05.07.2023, 14:58
Ein Twitterkonto tut nicht weh…
Es beginnt bei Reisner schon mit den eileitenden Satz, der sehr bewusst so formuliert wurde um möglichst großen medialen Impact zu haben. Ein ‚bleibt hinter den / meinen Erwartungen zurück‘ oder ‚entwickelt sich anders als von Experten vorhergesagt’ wäre wesentlich ehrlicher und präziser. Stattdessen jetzt ein wunderschöner politischer Flurschaden an der Heimatfront. Danke für nichts.
Was ist denn ‚gescheitert‘? Ein mechanisierter Vorstoß einer Kampfgruppe Größenordnung ein bis zwei Bataillone aus zwei Brigaden im Raum Orikhiv. Wohlgemerkt, da gab es halt mal empfindlichere Verluste und das operative Ziel Robotyne konnte (bislang) nicht erreicht werden. Demgegenüber liefen und laufen die Angriffsbemühungen vor Lobkove am Mokri Yali und um Bakhmut mit zum Teil deutlichen Geländengewinnen erfolgreicher.
Zweifellos lässt sich sagen dass man sich a) mehr erhofft hat, b) die Verluste zum Teil erheblich sind und c) man über die operative Dislozierung des Ukrainischen Offensivpotentials geteilter Meinung sein kann. Aber ‚ erste Phase gescheitert‘ weil ein Angriff medial breit begleitet in die Hosen ging? Dies zu behaupten ist sehr unseriös.
Weiterhin ist mir dann schleierhaft wie er auf den Trichter kommt, das die AFU ‚wie aus dem Lehrbuch der US Armee‘ vorstoßen würden oder das die ähnlich wie ‚die Russen am Beginn des Krieges […] mit Panzerkolonnen […] schnell vorwärtsfahren‘. Wenn überhaupt ließe sich singulär der erste Angriff in Richtung Robotyne so charakterisieren (wobei im Detail zu klären wäre, was jetzt an einer Panzerkolonne so spezifisch amerikanisch lehrbuchmäßig sein soll), andere Einheiten in anderen Gefechtsräumen operierten dagegen von Stunde 1 ihrer Offensivbemühungen an in wesentlich kleineren Verbänden und infanteristischer Hauptkomponente.
Mir scheint Reisner überhöht hier die Aktionen der 47. und 33. Brigade vor Robotyne deutlich. Wie gut oder schlecht sich diese Einheiten dort taktisch verhalten hat auf die Operationen anderer Verbände in anderen Räumen nach meinem Dafürhalten praktisch keine Auswirkungen.
Inwieweit die Ukrainer eine operative Pause eingelegt haben, sich ‚konsolidieren‘ mussten und aktuell versuchen ihre 'Taktik und Gefechtstechnik' zu ändern ist dann nicht weniger fragwürdig.
Jenseits des Angriffs auf Robotyne ist festzuhalten, dass nach wie vor noch immer sehr unklar ist, was die Ukrainer aktuell überhaupt wollen oder gewollt haben. Reisner scheint hier der Idee nachzuhängen, dass nach einem erfolgreicheren Angriff im Süden (Robotyne genommen) schnell weitere, wesentlich umfangreichere Kräfte nachgeschoben worden wären um den Angriff in Richtung Tokmak und darüber hinaus zu tragen. Und während das vielleicht im Sinne westlicher Mechanisierter Kriegsführung zu erwarten gewesen wäre gibt es auch jetzt nach mehreren Wochen keine Anzeichen dafür, dass die Ukrainer sich für einen schnellen operativen Durchbruch gruppiert hätten. Im Gegenteil, die drei, vier verschiedenen Angriffspunkte und die erst jetzt langsam nachgeschobenen Brigaden wie die noch immer irgendwo tief im Hinterland trainierenden Verbände legen viel eher den Schluss nahe, dass der verglichen mit den Erwartungen langsame Beginn und die konsequente Entwicklung hin zu einer Abnutzungsschlacht genau so beabsichtigt worden ist.
Sicherlich hat man dabei gehofft erfolgreicher zu sein und bei Robotyne ähnliche Fortschritte wie am Mokri Yali zu machen und die ersten großen Befestigungen mindestens zu erreichen. Aber das man dagestanden ist wie der Ochs vorm Berg als die Russen die ein oder andere Bataillonsgruppe im Minenfeld zusammengeschossen hatten sehe ich in der Rückschau nicht.
Dann spricht Reisner von Konsolidierung. Was wurden denn konsolidiert? Die ersten Angriffe sind kulminiert und einzelne Brigaden wurden rotiert. Größere Umgruppierungen sehe ich aber nicht, hier und da wurde vielleicht die ein oder andere Brigade nachgeschoben. Im wesentlicher stehen die angreifenden Verbände aber nach wie vor an der Front im Kampf.
Und welche ‚Taktik und Gefechtstechnik‘ wurden angepasst? Ja, die 47. ist auf den Trichter gekommen, dass man etwas gegen die Minenfelder tun muss bevor man das nächste Bataillon diesesmal ohne Minenräumpanzer vorschickt. Ansonsten ist geht es jetzt wie man eigentlich durch nach der Befreiung Khersons wissen müsste gewohnt langsam und systematisch vorwärts. Es ist ein Abnutzungsgefecht das hier geführt wird und das braucht vor allen Dingen Zeit.
Das vor allen Dingen in kleineren Verbänden agiert wird wie Reisner auch beobachtet ist dabei nichts neues, das war schon immer so. Der Bradleyparkplatz war da schlicht eine Ausnahme und nicht Indikativ für das frontweite Agieren der AFU.
Es ist also wie immer: Reisner bastelt sich aus wenigen Schnappschüssen ein so weitreichendes wie wenig belastbares Narrativ das er offensiv vertritt. Mit abwägender Analyse hat das nichts zu tun und geht natürlich nur in eine möglichst ukrainekritische Richtung.
Es beginnt bei Reisner schon mit den eileitenden Satz, der sehr bewusst so formuliert wurde um möglichst großen medialen Impact zu haben. Ein ‚bleibt hinter den / meinen Erwartungen zurück‘ oder ‚entwickelt sich anders als von Experten vorhergesagt’ wäre wesentlich ehrlicher und präziser. Stattdessen jetzt ein wunderschöner politischer Flurschaden an der Heimatfront. Danke für nichts.
Was ist denn ‚gescheitert‘? Ein mechanisierter Vorstoß einer Kampfgruppe Größenordnung ein bis zwei Bataillone aus zwei Brigaden im Raum Orikhiv. Wohlgemerkt, da gab es halt mal empfindlichere Verluste und das operative Ziel Robotyne konnte (bislang) nicht erreicht werden. Demgegenüber liefen und laufen die Angriffsbemühungen vor Lobkove am Mokri Yali und um Bakhmut mit zum Teil deutlichen Geländengewinnen erfolgreicher.
Zweifellos lässt sich sagen dass man sich a) mehr erhofft hat, b) die Verluste zum Teil erheblich sind und c) man über die operative Dislozierung des Ukrainischen Offensivpotentials geteilter Meinung sein kann. Aber ‚ erste Phase gescheitert‘ weil ein Angriff medial breit begleitet in die Hosen ging? Dies zu behaupten ist sehr unseriös.
Weiterhin ist mir dann schleierhaft wie er auf den Trichter kommt, das die AFU ‚wie aus dem Lehrbuch der US Armee‘ vorstoßen würden oder das die ähnlich wie ‚die Russen am Beginn des Krieges […] mit Panzerkolonnen […] schnell vorwärtsfahren‘. Wenn überhaupt ließe sich singulär der erste Angriff in Richtung Robotyne so charakterisieren (wobei im Detail zu klären wäre, was jetzt an einer Panzerkolonne so spezifisch amerikanisch lehrbuchmäßig sein soll), andere Einheiten in anderen Gefechtsräumen operierten dagegen von Stunde 1 ihrer Offensivbemühungen an in wesentlich kleineren Verbänden und infanteristischer Hauptkomponente.
Mir scheint Reisner überhöht hier die Aktionen der 47. und 33. Brigade vor Robotyne deutlich. Wie gut oder schlecht sich diese Einheiten dort taktisch verhalten hat auf die Operationen anderer Verbände in anderen Räumen nach meinem Dafürhalten praktisch keine Auswirkungen.
Inwieweit die Ukrainer eine operative Pause eingelegt haben, sich ‚konsolidieren‘ mussten und aktuell versuchen ihre 'Taktik und Gefechtstechnik' zu ändern ist dann nicht weniger fragwürdig.
Jenseits des Angriffs auf Robotyne ist festzuhalten, dass nach wie vor noch immer sehr unklar ist, was die Ukrainer aktuell überhaupt wollen oder gewollt haben. Reisner scheint hier der Idee nachzuhängen, dass nach einem erfolgreicheren Angriff im Süden (Robotyne genommen) schnell weitere, wesentlich umfangreichere Kräfte nachgeschoben worden wären um den Angriff in Richtung Tokmak und darüber hinaus zu tragen. Und während das vielleicht im Sinne westlicher Mechanisierter Kriegsführung zu erwarten gewesen wäre gibt es auch jetzt nach mehreren Wochen keine Anzeichen dafür, dass die Ukrainer sich für einen schnellen operativen Durchbruch gruppiert hätten. Im Gegenteil, die drei, vier verschiedenen Angriffspunkte und die erst jetzt langsam nachgeschobenen Brigaden wie die noch immer irgendwo tief im Hinterland trainierenden Verbände legen viel eher den Schluss nahe, dass der verglichen mit den Erwartungen langsame Beginn und die konsequente Entwicklung hin zu einer Abnutzungsschlacht genau so beabsichtigt worden ist.
Sicherlich hat man dabei gehofft erfolgreicher zu sein und bei Robotyne ähnliche Fortschritte wie am Mokri Yali zu machen und die ersten großen Befestigungen mindestens zu erreichen. Aber das man dagestanden ist wie der Ochs vorm Berg als die Russen die ein oder andere Bataillonsgruppe im Minenfeld zusammengeschossen hatten sehe ich in der Rückschau nicht.
Dann spricht Reisner von Konsolidierung. Was wurden denn konsolidiert? Die ersten Angriffe sind kulminiert und einzelne Brigaden wurden rotiert. Größere Umgruppierungen sehe ich aber nicht, hier und da wurde vielleicht die ein oder andere Brigade nachgeschoben. Im wesentlicher stehen die angreifenden Verbände aber nach wie vor an der Front im Kampf.
Und welche ‚Taktik und Gefechtstechnik‘ wurden angepasst? Ja, die 47. ist auf den Trichter gekommen, dass man etwas gegen die Minenfelder tun muss bevor man das nächste Bataillon diesesmal ohne Minenräumpanzer vorschickt. Ansonsten ist geht es jetzt wie man eigentlich durch nach der Befreiung Khersons wissen müsste gewohnt langsam und systematisch vorwärts. Es ist ein Abnutzungsgefecht das hier geführt wird und das braucht vor allen Dingen Zeit.
Das vor allen Dingen in kleineren Verbänden agiert wird wie Reisner auch beobachtet ist dabei nichts neues, das war schon immer so. Der Bradleyparkplatz war da schlicht eine Ausnahme und nicht Indikativ für das frontweite Agieren der AFU.
Es ist also wie immer: Reisner bastelt sich aus wenigen Schnappschüssen ein so weitreichendes wie wenig belastbares Narrativ das er offensiv vertritt. Mit abwägender Analyse hat das nichts zu tun und geht natürlich nur in eine möglichst ukrainekritische Richtung.