26.01.2024, 07:27
@lime
Hier ist also eine Auf- und Abbewegung im "Empfinden" bzw. in der Darstellung beobachtbar. Hinzu kommt, dass es durchaus immer noch manche Kreise im Westen gibt - und ich rede nicht nur von Rechtsparteien (wobei diese sich quer durch Europa gar nicht mal einig sind bzgl. der Russlandpolitik) -, die still und heimlich mit Moskau sympathisieren (was aber auch dem Hang hin zum "starken Mann" und auch faschistischen Tendenzen geschuldet sein mag).
In Russland hingegen ist das (offiziell gezeichnete) Bild über den Westen relativ gleichbleibend. Wir sind schwach, degeneriert, unentschlossen, verwöhnt etc. D. h. während man im Westen zaudert und herumdiskutiert bzw. die eigenen Positionen und das eigene Verhalten ständig in Frage stellt, bleibt die russische Meinung über die Westmächte umgekehrt recht gleich - egal ob die Russen militärisch und gesellschaftlich nun völlig versagen oder auch nicht.
Man kann also die westlichen Verhaltensweisen und Ansichten nur schwer als faschistisch ansehen, dazu sind sie viel zu inkohärent und vielschichtig, während in Russland der Blick auf den Westen - auch wenn durch Propaganda und Hetze beeinflusst - seit Jahren durchgehend gleichblieb und immer nur das Bild eines degenerierten Konglomerates zeichnete, dass entweder einfach nur schwach ist oder aber zwar schwach ist, aber sich eben hinter der gefährlichen Technik versteckt.
Schneemann
Zitat:Ähm, man tausche mal die Sichtweise. Denkt man im Westen nicht genauso über Rußland? Ist man nun deswegen faschistisch? Kann irgendwie nicht so richtig hinkommen...Naja, das sehe ich anders. Die Denke über Russland ist eher sehr ambivalent - aber durchaus auch manchmal davon geprägt, dass man das Land unterschätzt. 2022 war die große Sorge, dass eine russische Militärmaschinerie die Ukraine überrennt (der Gegner wurde also definitiv nicht als schwach angesehen). Als die Ukrainer dann die ersten Offensiven abwehrten und sogar im Herbst 2022 überraschend zu erfolgreichen Gegenoffensiven antraten, hielten nicht wenige die Russen für schwach bzw. für schwächer als angenommen. Zugleich sah man den Gegner als recht unvorbereitet hinsichtlich der westlichen Sanktionen an (ich übrigens auch), aber die russische Wirtschaft war - zumindest bislang - deutlich resilienter als angenommen. Und aktuell sehe ich die Neigung im Westen, die russische Kampfbefähigung wieder zu überschätzen. Zugleich verliert man aber im Westen zumindest tendenziell das Interesse an dem Konflikt.
Hier ist also eine Auf- und Abbewegung im "Empfinden" bzw. in der Darstellung beobachtbar. Hinzu kommt, dass es durchaus immer noch manche Kreise im Westen gibt - und ich rede nicht nur von Rechtsparteien (wobei diese sich quer durch Europa gar nicht mal einig sind bzgl. der Russlandpolitik) -, die still und heimlich mit Moskau sympathisieren (was aber auch dem Hang hin zum "starken Mann" und auch faschistischen Tendenzen geschuldet sein mag).
In Russland hingegen ist das (offiziell gezeichnete) Bild über den Westen relativ gleichbleibend. Wir sind schwach, degeneriert, unentschlossen, verwöhnt etc. D. h. während man im Westen zaudert und herumdiskutiert bzw. die eigenen Positionen und das eigene Verhalten ständig in Frage stellt, bleibt die russische Meinung über die Westmächte umgekehrt recht gleich - egal ob die Russen militärisch und gesellschaftlich nun völlig versagen oder auch nicht.
Man kann also die westlichen Verhaltensweisen und Ansichten nur schwer als faschistisch ansehen, dazu sind sie viel zu inkohärent und vielschichtig, während in Russland der Blick auf den Westen - auch wenn durch Propaganda und Hetze beeinflusst - seit Jahren durchgehend gleichblieb und immer nur das Bild eines degenerierten Konglomerates zeichnete, dass entweder einfach nur schwach ist oder aber zwar schwach ist, aber sich eben hinter der gefährlichen Technik versteckt.
Schneemann