06.03.2022, 10:25
Vielleicht dazu auch ergänzend: Viele Russen wollen nicht mehr in ihrem Land bleiben, um zu sehen, wie eine unverantwortliche Führung es gegen die Wand fährt bzw. sie selbst Betroffene werden, egal ob nun finanziell wegen der Sanktionen oder eben weil sie eingezogen werden. Es häufen sich Berichte über "Absetzbewegungen" ins nahe Ausland. Und das sind natürlich eher noch die, die sich das leisten können, also die eher wohl wohlhabenden oder zumindest mittelständischen Kreise...
Ferner:
Es rumort also ganz gewaltig in der russischen Gesellschaft - und gerade auch junge, besser ausgebildete Menschen verlassen das Land.
Und auch in der russisch-orthodoxen Kirche, die Putin gerne bemüht hatte in der Vergangenheit, um eine gewisse Bindung zum Volk aufzubauen (und wohl auch, um Reminiszenzen an die Zarenzeit aufglimmen zu lassen), wächst der Unmut:
Kurzum: Die ganze Basis des Regimes Putin (oder soll man es Potemkinsche's Dorf nennen?), bröckelt an allen Ecken und Enden ab. Es ist ersichtlich, dass die Russen diesen Krieg nicht wollen, aber viele sich eben noch nicht wirklich trauen, gegen das Regime offen zu opponieren. Und es stellt sich eben die Frage, ab wann diejenigen, die wirklich was bewegen könnten, d. h. einen Machtwechsel im Kreml, sich anfangen zu rühren und die Beine nicht mehr stillhalten?
Schneemann
Zitat:War in Ukraine: The Russians leaving Russia for Finlandhttps://www.bbc.com/news/world-60624500
At Vaalimaa, Finland's border crossing with Russia - 120 miles east of Helsinki - buses and cars stop for passport and customs checks. These aren't Ukrainians, they're Russians, and although the flow isn't heavy, it is constant. Some people are anxious to get out of Russia because there has been a persistent rumour that President Vladimir Putin's government might soon introduce martial law to deal with demonstrations against the invasion of Ukraine. [...] We spoke to one young Russian woman who was leaving for the West - one of the lucky ones who had an EU visa before the sanctions were announced. She was in despair at what has been happening.
"People in Ukraine are our people - our family," she said. "We shouldn't be killing them." Would she think of going back, I asked? "Not while our dreadful government is there. It is so, so sad." She said most Russians don't want this war, but they risk going to jail if they try to stand up to Putin.
Ferner:
Zitat:Nach Sperrung des Luftraumshttps://www.n-tv.de/panorama/Zug-von-Rus...75182.html
Zug von Russland in die EU ist ausgebucht
Die nahezu letzte Möglichkeit aus Russland in die EU zu kommen, ist die Zugverbindung zwischen St. Petersburg und Helsinki. Wegen der Corona-Pandemie waren die Züge in den letzten Monaten ziemlich leer. Doch das hat sich geändert. Vor allem Finnen und im Ausland Studierende greifen darauf zurück. [...]
"Wir haben beschlossen, so schnell wie möglich zurückzukehren, denn man weiß nicht, wie die Lage nächste Woche ist", sagt Polina Poliakowa, die in Paris studiert. Die Moskauerin ist mit dem Express-Zug Allegro um 6.40 Uhr in Helsinki angekommen. Ihre Freundin Beata Juchtanowa, die ebenfalls in Paris studiert, hat sie begleitet. Reisen sei für Russen "jetzt schwierig, weil alles annulliert wurde", sagt sie. [...] Die Passagierzahl auf der Strecke von Ost nach West begann am Samstag in die Höhe zu klettern, zwei Tage nach Russlands Einmarsch in der Ukraine. Bei den Zügen zurück nach St. Petersburg liegt die Auslastung hingegen nur bei 30 Prozent.
Es rumort also ganz gewaltig in der russischen Gesellschaft - und gerade auch junge, besser ausgebildete Menschen verlassen das Land.
Und auch in der russisch-orthodoxen Kirche, die Putin gerne bemüht hatte in der Vergangenheit, um eine gewisse Bindung zum Volk aufzubauen (und wohl auch, um Reminiszenzen an die Zarenzeit aufglimmen zu lassen), wächst der Unmut:
Zitat:Among Russian Orthodox, glimmers of dissent against the invasion of Ukrainehttps://religionnews.com/2022/03/04/amon...f-ukraine/
(RNS) — More than 275 Russian Orthodox priests and deacons from around the world have signed an open letter expressing their opposition to Russia’s invasion of Ukraine, challenging the Russian government and breaking with the tacit support of the military action by church leadership in Moscow. The letter called for “the cessation of the fratricidal war” against Ukraine, insisted the “people of Ukraine should make their choice on their own” and lamented the “trial that our brothers and sisters in Ukraine were undeservedly subjected to.” [...]
The Russian church has a long history in Ukraine, but in 2019 Patriarch Bartholomew I, the Greek Orthodox primate, defied Kirill and recognized a new, independent Orthodox body in Ukraine that broke away from the Moscow-based church. In an interview this week with CNN Turk, Bartholomew said recognizing the new branch made him a “target” of the Russian Patriarchate.
But the priests’ letter showed Russia’s invasion has further challenged Moscow’s leadership. While their protest is qualified and the number of signers tiny compared to the total number of clerics (church authorities estimated roughly 40,000 operated within the church as of 2009), it points to a broader trend of dissent within the church regarding the Ukraine invasion, and could signal important shifts for a tradition that has in recent years operated in lockstep with the Kremlin.
Kurzum: Die ganze Basis des Regimes Putin (oder soll man es Potemkinsche's Dorf nennen?), bröckelt an allen Ecken und Enden ab. Es ist ersichtlich, dass die Russen diesen Krieg nicht wollen, aber viele sich eben noch nicht wirklich trauen, gegen das Regime offen zu opponieren. Und es stellt sich eben die Frage, ab wann diejenigen, die wirklich was bewegen könnten, d. h. einen Machtwechsel im Kreml, sich anfangen zu rühren und die Beine nicht mehr stillhalten?
Schneemann