(Luft) Boeing P-8A Poseidon in der Bundeswehr (Zwischenlösung P-3C-Nachfolger)
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Die "aktive Vermarktung" geschieht immer nur im Kontext einer konkreten Absatzmöglichkeit, ist die nicht gegeben, braucht man eine solche Maschine auch nicht zu vermarkten (für wen auch). Insofern sollte dies kein generelles Ausschlusskriterium sein. "Marktverfügbar" selbst ist ja auch ein relativer Begriff. Es gibt schließlich nicht DIE P-8 oder DIE C-295 MPA, sondern ein Grundmuster, dass vom jeweiligen Systemintegrator den Anforderungen entsprechend mit aktuell verfügbaren Systemen bestückt wird, mal mit mehr, mal mit weniger Spielraum bei den Variationsmöglichkeiten (bei der P-8 weniger, bei der C-295 mehr).

Auch bei "marktverfügbaren" Mustern stellt sich daher die Frage, ob es ausstattungsseitig tatsächlich um eine "Kopie" eines bereits für einen anderen Kunden gebauten Flugzeug geht (Anpassungsaufwand gleich Null), oder ob man "nur" eine existierende Basis mit verfügbaren Komponeten kombinieren will. Im letzteren Fall würde ich nachgewiesene "Systemintegratoren" wie IAI oder Saab nicht grundsätzlich ausschließen (auch wenn ich sie leider nicht für Wahrscheinlich halte). In einem Zeitrahmen von drei bis vier Jahren sind jedenfalls beide Varianten möglich. Wer weiß, vielleicht zaubert Airbus ja sogar noch eine Lösung aus dem Hut, in dem man existierende Systeme in die A320-Zelle integriert mit der Aussicht, die gleichen Flugzeuge später wieder umzubauen (vorausgesetzt, MAWS wird auf der A320 basieren). Wäre in gewisser Hinsicht auch "marktverfügbar" (ja, unrealistisch, und ich hoffe auch nicht darauf).

Falls es tatsächlich um die Beschaffung einer "Quasi-Kopie" mit nur minimalsten Anpassungen geht ergibt die Auswahl vom Ministerium natürlich Sinn (abgesehen vom Fehlen der P-1, die vermutlich eh die beste Wahl für unsere Anforderungen wäre). Dann stellt sich bei der Beschaffung nur die Frage, ob beispielsweise die bei der RAS 72 für Pakistan verbauten Systeme wirklich unseren Anforderungen entsprechen?

Umgekehrt erschließt sich mir allerdings auch nicht, warum nun mit MAWS wie gehabt weitergemacht werden soll? Die Entwicklung eines MPA auf Basis eines bestehenden Musters braucht keine 15 Jahre (die P-8 brauchte 9 inklusive größerer Anpassungen an der Zelle), und die ursprüngliche Planung zur Einführung war an die Laufzeiten von Orion und Atlantique gebunden.

Da man ja augenscheinlich nicht mit einer kleinen nationalen Dauerlösung und einer großen europäischen Gemeinschaftslösung (Betrieb, nicht Bau!) plant, wäre dafür, dass man mit Japan ein Leasing der P-1 im aktuellen Rüstzustand und eine Kooperation zwischen Airbus und Kawasaki für die MAWS-Basis vereinbart. Kurzfristig hätte man ein angemessenes Muster, langfristig eine spezialisierte Maschine mit europäisierten Missionssystemen. Zudem hätten beide Unternehmen gegenüber der P-8 aufgrund der Auslegung mittel- und langfristig einen wichtigen USP ohne größeren Nachteil. Man wird ja wohl noch mal träumen dürfen... Wink
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RE: P3 Orion vs. P8 Poseidon [Deutsche Marine] - von Helios - 17.06.2020, 07:25

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