14.03.2022, 18:12
Helios:
Um mal den Kern deiner These heraus zu arbeiten:
WARUM sollten wir für die Ukraine einen Atomkrieg riskieren? Wenn ich dich richtig verstanden habe nur deshalb, um dadurch die Abschreckung in Bezug auf unseren eigenen Staat bzw. das eigene Bündnis aufrecht zu erhalten. Aber: deine Überlegung geht davon aus, dass die russsiche Führung hier so denkt und die gleichen Kausalketten verfolgt wie du es hier tust.
Und das ist meiner Einschätzung nach nicht der Fall, aber das bedeutet natürlich auch nicht viel. Gesichert aber kann man in jedem Fall sagen, dass es als mindestes fragwürdig ist, ob der Gegner hier die gleiche Logik verfolgen kann, und allein schon dieser Fakt, dass es fragwürdig ist macht eine solche politische Strategie völlig inakzeptabel vom Risiko her.
Bestätigt fühle ich mich in meiner Auffassung dazu vor allem auch dadurch, dass selbst die USA zuvorderst immer wieder und wieder versichern, es werde kein direktes Eingreifen der NATO in der Ukraine geben.
Wenn also deine Grundthese, dass ein solches Eingreifen in der Ukraine die Abschreckung in Bezug auf einen selbst stärken soll höchstwahrscheinlich nicht richtig ist und nicht aufgehen würde, stellt sich erneut, nun aus rein praktischen Gründen, die Frage, warum man für die Ukraine einen Atomkrieg riskieren sollte.
Und dann gibt es keine praktischen Gründe dafür. Denn: es wäre viel besser für uns, wenn der Krieg in der Ukraine als Guerillakrieg möglichst lange weiter andauern würde. Daher möchte ich deinem Hasardeurtum mal meine These entgegen setzen, dass ein konventioneller Sieg der Russen diese mit zu vielen ihrer Streitkräfte in der Ukraine festsetzt und der dort dann tobende Guerillakrieg leicht indirekt und die Beteiligung leugnend so unterstützt werden kann, dass Russland damit keinerlei weitere konventionelle Aggression auf andere Länder mehr wird durchführen können, und zwar für geraume Zeit. Der parallel dazu laufende Wirtschaftskrieg und die Verluste und die ständige Abnutzung in der Ukraine auf meiner Einschätzung nach mindestens eine Dekade hinaus werden dann zum völligen Sturz der aktuellen russischen Regierung führen.
Auf gar keinen Fall aber sollte man aus irgendwelcher Humanitätsduselei in der Ukraine eingreifen, nur weil dort ein Massenmord stattfindet, sollte man nicht eine kaum mehr einfangbare Eskalationsspirale in Gang setzen. Stattdessen sollte man den Krieg bewusst auf einer niedrigeren Temperatur weiter köcheln lassen. Wir benötigen sozusagen ein Niedertemperaturschmoren, statt offenem Eingreifen und Eskalation, um möglichst frühzeitig eine Bremse reinzuhauen, damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft. Und das könnte sie bei einer Flugverbotszone meiner Einschätzung nach sehr leicht.
Mit einem Wort: Nein. Und zwar weil die Führung von Rot viel weniger Optionen hat und die Lage für die Führung von Rot bereits längst viel kritischer ist als es für die von dir vorgeschlagene Strategie nötig wäre. Rot hat unter bestimmten Umständen gar keine Wahl mehr, weil es dort längst um das eigene physische Überleben geht. Deshalb wird Rot diese deine Logik nicht mitgehen und ist deine Kausalkette falsch.
Wir schrecken Rot dadurch also nicht ab, wir zwingend es zum Angriff, weil wir durch diese Eskalation Rot nur noch zwei Optionen lassen: Angriff oder Tot. Damit verhindern wir also die Eskalation nicht, sondern wir vernichten die Abschreckung. Den Rot kann dann nicht mehr abgeschreckt werden, weil es im Fall einer "erfolgreichen" Abschreckung alles verlieren würde.
Um mal den Kern deiner These heraus zu arbeiten:
Zitat:Das Instrument der Abschreckung funktioniert dann nicht mehr. Falls wir für die Ukraine keinen Atomkrieg riskieren, würden wir einen solchen für Finnland riskieren?
WARUM sollten wir für die Ukraine einen Atomkrieg riskieren? Wenn ich dich richtig verstanden habe nur deshalb, um dadurch die Abschreckung in Bezug auf unseren eigenen Staat bzw. das eigene Bündnis aufrecht zu erhalten. Aber: deine Überlegung geht davon aus, dass die russsiche Führung hier so denkt und die gleichen Kausalketten verfolgt wie du es hier tust.
Und das ist meiner Einschätzung nach nicht der Fall, aber das bedeutet natürlich auch nicht viel. Gesichert aber kann man in jedem Fall sagen, dass es als mindestes fragwürdig ist, ob der Gegner hier die gleiche Logik verfolgen kann, und allein schon dieser Fakt, dass es fragwürdig ist macht eine solche politische Strategie völlig inakzeptabel vom Risiko her.
Bestätigt fühle ich mich in meiner Auffassung dazu vor allem auch dadurch, dass selbst die USA zuvorderst immer wieder und wieder versichern, es werde kein direktes Eingreifen der NATO in der Ukraine geben.
Wenn also deine Grundthese, dass ein solches Eingreifen in der Ukraine die Abschreckung in Bezug auf einen selbst stärken soll höchstwahrscheinlich nicht richtig ist und nicht aufgehen würde, stellt sich erneut, nun aus rein praktischen Gründen, die Frage, warum man für die Ukraine einen Atomkrieg riskieren sollte.
Und dann gibt es keine praktischen Gründe dafür. Denn: es wäre viel besser für uns, wenn der Krieg in der Ukraine als Guerillakrieg möglichst lange weiter andauern würde. Daher möchte ich deinem Hasardeurtum mal meine These entgegen setzen, dass ein konventioneller Sieg der Russen diese mit zu vielen ihrer Streitkräfte in der Ukraine festsetzt und der dort dann tobende Guerillakrieg leicht indirekt und die Beteiligung leugnend so unterstützt werden kann, dass Russland damit keinerlei weitere konventionelle Aggression auf andere Länder mehr wird durchführen können, und zwar für geraume Zeit. Der parallel dazu laufende Wirtschaftskrieg und die Verluste und die ständige Abnutzung in der Ukraine auf meiner Einschätzung nach mindestens eine Dekade hinaus werden dann zum völligen Sturz der aktuellen russischen Regierung führen.
Auf gar keinen Fall aber sollte man aus irgendwelcher Humanitätsduselei in der Ukraine eingreifen, nur weil dort ein Massenmord stattfindet, sollte man nicht eine kaum mehr einfangbare Eskalationsspirale in Gang setzen. Stattdessen sollte man den Krieg bewusst auf einer niedrigeren Temperatur weiter köcheln lassen. Wir benötigen sozusagen ein Niedertemperaturschmoren, statt offenem Eingreifen und Eskalation, um möglichst frühzeitig eine Bremse reinzuhauen, damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft. Und das könnte sie bei einer Flugverbotszone meiner Einschätzung nach sehr leicht.
Zitat: Denn geht Rot tatsächlich davon aus, dass wir im Falle einer weiteren groben Eskalation selbst bereit sind weiter zu eskalieren, schreckt das ab und verhindert damit die Eskalation, die eintreten kann, wenn wir nicht bereit sind, sie eintreten zu lassen.
Mit einem Wort: Nein. Und zwar weil die Führung von Rot viel weniger Optionen hat und die Lage für die Führung von Rot bereits längst viel kritischer ist als es für die von dir vorgeschlagene Strategie nötig wäre. Rot hat unter bestimmten Umständen gar keine Wahl mehr, weil es dort längst um das eigene physische Überleben geht. Deshalb wird Rot diese deine Logik nicht mitgehen und ist deine Kausalkette falsch.
Wir schrecken Rot dadurch also nicht ab, wir zwingend es zum Angriff, weil wir durch diese Eskalation Rot nur noch zwei Optionen lassen: Angriff oder Tot. Damit verhindern wir also die Eskalation nicht, sondern wir vernichten die Abschreckung. Den Rot kann dann nicht mehr abgeschreckt werden, weil es im Fall einer "erfolgreichen" Abschreckung alles verlieren würde.