20.06.2022, 09:48
Zur Ukraine kann ich ein paar kleine "Insider" Informationen anbieten, tatsächlich von verwundeten ukrainischen Soldaten welche mir von der Front direkt berichten konnten. Die Aussagen fand ich insgesamt sehr authentisch und nicht gestellt / präpariert um damit Informationskrieg zu betreiben. In 7 einfachen Punkten:
1. Die Lage ist querschnittlich wesentlich schlechter für die Ukraine als dies in den Medien kommuniziert wird. Vor allem geht hier und jetzt das Material aus, und die westlichen Lieferungen sind unzureichend. Man ist natürlich dankbar für alles was man kriegt, aber direkt an der Front ist es immer zu wenig und zu spät. Einhellige Meinung war, wenn der Westen nicht deutlich mehr liefert, vor allem deutlich mehr Artillerie und Munition für diese, könnte die Lage insgesamt kippen. Bezüglich vermuteter strategischer Reserven: solche sind angeblich kaum vorhanden und werden nicht ausreichend aufgebaut (diese Aussage hat mich ziemlich überrascht). Insgesamt geht der militärische Aufwuchs angeblich sehr schleppend voran.
2. Die Kampfmoral ist dem entgegen gesetzt immer noch sehr hoch. Man hegt den Zitat: "kühnen Traum" dass man Russland vollständig aus der Ukraine heraus werfen kann und sogar die Seperatistengebiete vollständig "befreien" kann. Als Voraussetzung dafür sieht man aber entsprechende westliche Militärhilfe deutlich über das hinaus was aktuell zuläuft. Bezüglich der Krim ist man geteilter Ansicht. Man hofft zwar darauf diese "befreien" zu können, fürchtet dann aber eine erhebliche Eskalation des Krieges durch die Russen.
3. Die russischen Verluste sind so weit man das sagen kann deutlich geringer geworden. Allgemein wirft man den Russen inzwischen einhellig drastische Feigheit und Übervorsichtigkeit vor, die gehen real an der Front nicht mehr so vor wie dies anfangs der Fall war, ziehen sich schnell zurück oder verhalten sich sehr defensiv / übervorsichtig. Beim geringsten Widerstand brechen die Russen anscheinend ab und wenn sie noch irgendwo höhere Verluste erleiden dann nur deshalb, weil man sie überraschen / überfallen konnte. Wo immer dies nicht gelingt, wird man ihrer nicht mehr habhaft.
4. Umgekehrt bluten die Ukrainer durch die russische Artillerie aus gegen die sie nicht ausreichend Konterartilleriefeuer abgeben können. Wo immer die Ukrainer versuchen Stellungen zu halten oder sich vorteilhafter zu positionieren schlägt endloser Hagel von Artilleriegranaten ein. Das Ausmaß der verwendeten Artilleriegeschosse sei Zitat: Unvorstellbar und die Ukrainer können es nicht fassen dass die Russen derart viel Artilleriemunition haben. Ihrer Auffassung nach liefert China Artilleriemunition an die Russen (das habe ich mehrfach gehört).
5. Als wichtigstes System welches man umgehend benötigen würde wurden nicht Kampfpanzer oder Schützenpanzer etc gesehen, sondern Raketenartillerie. Beispielsweise wurden die Marder als eigentlich überflüssig bezeichnet, die würden nichts bringen. Man bräuchte hier und jetzt Raketenartillerie um die russische Artillerie abzunutzen, alles andere müsse demgegenüber zurück stehen. Alternativ will man reichweitengesteigerte 155mm, dann aber in jedem Fall Panzerhaubitzen.
6. Panzerabwehrhandwaffen waren angeblich querschnittlich wenig erfolgreich gegen russische Panzer. Die meisten Erfolge hatten richtige PALR, Drohnen und Artillerie. Auch die Javelin sei nicht so erfolgreich und gut wie es dargestellt wird. Natürlich gäbe es immer wieder Erfolge, aber das seien eher Ausnahmen und nicht die Regel. Man habe teilweise Unmengen Panzerabwehrhandwaffen abgefeuert und damit nur wenig erreicht.
7. Es gibt angeblich ziemlich viel Beschuss durch Eigene, aber das gelte für die russische Seite ebenso. Angeblich habe man mehrfach selbst gesehen wie russische Artillerie vorne kämpfende russische Truppen zerlegt. Insgesamt sei die Lage extrem chaotisch und man könne das eigene Handeln wenig koordinieren. Umgekehrt machen die Russen einen ebenso planlosen chaotischen Eindruck. Man wisse sehr oft überhaupt nicht worauf die Russen mit ihren Aktionen überhaupt hinaus wollten und könne diese daher kaum vorher sagen.
Das wäre es soweit. Das meiste davon ist uns natürlich klar bzw. schon bekannt. Es deckt also das Bild welches man im Laufe der Zeit gewinnen konnte.
Die zwingende Schlussfolgerung für mich daraus ist, dass meine bisherige Auffassung, dass wir zuviel Waffen zu aggressiv und zu schnell liefern falsch war. Hier habe ich mich anscheinend geirrt. Es sieht nun für mich danach aus, dass der westliche Waffenzustrom für unsere Zielsetzung und aus unserer Perspektive heraus in Wahrheit genau richtig ist, wir diesen Krieg also genau auf der richtigen "niedrigeren Temperatur" vor sich hin köcheln. Für die Ukrainer ist das natürlich schlecht. Man müsste sogar überlegen, ob man nicht doch mehr Waffen und Munition in die Ukraine entsendet als bisher.
1. Die Lage ist querschnittlich wesentlich schlechter für die Ukraine als dies in den Medien kommuniziert wird. Vor allem geht hier und jetzt das Material aus, und die westlichen Lieferungen sind unzureichend. Man ist natürlich dankbar für alles was man kriegt, aber direkt an der Front ist es immer zu wenig und zu spät. Einhellige Meinung war, wenn der Westen nicht deutlich mehr liefert, vor allem deutlich mehr Artillerie und Munition für diese, könnte die Lage insgesamt kippen. Bezüglich vermuteter strategischer Reserven: solche sind angeblich kaum vorhanden und werden nicht ausreichend aufgebaut (diese Aussage hat mich ziemlich überrascht). Insgesamt geht der militärische Aufwuchs angeblich sehr schleppend voran.
2. Die Kampfmoral ist dem entgegen gesetzt immer noch sehr hoch. Man hegt den Zitat: "kühnen Traum" dass man Russland vollständig aus der Ukraine heraus werfen kann und sogar die Seperatistengebiete vollständig "befreien" kann. Als Voraussetzung dafür sieht man aber entsprechende westliche Militärhilfe deutlich über das hinaus was aktuell zuläuft. Bezüglich der Krim ist man geteilter Ansicht. Man hofft zwar darauf diese "befreien" zu können, fürchtet dann aber eine erhebliche Eskalation des Krieges durch die Russen.
3. Die russischen Verluste sind so weit man das sagen kann deutlich geringer geworden. Allgemein wirft man den Russen inzwischen einhellig drastische Feigheit und Übervorsichtigkeit vor, die gehen real an der Front nicht mehr so vor wie dies anfangs der Fall war, ziehen sich schnell zurück oder verhalten sich sehr defensiv / übervorsichtig. Beim geringsten Widerstand brechen die Russen anscheinend ab und wenn sie noch irgendwo höhere Verluste erleiden dann nur deshalb, weil man sie überraschen / überfallen konnte. Wo immer dies nicht gelingt, wird man ihrer nicht mehr habhaft.
4. Umgekehrt bluten die Ukrainer durch die russische Artillerie aus gegen die sie nicht ausreichend Konterartilleriefeuer abgeben können. Wo immer die Ukrainer versuchen Stellungen zu halten oder sich vorteilhafter zu positionieren schlägt endloser Hagel von Artilleriegranaten ein. Das Ausmaß der verwendeten Artilleriegeschosse sei Zitat: Unvorstellbar und die Ukrainer können es nicht fassen dass die Russen derart viel Artilleriemunition haben. Ihrer Auffassung nach liefert China Artilleriemunition an die Russen (das habe ich mehrfach gehört).
5. Als wichtigstes System welches man umgehend benötigen würde wurden nicht Kampfpanzer oder Schützenpanzer etc gesehen, sondern Raketenartillerie. Beispielsweise wurden die Marder als eigentlich überflüssig bezeichnet, die würden nichts bringen. Man bräuchte hier und jetzt Raketenartillerie um die russische Artillerie abzunutzen, alles andere müsse demgegenüber zurück stehen. Alternativ will man reichweitengesteigerte 155mm, dann aber in jedem Fall Panzerhaubitzen.
6. Panzerabwehrhandwaffen waren angeblich querschnittlich wenig erfolgreich gegen russische Panzer. Die meisten Erfolge hatten richtige PALR, Drohnen und Artillerie. Auch die Javelin sei nicht so erfolgreich und gut wie es dargestellt wird. Natürlich gäbe es immer wieder Erfolge, aber das seien eher Ausnahmen und nicht die Regel. Man habe teilweise Unmengen Panzerabwehrhandwaffen abgefeuert und damit nur wenig erreicht.
7. Es gibt angeblich ziemlich viel Beschuss durch Eigene, aber das gelte für die russische Seite ebenso. Angeblich habe man mehrfach selbst gesehen wie russische Artillerie vorne kämpfende russische Truppen zerlegt. Insgesamt sei die Lage extrem chaotisch und man könne das eigene Handeln wenig koordinieren. Umgekehrt machen die Russen einen ebenso planlosen chaotischen Eindruck. Man wisse sehr oft überhaupt nicht worauf die Russen mit ihren Aktionen überhaupt hinaus wollten und könne diese daher kaum vorher sagen.
Das wäre es soweit. Das meiste davon ist uns natürlich klar bzw. schon bekannt. Es deckt also das Bild welches man im Laufe der Zeit gewinnen konnte.
Die zwingende Schlussfolgerung für mich daraus ist, dass meine bisherige Auffassung, dass wir zuviel Waffen zu aggressiv und zu schnell liefern falsch war. Hier habe ich mich anscheinend geirrt. Es sieht nun für mich danach aus, dass der westliche Waffenzustrom für unsere Zielsetzung und aus unserer Perspektive heraus in Wahrheit genau richtig ist, wir diesen Krieg also genau auf der richtigen "niedrigeren Temperatur" vor sich hin köcheln. Für die Ukrainer ist das natürlich schlecht. Man müsste sogar überlegen, ob man nicht doch mehr Waffen und Munition in die Ukraine entsendet als bisher.