24.10.2021, 20:29
Aus anderem Strang überführt:
Wieso sollte es für Russland mehr militärisches Engagement bedeuten, wenn sich ein regionaler Kontrahent auf die eigene Seite schlägt? Es hätte dann neben Armenien und Syrien noch die Türkei in den eigenen Fängen und somit einen - wahrscheinlich sogar den stärksten - lokalen Gegenspieler weniger. Ich sehe nicht, dass Russland dadurch zusätzlich belastet würde.
Bitte um kurze Erläuterung deiner Intention. Russland nach innen stabilisieren, damit es nicht nach außen um sich schlägt?
Gut möglich, dass du damit Recht hast. Es ist aber durchaus verständlich, dass man auf der weltpolitischen Bühne etwas vorsichtiger mit solchen Dingen umgeht, als wir in dieser virtuellen Runde. Man versucht natürlich diplomatisch, diese Eskalation heraus zu zögern und hofft darauf, dass die Türkei den Weg zurück findet. Was ja auch durchaus möglich wäre, nur wohl halt nicht mehr unter Erdogan. Aber wer weiß, wie lange der noch durchhält, und was nach ihm kommt. Oder ob er sogar vielleicht noch durchdreht und mit einem Angriff auf die Nachbarschaft sein eigenes Land ins Chaos stürzt.
Die aktuelle Entwicklung spricht momentan allerdings doch sehr dafür, dass in nächster Zeit eine Eskalationsspirale beginnt, in der nach und nach jede Zusammenarbeit eingestellt werden wird, weil Erdogan auf jede westliche Reaktion noch wieder eins drauf setzen wird. Und dann wird es spannend, wie er sich verhält, wenn er in die Enge gedrängt wird, und wie loyal sich "das Land" dann ihm gegenüber zeigen wird. Würde das türkische Militär einen Krieg mit der EU riskieren? Wie tief konnte er seinen persönlichen Machtapparat im Staat verwurzeln? Wie reagiert die Bevölkerung auf einen wirtschaftlichen Zusammenbruch?
Infolge von Jahrzehnten falscher Migrations- und Integrationspolitik müssen wir das leider tatsächlich, da unsere aktuelle Gesellschaft auf einen solchen Konflikt nicht eingestellt ist. Die ohnehin vorhandene Polarisierung würde extreme Formen annehmen, die jedes vernünftige politische Handeln verhindern.
(24.10.2021, 17:40)Quintus Fabius schrieb: Zunächst mal ist es keineswegs ausgemacht dass ein Wegfall der NATO Rückendeckung dazu führen würde dass die Türkei sich nicht trotzdem gegen Russland positioniert. Das ist kein Axiom, es ist durchaus denkbar dass über einer Vielzahl von Fragen es trotzdem zum Konflikt mit Russland kommt - entsprechend würden beide Seiten geschwächt und wir würden gleich doppelt gewinnen.
Aber selbst wenn: dann bedeutet dies, dass die Türkei welche aktuell Russland in diversen Ecken einengt (Armenien, Syrien usw) dies nun nicht mehr tut. Entsprechend wird sich Russland fast schon zwingend tiefer in diese Angelegenheiten involvieren. Das hat zum einen zur Folge, dass Russland seine Kräfte dadurch überdehnt und festlegt
Wieso sollte es für Russland mehr militärisches Engagement bedeuten, wenn sich ein regionaler Kontrahent auf die eigene Seite schlägt? Es hätte dann neben Armenien und Syrien noch die Türkei in den eigenen Fängen und somit einen - wahrscheinlich sogar den stärksten - lokalen Gegenspieler weniger. Ich sehe nicht, dass Russland dadurch zusätzlich belastet würde.
(24.10.2021, 17:40)Quintus Fabius schrieb: Das hat ... zur Folge, dass Russland ... innenpolitisch stabilisiert wird. Russland zu stabilisieren sollte in jedem Szenario unser vorderstes Interesse sein.
Bitte um kurze Erläuterung deiner Intention. Russland nach innen stabilisieren, damit es nicht nach außen um sich schlägt?
(24.10.2021, 17:40)Quintus Fabius schrieb: Die Eskalation des Konfliktes mit Europa welche du nun als Folge dieser russischen Zurückhaltung propagierst ist meiner Meinung nach ohnehin unvermeidlich... Die Türkei weitgehend zu schwächen und im Idealfall auszuschalten sollte zudem unser vorderstes Interesse sein, da sie aktuell weit über ihre Grenzen hinaus nur ein destabilisierender Faktor ist der ständig alles für uns verschlechtert. Die Neo-Osmanischen Träume der aktuellen türkischen Eliten müssen zeitnah scheitern, sonst werden die daraus erfolgenden Probleme noch wesentlich größer sein als wenn wir jetzt den Konflikt bewusst eskalieren würden... Rein theoretisch ist eine frühzeitigere Eskalation des Konfliktes für uns günstiger als wenn dies später geschieht.
Gut möglich, dass du damit Recht hast. Es ist aber durchaus verständlich, dass man auf der weltpolitischen Bühne etwas vorsichtiger mit solchen Dingen umgeht, als wir in dieser virtuellen Runde. Man versucht natürlich diplomatisch, diese Eskalation heraus zu zögern und hofft darauf, dass die Türkei den Weg zurück findet. Was ja auch durchaus möglich wäre, nur wohl halt nicht mehr unter Erdogan. Aber wer weiß, wie lange der noch durchhält, und was nach ihm kommt. Oder ob er sogar vielleicht noch durchdreht und mit einem Angriff auf die Nachbarschaft sein eigenes Land ins Chaos stürzt.
Die aktuelle Entwicklung spricht momentan allerdings doch sehr dafür, dass in nächster Zeit eine Eskalationsspirale beginnt, in der nach und nach jede Zusammenarbeit eingestellt werden wird, weil Erdogan auf jede westliche Reaktion noch wieder eins drauf setzen wird. Und dann wird es spannend, wie er sich verhält, wenn er in die Enge gedrängt wird, und wie loyal sich "das Land" dann ihm gegenüber zeigen wird. Würde das türkische Militär einen Krieg mit der EU riskieren? Wie tief konnte er seinen persönlichen Machtapparat im Staat verwurzeln? Wie reagiert die Bevölkerung auf einen wirtschaftlichen Zusammenbruch?
(24.10.2021, 17:40)Quintus Fabius schrieb: Aber ja ich vergaß, wir müssen ja zittern vor Angst vor den Osmanen Germany und aufgebrachten Dönerbudenbesitzern...
Infolge von Jahrzehnten falscher Migrations- und Integrationspolitik müssen wir das leider tatsächlich, da unsere aktuelle Gesellschaft auf einen solchen Konflikt nicht eingestellt ist. Die ohnehin vorhandene Polarisierung würde extreme Formen annehmen, die jedes vernünftige politische Handeln verhindern.