09.10.2022, 22:08
Gewalt ist natürlich in der russischen Armee ganz allgemein verbreitet. Aber auch das hängt wieder sehr stark von den Offizieren ab und ob diese Gewalt von ihnen zugelassen oder unterbunden wird. Deshalb halte ich die russische Führung für die aktuellen Verbrechen für deutlich verantwortlicher, und man muss die Schuld an diesem Geschehen nicht allein auf die ausführenden einfachen russischen Soldaten schieben, meiner rein persönlichen Einschätzung nach gibt es nur wenige Armeen wo das tatsächliche Verhalten der Truppe, aber auch die Ausbildung der Soldaten, ihre taktischen Fähigkeiten und auch die Moral und die Disziplin so dermaßen stark von den jeweiligen militärischen Führern abhängen.
Ich hatte ja schon die höchst hetergonenen militärischen Kenntnisse der Russen angesprochen. Durch die informelle Ausbildung innerhalb der Einheiten und je nach Offizier unterscheiden sich russische Einheiten teilweise wie Tag und Nacht. Sie gehen sogar ganz verschieden vor, verwenden je nach Einheit andere Taktiken (oder gar keine Taktiken) usw.
Dazu kommt noch in Bezug auf das Offizierskorps ein immenser politischer Druck bestimmte Ergebnisse zu produzieren obwohl dies gar nicht möglich ist. Wer die ausführlichen Beschreibungen der Kämpfe durch Shagya oder beispielsweise auch Filatyev gelesen hat, wird feststellen, dass sie beide völlig unabhängig voneinander beschreiben, dass Offiziere "von ganz oben" unsinnige Befehle erhalten haben, beispielsweise irgendein völlig wertloses Dorf einzunehmen und dieser Befehl dann mit einer sehr strikten Dead-Line versehen umzusetzen war. Das ganze ging so weit, dass die Offiziere spätestens am "Fälligkeitstag" die Einnahme durchgaben, selbst wenn diese noch gar nicht erfolgt war, nur um dann weiter geradezu panisch zu versuchen den Befehl doch noch irgendwie umzusetzen.
Auch bei einigen der Tode sehr hochrangiger Offiziere im aktuellen Krieg ist es meiner Meinung nach fragwürdig, ob diese tatsächlich durch die Ukrainer verursacht wurden. Der politische Druck auf die Armeeführung muss immens sein und damit meine ich nicht die Androhung von Entlassung oder dergleichen. Wer sich die aktuelle Mordserie an russischen Oligarchen ansieht, oder wie reihenweise hochrangige Funktionäre verunglücken oder verschwinden, der kann sich ausrechnen was mit Offizieren gemacht wird die versagen.
Entsprechend ist das alles eine extrem ungute Gemengelage, welche die russische Armee nur noch weiter extrem schwächt.
Ein interessanter militärischer Aspekt ist hier meiner Meinung nach, dass starke Indizien und Hinweise für Haltebefehle gibt. Diese führen dazu, dass man versucht exakt den genannten Ort zu halten, dafür aber das Umfeld oder andere Stellen entblößt was dann solche Einkesselungen wie in Lyman überhaupt erst ermöglicht. Eine weitere Folge ist meiner Ansicht nach, dass die Russen anscheinend auf Befehl von oben versuchen das ganze Gebiet in dem sie sind zu halten. Statt bewusst ihre Truppen zu konzentrieren, andere Teile des Gebietes bewusst unbesetzt zu lassen, damit der Feind in diese hinein gelenkt wird, und diesen dann dabei im Gegenangriff zu werfen.
Es fehlt auf russischer Seite völlig ein solches Schlagen aus der Nachhand, obwohl es sich gerade in der Ukraine besonders anbieten würde. Stattdessen verkleckert man seine Einheiten in epischer Breite. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es keine Räume mit sehr geringer Truppendichte gibt (wie es Broensen ja hier vor kurzem mal wieder angemerkt hat). Dem ist aber nicht so.
Statt Räumen mit hoher Truppendichte und daraus folgend Räumen mit extrem geringer Truppendichte, ist diese einfach im ganzen Raum vergleichsweise niedrig. Die russische Verteidigung ist durch die gleichmässige Aufteilung ihrer Kräfte auf das ganze Gebiet einfach überall schwach und vor allem hat sie keine Tiefe. Sobald die Ukrainer durch die zu dünn besetzten vorderen Stellungen durch sind, ist dahinter keine russische Kampftruppe mehr.
Diese breite Verteilung der Einheiten, teilweise auch der Kampfpanzer (!), führt dazu, dass die Russen keinen Schwerpunkt für einen Gegenangriff bilden können und die Ukrainer nach Belieben überall lokal eine numerische Überlegenheit erreichen können, selbst wenn sie insgesamt in einem Gebiet noch zahlenmässig unterlegen sein sollten. Und der Mangel an Reserven in der Tiefe bedeutet dann immer sofort den Kollaps der gesamten Front und deren Flucht auf eine weiter hinter liegende Linie unter Zurücklassung von Kriegsmaterial.
Wie schon erwähnt werden sogar die Kampfpanzer einfach nur verteilt und in Kleinstgruppen eingesetzt, nur um irgendwie möglichst viel der Gebiete zugleich noch mit Truppen besetzt zu halten. Das ist militärisch absurd! Es ging gerade eben noch so auf, solange der Artilleriehagel sowohl die Quantität als auch die Bewegung ersetzen konnte. Jetzt wo er aufgrund der Einschränkungen des weiteren Zufluss an Wirkmitteln so nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, werden die Schwächen und extremen Probleme dieser Doktrin der gleichförmigen Verteilung der Kräfte über den ganzen Raum offensichtlich. Aber trotzdem reagiert man nicht und passt sich anscheinend nicht an.
Und dass kann ich mir nur so erklären, dass es von oben - politisch - untersagt wird die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Meiner Einschätzung nach ist der negative Einfluss der Zivilen Führung auf die Kriegsführung daher größer als dies bisher angenommen wurde. Da wird anscheinend von viel zu weit oben nach viel zu weit unten mit hinein gemischt, und dies entgegen jeder militärischen Vernunft. Und weil jederman persönliche Konsequenzen für sich bis hin zum Ableben fürchtet, traut sich anscheinend auch niemand zu widersprechen.
Und der übliche russische Kadavergehorsam, lebensverachtender Fatalismus und die ganze grundsätzliche Einstellung von zu vielen führen hier dazu, dass die Armee trotz dieser bizarren Missstände nicht rebelliert. Was für eine Verschwendung von derart vielen guten jungen Männern, die allesamt von ihrem Charakter her und von ihrer kulturellen Einstellung her auch Gutes hätten leisten können. Stattdessen wirft man ihre Leben weg als wären sie Müll und ich glaube, dass die russischen Eliten ihr Volk genau so sehen, als Müll und als Vieh, und dass sie die einfachen Russen als Volk zutiefst verachten. Anders ist es nicht erklärbar, wie man derart mit den eigenen Leuten umgehen kann.
Damit sind die russischen Eliten nichts anders als Feinde des russischen Volkes. Es verbleibt allein die Problemstellung, wie man das einfache russische Volk von diesen Verrätern an der eigenen Nation befreien könnte, ohne dass die Lage für alle unkontrollierbar eskaliert.
Ich hatte ja schon die höchst hetergonenen militärischen Kenntnisse der Russen angesprochen. Durch die informelle Ausbildung innerhalb der Einheiten und je nach Offizier unterscheiden sich russische Einheiten teilweise wie Tag und Nacht. Sie gehen sogar ganz verschieden vor, verwenden je nach Einheit andere Taktiken (oder gar keine Taktiken) usw.
Dazu kommt noch in Bezug auf das Offizierskorps ein immenser politischer Druck bestimmte Ergebnisse zu produzieren obwohl dies gar nicht möglich ist. Wer die ausführlichen Beschreibungen der Kämpfe durch Shagya oder beispielsweise auch Filatyev gelesen hat, wird feststellen, dass sie beide völlig unabhängig voneinander beschreiben, dass Offiziere "von ganz oben" unsinnige Befehle erhalten haben, beispielsweise irgendein völlig wertloses Dorf einzunehmen und dieser Befehl dann mit einer sehr strikten Dead-Line versehen umzusetzen war. Das ganze ging so weit, dass die Offiziere spätestens am "Fälligkeitstag" die Einnahme durchgaben, selbst wenn diese noch gar nicht erfolgt war, nur um dann weiter geradezu panisch zu versuchen den Befehl doch noch irgendwie umzusetzen.
Auch bei einigen der Tode sehr hochrangiger Offiziere im aktuellen Krieg ist es meiner Meinung nach fragwürdig, ob diese tatsächlich durch die Ukrainer verursacht wurden. Der politische Druck auf die Armeeführung muss immens sein und damit meine ich nicht die Androhung von Entlassung oder dergleichen. Wer sich die aktuelle Mordserie an russischen Oligarchen ansieht, oder wie reihenweise hochrangige Funktionäre verunglücken oder verschwinden, der kann sich ausrechnen was mit Offizieren gemacht wird die versagen.
Entsprechend ist das alles eine extrem ungute Gemengelage, welche die russische Armee nur noch weiter extrem schwächt.
Ein interessanter militärischer Aspekt ist hier meiner Meinung nach, dass starke Indizien und Hinweise für Haltebefehle gibt. Diese führen dazu, dass man versucht exakt den genannten Ort zu halten, dafür aber das Umfeld oder andere Stellen entblößt was dann solche Einkesselungen wie in Lyman überhaupt erst ermöglicht. Eine weitere Folge ist meiner Ansicht nach, dass die Russen anscheinend auf Befehl von oben versuchen das ganze Gebiet in dem sie sind zu halten. Statt bewusst ihre Truppen zu konzentrieren, andere Teile des Gebietes bewusst unbesetzt zu lassen, damit der Feind in diese hinein gelenkt wird, und diesen dann dabei im Gegenangriff zu werfen.
Es fehlt auf russischer Seite völlig ein solches Schlagen aus der Nachhand, obwohl es sich gerade in der Ukraine besonders anbieten würde. Stattdessen verkleckert man seine Einheiten in epischer Breite. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es keine Räume mit sehr geringer Truppendichte gibt (wie es Broensen ja hier vor kurzem mal wieder angemerkt hat). Dem ist aber nicht so.
Statt Räumen mit hoher Truppendichte und daraus folgend Räumen mit extrem geringer Truppendichte, ist diese einfach im ganzen Raum vergleichsweise niedrig. Die russische Verteidigung ist durch die gleichmässige Aufteilung ihrer Kräfte auf das ganze Gebiet einfach überall schwach und vor allem hat sie keine Tiefe. Sobald die Ukrainer durch die zu dünn besetzten vorderen Stellungen durch sind, ist dahinter keine russische Kampftruppe mehr.
Diese breite Verteilung der Einheiten, teilweise auch der Kampfpanzer (!), führt dazu, dass die Russen keinen Schwerpunkt für einen Gegenangriff bilden können und die Ukrainer nach Belieben überall lokal eine numerische Überlegenheit erreichen können, selbst wenn sie insgesamt in einem Gebiet noch zahlenmässig unterlegen sein sollten. Und der Mangel an Reserven in der Tiefe bedeutet dann immer sofort den Kollaps der gesamten Front und deren Flucht auf eine weiter hinter liegende Linie unter Zurücklassung von Kriegsmaterial.
Wie schon erwähnt werden sogar die Kampfpanzer einfach nur verteilt und in Kleinstgruppen eingesetzt, nur um irgendwie möglichst viel der Gebiete zugleich noch mit Truppen besetzt zu halten. Das ist militärisch absurd! Es ging gerade eben noch so auf, solange der Artilleriehagel sowohl die Quantität als auch die Bewegung ersetzen konnte. Jetzt wo er aufgrund der Einschränkungen des weiteren Zufluss an Wirkmitteln so nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, werden die Schwächen und extremen Probleme dieser Doktrin der gleichförmigen Verteilung der Kräfte über den ganzen Raum offensichtlich. Aber trotzdem reagiert man nicht und passt sich anscheinend nicht an.
Und dass kann ich mir nur so erklären, dass es von oben - politisch - untersagt wird die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Meiner Einschätzung nach ist der negative Einfluss der Zivilen Führung auf die Kriegsführung daher größer als dies bisher angenommen wurde. Da wird anscheinend von viel zu weit oben nach viel zu weit unten mit hinein gemischt, und dies entgegen jeder militärischen Vernunft. Und weil jederman persönliche Konsequenzen für sich bis hin zum Ableben fürchtet, traut sich anscheinend auch niemand zu widersprechen.
Und der übliche russische Kadavergehorsam, lebensverachtender Fatalismus und die ganze grundsätzliche Einstellung von zu vielen führen hier dazu, dass die Armee trotz dieser bizarren Missstände nicht rebelliert. Was für eine Verschwendung von derart vielen guten jungen Männern, die allesamt von ihrem Charakter her und von ihrer kulturellen Einstellung her auch Gutes hätten leisten können. Stattdessen wirft man ihre Leben weg als wären sie Müll und ich glaube, dass die russischen Eliten ihr Volk genau so sehen, als Müll und als Vieh, und dass sie die einfachen Russen als Volk zutiefst verachten. Anders ist es nicht erklärbar, wie man derart mit den eigenen Leuten umgehen kann.
Damit sind die russischen Eliten nichts anders als Feinde des russischen Volkes. Es verbleibt allein die Problemstellung, wie man das einfache russische Volk von diesen Verrätern an der eigenen Nation befreien könnte, ohne dass die Lage für alle unkontrollierbar eskaliert.