(Waffe) Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs)
#18
Falli75:

Nehmen wir mal einen typischen Fahrzeug-Konvoi aus diversen gemischen Fahrzeugen von denen 10 eine FWS tragen - und diese 10 FWS sind zur Hälfte mit SMG und zur Hälfte mit GMW versehen. Selbst wenn man annimmt, dass all diese FWS zusammen geschaltet und kooridierniert Nächstbereichs-Schutz liefern könnten (was aber ganz konkret nicht der Fall ist) - selbst dann wäre die Geschwindigkeit der FWS wie der Waffen unzureichend um einen Drohnenschwarm der aus Deckung heraus in größerer Anzahl sich auf die Fahrzeuge stürzt abzuwehren und dies auch dann, wenn man Airburst andenkt. Den die Drohnen können aus 360 Grad kommen und von oben und dem folgend entstehen selbst bei Verwendung aller FWS zur Abwehr Lücken in welche sie hinein schlagen können.

Nun kann man argumentieren, dass auch ein Laser ja erst mal bewegt werden muss und hier die gleiche mechanische Verzögerung auftritt. Hier kann man aber den Laserstrahl durchaus zumindest kurzfristig aufrecht erhalten und über mehrere Ziele hinweg ziehen. Das ist wesentlich erfolgversprechender.

Für den Rest der zweifelsohne durchkommen wird müsste man im Weiteren Hardkill-Systeme befähigen. Und das haben wir hier ja noch nicht so wirklich aufgegriffen: dass Hardkillsysteme auch Kleinstdrohnen usw abfangen können. Für simultane Mehrfachtreffer ausgelegte Hardkill-Systeme sind meiner Meinung nach einer der elementarsten Bausteine einer echten Nächstbereichsabwehr.

Die Idee eine solche mit GMW zu bewerkstelligen ist demgegenüber meiner Einschätzung nach völlig unrealistisch. Die GMW (SMG) selbst dreht zu langsam hin und her und die Granaten sind zu langsam. Drohnen können hier bei der Annäherung dem Airburst sogar ausweichen. Das ist ganz allgemein ein Problem von GMW auf bewegte Ziele, weshalb man zwingend so oder seine MK braucht. Auf einer FWS aber hat eine MK das Problem dass ihr Kaliber oft nicht ausreichend groß ist, der Airburst daher nicht genug Raum abdeckt und die Munitionsmenge beschränkt ist. Gerade diese Kombi: mangelnde Munitionsmenge (bedingt durch die FWS) und mangelndes Kaliber machen diese Lösung fragwürdig. Ein Laser hat demgegenüber viel mehr "Schüsse" im Vergleich und ist trotzdem ziemlich kompakt und leicht. Gerade deshalb will

Ein weiterer in die Zukunft weisender Gedanke wären hier eigene Kleinst-Drohnen welche dann die angreifenden Drohnen angehen. Luftüberlegenheits-Drohnen welche vom Dach der Fahrzeuge aus starten und die Angreifer ausschalten. Da hier die Abwehr-Drohnen günstiger wären als die Angreifer-Drohnen, würde man so insgesamt kriegswirtschaftlich ein Plus heraus holen können.

Statt also einer FWS mit Mistral-Raketen und einer GMW bzw. dem Vorschlag von MBDA folgend dann irgendwann Mistral-Raketen mit einem Laser (!) (den auch MBDA propagiert hier in Laser einzusteigen) müsste man hier weiter denken und ein ganzes Spektrum an Mitteln in Lagen aufeinander folgend betrachten:

MK und Raketen für größere Distanzen
MK und Laser für mittlere und nähere Distanzen
Laser und Hardkill / Softkill für Nahe Distanzen
Hardkill / Softkill für nächste Distanzen
evtl. Abwehr-Drohnen für mittlere bis nächste Distanzen

Wenn man sich das so ansieht stellt sich dann die Frage, wie man diese Vielzahl von Systemen reduzieren kann, wie man diese Systeme auch für andere Aufgaben verwenden könnte damit sie eben nicht Spezialisten sind, sondern Generalisten und was für Wege hier tatsächlich nicht nur effektiv (rein in Bezug auf die Wirkung) sondern auch Effizient wären.

MK lässt sich auch für vieles andere verwenden, deshalb die MK. Deshalb das System von Rheinmetall. Eine 35mm MK auf einem GTK lässt sich ja nicht nur zur Luftraumverteidigung verwenden, sie ist auch in jedem anderen Einsatz sehr wertvoll, insbesondere bei den Kolonial-Scharmützeln.

Laser ist Zukunftsmusik und müsste überhaupt erst ausgetestet werden ob er größere Drohnenschwärme überhaupt packt oder dann auch übersättigt wird. Zudem hat man dann wieder einen Spezialisten, also eher nein.

Abwehr-Drohnen könnte man auch zugleich für Aufklärungs-Aufgaben verwenden und ebenso den gleichen Drohnentyp bewaffnet mit Kleinst-Sprengladungen auch als Loitering Munition einsetzen, also vielfältig verwendbar.

Hardkill ist ohnehin zwingend notwendig und gleichzeitig gegen vieles weitere gut.

Dies aber wie gesagt nur für den Nah- und Nächstbereichsschutz, und das heißt nicht dass ich keine Raketen vorsehen würde, aber deren Aufgabe wäre eben ein anderer Reichweitenbereich. Eine Lösung auf FWS ist demgegenüber deutlich nachteiliger, weniger vielfältig und flexibel verwendbar und sie kann im Prinzip gegen größere Drohnenschwärme auch keine wirkliche Abwehr bieten.

Zudem ist die größte Gefahr nicht die von Kleinst-Drohnen. Den was will eine Kleinst-Drohne den einem gepanzerten Fahrzeug überhaupt antun? Gerade jede Art von Fahrzeugen ist eher von etwas größeren Drohnen die auch aus größerer Höhe heraus operieren bedroht (siehe Berg-Karabach). Wenn wir nun viele FWS beschaffen, dann ist hier das Wirkmittel gegen diese Drohnen die Mistral-Rakete (also vier Stück pro FWS). Die gleiche Aufgabe kann aber dann auch die MK erledigen und diese hat deutlich mehr Munition pro MK dabei. Das ist zwar dann nicht mehr Nah- und Nächstbereich, aber insgesamt deutlich wertvoller für den Gesamtverbund.

Nun kann man ja erklären, wie schon hier geschehen, dass es beide Systeme benötigt und beide zu verschieden sind um miteinander verglichen zu werden und im Endeffekt komplementär sind. Ich hoffe aber aufgezeigt zu haben, dass das System von MBDA zwar durchaus als Ergänzung des Rheinmetall Systems verstanden werden könnte, aber dessen ungeachtet zu viele konzeptionelle Schwachstellen aufweist, Lücken erzeugt und im Vergleich zum Aufwand zu wenig dazu liefert (wenn man die Raketen und ihren Reichweiten-Bereich außer Acht lässt). Es ist zwar daher komplementär, aber es ist im Prinzip unzureichend und MBDA selbst gibt in seinen Texten dazu deshalb an, ebenfalls in Richtung Laser zu gehen (was auch erst mal überhaupt ausgetestet werden müsste).

Beschließend ist noch die Frage zu stellen, wie es mit der EloKa als bester Möglichkeit gegen Kleinst-Drohnen aussieht? Wozu die Luft mit GMW mit Airburst füllen, wenn einfache Softkill-Systeme diese zum Absturz bringen können? Gerade der Nah- und Nächstbereich bietet sich für EloKa und Softkill besonders an. Und diese nützt auch gegen viele andere Systeme, was von USBV bis zu ATGM reicht, also ebenfalls meine Kriterien erfüllt.

Das Schichten-System könnte daher abschließend so aussehen:

MK (auch gegen andere Ziele / Bodenziele)
Mehrzweck-Kleinst-Drohnen (Abwehr, Aufklärung, Angriff)
Softkill (auch gegen andere Systeme)
Hardkill (auch gegen andere Systeme)


Mit einer solchen Zusammenstellung wäre man meiner Meinung nach deutlich besser in diesem Bereich geschützt als mit einer FWS mit einer auf Airburst und Drohnen spezialisierten GMW, da die Raketen auch hier im Prinzip einen anderen Reichweiten-Bereich abdecken.
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RE: Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs) - von Quintus Fabius - 19.12.2020, 11:24
RE: Luftverteidigung - von Kul14 - 06.08.2020, 20:38
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RE: Mittlere Kräfte - von Nadine - 22.02.2024, 12:14
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RE: Mittlere Kräfte - von Nadine - 22.02.2024, 13:23

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