03.07.2022, 06:09
@Quintus
Andererseits stellt er sich selbst als kenntnisreicher Experte dar, gibt aber doch recht belangloses und oberflächliches Zeugs von sich, ja er nennt Dinge, die eigentlich völlig klar sein sollten bzw. die den von ihm kritisierten Stabsoffizieren in jeder Hinsicht bekannt sind (Politiker sind sicher wieder ein anderes Thema). Bspw. das HIMARS-Thema: Natürlich sind vier Systeme ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich gehe aber mal von aus, dass es nicht dabei bleiben wird bzw. wer sagt denn, dass über Drittwege (Polen?) nicht noch mehr Systeme zugehen? Er hat Zweifel zur Reichweite von "50 Meilen"? Ja, natürlich. Das ist aber nichts neues, man sagte ja auch klar, man wolle den Ukrainern keine Systeme geben, mit denen sie russisches Terrain direkt angreifen könnten. Man solle nach dem Feuern bitte einen Stellungswechsel vornehmen, da man sonst ja rasch geortet (z. B. via Satellit) werden könne? Ernsthaft? Das ist beinahe die Neuerfindung des militärischen Buchdrucks. An der Stelle wollte ich (fast) aufhören zu lesen...
Ich habe dann doch weitergelesen. Die Russen haben hervorragende Counter-Battery-Fire-Systeme? Naja, sie haben solche Systeme. Zweifelsohne. Aber bei Reichweiten von "50 Meilen" oder mehr, filtern wir schon arg aus, da bleiben nicht mehr sonderlich viele Systeme für den spontanen Gegenschlag im Fronteinsatz übrig. Und von denen, die sie haben, ist umgekehrt eine gleiche Ortbarkeit und Verletzlichkeit anzunehmen (und derzeit scheinen sich Präzision und Wartungsstand der russischen Systeme nicht gerade zu verbessern).
Auch dass der Krieg Mitte März verloren wurde, ist eine meiner Meinung nach eine seltsame These. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Russen den Vorstoß auf Kiew im Norden schon sang- und klanglos verbockt. Letztlich blieb ihnen dann nur noch der Fokus auf den Donbass, wo sie dann im April neu antraten; und alle Zeichen deuteten darauf hin, dass es im Osten des Landes zu einem Stellungskrieg und einem massiven Artillerieduell kommen würde (was ja dann auch eintrat).
Und dann kommt leider das große Relativieren: Warum denn die Russen kritisieren? Man schaue doch bitte nach Libyen, man schaue auf die Drohnenschläge...
An der Stelle habe ich dann aufgehört zu lesen. Schade...
Schneemann
Zitat:Das folgende Interview mit Douglas McGregor ist in der Weltwoche erschienen (ein nationalkonservaties Medium). Ich vernetze es hier mal, weil es meiner Überzeugung nach ziemlich genau das wiedergibt, was in Wahrheit die Mehrheit der Russen aktuell glaubt. Tatsächlich entsprechen die Ausführungen von McGregor hier sehr weitgehend dem was ich von vielen Russen in den letzten Wochen gehört habe.Genau genommen ist es die mehr oder minder private Meinung eines Obersts, der nicht mehr im aktiven Dienst ist, der also auch keinen Ärger befürchten müsste durch Vorgesetzte etc. Deswegen ist von auszugehen, dass er tatsächlich recht frei seine Meinung kundtut. Einerseits.
https://weltwoche.ch/daily/this-war-has-...-time-ago/
Wenn man den Feind besiegen, oder zumindest so weit wie möglich schädigen will (was immer erstrebenswert ist), ist es notwendig sein Denken zu durchdringen. Man kann daraus auch viele Rückschlüsse auf das weitere Geschehen ziehen, beispielsweise wie sich die Russen verhalten werden.
Andererseits stellt er sich selbst als kenntnisreicher Experte dar, gibt aber doch recht belangloses und oberflächliches Zeugs von sich, ja er nennt Dinge, die eigentlich völlig klar sein sollten bzw. die den von ihm kritisierten Stabsoffizieren in jeder Hinsicht bekannt sind (Politiker sind sicher wieder ein anderes Thema). Bspw. das HIMARS-Thema: Natürlich sind vier Systeme ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich gehe aber mal von aus, dass es nicht dabei bleiben wird bzw. wer sagt denn, dass über Drittwege (Polen?) nicht noch mehr Systeme zugehen? Er hat Zweifel zur Reichweite von "50 Meilen"? Ja, natürlich. Das ist aber nichts neues, man sagte ja auch klar, man wolle den Ukrainern keine Systeme geben, mit denen sie russisches Terrain direkt angreifen könnten. Man solle nach dem Feuern bitte einen Stellungswechsel vornehmen, da man sonst ja rasch geortet (z. B. via Satellit) werden könne? Ernsthaft? Das ist beinahe die Neuerfindung des militärischen Buchdrucks. An der Stelle wollte ich (fast) aufhören zu lesen...
Ich habe dann doch weitergelesen. Die Russen haben hervorragende Counter-Battery-Fire-Systeme? Naja, sie haben solche Systeme. Zweifelsohne. Aber bei Reichweiten von "50 Meilen" oder mehr, filtern wir schon arg aus, da bleiben nicht mehr sonderlich viele Systeme für den spontanen Gegenschlag im Fronteinsatz übrig. Und von denen, die sie haben, ist umgekehrt eine gleiche Ortbarkeit und Verletzlichkeit anzunehmen (und derzeit scheinen sich Präzision und Wartungsstand der russischen Systeme nicht gerade zu verbessern).
Auch dass der Krieg Mitte März verloren wurde, ist eine meiner Meinung nach eine seltsame These. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Russen den Vorstoß auf Kiew im Norden schon sang- und klanglos verbockt. Letztlich blieb ihnen dann nur noch der Fokus auf den Donbass, wo sie dann im April neu antraten; und alle Zeichen deuteten darauf hin, dass es im Osten des Landes zu einem Stellungskrieg und einem massiven Artillerieduell kommen würde (was ja dann auch eintrat).
Und dann kommt leider das große Relativieren: Warum denn die Russen kritisieren? Man schaue doch bitte nach Libyen, man schaue auf die Drohnenschläge...
An der Stelle habe ich dann aufgehört zu lesen. Schade...
Schneemann