05.06.2023, 08:16
Ja das ist faszinierend, wenn man sich ansieht was alle so zu Kriegsbeginn vermuteten.
Beispielsweise nannte ich damals als sinnvollste Strategie, die Russen ganz langsam ausbluten zu lassen und den Krieg so lange wie möglich in die Länge zu ziehen. Deshalb empfand ich die damals anlaufenden Waffenlieferungen als zu massiv / zu umfangreich und befürchtete, die Ukrainer könnten mit diesen Waffenlieferungen zu schnell zu einem Abschluss kommen und/oder der Krieg dadurch unkontrollierbar eskalieren. Umgekehrt forderte Nightwatch von Anfang an sehr viel mehr Unterstützung um den Krieg kurz zu halten und den Ukrainern einen möglichst schnellen Abschluss zu ermöglichen. Beide gingen wir von einer langen Kriegsdauer aus und dass Russland durchhaltefähig ist, zogen daraus aber komplett konträrer Schlußfolgerungen (langer Krieg als Ziel vs Kriegsverkürzung als Ziel). In der Retrospektive muss ich Nightwatch zustimmen. Es wäre besser gewesen die Ukraine gleich massiv mit Waffen zu fluten und den Krieg dadurch schneller zu einer Entscheidung zu führen.
Damals hast du teilweise von Wochen gesprochen was den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft angeht. Die werde in wenigen Wochen kollabieren. Stattdessen 0,7% Wirtschaftswachstum. Umgekehrt ging ich davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen für uns selbst wesentlich massiver sein würden, und ich schrieb damals noch, dass es im Winter zum Kollaps in Deutschland kommen könnte, inklusive massiven Stromausfällen und Ausfall der Heizung in ganzen Bundesländern etc. Auch das ist nicht ansatzweise eingetreten (wobei wir auch geradezu unverschämt viel Glück hatten mit diesem "Winter").
Die meisten Experten nannten bei Kriegsbeginn einen schnellen Zusammenbruch der Ukraine als Ergebnis. Sie gingen noch erstaunlich lange davon aus, dass die Ukraine kollabieren wird. Stattdessen hat sich die Ukraine gehalten und an Stärke gewonnen. Dann gingen viele Experten davon aus, dass die Russen nicht durchhalten werden, und auch dies erwies sich als falsch. Dann erklärten die meisten Experten, dass die Russen extrem schwach sind und unfähig - mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Reisner, der durchgehend vor den Russen warnte und von Anfang an genau deshalb sehr viel mehr Waffen und sehr viel mehr Unterstützung für die Ukraine forderte. Und jetzt diskutiert man längst über Systeme bzw. hat welche geliefert die anfangs indiskutabel waren, aber eben nicht in ausreichender Anzahl.
Im Winter ging ich davon aus, dass der strategische Bombenkrieg der Russen erhebliche Wirkung erzielen wird. Du schriebst damals, dass sei nicht mal ein strategischer Bombenkrieg und andere, dass die Russen diesen nicht lange würden führen können. Stattdessen war die Wirkung verblüffend gering, aber die Russen führen ihn trotzdem einfach weiter um damit die ukrainische Luftraumverteidigung abzunutzen.
Es ist wirklich faszinierend wie sich das alles entwickelt hat. Wer hätte das ehrlich gleich zu Kriegsbeginn so gedacht ?
Rein persönlich ging ich bei Kriegsbeginn von einer Niederlage der Ukraine im Osten des Landes aus, dass diese zumindest bis zum Dnepr besetzt wird und dass dann der Krieg um die Restukraine ungefähr ein Jahr lang andauert und dann ohne Lösung per Waffenstillstand einschläft. Stattdessen sind die Russen de facto nicht voran gekommen und der Krieg dauert schon über ein Jahr. Einfach erstaunlich.
Beispielsweise nannte ich damals als sinnvollste Strategie, die Russen ganz langsam ausbluten zu lassen und den Krieg so lange wie möglich in die Länge zu ziehen. Deshalb empfand ich die damals anlaufenden Waffenlieferungen als zu massiv / zu umfangreich und befürchtete, die Ukrainer könnten mit diesen Waffenlieferungen zu schnell zu einem Abschluss kommen und/oder der Krieg dadurch unkontrollierbar eskalieren. Umgekehrt forderte Nightwatch von Anfang an sehr viel mehr Unterstützung um den Krieg kurz zu halten und den Ukrainern einen möglichst schnellen Abschluss zu ermöglichen. Beide gingen wir von einer langen Kriegsdauer aus und dass Russland durchhaltefähig ist, zogen daraus aber komplett konträrer Schlußfolgerungen (langer Krieg als Ziel vs Kriegsverkürzung als Ziel). In der Retrospektive muss ich Nightwatch zustimmen. Es wäre besser gewesen die Ukraine gleich massiv mit Waffen zu fluten und den Krieg dadurch schneller zu einer Entscheidung zu führen.
Damals hast du teilweise von Wochen gesprochen was den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft angeht. Die werde in wenigen Wochen kollabieren. Stattdessen 0,7% Wirtschaftswachstum. Umgekehrt ging ich davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen für uns selbst wesentlich massiver sein würden, und ich schrieb damals noch, dass es im Winter zum Kollaps in Deutschland kommen könnte, inklusive massiven Stromausfällen und Ausfall der Heizung in ganzen Bundesländern etc. Auch das ist nicht ansatzweise eingetreten (wobei wir auch geradezu unverschämt viel Glück hatten mit diesem "Winter").
Die meisten Experten nannten bei Kriegsbeginn einen schnellen Zusammenbruch der Ukraine als Ergebnis. Sie gingen noch erstaunlich lange davon aus, dass die Ukraine kollabieren wird. Stattdessen hat sich die Ukraine gehalten und an Stärke gewonnen. Dann gingen viele Experten davon aus, dass die Russen nicht durchhalten werden, und auch dies erwies sich als falsch. Dann erklärten die meisten Experten, dass die Russen extrem schwach sind und unfähig - mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Reisner, der durchgehend vor den Russen warnte und von Anfang an genau deshalb sehr viel mehr Waffen und sehr viel mehr Unterstützung für die Ukraine forderte. Und jetzt diskutiert man längst über Systeme bzw. hat welche geliefert die anfangs indiskutabel waren, aber eben nicht in ausreichender Anzahl.
Im Winter ging ich davon aus, dass der strategische Bombenkrieg der Russen erhebliche Wirkung erzielen wird. Du schriebst damals, dass sei nicht mal ein strategischer Bombenkrieg und andere, dass die Russen diesen nicht lange würden führen können. Stattdessen war die Wirkung verblüffend gering, aber die Russen führen ihn trotzdem einfach weiter um damit die ukrainische Luftraumverteidigung abzunutzen.
Es ist wirklich faszinierend wie sich das alles entwickelt hat. Wer hätte das ehrlich gleich zu Kriegsbeginn so gedacht ?
Rein persönlich ging ich bei Kriegsbeginn von einer Niederlage der Ukraine im Osten des Landes aus, dass diese zumindest bis zum Dnepr besetzt wird und dass dann der Krieg um die Restukraine ungefähr ein Jahr lang andauert und dann ohne Lösung per Waffenstillstand einschläft. Stattdessen sind die Russen de facto nicht voran gekommen und der Krieg dauert schon über ein Jahr. Einfach erstaunlich.