(Allgemein) Idee zur Neuausrichtung der Bundeswehr
#1
Guten Tag erstmal zusammen! Wink

Ich bin neu hier und mir kam gerade ein mMn recht interessanter Gedanke:
Was haltet ihr davon, die Bundeswehr teilweise oder zumindest eindeutig stärker als momentan auf die Ausbildung von ausländischen Kräften zu spezialisieren?

Das müsste natürlich damit einhergehen, dass wir die Bundeswehr als Mittel zur Durchsetzung unserer (eben auch rein wirtschaftlichen/geopolitischen) Interessen erklären und nicht nur für Demokratie und Freiheit kämpfen.

Desweiteren gehe ich in meinem Gedankengang davon aus, dass Ausbildungsmissionen wesentlich günstiger sind als eigene Interventionen.

Die Vorteile von einer Armee, die eben hervorragend (militante) Kräfte ausbilden kann, wären
-keine eigenen Verluste
-klare Partner nach Konfliktende
-günstiger als eigenes militärisches Eingreifen -> mehr Missionen
-Durchsetzung von Interessen im nahen Osten und Afrika

Meine Haupterwartung an so eine Umformung wäre eben die gewonnene Fähigkeit, in Krisenregionen Stabilität (auch langfristig) zu gewährleisten und somit auch dort die Sicherheit unserer Exportgüter zu gewährleisten.
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#2
Von grundsätzlichen politischen Einwänden abgesehen - wozu braucht es da eine strukturelle Neuausrichtung? Schon jeder Unteroffiziersdienstgrad sollte zur Ausbildung befähigt sein.
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#3
BlackSwan:

Meiner Meinung nach sollten wir gar keine ausländischen Streitkräfte ausbilden. Die Fern- und Nebenwirkungen solcher Ausbildung sind meiner Überzeugung nach immer nachteilig für uns. Ich würde auch jede Art von Waffenexport außerhalb der EU verbieten.

Und die Sicherheit unserer Exportgüter sollte in gar keinem Fall das Kriterium für einen militärischen Eingriff in einem Land außerhalb der EU sein.
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#4
Nightwatch:

Ich war nie bei der Bundeswehr; ich wusste es daher nicht.


Quintus Fabius:

Ich denke, ich bin ähnlich frustriert von den "Erfolgen" unserer bisherigen Auslandseinsätze wie du, leite darin aber nicht eine Zurückhaltung ab, sondern eine günstigerer Alternative, die hoffentlich im Anschluss mehr Klarheit in Konflikte bringt, in dem wir entschieden die Seite unterstützen, die wir uns als Partner eher wünschen (sei es rein wirtschaftlich). Ich denke nicht, dass wir die Welt irgendwie "besser" machen können, in dem wir irgendwo einmarschieren, wohl aber können wir uns in unserem wirtschaftlichen Interesse unterstützend wirken und so etwas Einfluss erschaffen (der dann ja auch mäßigend auf das "böse" Regime wirkt).
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#5
Man sollte meiner Überzeugung nach niemals organisierte Gewalt zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen einsetzen und solche ebenso niemals für rein wirtschaftliche Interessen unterstützen. Es ist exakt diese (Außen/Militär) Politik des indirekten Ansatzes mit der Zielsetzung wirtschaftliche Interesssen durchzusetzen welche für einen Gros der Katastrophen zur Zeit verantwortlich ist.

Es erwächst daraus langfristig kein Einfluss, sondern ein Verlust von Einfluss.
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#6
Quintus Fabius schrieb:Man sollte meiner Überzeugung nach niemals organisierte Gewalt zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen einsetzen und solche ebenso niemals für rein wirtschaftliche Interessen unterstützen. Es ist exakt diese (Außen/Militär) Politik des indirekten Ansatzes mit der Zielsetzung wirtschaftliche Interesssen durchzusetzen welche für einen Gros der Katastrophen zur Zeit verantwortlich ist.

Es erwächst daraus langfristig kein Einfluss, sondern ein Verlust von Einfluss.

Ich glaube nicht das die derzeitigen Konflikte, speziell im Nahen Osten, mit unseren wirtschaftlichen Interessen zusammen hängen. Die Ursachen liegen im ersten Weltkrieg und davor.
Das Öl hat nur geholfen einen künstlichen Zustand zu zementieren.
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#7
Quintus Fabius schrieb:Man sollte meiner Überzeugung nach niemals organisierte Gewalt zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen einsetzen und solche ebenso niemals für rein wirtschaftliche Interessen unterstützen.

Ich gebe dir recht, rein wirtschaftlich sollte man dies nicht tun. Vor allem nicht in sich tatsächlich beruhigenden Konflikten. Wenn aber in einem Konflikt unser Mitwirken für uns vorteilhaft ist sowie unser Partner die günstigere Alternative für die dortige Bevölkerung darstellt, sehe ich unser Eingreifen nicht als moralischen Fehltritt oder ähnliches an.
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#8
Nenn mir bitte ein Beispiel für einen solchen Konflikt aus den letzten 25 Jahren.
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#9
Quintus Fabius schrieb:Nenn mir bitte ein Beispiel für einen solchen Konflikt aus den letzten 25 Jahren.
Mir fällt gerade Mali ein... oder diverse andere afrikanische Staaten, die mit Terrorismus/religiösen Schwachköpfen zu kämpfen haben. Für "die Menschheit" und uns wäre es doch wesentlich besser, dort uns positiv gesinnte Regierungen zu etablieren.
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#10
Black Swan:

In Ordnung, nehmen wir Mali:

wirtschaftliche Interessen hat hier Frankreich, dass seine Uran-Förderung im Tschad und die Rohstoffförderung in anderen Grenzgebieten zu Mali absichern muss (bspw in Burkina Faso usw)

War der militärische Eingriff dort richtig? Zweifelsohne und wir hätten uns von Beginn an daran massiv beteiligen sollen, wenn auch nicht für französisches Uran sondern um die Ausbreitung der Al Quaida im Maghreb, der Ansar Dine und anderer solcher Organisationen einzudämmen. Die eigentliche Operaton Serval also kann ich kaum kritisieren, unabhängig von ihrer wahren Zielrichtung, die französischen Wirtschaftsinteressen zu sichern.

Die der Operation Serval folgende Ausbildungsmission aber finde ich wiederum sehr fragwürdig. Die Malische Armee ist eigentlich das wahre Problem in diesem Konflikt. Sie auszubilden und zu bewaffnen löst also das Problem Azawad nicht, es verschärft es auf Dauer. Sinnvoller für uns wäre hier eine Abspaltung Nord-Malis und die Einsetzung einer unabhängigen Tuareg-Regierung dort (eben die Schaffung eines Staates Azawad). Damit wären sowohl die Sicherheitsinteressen wie die Menschenrechte wie die wirtschaftlichen Interessen besser und nachhaltiger abgesichert als durch eine Ausbidung der Malischen Armee.

Die Tuareg würden im weiteren im Ausgleich für ihre Unabhängigkeit die islamistischen Terrorgruppen mit Leichtigkeit niederhalten. Während sie jetzt diese unterstützen, weil ihnen die Unabhängigkeit verwehrt wird. Durch die Ausbildungsmission wird die korrupte und brutale malische Armee lediglich in die Lage versetzt, die Situation in den Tuareg-Gebieten zu verschlimmern, in dem sie sich dort militärisch behaupten kann (was vorher nicht der Fall war) und daher dann dort noch mehr Kriegsverbrechen und Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung begehen kann.
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#11
Irgendwie kommt es mit so vor, dass bisher fast jeder Auslandseinsatz mit einer Verschlimmerung der Lage verbunden war. Insofern sehe ich aktuell auch keinerlei Sinn darin.
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#12
Es ist einfach gesagt, dass es eine Verschlimmerung der Lage ist, wenn man nicht weiß was das Resultat keines Auslandseinsatzes gewesen wäre ...
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#13
Man muss da ja auch noch differenzieren, ob der Auslandseinsatz ein Kampfeinsatz eigener Truppen war oder eben eine Ausbildungsmission. Manche Auslandseinsätze waren immens erfolgreich, gleich ob dass der Kampfeinsatz gegen die Taliban 2001 war oder die als Beispiel genannte Operation Serval.

Demgegenüber waren alle Ausbildungsmissionen der letzten Jahre im besten Fall völlig wirkungslos, aber üblicherweise kontraproduktiv. Während man also den eigentlichen Kampfauftrag oft sehr gut erledigt hat, krankte es dann bei der Ausbildung immens bzw. war diese Kontraproduktiv.

Deshalb ist der Grundgedanke von Black Swan von der Logik her durchaus etwas was man durchdenken sollte:

Wenn also seit 15 Jahren alle Ausbildung schlecht war, immens schlecht oder zum scheitern verurteilt: woran lag das und wie könnte man diese Fehlentwicklung beseitigen ? Und da könnte man durchaus wie Black Swan auf die Idee kommen, dass man eine Armee im weiteren besonders auf diese Aufgabe hin spezialisiert. Die BW also als speialisierte Ausbildungsarmee welche gezielt dann jeweils die Ausbildung und Ausrüstung der "Partner-Streitmacht" übernimmt und damit dann bessere Resultate erzielt als bisher.

Meiner rein persönlichen Meinung nach aber sind die wahren Ursachen für das Scheitern der Ausbildungsmissionen der letzten Jahre tiefer und können nicht durch eine verbesserte Ausbildung unsererseits kompensiert werden. Das heißt, auch eine spezialisierte Ausbildungsarmee BW würde meiner Ansicht nach die Situation nicht verbessern. Sie würde schon mittelfristig nur unseren Feinden in die Hände spielen, indem sie deren Kampfkraft durch unsere Ausbildung stärkt.

Man sollte deshalb absolut niemanden ausbilden und Kämpfe zwischen Parteien vor Ort eher durch das Eingreifen eigener Truppen entscheiden. Langfristig gesehen erzeugt man so zudem eine gewisse Abhängigkeit von uns, während eine Ausbildungsmission eventuell eine eigenständige Sicherheitsarchitektur erzeugen und damit die Abhängigkeit von uns reduzieren würde. Darüber hinaus wendet sich jede Waffe und jede Kampffähigkeit meiner Überzeugung nach langfristig gegen einen selbst. Deshalb sollte man jedem Waffenhandel und jeder militärischen Ausbildung weltweit entschieden entgegen treten.
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#14
Flugbahn schrieb:Es ist einfach gesagt, dass es eine Verschlimmerung der Lage ist, wenn man nicht weiß was das Resultat keines Auslandseinsatzes gewesen wäre ...

Und mit der Logik kann man natürlich jeden Einsatz als erfolgreich erklären.
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#15
srg schrieb:
Flugbahn schrieb:Es ist einfach gesagt, dass es eine Verschlimmerung der Lage ist, wenn man nicht weiß was das Resultat keines Auslandseinsatzes gewesen wäre ...

Und mit der Logik kann man natürlich jeden Einsatz als erfolgreich erklären.

Entschuldige aber DU machst es dir ein wenig einfach!!
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