Hintergrund tätig sein.

Das Problem daran ist, dass diese - wie nebenbei auch noch bewaffnete - Bürokratie gar kein Interesse an einer solchen Entwicklung haben kann, weil es hier nicht um militärische Effektivität oder militärische Effizienz geht, sondern allein um die Pfründe welche diese Struktur ermöglicht. Die von den Pfründeinhabern mit allen Mitteln verteidigt werden.

Darüber hinaus wachsen Bürokratien im Laufe der Zeit immer von selbst und verschieben immer größere Anteile von sich auf die Selbstverwaltung oder in völlig unsinnige weil nutzlose Bereiche. Die Bürokratie versucht auch insgesamt zu wachsen. Ist die Gesamtzahl begrenzt, so wie bei der Bundeswehr, gibt es irgendwo eine ökologische Grenze, dann verstärkt sich der beschriebene Effekt noch und die unnützen Anteile wachsen innerhalb der gesamt gleich groß bleibenden Struktur anteilig noch viel stärker.

Das Niskansen-Modell zeigt sehr schön auf, wie so etwas entsteht und vor sich hin wuchert bis es niemand mehr unter Kontrolle hat und niemand mehr ohne drastischste Maßnahmen unter Kontrolle bringen kann, weil die Eigendynamik und die Partikularinteressen der Beteiligten einfach zu stark sind und damit jede Reform aktiv verhindert wird.

Zerschlägt man nun diesen gordischen Knoten mit Gewalt, beispielsweise indem man einfach massenweise Leute rauswirft und extremen Druck aufbaut, verschärft sich der Widerstand der Gesamtorganisation noch und besteht die Gefahr für einen dann de facto intentional von der Organisation selbst herbei geführten Zusammenbruch um die für die Dezimierung verantwortlichen loszuwerden.

Das größte Problem aber um auch nur irgendeine ernsthafte Reform angehen zu können ist hier die extreme Informationsassymetrie zwischen der Generalskaste und der von außen kommenden zivilen Führung. Das hat man beispielsweise gerade bei AKK sehr schön gesehen. Da die hochrangigen Funktionsträger der Bürokratie selbst die Informationen weitgehend kontrollieren und steuern, ist es noch schwerer etwas gegen diese Probleme zu unternehmen.
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(03.02.2022, 10:26)ObiBiber schrieb: 1 Polnische
Wieso sollte uns Polen eine Brigade unterstellen? Die haben 4 mechanisierte Divisionen je 3 Brigaden zzgl. 2 LL-Brigaden, das ist formal fast das Doppelte unseres Heeres und in absehbarer Zeit auch ausreichend modernisiert. Die Unterstellung von Partner-Brigaden ergibt mehr Sinn für die südosteuropäischen Staaten.

(03.02.2022, 10:26)ObiBiber schrieb: Um Geld zu sparen kann man darüber nachdenken
1 schwere Division (mit Leo2A7V + Puma)
1 mittlere Division (mit Puma + Boxer)
Bisher war der Ansatz zum Sparen ja eher der Verzicht auf PUMAs als teuerstem System. In dieser Konstellation ersetzt du jetzt auf den ersten Blick aber LEOs durch BOXER. Das wiederum führt zu höherer Mannstärke, was die Einsparung am System konterkariert. Diese Aufstellung ist eher eine Verschiebung hin zu mehr Infanterie, oder verstehe ich dich da falsch?

(03.02.2022, 10:47)Quintus Fabius schrieb: aktuell gestoppt ist durch das Ministeri*ix Lamprecht. Welchselbiges ja einen kompletten Stopp der gerade angelaufenen Auflösung von SKB und ZSan erklärt hat
Die Ankündigung der Ministerin diesbezüglich kam grob zur gleichen Zeit wie besagte Präsentation auf der IAV. So schnell findet sowas keinen Einzug in Präsentationsmaterialien.

Gerade noch auf Twitter, jetzt auch in Ihrer Fachpublikation!
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Um das mal kurzmöglichst zusammen zu fassen:

wir brauchen 9 (in Worten NEUN) Jahre um die Jäger-Bataillone aus den aktuellen Brigaden heraus zu lösen um damit eine sinnfreie reine Jäger-Brigade aufzustellen, damit diese dann ihre GTK abgibt, damit man dann damit eine der Panzergrenadier-Brigaden ausrüstet und damit die Marder ersetzt, damit man keine weiteren PUMA mehr kaufen muss.

Beeindruckend ! Vor allem die Geschwindigkeit dieser überaus radikalen, ja geradezu revolutionären Umbrüche ist wohl einzigartig in der Kriegsgeschichte.

Allgemein:

Abgesehen von den beschriebenen systeminhärenten Problemstellungen welche jede Lösung extrem behindern, ist ein weiterer, sekundärer Grund für die Fehlentwicklungen in dieser Bundeswehr dass was ich immer mit mangelndem Fokus, und mangelnder Schwerpunkt-Bildung meine.

Viele (auch hier im Forum) gehen ja davon aus, dass eine Armee sehr viele verschiedene Fähigkeiten abdecken muss, weil sie sonst keine Armee ist und ansonsten bei bestimmten Aufgaben auf andere angewiesen wäre.

Statt diese Aufgaben selbst in Frage zu stellen, in Frage zu stellen auf welche Art und Weise man an sich kämpft, neue Formen des Kampfes zu entwickeln und spezifische Schwerpunkte zu bilden, wird weiterhin versucht in möglichst epischer Breite mit völlig unzureichender Tiefe zu agieren. Das zieht sich seit zwei Dekaden durch die ganze Rüstungsmisere.

Selbst wenn man keine revolutionären Sprünge wagt, oder wagen kann, sollte man etliches komplett in Frage stellen, nicht weil es an sich falsch wäre, sondern weil es für uns und die gegebenen Umstände falsch ist. Das reicht von den schweren Transporthubschraubern über die Kampfpanzer bis hin zur San-Truppe, dem Wach-Bataillon über die neu zu bauenden Kriegsschiffe bis hin zu den Feldjägern. Überall gäbe es Felder, die man ganz bewusst und gezielt auslassen könnte um die dadurch frei werdenden Mittel in den Schwerpunkt zu investieren.

Auch in Bezug auf die Teilstreitkräfte muss ein solcher Schwerpunkt her. Die Diskussion hatten wir ja schon hier im Forum. Wir können es uns schlicht und einfach nicht mehr leisten so weiter zu verfahren wie bisher (wortwörtlich wie übertragen). Das Primat der Breite vor der Tiefe hat einen Punkt erreicht, an dem die Kampfkraft insgesamt irrelevant geworden ist.

Für jedes Feld dass man streichen oder kürzen könnte gibt es natürlich sehr gute Argumente. Und es handelt sich oft um zweifelsohne sehr wichtige und nützliche Funktionen, man nehme beispielsweise die schweren Transporthubschrauber. Ich bin überhaupt nicht gegen die als System an sich, ihr enormer Nutzen ist unbestreitbar, aber in unserer aktuellen Verfasstheit und den realen Umständen geschuldet geht es eben nicht.

Selbst ohne radikale Reformen mit einer völlig anderen Armee die auf eine völlig andere Kampfweise setzt (dazu gäbe es eine ganze Reihe von Konzepten) könnte man also innerhalb der BW mit dem was real ist zumindest einen Teil der Kampfkraft wiederherstellen, dies aber nur dann, wenn man die Mittel auf diesen konzentriert.

Ob dass dann dem Verständnis einiger nach noch eine Armee ist, oder eine vollständige Armee, oder nicht, spielt dafür gar keine Rolle. Deshalb ja auch beispielsweise meine Bewunderung für das USMC, dass konsequent einen Schwerpunkt verfolgt und dadurch innerhalb dieses Schwerpunktes eine immense Überlegenheit generiert (auch die Diskussion hatten wir ja hier bereits).

Meiner Meinung nach wäre es besser so als wie es jetzt ist.
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(03.02.2022, 13:53)Quintus Fabius schrieb: Um das mal kurzmöglichst zusammen zu fassen:

wir brauchen 9 (in Worten NEUN) Jahre um die Jäger-Bataillone aus den aktuellen Brigaden heraus zu lösen um damit eine sinnfreie reine Jäger-Brigade aufzustellen, damit diese dann ihre GTK abgibt, damit man dann damit eine der Panzergrenadier-Brigaden ausrüstet und damit die Marder ersetzt, damit man keine weiteren PUMA mehr kaufen muss.

Beeindruckend ! Vor allem die Geschwindigkeit dieser überaus radikalen, ja geradezu revolutionären Umbrüche ist wohl einzigartig in der Kriegsgeschichte.

dynamisches Verfügbarkeitsmanagement "at its best" :-P

das kann so einfach nicht weitergehen... die sicherheitspolitische Lage in Europa und drumherum wird immer angespannter... und man kommt trotzdem nicht aus den Startlöchern

wenn man das mit der/den mittleren Brigaden ernsthaft vorantreiben will... dann bitte zeitnahe in maximal 3 Jahren umsetzen...
Ich würde mir ja ZWEI mittlere Brigaden wünschen.
Eine generiert aus den Jäger-Bataillonen
Eine aus den Panzergrenadieren die nicht ausreichen SPZ bekommen.
für diese schneller Umsetzung könnte man Boxer ja im ersten Step einfach neue Waffenstationen schnell beschaffen (zum Beispiel EOS400 mit 30mm MK + SPIKE LR) ... das ginge sehr schnell und kostet pro Boxer zwischen 100k-500k
Diese Waffenstation können einfach statt der vorhandenen FLW100/200 integriert werden.
neue IFV Module für diese Boxer zu beschaffen dauert vermutlich länger...
im Gegenzug die nicht modernisierten Marder stilllegen und ablösen...

AUßERDEM aber zeitnahe
weitere Boxer (500-600 Stück in allen Varianten)
UND
das 2. Los Puma (ca 220 Fahrzeuge) beauftragen
die modernisierten Marder werden dann durch 2. Los Puma abgelöst und eingelagert.

Zielgröße 2030 dann
>550 PUMA (für 10-12 PzGr Bataillone)
>350 Boxer IFV + weitere Boxer Varianten (SHORAD, AGM, usw) (für 6 Mittlere Kräfte Bataillone)
außerdem >1000 Einheiten einer neuen, leichten (ca 10t), gepanzerten, einheitlichen, 4x4 Plattform (AMPV, JLTV, DINGO4, EAGLE 6, whatever) mit schwerer Bewaffnung (minimum FLW200 mit SPIKE LR)

das ist das absolute mindest Level an Ambition was sich ein Land wie Deutschland (Lage in Europa, Stellung in der NATO, höhe BIP, Anzahl der Bevölkerung, aktuelle Bedrohungslage) leisten sollte...
und das liegt noch.... wie oben richtig erwähnt... unter dem was zum Beispiel Polen bereitstellt.
Selbst Länder wie die Slowakei, CZ, Ungarn sind hier bald besser aufgestellt wie Deutschland.
In allen Ländern werden neue SPZ und neue 8x8 Fahrzeuge beschafft
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