09.02.2023, 17:15
(09.02.2023, 11:15)lime schrieb: Genau hier täuscht man sich aus westlicher Sicht. Rußland wird sich in Zukunft dem Westen wirtschaftlich gar nicht mehr annähren wollen. In kultureller und gesellschaftspolitischer Hinsicht erst Recht nicht. Gewichtige politische Kräfte in Rußland werden darüber sogar mehr als froh sein und das russische Volk wird sich daran über die Zeit gewöhnen.
Ein nicht unerheblicher Teil des russischen Volk wird sich nicht damit abfinden, auf Dauer nur zu existieren oder irgendeiner Propagandabild hinterher zu laufen. Und aufgrund der aktuellen Sanktionskluft fällt es schwer, zwischen dem westlichen Materialismus und anderen westlichen Werten zu differenzieren, wie das möglich gewesen wäre (bzw. jahrelang war), wenn Russland den Krieg nicht vom Zaun gebrochen hätte. Kurzfristig mögen bestimmte Kreise dies positiv sehen, aber auf Dauer kann sich daraus sehr viel Konfliktpotenzial ergeben.
Zitat:Und ob der Krieg die russische Armee dauerhaft schwächt müsste sich erst zeigen. Eine verstärkte Militarisierung könnte auch das Gegenteil bewirken. Auch die langfristige materielle Schwächung ist nicht gesichert, denn die Rüstungskapazitäten würden über die Jahre vermutlich massiv ausgebaut.
Die materielle Schwächung ergab sich aber nicht prinzipiell aus fehlendem politischen Willen oder fehlenden Kapazitäten, sondern aufgrund von kleptokratischen gesellschaftlichen Strukturen bis in die unteren Ebenen hinein. Solange sich diese Strukturen nicht ändern, wird sich auch an den materiellen Möglichkeiten nichts ändern, und damit auch nicht an der tatsächlichen Kampfkraft der russischen Armee.