Russland vs. Ukraine
Und noch ne Analyse. Aufbauend auf einer Analyse eines möglichen Kriegsverlaufes VOR dem Krieg:

https://warontherocks.com/2022/03/the-wa...s-ukraine/
Zitieren
(02.03.2022, 21:10)Quintus Fabius schrieb: Der wahre Feind des Westens aber ist China. Und wir werden uns noch umsehen wie sehr uns die Fernwirkungen dieser ganzen Sache schaden werden. Gerade deshalb halte ich den Angriff von Russland auf die Ukraine für einen extrem schwerwiegenden Fehler der russischen Führung, den China ist in Wahrheit auch DER Feind Russlands. Das was das System Putin hier politisch und strategisch verbrochen hat ist derart katastrophal für die Weltordnung dass es die meisten noch gar nicht verstehen, den es wird weltweit (!) erheblich zum Niedergang von Demokratie und Freiheit beitragen und kann sogar den Sieg des chinesischen Modells zur Folge haben.

Im Geiste mag es die chinesische Regierung in Zukunft auf russische Gebiete abgesehen haben. Aber dass daraus in den nächsten 20-30 Jahren ein echter Konflikt beider Staaten entstehen könnte glaube ich nicht. Vielleicht wird dieser Zeitraum sogar noch viel größer sein. China und Rußland haben jeweils viel zu viel zu verlieren und in Wahrheit zu wenig zu gewinnen wenn sie sich gegenseitig bekämpfen würden. China würde sich wohl vorher auch erst einmal um die Mongolei kümmern. Wobei mich nicht wundern würde wenn China da auf eine sehr langfristige Übernahme durch stetige Einwanderung setzt. Auch hat China im Süden noch ein großes Betätigungsfeld wenn es um Expansion geht, da wäre für China noch viel machbar, gerade wenn der Westen mit Rußland beschäftigt ist.
Zitieren
Zum einen: es gibt schon seit Jahren eine ständige - teilweise auch illegale - Einwanderung von Chinesen sowohl in die Mongolei als auch nach Ost-Sibirien. Das war schon 2006 so und ist heute nur umso stärker geworden. Zum zweiten ist Russland bis dato so etwas wie eine Schutzmacht für die Mongolei. Ich kann dir daher zustimmen, dass ein Preis den China von Russland fordern wird die Besetzung der Mongolei sein wird. Damit fallen die entsprechenden seltenen Erden und andere Rohstoffe dann an China.

Und zum dritten: denken die Chinesen sehr langfristig. Auch wenn man jetzt schon in chinesischen Büchern die Primorski krai als Äußere Mandschurei eingezeichnet findet, sind das natürlich Pläne für die Zukunft, aber es ist halt eine Zukunft die durch die katastrophale Fehlentscheidung des Systems Putin nun tatsächlich wahrscheinlihc geworden ist.
Zitieren
Der Befehlshaber der Spezialeinsatzkräfte der ukrainischen Streitkräfte kündigt auf Facebook an dass nun keine Gefangenen mehr gemacht werden.

https://www.facebook.com/usofcom/posts/3212999028931719
Zitieren
(02.03.2022, 21:10)Quintus Fabius schrieb: Dass sie hier einen Krieg führen, anscheinend weitgehend losgelöst von sinnvollen strategisch-politischen Zielen.
Sie haben ja strategische Ziele (Neo-Zaristisches-Großrussland). Nur sind diese nicht mit den gewählten taktischen Mitteln (Befreiungsaktion) zu erreichen. Schlimmer noch: Die Ziele sind realistisch nur unter Inkaufnahme gewisser Aspekte (Unfrieden/Terrorregime) erreichbar, die man nicht hinnehmen will ("Brudervolk"). Dass man nun aufgrund dieser Verweigerungshaltung hinsichtlich der realen Beschränkungen, die vollkommen falschen taktischen Mittel einsetzt, sagt viel aus: Das wäre Putin so früher nicht passiert.

Zitat:Gerade deshalb halte ich den Angriff von Russland auf die Ukraine für einen extrem schwerwiegenden Fehler der russischen Führung, den China ist in Wahrheit auch DER Feind Russlands.
Nicht umsonst stehen deine Bekannten noch da, wo sie stehen. Es gab im Postillon die wunderbare Meldung, dass Nord-Korea die Chance genutzt und Sibirien besetzt hätte... So ganz abwegig ist das mit einem langfristigen Blick auf China nicht.

Zitat:Die Fernwirkung des aktuellen Krieges wird es meiner Ansicht nach sein, dass sich diese Entwicklung beschleunigt sich das chinesische Modell schneller und nachhaltiger global durchsetzen wird.
Ich hätte da eine Rest-Hoffnung, dass die Erkenntnis hinsichtlich der Bedrohung durch Russland und die Wiederentdeckung längst vergessener Privilegien wie Wehrhaftigkeit und Autarkie, auch hinsichtlich Chinas zu einem Umdenken führen könnten.
Sollte uns Putin zu all den bisherigen Gefallen noch ein wirklich großes Geschenk machen wollen, dann versaut er es sich noch mit Indien. Wir brauchen schließlich eine neue Immobilie, in die wir unsere verlängerte Werkbank stellen können, wenn wir endlich verstanden haben werden, dass der Handel mit China uns nur ins Verderben führt....
Zitieren
Broensen:

Zitat:
Zitat: Dass sie hier einen Krieg führen, anscheinend weitgehend losgelöst von sinnvollen strategisch-politischen Zielen.

Sie haben ja strategische Ziele (Neo-Zaristisches-Großrussland).

Deshalb schrieb ich ja sinnvolle.

Zitat:Die Ziele sind realistisch nur unter Inkaufnahme gewisser Aspekte (Unfrieden/Terrorregime) erreichbar, die man nicht hinnehmen will

Meiner Ansicht nach selbst dann nicht. Auch wenn man so vorgehen würde, stände am Ende eben kein Grossrussland, sondern ein deutlich geschwächter russischer Staat mit einem nicht mehr händelbaren Aufstandsproblem.
Zitieren
Und alles bleibt immer mehr im Schlamm stecken, auf beiden Seiten. Weil frontal inzwischen sich auch die Minen häufen und jetzt doch alles weggesprengt wird was man wegsprengen kann kommt der Schwerpunkt vor Kiew auch nicht so recht voran. Da steht alles im Stau und steht und steht und/oder steckt im Schlamm fest:

https://mobile.twitter.com/TrentTelenko/...44/photo/1

Derweilen versucht man sich wieder in 2WK Techniken nur um etwas voran zu kommen:

https://twitter.com/defensesentinel/stat...97/photo/1

Man baut allen ernstes Knüppeldämme, aber das auch primär nur um auf befestigte Straßen zurück zu kommen. So kann man feindliche Stellungen natürlich nicht umgehen.

Noch ein interessanter Gedanke dazu: Die Russen haben jede Menge platte Reifen. Am Anfang dachte ich halt an entsprechende Maßnahmen der Ukrainer, aber nach ein paar Tagen habe ich immer mehr gesehen, dass die Russen aufgrund der Bodenverhältnisse mit sehr geringem Luftdruck in den Reifen fahren (müssen). Die Reifen haben so wenig Druck drin wie möglich und das befördert natürlich Platte. Und schon steht das Fahrzeug wieder, muss der Reifen gewechselt werden, sind keine neuen Reifen verfügbar, versperrt das platte Fahrzeug die Fahrspur usw usf

Auch noch zwei Kanäle mit jeder Menge Bilder aus dem Kaleidoskop:

https://twitter.com/TheDeadDistrict

https://twitter.com/JulianRoepcke/status...OB784pAAAA

Aktuelle Karten:

"Vorher"

https://mobile.twitter.com/TheStudyofWar...27/photo/1

"Nachher"

https://twitter.com/DefenceHQ/status/149...21/photo/1

Eine Zusammenfassung von Tag 7:

https://militaryland.net/ukraine/invasio...7-summary/
Zitieren
@Quintus
Zitat:Und alles bleibt immer mehr im Schlamm stecken, auf beiden Seiten. Weil frontal inzwischen sich auch die Minen häufen und jetzt doch alles weggesprengt wird was man wegsprengen kann kommt der Schwerpunkt vor Kiew auch nicht so recht voran. Da steht alles im Stau und steht und steht und/oder steckt im Schlamm fest:

https://mobile.twitter.com/TrentTelenko/...44/photo/1

Derweilen versucht man sich wieder in 2WK Techniken nur um etwas voran zu kommen:

https://twitter.com/defensesentinel/stat...97/photo/1

Man baut allen ernstes Knüppeldämme, aber das auch primär nur um auf befestigte Straßen zurück zu kommen. So kann man feindliche Stellungen natürlich nicht umgehen.
Ich bin in diesem Zusammenhang mal gespannt, wie sich die Lage am Wochenende in der Ostukraine darstellt. Dort läuft es derzeit nicht ganz so gut für die Ukrainer bzw. die Russen konnten zumindest teilweise gezielte Vorstöße vornehmen und Städte einkreisen, aber es wurden für heute und für freitags dort starke Schneefälle bei ca. um 0 Grad angekündigt. Wenn das eintritt, wird auch der Osten des Landes eine einzige Matschwiese werden. Gut möglich, dass dann dort in diesen Regionen auch erst mal gar nichts mehr geht.

Schneemann
Zitieren
https://www.businessinsider.de/politik/u...ionaere-a/

Angeblich wollen auch etliche hundert Deutsche in die Ukraine um dort zu kämpfen, angeblich viele aus Reihen der Bundeswehr-Reservisten. Russland hat wiederum bereits hier und heute angekündigt solche Kämpfer aus anderen Ländern nicht als Kriegsgefangene einzustufen, sollten sie sich ergeben.
Zitieren
Schneemann schrieb:Was ich so irritierend finde: Die Russen kennen doch das Land und das Klima, wieso haben sie ausgerechnet das Frühjahr ausgesucht, wo sie wissen mussten, dass sie steckenbleiben? Wenn wir das hier bei uns diskutieren, dann wissen sie es doch erst recht. Haben sie es selbst unterschätzt? Oder gedacht, dass die Infrastruktur schon ausreichen wird und zudem mit geringer Gegenwehr zu rechnen ist? Ich vermute mal letzteres, weil derart unwissend kann die russische Generalität wirklich nicht sein. Aber Fakt ist nun, dass man mitten drinsitzt und alles versumpft...
Bis zum 24.2.22 kannte ich den Begriff Rasputitsa auch noch gar nicht. Die Amerikaner haben im Januar vor einer Invasion im Februar gewarnt, weil dann der Boden noch gefroren sei. Die Russen haben das vermutlich ebenso gesehen. Lokale Wetterlage, allenfalls Fehleinschätzung wegen Klimawandel führten dann zu diesem Debakel. Und wir diskutieren inzwischen ja auch noch über billige chinesische Pneus und ungenügende Wartung von Radfahrzeugen in der russischen Armee.
Für den Zeitpunkt der Invasion galt auch noch: "Jetzt oder nie". Putin hatte wohl Bedenken, dass die Ukrainer immer mehr aufrüsten und das Ganze in naher Zukunft zu teuer würde.
Zitieren
@hunter1
Zitat:Bis zum 24.2.22 kannte ich den Begriff Rasputitsa auch noch gar nicht. Die Amerikaner haben im Januar vor einer Invasion im Februar gewarnt, weil dann der Boden noch gefroren sei. Die Russen haben das vermutlich ebenso gesehen. Lokale Wetterlage, allenfalls Fehleinschätzung wegen Klimawandel führten dann zu diesem Debakel. Und wir diskutieren inzwischen ja auch noch über billige chinesische Pneus und ungenügende Wartung von Radfahrzeugen in der russischen Armee.

Für den Zeitpunkt der Invasion galt auch noch: "Jetzt oder nie". Putin hatte wohl Bedenken, dass die Ukrainer immer mehr aufrüsten und das Ganze in naher Zukunft zu teuer würde.
Sagen wir es so: Ich kannte den Begriff nur eher vage. Aber als das ganze Drama um die Ukraine an Fahrt gewann, habe ich mir ein paar ältere Bücher zu dem Thema angeschaut, unter anderem einen Nachdruck des Militärpolitischen Dienstes des Generalstabes des Heeres der Wehrmacht mit dem Titel "Zentral-Russland" (Unterkapitel: "Oberflächenformen und Klima") von Mai 1941. Das ist quasi die klimatisch-topographische Einschätzung im Vorfeld des Unternehmens Barbarossa. Dort heißt es klar:
Zitat:"Der Frühling zeichnet sich durch starken Wechsel aus. Der rasche Temperaturanstieg im April bedingt durch Schneeschmelze ein starkes Ansteigen der Flüsse und führt zu ausgedehnten Überschwemmungen. [...] Die ungünstigste Zeit für militärische Operationen ist das Frühjahr von März bis Mai. Stark wechselnde Temperaturen [...] und die Schneeschmelze macht die meisten Wege und Flüsse unpassierbar."

Vor diesem Hintergrund habe ich auch hier bei uns schon vor Wochen geschrieben, dass ich annehme, dass die Russen angreifen werden (wenn sie denn wirklich losschlagen wollen) bis Anfang März, weil dann der Boden noch gefroren sei. Ich hatte nur nicht auf dem Schirm, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels die Tauphase natürlich zeitversetzt früher beginnt als noch vor 80 Jahren.

Schneemann
Zitieren
Zur weiteren französischen Bemühungen auf diplomatischer Ebene:

Zitat:n einem Telefonat mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron hatte der russische Präsident Wladimir Putin der Ukraine am Nachmittag mit weiteren russischen Forderungen gedroht. Zuvorderst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status, hatte der Kreml am Donnerstag bekräftigt.

us dem Élyséepalast hieß es dazu, die Initiative für das Telefonat sei von Putin ausgegangen. Macron habe dem Kremlchef klargemacht, dass er sich mit seiner Darstellung der Dinge selber belüge. Er habe Putin gesagt, dass ein anderer Weg in dem Konflikt möglich sei, wenn er sich umentscheide. Macron zeigte sich nach dem Treffen ernüchtert. Das Schlimmste stehe noch bevor, wird er zitiert.

Nach Einschätzung des Élyséepalasts ist es Putins klares Ziel, die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen. Trotz Widerständen und Hindernissen werde er sich kaum davon abbringen lassen, seinen Plan bis zum Ende zu verfolgen.

Noch eine interessante Fragestellung:

Zitat:Ukrainisches Volk solle selbst entscheiden, wie es künftig leben wolle

Weiter hatte der russische Außenminister bekräftigt, dass sein Land nach der militärischen „Spezial-Operation“ kein Besatzungsregime in der ukrainischen Hauptstadt Kiew plane. Das ukrainische Volk solle selbst darüber entscheiden, wie es künftig leben wolle, sagte Lawrow am Donnerstag bei einem Interview mit Journalisten.

Genau genommen dürfte es für Russland unmöglich sein die Ukraine ernsthaft zu besetzen. Was also wenn genau das geschieht und man tatsächlich vorhat nach der Zerstörung des Landes und der Abtrennung seiner Ostteile einfach abzuziehen.

Dann würde man den Trümmerhaufen als Kostenfaktor dem Westen überlassen und diesem damit aufgrund der dann anfallenden Aufbaukosten, Finanzhilfen etc auch noch einen Schaden zufügen können. Das ganze Land zerlegen (Strom, Wasser, Infrastruktur usw, die ukrainischen Streitkräfte zerstören - somit die Existenz der Seperatisten nachhaltig gewährleisten - damit kann der Territorialkonflikt von der Ukraine nicht gelöst werden - die Folgekosten in der Ukraine selbst nicht tragen, sondern dem Westen zuschieben - das wäre eine interessante Strategie.



Und mal eine komplett andere Betrachtungsweise des Krieges, wie sie gerade in der Ukraine nicht untypisch ist während wir vor Betroffenheitsheuchelei Tränen vergießen:

https://mobile.twitter.com/ArmedForcesUk...8639194112
Zitieren
Zusammenfassung Tag 8:

https://militaryland.net/ukraine/invasio...8-summary/
Zitieren
Weiterhin - Russland wiederholt seine Forderungen bzw. ergänzt sie:
Zitat:Moscow wants list of weapons that can never be deployed in Ukraine: Russia’s FM

Russia has demanded the demilitarization of Ukraine, saying there should be a list of specified weapons that the nation could never possess, as a second round of conflict-resolution talks between Moscow and Kiev is underway.

Russian Foreign Minister Sergei Lavrov made the remarks in an interview with Al Jazeera on Wednesday, saying, "Specific types of strike weapons must be identified which will never be deployed in Ukraine and will not be created." The remarks came a few hours after Lavrov said Russia would face a "real danger" if Kiev acquired nuclear weapons, warning that if a third World War were to take place, it would involve nuclear weapons. [...]

Lavrov further said Russia recognized President Volodymyr Zelenskiy as Ukraine's leader and welcomed as a "positive step" the fact that Zelenskiy wanted to receive security guarantees.
https://www.presstv.ir/Detail/2022/03/03...pons-talks

Ich bin mir darüber im Klaren, dass dies eine iranische Quelle ist - ich stöbere gerade gerne etwas international herum -, die man vorsichtig handhaben muss, aber wenn dies so stimmt, dass Russland Selenskyj als legitimen ukrainischen Präsidenten anerkennt, dann ist die "Denazifizierung" faktisch passé. Möglicherweise haben "wir" hier einen Schlüssel, um das Desaster zu beenden...

Und zudem ist es wohl so, dass die russische Zivilgesellschaft, die in den letzten Jahren von Putins Clique massiv dezimiert wurde, sich anfängt immer mehr zu regen...
Zitat:Russian authorities arrest over 8,000 people over anti-war protests: Report

Russian authorities have arrested 8,100 people at anti-war protests that have broken out across the country, according to a local source.

OVD-Info, an independent human rights project focused on political persecution in Russia, published the figure on Wednesday. In Moscow, just under 4,000 people have been arrested while over 2,700 were arrested in Saint Petersburg. The other arrests come from an additional 124 cities, according to the report.
https://www.foxnews.com/world/russian-au...sts-report

Dazu auch (und dazu gehört Mut):
Zitat:7.000 russische Wissenschaftler empört: "Krieg ist unfair"

Mit vollem Namen stellen sich inzwischen tausende von Forschern gegen Wladimir Putin: Ihr Friedensappell kritisiert die russische Führung mit drastischen Worten. Von "zynischem Verrat" und einer künftigen Isolation Russlands ist die Rede. [...]

Nach zahlreichen Protesten von Kunst- und Kulturschaffenden steigt die Zahl der Wissenschaftler, die einen vor einigen Tagen veröffentlichten Friedensappell unterzeichneten. Inzwischen bekennen sich knapp 7.000 Akademiker zu der massiven Kritik an Putins Politik. Daneben wandten sich rund 350 Mathematiker entschieden gegen den Angriff auf die Ukraine. [...] Es gebe "keine rationale Rechtfertigung für diesen Krieg". Versuche, die Situation im Donbass als Vorwand für eine Militäroperation zu nutzen, erweckten kein Vertrauen. Es sei "klar, dass die Ukraine keine Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes darstelle: "Der Krieg gegen sie ist unfair und offen gesagt sinnlos."
https://www.br.de/nachrichten/kultur/700...os,Sz3IMbj

Die NATO gibt sich derweilen spröde bzgl. ukrainischer "Bitten" - so hart es klingt, es ist auch richtig, dass sich die NATO nicht direkt einmischt, sonst käme die atomare Bedrohung wohl direkt ins "Spiel"...
Zitat:Weder zu Land noch in der Luft

NATO weist Kiews Hilferufe zurück

Nach nächtlichen Kämpfen um ein Atomkraftwerk verlangt die Ukraine ein Eingreifen des Westens in den Krieg mit Russland. NATO-Generalsekretär Stoltenberg weist die Rufe auf Militärhilfe zurück. Ähnlich äußert sich Kanzler Scholz. Die Verbündeten stellen sich auf kommende schwere Tage ein.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erteilt der Forderung der ukrainischen Regierung, die Allianz solle eine Flugverbotszone über dem Kriegsland überwachen, eine klare Absage. Die NATO werde nicht in den Krieg eingreifen, weder zu Land noch in der Luft, sagt Stoltenberg in Brüssel. Das Bündnis verstehe die "Verzweiflung" der ukrainischen Regierung, sagte Stoltenberg. Doch wenn sich die NATO direkt militärisch in den Konflikt mit Russland einmische, würden zahlreiche weitere Länder in Europa in den Krieg hineingezogen. Um eine Flugverbotszone zu kontrollieren, müssten Kampfflugzeuge der NATO über der Ukraine "russische Flugzeuge abschießen", sagte Stoltenberg.
https://www.n-tv.de/politik/Nach-Brand-i...73640.html

Schneemann
Zitieren
Tag die Herrschaften
Ich erlaube mir mal nach langer Zeit wieder reinzuschauen und zumindest einige wenige von viel zu vielen Gedankengänge zur Großlage in Worte zu fassen. Das ist vielleicht mehr eigennützige Selbsttherapie, aber vielleicht nimmt ja jemand auch für sich etwas mit.

Der US-Amerikanische Senator Marco Rubio ist in Sachen Ukraine in den Sozialen Medien außergewöhnlich aktiv. Man kann davon sicherlich halten was man will und Person und Inhalt nach eigenem Gusto beurteilen, aber er hat die Tage in einem Twitterpost eine Frage aufgerufen die ich mir so ähnlich auch stelle: https://twitter.com/marcorubio/status/14...9116447744

Ich würde vielleicht so fragen: Gibt es einen Punkt mit dem das Schlachten in der Ukraine derart extreme Ausmaße annimmt, dass die westlichen Gesellschaften – oder vielleicht besser - mediale Öffentlichkeit den Krieg gegen Russland nicht nur bereit wäre mitzutragen, sondern womöglich gar aktiv fordert? Und in extremis die Politik dadurch auch zum Eingreifen zwingt?

Ich halte es nach dem augenblicklichen(!) operativen Vorgehen der russischen Armee trotz allem zwar noch immer schwer vorstellbar, aber wir müssen gleichwohl konstatieren, dass sowohl Szenarien wie die Belagerung Leningrads als auch erbitterter Häuserkampf wie Stalingrad oder in jüngerer Zeit und sicher auch relevanter Grosny im Bereich des Möglichen liegen.

Wären unsere Gesellschaften in der Lage dies auszuhalten und den Opfergang Hunderttausender passiv am Fernsehschirm zu verfolgen? Im Angesicht unserer ich sage emotional höchst beeinflussbaren Öffentlichkeit habe ich hier sehr große Zweifel. Müssen wir in einem solchen Szenario nicht damit rechnen, dass ein Eingreifen des Westens – was sich nach unseren Vorstellungen moralisch wie rechtlich auch wunderbar begründen ließe, Stichwort etwa responsibility to protect – nicht nur wahrscheinlich wäre, sondern aufgrund der sich dann manifestierenden gesellschaftspolitischen Sachzwängen quasi zwangsläufig erfolgen müsste?

Hier wäre dann das Blutbad in der Ukraine nur ein Faktor. Verschärfend würde dann die Lage an der baldigen Heimfront wirken. Wir erleben derzeit noch keine größeren wirtschaftlichen Einschränkungen aufgrund der Ereignisse. Trotzdem erleben wir bereits jetzt (nicht überraschend!) erste gesellschaftliche Ausbrüche gegen alles Russische. Was geschieht, wenn sich dies ändert, die Lage weiter eskaliert und wir uns angesichts des Grauens in immer weitergehende Sanktionen hineinsteigern lassen? Unsere Gesellschaften sind Opfer, Leid und Not nicht gewohnt, manche sagen, auch nicht in der Lage derartiges hinzunehmen. Was geschieht, wenn uns die Not mit Abermillionen Kriegsflüchtlingen, galoppierender Inflation und stockender Rohstoff- und Energieversorgung trotzdem erreicht? Gegen wen wir sich die sich dann aufstauende Wut richten, gegen wen werden die Herrschenden die Wut des Volkes lenken?
Ich für mich gehe davon aus, dass sofern sich der Konflikt nicht auf dem augenblicklichen, relativ niedrigen Niveau festfrisst, sondern wie grob skizziert an Schärfe zunimmt, früher oder später der Punkt erreicht ist, mit dem der Druck der Öffentlichkeit (nicht notwendigerweise gewollt!) den Kriegseintritt der Nato-Länder herbeiführen wird.

Ich halte diesbezüglich die aktuell in die Debatte geschobene (und unlängst durch die Nato entschieden und ganz bestimmt für immer und komme was wolle ausgeschlossen) Idee der Flugverbotszone für einen ersten Schritt, der der Nato einen Weg in den Krieg eröffnen wird bzw. soll. Ich denke das diese Idee nicht von der Bildfläche verschwinden, sondern weiterhin (medial) gepusht werden wird. Parallel halte ich es für denkbar, dass man sowohl auf medialer als auch geopolitischer Ebene versuchen wird eine Trennlinie zwischen einem Krieg gegen Russland und einen Krieg gegen russische Kräfte in der Ukraine und Weißrussland zu ziehen. Sprich man wird versuchen zu vermitteln, dass mit einem Eingreifen der Nato in der Ukraine kein unmittelbarer und direkter Angriff auf das russische Kernland verbunden ist (und gesetzt den Fall defacto dann auch nicht erfolgt), sodass für Russland weniger Grund besteht den Krieg über die nukleare Schwelle zu heben.

Ob dies geopolitisch oder militärisch sinnvoll ist und von Russland /Putin dabei auch so rezipiert werden würde sei dabei dahingestellt.

--- Trennung ---

Was ist denn bitte in Russland los? Ich möchte mich jetzt nicht in einer Betrachtung der Motivationen Putins verlieren (Generationen von zukünftigen Historikern werden darüber Bücher füllen), ich bin aber über das whq über folgendes ich sage mal Puzzleteil gestolpert, dessen Inhalt die Hintergründe des Konflikts auf zumindest für mich neue und beunruhigende Weise beleuchtet. Zumindest natürlich, wenn man dem Ganzen auch Glauben schenken mag.
Zu finden hier https://otter.ai/u/rrigWPawjLX5QA8cpOy9RXdpg98 ein langes Gespräch mit einem Rechercheur des Netzwerkes Bellingcat. Bellingcat is nun zweifelsohne Bellingcat mit eindeutiger Stoßrichtung und entsprechenden Geldgebern und das mag jeder selbst beurteilen.

Das Gespräch ist sehr lange, entscheidend aber die Inhalte bei Zeitstempel 2:1 gleich zu Beginn. Zusammengefasst behauptet der Rechercheur, dass sie schon vor fast einem Jahr Informationen aus russischen (Geheimdienst)Kreisen erhalten haben, wonach große Umbrüche in Russland vorgesehen sind und das Land praktisch in eine militarisierte Diktatur entwickelt werden soll. Der Krieg in der Ukraine (meine Schlussfolgerung) wäre vor diesen Hintergrund nur Teil eines größeren Prozesses der weit über die russischen Ambitionen in der Ukraine hinausgeht. Treffen diese (bruchstückhaften und leider geht niemand im weiteren Verlauf des Gesprächs darauf ein) Informationen zu ließe sich dadurch ableiten dass a) der Krieg seit vielen Monaten beschlossene Sache gewesen ist, b) keiner der vorgeschobenen oder tatsächliche Kriegsgründe je sonderlich relevant gewesen ist, c) der Westen mit seiner Reaktion dem Ganzen in die Hände spielt und die sich dadurch abzeichnende Entwicklung (‚NordKorea 2.0‘) von den Entscheidungsträgern (sagen wir mal ‚Putin&Co‘) nicht nur antizipiert sondern sogar gewollt ist.
Am Ende dieses Prozesses würde ein totalitär regiertes, durchmilitarisiertes Russland stehen, das seine Imperialen Ambitionen nötigenfalls nuklear in die Welt tragen würde.

Ich weiß nicht ob diese Einschätzung realistisch ist oder die Bruchstücke von bellingcat zutreffen. Ebenso wenig erschließt sich mir als westlich geprägter Mensch eine befriedigende Antwort auf die Frage nach dem warum.

Was ich aber sehe ist das die Entwicklungen hier und jetzt in Russland in die skizzierte Richtung gehen. Und ich frage mich schon wie unrealistisch es auch im Angesicht des Kriegsverlaufs und der westlichen Sanktionen noch ist, dass in Russland das Kriegsrecht verhängt und eine Mobilmachung eingeleitet wird. Selbst wenn dann (noch?) nicht zum großen Marsch nach Western geblasen wird, würden wir es mit einem Russland zu tun haben, dass nicht etwa taumelnd seinem selbstverschuldeten Schicksal entgegenstolpert, sondern dessen Führung diesen Weg sehenden Auges (und aus freien Stücken?) gegangen ist. Warum auch immer.

Eine weitere zwingende Schlussfolgerung aus dieser Argumentation wäre dann für mich auch, dass der Krieg gegen Russland besser früher als später und wenn irgend möglich nach unseren Vorstellungen zu führen ist.

Nur sind das sehr weitgehende Gedankengänge aufgrund eines einzelnen Puzzlestücks. Und offen gestanden fehlen mir die nötige Zeit und Einblick in Putins Hirn und Tuchfühlung mit der ‚russische Seele‘ um auch nur zu einer belastbaren These zu kommen. Aber wenn es in diese Richtung geht und wir es nicht nur mit Putins Nato-Wahn, wolkigen Ideen von Blut und Boden und Gläubigkeit der eigenen Propagandagläubigkeit zu tun haben, stehen wir noch vor viel größeren Problemen als ohnehin.
Zitieren


Gehe zu: