26.02.2024, 07:55
Quintus Fabius schrieb:Noch eine interessante Feststellung: die Verluste bei den Mobiks, über die man sich ja während der Mobilisierung im Netz allgemein lustig gemacht hat sind im Verhältnis und Angesichts der Umstände eigentlich erstaunlich "niedrig". Und gerade die Mobik Einheiten haben sich in der Verteidigung teilweise herausragend gut geschlagen. Die allgemein Vorstellung im Westen, dass die Mobiks allesamt Kanonenfutter sind, die von den professionellen Soldaten als lebender Kugel- und Schrappnellfang voraus geschickt werden stimmt so auch nicht. Teilweise betrachten die Ukrainer manche Mobik-Einheiten als schwierigere Gegner als die russischen Berufssoldaten.Gab es denn je einen Grund anzunehmen, dass sich Mobiks so viel schlechter schlagen würden wenn sie die notwendige Zeit zur Vorbereitung und Akklimatisation bekommen?
Meine Erklärung dazu wäre, dass die Mobiks rein von Intelligenz, Befähigung und zivilen Fähigkeiten querschnittlich deutlich besser sind als die Berufssoldaten die sich in Russland oft aus Abschaum und Bodensatz rekrutieren.
Im Herbst 2022 gab es diese horrenden Verluste als man frisch mobilisierte Kräfte in die Front werfen musste um die Lage zu stabilisieren. Seitdem? In Russland findet eine sehr graduelle Mobilisierung statt, Massenaushebungen gab es nach den initialen Welle keine mehr. Insofern ist es bei aller russischen Inkompetenz doch zu erwarten, dass neue Einheiten nicht sofort und gänzlich ohne Vorbereitung an neuralgischen Punkten eingesetzt werden (müssen).
Dann: In einem Krieg wie er in der Ukraine stattfindet können ausgehobene Verbände aus ehemaligen Wehrpflichtigen so durchaus funktionieren. Das sehen wir genauso auf der Gegenseite wie auch historisch in noch jedem großen Krieg des 20. Jahrhunderts.
Ich weiß da eher immer nicht, wie man auf den Trichter kommt, dass es jahrelange Ausbildung benötigt um im Schützengraben zu hocken oder diesen zu stürmen. Wenn die Führung passt spricht wenig dagegen, einen durchschnittlich intelligenten und schon allein durch Überlebenswillen sowie meinetwegen Restpatriotismus halbwegs motivierten Rekruten innerhalb weniger weniger Monate auf ein Niveau bringen zu können, dass je nach persönlichen Talent siebzig bis achtzig Prozent des professionellen Infanteristen entspricht.
Setzt man sie dann noch in möglichst geschlossenen Verbänden ein und legt es nicht darauf an sie sofort in der Masse zu verheizen werden sie an den Herausforderungen wachsen.
Wobei die Latte da auch nicht sehr hoch hängt, speziell bei der russischen Armee ist das Bild des professionelle Soldaten doch fast ein Oxymoron , erst recht nach Monaten bzw. Jahren des Fronteinsatzes in der Ukraine und der damit einhergehenden Degenerierung.