16.03.2022, 12:21
@Quintus
Bedeutet: Wir sollten nicht dem "Finnland-Effekt" erliegen. Bekanntermaßen erlitt die UdSSR im Winterkrieg 1939/40 gegen Finnland, auch wenn sie letztlich einen leidigen Gebietsgewinn erzielte und die Finnen in einem Waffenstillstand klein beigaben, eine schmähliche Niederlage nach der anderen. Vieles lag in der Topographie und im Wetter - und natürlich auch am Gegner -, aber eben auch in der taktischen und strategischen Führungsschwäche der Roten Armee (auch bedingt durch Stalins Säuberungen und seiner Tendenz, sich mit Ja-Sagern zu umgeben) begründet. Und alle Welt war erstaunt, wie der sowjetische Militärapparat herumstocherte, Verluste über Verluste generierte und sich blamierte. Nicht zuletzt im OKW blickte man recht überrascht nach Osten und die oberste NS-Führung war nun endgültig der Ansicht, man müsse nur mehr "die Türe eintreten", damit das ganze "morsche Gebilde" UdSSR in sich zusammenbrechen würde. Und auch wenn die Deutschen 1941/42 zuerst rapide nach Osten vorstießen, so hatte doch der Winterkrieg und die Blamage gegen Finnland massive Umstrukturierungen in der Roten Armee zur Folge gehabt - was vielen gar nicht bekannt ist. Und diese Reformen, auch wenn sie erst 2-3 Jahre später griffen, haben später mit dazu beigetragen, dass die Wehrmacht eine Niederlage erlitt.
Es gab natürlich noch viele andere Faktoren (die zähle ich hier nun sicher nicht auf), aber was ich sagen will, ist, dass wir aus der jetzigen, offensichtlichen technischen, taktischen und strategischen Schwäche der russischen Streitkräfte in der Ukraine auf keinen Fall ableiten sollten (dürfen!), dass man in Russland selbst nicht auch aus diesen Fehlern zu lernen bereit wäre oder nachfolgend Reformen anstößt und dass deswegen in Zukunft wir uns keine Sorgen um die konventionelle Abschreckung Europas machen müssten.
Weil ansonsten haben wir in ein paar Jahren wieder eine Armee in Russland, die Europa durchaus gefährlich werden könnte. Zum Glück für uns, werden die Russen aber mit dem Wiederaufbau ihrer Truppe vermutlich noch länger brauchen als wir mit der Reformierung und Neuaustattung der Bundeswehr. Heißt: Wir sollten die Jahre sehr sinnvoll nutzen und wachsam bleiben...
Schneemann
Zitat:Vor allem anderen sollte der Krieg in der Ukraine aufzeigen, dass man NIEMALS einen Feind unterschätzen darf.Das ist sicherlich ein grundlegender Umstand. Und in der Tat ist er auch aktuell von Bedeutung. Das hört sich zunächst einmal komisch an, zumal ich auch selbst schrieb, dass die Sorgen hinsichtlich der Drohkulisse der russischen Armee angesichts von deren wenig überzeugendem Auftritt in der Ukraine abnehmen werden, ja dass die Russen bei weitem nicht die konventionelle Bedrohung darstellen, die man für Europa prognostiziert hatte. Bedeutet aber im Umkehrschluss, dass das nicht heißt, dass dies immer so bleiben wird. Gesetzt den Fall, dass dieser leidige Krieg bald recht "normal" endet, etwa mit einem Waffenstillstand, ist zumindest damit zu rechnen, dass auch in Russland selbst, bei allen wirtschaftlichen Problemen, ein Überdenken der Hintergründe des Debakels in der Ukraine stattfinden und daraus resultierend auch eine Überarbeitung gängiger technischer, taktischer und strategischer Problemfelder stattfinden wird.
Bedeutet: Wir sollten nicht dem "Finnland-Effekt" erliegen. Bekanntermaßen erlitt die UdSSR im Winterkrieg 1939/40 gegen Finnland, auch wenn sie letztlich einen leidigen Gebietsgewinn erzielte und die Finnen in einem Waffenstillstand klein beigaben, eine schmähliche Niederlage nach der anderen. Vieles lag in der Topographie und im Wetter - und natürlich auch am Gegner -, aber eben auch in der taktischen und strategischen Führungsschwäche der Roten Armee (auch bedingt durch Stalins Säuberungen und seiner Tendenz, sich mit Ja-Sagern zu umgeben) begründet. Und alle Welt war erstaunt, wie der sowjetische Militärapparat herumstocherte, Verluste über Verluste generierte und sich blamierte. Nicht zuletzt im OKW blickte man recht überrascht nach Osten und die oberste NS-Führung war nun endgültig der Ansicht, man müsse nur mehr "die Türe eintreten", damit das ganze "morsche Gebilde" UdSSR in sich zusammenbrechen würde. Und auch wenn die Deutschen 1941/42 zuerst rapide nach Osten vorstießen, so hatte doch der Winterkrieg und die Blamage gegen Finnland massive Umstrukturierungen in der Roten Armee zur Folge gehabt - was vielen gar nicht bekannt ist. Und diese Reformen, auch wenn sie erst 2-3 Jahre später griffen, haben später mit dazu beigetragen, dass die Wehrmacht eine Niederlage erlitt.
Es gab natürlich noch viele andere Faktoren (die zähle ich hier nun sicher nicht auf), aber was ich sagen will, ist, dass wir aus der jetzigen, offensichtlichen technischen, taktischen und strategischen Schwäche der russischen Streitkräfte in der Ukraine auf keinen Fall ableiten sollten (dürfen!), dass man in Russland selbst nicht auch aus diesen Fehlern zu lernen bereit wäre oder nachfolgend Reformen anstößt und dass deswegen in Zukunft wir uns keine Sorgen um die konventionelle Abschreckung Europas machen müssten.
Weil ansonsten haben wir in ein paar Jahren wieder eine Armee in Russland, die Europa durchaus gefährlich werden könnte. Zum Glück für uns, werden die Russen aber mit dem Wiederaufbau ihrer Truppe vermutlich noch länger brauchen als wir mit der Reformierung und Neuaustattung der Bundeswehr. Heißt: Wir sollten die Jahre sehr sinnvoll nutzen und wachsam bleiben...
Schneemann