07.03.2022, 20:40
@Schneemann
Kaffeesatzleserei, aber ich tue mich schwer damit Putin&Co als irrational abzustempeln.
Was ich das sehe ist a) eine überkommene Weltanschauung die besser ins 19. als ins 21. Jahrhundert gehört, b) eine katastrophale Fehleinschätzung der Gegner, c) altersbedingt zunehmende Inflexibilität und d) festgefahrene Strukturen eines in die Jahre gekommenen Regimes.
Oder anders formuliert: Im Kriege reagieren Putin&Co innerhalb ihrer Blase nach meinem Dafürhalten nicht weniger rational als die Gegenseite. Ich sehe vielmehr einen eiskalten Autokraten, der sich zwar im Vorfeld ganz gehörig verkalkuliert hat, das Ding jetzt aber rücksichtslos in seinem Sinne durchzieht. Zurück kann er nicht mehr und will e daher jetzt zu Ende bringen und seine Ziele erreichen, komme was wolle.
Insoweit verhält sich Putin nicht so viel anders wie wir es von ihm gewohnt sind. Überraschend war für mich daher weniger sein Handeln und die Aktionen an sich, als dass er damit tatsächlich in unseren Augen ziemlich verquere Ziele versucht zu erreichen.
Sprich, ich verstehe absolut wie Putin diesen Krieg führt und sehe da nichts irgendwie Abgedrehtes. Ich verstehe aber absolut nicht wie man so bekloppt sein kann um zu meinen, diesen Krieg führen zu müssen.
Ich meine es ist für jeden, der nicht bis über beide Ohren in russischer Propaganda versackt ist offensichtlich, dass es ihm nicht um jüdische Nazis in Kiev, ukrainische Nuklearbestrebungen oder bevorstehende Offensiven gegen die Donbasrepubliken geht.
Vielmehr muss man in meinen Augen konstatieren, dass Putin ein eben tatsächlich sehr irrationaler Vorbehalt gegenüber dem Westen insgesamt und gegenüber der Nato im besseren pflegt. Und das nicht erst seit gestern, sondern wahrscheinlich schon seit jeher. Parallel dazu hat Putin den Untergang der Sowjetunion nie verwunden und hängt eigentlichen überkommenden Vorstellungen von Einflusssphären und imperialen Bestrebungen nach. Rein aus westlicher Sicht ist das alles großer Käse, schlicht paranoid und eben irrational.
Kein rationaler Beobachter kann behaupten, dass von einer westlich orientierten oder gar nuklear bewaffneten Ukraine irgendwie eine relevante Gefahr für Russland darstellt. Die Idee, dass die Nato in irgendeiner Form gegen Russland aktiv werden könnte (geschweige denn wollte) ist einfach nur wahnhaft. Niemand im Westen hat irgendwelche Bestrebungen nach Moskau zu rollen oder selbiges einzuäschern. Wozu auch?
Die ganze Problematik besteht schlicht und ergreifend nur, weil Putin es nicht ertragen kann, dass die Ukraine nicht mehr auf Moskau hören und ihren eigenen Weg gehen will. Der Maidan mit allem drumherum hat bei Putin die alten Wunden des Verfalls der Sowjetunion aufgerissen und aus welchen persönlichen Befindlichkeiten auch immer, konnte er es dieses Mal nicht mehr verwinden einen weiteren Vasallenstaat an die andere Seite zu verlieren.
Und ich denke das Putin an diesem Punkt schlicht stehen geblieben ist und sich mit den Erfolgen und der mit den Jahren fortschreitender Konflikte mit dem Westen immer weiter in sein sehr spezielles imperial-russisches Weltbild hineingesteigert hat. Ich glaube, dass seine abgedrehte Geschichtsrevision und krude Blut- und Bodenrhetorik vollkommen ernst meint und das in keinster Weise einfach nur vorgeschobene nationalistische Propaganda ist.
Ich denke das da bei ihm sehr viel hervorgebrochen ist was er in jüngeren Jahren unter der Decke gehalten und nicht zur Grundlage seiner Politik gemacht hat. Putin leitet die Geschicke Russlands seit mittlerweile mehr als 20 Jahren. Mittlerweile ist er 69 (durchschnittliche Lebenserwartung für Männer in Russland ist ca. 65 btw.) und hat augenscheinlich doch mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Für mich ist es nicht nur nachvollziehbar sondern naheliegend, dass sich da mit den Jahren so einiges an Stress, Frustration und Kränkungen angesammelt hat. Gleichzeitig lassen kognitiven Fähigkeiten nach, man ist weniger bereit eingefahrene Wege zu verlassen, die Welt dreht sich weiter, man bleibt in der eigenen zurück, die jüngeren Generationen haben plötzlich ganz eigene, konträre Vorstellungen zum eigenen Weltbild und die Berater erzählen einem längst nur noch das was man hören will.
Das Ergebnis ist das ein kopfloses Hineingehen in einen Krieg den niemand gebraucht hätte, am wenigsten sein geliebtes Russland. Das ist wenn man so will irrational. Aber das heißt nicht, dass er so abgedreht ist auf den Knopf zu drücken nur weil sein Feldzug durch ein paar Nato-Waffen aufgehalten wird.
Kaffeesatzleserei, aber ich tue mich schwer damit Putin&Co als irrational abzustempeln.
Was ich das sehe ist a) eine überkommene Weltanschauung die besser ins 19. als ins 21. Jahrhundert gehört, b) eine katastrophale Fehleinschätzung der Gegner, c) altersbedingt zunehmende Inflexibilität und d) festgefahrene Strukturen eines in die Jahre gekommenen Regimes.
Oder anders formuliert: Im Kriege reagieren Putin&Co innerhalb ihrer Blase nach meinem Dafürhalten nicht weniger rational als die Gegenseite. Ich sehe vielmehr einen eiskalten Autokraten, der sich zwar im Vorfeld ganz gehörig verkalkuliert hat, das Ding jetzt aber rücksichtslos in seinem Sinne durchzieht. Zurück kann er nicht mehr und will e daher jetzt zu Ende bringen und seine Ziele erreichen, komme was wolle.
Insoweit verhält sich Putin nicht so viel anders wie wir es von ihm gewohnt sind. Überraschend war für mich daher weniger sein Handeln und die Aktionen an sich, als dass er damit tatsächlich in unseren Augen ziemlich verquere Ziele versucht zu erreichen.
Sprich, ich verstehe absolut wie Putin diesen Krieg führt und sehe da nichts irgendwie Abgedrehtes. Ich verstehe aber absolut nicht wie man so bekloppt sein kann um zu meinen, diesen Krieg führen zu müssen.
Ich meine es ist für jeden, der nicht bis über beide Ohren in russischer Propaganda versackt ist offensichtlich, dass es ihm nicht um jüdische Nazis in Kiev, ukrainische Nuklearbestrebungen oder bevorstehende Offensiven gegen die Donbasrepubliken geht.
Vielmehr muss man in meinen Augen konstatieren, dass Putin ein eben tatsächlich sehr irrationaler Vorbehalt gegenüber dem Westen insgesamt und gegenüber der Nato im besseren pflegt. Und das nicht erst seit gestern, sondern wahrscheinlich schon seit jeher. Parallel dazu hat Putin den Untergang der Sowjetunion nie verwunden und hängt eigentlichen überkommenden Vorstellungen von Einflusssphären und imperialen Bestrebungen nach. Rein aus westlicher Sicht ist das alles großer Käse, schlicht paranoid und eben irrational.
Kein rationaler Beobachter kann behaupten, dass von einer westlich orientierten oder gar nuklear bewaffneten Ukraine irgendwie eine relevante Gefahr für Russland darstellt. Die Idee, dass die Nato in irgendeiner Form gegen Russland aktiv werden könnte (geschweige denn wollte) ist einfach nur wahnhaft. Niemand im Westen hat irgendwelche Bestrebungen nach Moskau zu rollen oder selbiges einzuäschern. Wozu auch?
Die ganze Problematik besteht schlicht und ergreifend nur, weil Putin es nicht ertragen kann, dass die Ukraine nicht mehr auf Moskau hören und ihren eigenen Weg gehen will. Der Maidan mit allem drumherum hat bei Putin die alten Wunden des Verfalls der Sowjetunion aufgerissen und aus welchen persönlichen Befindlichkeiten auch immer, konnte er es dieses Mal nicht mehr verwinden einen weiteren Vasallenstaat an die andere Seite zu verlieren.
Und ich denke das Putin an diesem Punkt schlicht stehen geblieben ist und sich mit den Erfolgen und der mit den Jahren fortschreitender Konflikte mit dem Westen immer weiter in sein sehr spezielles imperial-russisches Weltbild hineingesteigert hat. Ich glaube, dass seine abgedrehte Geschichtsrevision und krude Blut- und Bodenrhetorik vollkommen ernst meint und das in keinster Weise einfach nur vorgeschobene nationalistische Propaganda ist.
Ich denke das da bei ihm sehr viel hervorgebrochen ist was er in jüngeren Jahren unter der Decke gehalten und nicht zur Grundlage seiner Politik gemacht hat. Putin leitet die Geschicke Russlands seit mittlerweile mehr als 20 Jahren. Mittlerweile ist er 69 (durchschnittliche Lebenserwartung für Männer in Russland ist ca. 65 btw.) und hat augenscheinlich doch mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Für mich ist es nicht nur nachvollziehbar sondern naheliegend, dass sich da mit den Jahren so einiges an Stress, Frustration und Kränkungen angesammelt hat. Gleichzeitig lassen kognitiven Fähigkeiten nach, man ist weniger bereit eingefahrene Wege zu verlassen, die Welt dreht sich weiter, man bleibt in der eigenen zurück, die jüngeren Generationen haben plötzlich ganz eigene, konträre Vorstellungen zum eigenen Weltbild und die Berater erzählen einem längst nur noch das was man hören will.
Das Ergebnis ist das ein kopfloses Hineingehen in einen Krieg den niemand gebraucht hätte, am wenigsten sein geliebtes Russland. Das ist wenn man so will irrational. Aber das heißt nicht, dass er so abgedreht ist auf den Knopf zu drücken nur weil sein Feldzug durch ein paar Nato-Waffen aufgehalten wird.