Russland vs. Ukraine
Kubjansk wurde besetzt, in Izium kaum mehr als Aufräumarbeiten, vermehrt Meldungen das auch Lyman aufgegeben wurde - sieht so aus als hat sich auf russischer Seite noch jemand gefunden, der die Eier hatte den Rückzug auf breitet Front anzuordnen.

Wird spannend wo sich die Front mit der Schlammperiode einpendelt. Die Flanke am Oskil ist naheliegend, aber wenn Lyman auch aufgegeben wird bieten sich für die Russen erstmal keine natürlichen neuen Verteidigungsstellungen.

Damit einhergehend stellt sich die Frage, ob es das jetzt im Wesentlichen gewesen ist oder ob die Ukrainer weiter vorstoßen wollen. Ich sehe das eigentlich nicht, die Brücken über den Orkil scheinen alle im zertstört zu sein, damit liegen wesentliche Teile des Offensivdispositivs aus Kharkiv erst einmal fest - und ist sowieso mit Aufräumarbeiten westlich des Oskils beschäftigt. Wenn dann liese sich wohlaus dem Raum Lyman eine Offensive generieren, ich würde jetzt gefühlsmäßig aber nicht davon ausgehen, dass dort noch Manövergruppen warten die noch nicht ceingesetzt wurden.
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Mit Kubjansk ist ein wichtiger Knotenpunkt gefallen. Und wenn man sich die Karten genau anschaut, sind die Ukrainer nicht - wie ich gestern schrieb - 25 Kilometer vorgerückt, sondern an einigen Stellen sogar bis zu 50 Kilometer. Und das innerhalb von drei, vier Tagen. Eine solche Entwicklung, ja einen solch raschen Vorstoß gab es selbst in der Anfangsphase des Krieges kaum. Es hat den Anschein, als wenn die russische Frontlinie quasi zerfällt. Wer hätte das den Ukrainern zugetraut?

Und anscheinend grummelt es auch in Russland immer stärker - und das nachfolgend geschilderte ist schon ein recht mutiger Schritt:
Zitat:Polizei leitet Ermittlungen ein

Russische Abgeordnete wollen Putin anklagen lassen [...]

Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten Versuche von vereinzelten Abgeordneten und Regionalpolitikern, gegen die Kriegspolitik des Kremls vorzugehen. In Sankt Petersburg ist nun eine Gruppe von Abgeordneten weiter gegangen als jeder ihrer Kollegen vor ihnen. Stadtabgeordnete des Bezirks Smolninskoje richteten am vergangenen Mittwoch an die Staatsduma einen Appell mit dem Vorschlag, den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen Hochverrats anzuklagen. Dies teilte der Abgeordnete Dmitri Paljuga mit. [...]

Die Behörden reagierten umgehend - allerdings anders, als von den Abgeordneten gewünscht. Sieben der Politiker wurden laut dem unabhängigen russischen Medium "Mediazona" von der Polizei vorgeladen. Gegen sie werde nun wegen der "Diskreditierung der Armee" ermittelt. [...]

"Unserer Meinung nach zeigen sich seit dem Beginn der Sonderoperation auf dem Gebiet der Ukraine in den Handlungen des Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin Anzeichen einer Straftat, die im Artikel 93 der Verfassung der Russischen Föderation beschrieben wird - Hochverrat", heißt es in dem Appell. Die Abgeordneten der Staatsduma seien dazu befugt, solche Anschuldigungen gegen den Präsidenten zu erheben, um ihn des Amtes zu entheben. Die Entscheidung des Präsidenten, die Ukraine anzugreifen, "gefährdet die Sicherheit Russlands und seiner Bürger", heißt es in dem Appell weiter. Seit dem 24. Februar dieses Jahres würden junge russische Bürger sterben oder zu Invaliden gemacht. [...]

"Der NATO-Block erweitert sich weiter nach Osten", stellen die Abgeordneten zudem fest - obwohl der Präsident immer wieder erklärt hat, dass solch ein Vorgehen die Sicherheit des Landes gefährden würde. "Doch aufgrund des Verhaltens des Präsidenten treten nun Schweden und Finnland der NATO bei. Als Folge verlängert sich die Grenze zwischen Russland und den NATO-Staaten um das Doppelte." [...] "Eines der vom Präsidenten Russlands erklärten Ziele ist die Entmilitarisierung der Ukraine. Doch wir sehen das genaue Gegenteil. Während der Sonderoperation hat die Ukraine moderne Technik im Wert von 38 Milliarden Dollar erhalten."
https://www.n-tv.de/politik/Russische-Ab...79796.html

Der Deckel der Repression wird zwar noch draufgehalten, und er wird auch diesen Aufruhr unterdrücken, aber solche Töne nehmen zu und es ist die Frage, ob dies auch noch dann gelingt mit dem Niederhalten, wenn - wie aktuell im Ansatz der Fall - der Donbass tatsächlich wieder an die Ukrainer fallen sollte?

Schneemann
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(10.09.2022, 11:42)Nightwatch schrieb: Kubjansk wurde besetzt, in Izium kaum mehr als Aufräumarbeiten, vermehrt Meldungen das auch Lyman aufgegeben wurde - sieht so aus als hat sich auf russischer Seite noch jemand gefunden, der die Eier hatte den Rückzug auf breitet Front anzuordnen.

Wird spannend wo sich die Front mit der Schlammperiode einpendelt. Die Flanke am Oskil ist naheliegend, aber wenn Lyman auch aufgegeben wird bieten sich für die Russen erstmal keine natürlichen neuen Verteidigungsstellungen.

Damit einhergehend stellt sich die Frage, ob es das jetzt im Wesentlichen gewesen ist oder ob die Ukrainer weiter vorstoßen wollen. Ich sehe das eigentlich nicht, die Brücken über den Orkil scheinen alle im zertstört zu sein, damit liegen wesentliche Teile des Offensivdispositivs aus Kharkiv erst einmal fest - und ist sowieso mit Aufräumarbeiten westlich des Oskils beschäftigt. Wenn dann liese sich wohlaus dem Raum Lyman eine Offensive generieren, ich würde jetzt gefühlsmäßig aber nicht davon ausgehen, dass dort noch Manövergruppen warten die noch nicht ceingesetzt wurden.

Es muss ja nicht mal ein ordentlicher Rückzug sein. Dieser Frontabschnitt wurde von Einheiten der "Volksrepublik Luhansk" "verteidigt". Das waren zwangsrekrutierte Männer die garantiert keine Lust haben ihr Leben für die Sache Putins zu geben. Auflösungserscheinungen wären am ehesten bei Einheiten wie diesen zu sehen. Wir müssen sehen wie es weitergeht. Egal was jetzt passiert; wir können mehrere Schlüsse ziehen.

1. Russische Gefechtsfeldaufklärung ist mangelhaft. Eine solche Offensive wird nicht eine Woche vorher geplant mit dem was da ist. Da müssen mehrere schlagkräftige Einheiten neu hinverlegt worden sein. Wenn das der russischen Aufklärung entgeht..

2. Die Ukraine kann tiefe Gegenstöße durchführen und will es auch riskieren.

3. Nach 6 Monaten ist immer noch Kampfgeist da. An den Ukrainern wird der Krieg nicht scheitern.
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Die Truppen der sogenannten Volksrepublik Luhansk sind vor allem anderen auch absolut lächerlich ausgerüstet und erhalten die denkbar schlechteste Versorgung, kaum Nachschub und viele ihrer Verbände sind schlechter ausgerüstet als Soldaten der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, und dass meine ich nicht sinnbildlich sondern tatsächlich absolut wortwörtlich.

Die laufen da allen ernstes teilweise mit Plastiktüten über Turnschuhen herum, die sie mit irgendeinem Strick festgebunden haben, über der Schulter ein schrottreifes Mosin Nagant (wirklich) und dann haben sie 20 Schuss pro Mann.

Wie soll so eine Truppe überhaupt irgend etwas erreichen, völlig gleich wie die Moral ist. Oder umgekehrt: wie könnte die Moral auch nur ansatzweise gut sein ?!
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Da hat es jeamnd scheinbar wohl sehr eilig gehabt...wenn man so ein Hochwert-Assett einfach in die Hände des Feindes fallen lässt.

Quelle defence-blog

https://defence-blog.com/ukrainian-soldi...-in-field/

Gemäß Bericht n-tv haben die Truppen der RF wohl den zentralen Knotenpunkt Izum aufgegeben. Zur Zeit sieht die Ukrainische Offensive wie ein voller Erfolg aus, sollte diese Nchricht zutreffen. Dann hoffe ich doch sehr, dass sie die Stadt auch zukünftig werden halten können.

https://www.n-tv.de/politik/Moskaus-Stre...80985.html
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Twitter kommt gar nicht mehr zur Ruhe gerade:

Kubjansk, Izium, Lyman, inzwischen sogar schon Lysychansk.
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Möglich, dass das mediale Getöse im Vorfeld, das ja hauptsächlich auf mögliche Angriffe in der Region um Cherson abzielte, Teil einer Vernebelungsstrategie war - man suggeriert den Angriff im Süden und lässt es jeden wissen, und dann schlägt man im Nordosten zu. Nun gut, etwas spekulativ meinerseits.

Wie auch immer: Der ukrainische Angriff kommt weiterhin gut voran. Und der russische Rückzug, der seitens Moskau aktuell als taktischer Rückzug (v)erklärt wird, scheint teils Charakterzüge einer wirren Absetzbewegung, ja einer Flucht in sich zu tragen.
Zitat:Ukraine feiert russischen Rückzug aus Charkiw [...]

Der von Moskau bekannt gegebene Truppenrückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw ist in Kiew mit Genugtuung aufgenommen worden. "Besatzer haben in der Ukraine keinen Platz und werden keinen haben“, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Mehr als sechs Monate nach Kriegsbeginn hat seine Armee die russischen Besatzer im Charkiwer Gebiet bis zum Samstag massiv zurückgedrängt. Wenig später gab das Verteidigungsministerium in Moskau dann den Rückzug seiner Truppen aus strategisch wichtigen Städten bekannt.

Begründet wurde der Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen angesichts des massiven ukrainischen Vorstoßes so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben. [...] Der britische Militärgeheimdienst bestätigt, dass die ukrainischen Truppen in den vergangenen 24 Stunden bedeutende Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive in der Region Charkiw gemacht haben. Allerdings hielten Kämpfe rings um die Städte Kupjansk und Isjum an, heißt es im jüngsten Geheimdienstbericht. [...]

In den Dörfern und Städten, die die ukrainischen Streitkräfte bei ihrem Vormarsch im Nordosten des Landes zurückerobert haben, beginnen Sicherheitskräfte damit, die Identitäten der Einwohner zu kontrollieren. "Wir müssen nun die Hilfe leisten, die die Menschen hier brauchen und dann die Verbrechen dokumentieren, die die russischen Invasoren begangen haben", sagt der regionale Polizeichef Wolodimir Timoschenko. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichten, sie hätten ausgebrannte Fahrzeuge mit dem "Z"-Symbol der russischen Armee gesehen. Außerdem lägen Munitionskisten und Müll in Stellungen verstreut, die die Russen offensichtlich in Eile aufgegeben hätten. [...]

Die ukrainischen Streitkräfte hätten seit Beginn der Offensive ein Gebiet von mehr als 2000 Quadratkilometern zurückerobert, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Video-Botschaft. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben am Samstagabend nicht.
https://www.sueddeutsche.de/politik/ukra...-1.5652394

Wenn hier von 2.000 Quadratkilometern gesprochen wird, so sollte man anmerken, dass es auch Berichte gibt, die bereits von bis zu 10.000 Quadratkilometern sprechen, die die Ukrainer anscheinend wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben. Und das in weniger als einer Woche.

Schneemann
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(11.09.2022, 09:33)Schneemann schrieb: Wenn hier von 2.000 Quadratkilometern gesprochen wird, so sollte man anmerken, dass es auch Berichte gibt, die bereits von bis zu 10.000 Quadratkilometern sprechen, die die Ukrainer anscheinend wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben. Und das in weniger als einer Woche.

Diese Differenz ergibt sich mMn daraus, dass die Flucht der Russen offenbar schneller vorangeht als die Ukrainer nachrücken können. Offiziell gemeldet werden ja auch nur abgeschlossene und verifizierte Befreiungen. Was das reine Vorrücken der Ukrainer angeht, entsprechen die 2000km² einem Stand von vor knapp zwei Tagen, als man gerade zum Oskil durchgebrochen war und sich auf Izium zubewegte. Daraufhin kam es dann zur großflächigen Evakuierung der Russen und man weiß bisher noch nicht, wo diese enden wird. 10.000km² mag aktuell noch etwas hoch gegriffen sein, aber irgendwo dazwischen dürfte momentan die Wahrheit liegen.
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(10.09.2022, 14:46)I_Need_A_Medic schrieb: Es muss ja nicht mal ein ordentlicher Rückzug sein. Dieser Frontabschnitt wurde von Einheiten der "Volksrepublik Luhansk" "verteidigt". Das waren zwangsrekrutierte Männer die garantiert keine Lust haben ihr Leben für die Sache Putins zu geben. Auflösungserscheinungen wären am ehesten bei Einheiten wie diesen zu sehen. Wir müssen sehen wie es weitergeht. Egal was jetzt passiert; wir können mehrere Schlüsse ziehen.

1. Russische Gefechtsfeldaufklärung ist mangelhaft. Eine solche Offensive wird nicht eine Woche vorher geplant mit dem was da ist. Da müssen mehrere schlagkräftige Einheiten neu hinverlegt worden sein. Wenn das der russischen Aufklärung entgeht..

2. Die Ukraine kann tiefe Gegenstöße durchführen und will es auch riskieren.

3. Nach 6 Monaten ist immer noch Kampfgeist da. An den Ukrainern wird der Krieg nicht scheitern.

Ich glaube nicht das Russland irgendwas hat was den Namen Gefechtsfeldaufklärung verdienen würde. Es ist auch gar nicht vorgesehen da man zwangsläufig den unteren Offizieren eine gewisse Entscheidungskompetenz zugestehen müsste, dort hat man es lieber wenn ein General auf einer Karte seine Angriffsachsen zeichnet und gut ist.
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Das ganze Ausmaß des russischen Debakels ist noch nicht ersichtlich, aber die Anzeichen mehren sich doch, dass den Ukrainern wirklich eine bemerkenswerte Gegenoffensive gelungen ist (und selbige ist ja noch nicht vorbei). Auch summieren sich die russischen Materialverluste derzeit erheblich, zumindest werden im Tagestakt neue Zahlen gemeldet...
Zitat:Weinende Mütter, eroberte Panzer

Die mächtigen Bilder der ukrainischen Gegenoffensive [...]

Der Start der ukrainischen Gegenoffensive in der nordöstlichen Region Charkiw ist eine Woche alt. Anfängliche Skepsis über Erfolgsmeldungen in sozialen Medien weicht immer mehr der Einsicht, dass den ukrainischen Truppen militärisch wirklich Großes gelingt. Binnen einer Woche wird ein Gebiet von mehreren Tausend Quadratkilometern Fläche von den russischen Truppen zurückerobert. Ein Gebiet, das diese zuvor in Monaten der Ukraine abgetrotzt hatten. Vor allem wichtige Städte wie Isjum oder Kupjansk gehen den Russen verloren. Diese sind wegen ihrer Eisenbahnverbindungen für den russischen Nachschub im Donbass überlebenswichtig. Die Tatsache, dass die Städte nicht zu halten sind, führt in der russischen Militärführung wohl zur Erkenntnis, dass größere Gebiete preisgegeben werden müssen. Die russischen Truppen verlassen teils panikartig ihre Stellungen in der Region Charkiw und ziehen sich in den Donbass oder auf russisches Staatsgebiet zurück. [...]

Die aktuellen Fotos und Videos der Gegenoffensive zeigen sehr ähnliche Bilder wie in der Vergangenheit, machen aber einen deutlich authentischeren, ungestellten Eindruck. Die älteren Frauen, die ihre Befreier begrüßen, scheinen ernsthaft überwältigt vom militärischen Erfolg ihrer Soldaten. Vor allem, weil er so urplötzlich kommt. Auch die große Zahl gefangener russischer Kämpfer scheint angesichts der überfallartigen Taktik der ukrainischen Truppen und völligen Überraschung der Kreml-Soldaten darüber, nicht inszeniert. [...]

Das Blog Oryx der Militärgerät-Experten Stijn Mitzer und Jakub Jankovsky trug etwa zusammen, dass die ukrainischen Truppen allein am 11. September 102 russische Kriegsgeräte neutralisieren konnten. Nach ihren Angaben wurden 95 dieser 102 Kriegsgeräte erobert, darunter befinden sich mehr als 20 Kampfpanzer. Dazu kommen auch Aufklärungsdrohnen, Minenräumfahrzeuge oder Artillerie-Geschütze. Die ukrainischen Soldaten übermalen hundertfach den Buchstaben Z an den russischen Militärfahrzeugen. [...] In der von den beiden Experten seit Kriegsbeginn geführten Liste der gesamten russischen Verluste an Kriegsgerät, stiegen die Zahlen auf russischer Seite zuletzt deutlich, was auf einen Erfolg der ukrainischen Gegenoffensiven - eine erste startete ja vor einiger Zeit in der Region Cherson - hindeutet.
https://www.n-tv.de/politik/Die-maechtig...83055.html

Und in den Reihen der Russen kriselt es weiter. Nicht nur innenpolitisch werden die Stimmen des Protestes gegen den Kurs Putins und den Krieg lauter, sondern auch bisherige Verbündete des Kreml reagieren anscheinend immer offener mit zunehmendem Unverständnis auf die militärischen und politischen Schönfärbereien der Moskauer Führung...
Zitat:Putin loyalist Kadyrov criticises Russian army’s performance over Ukraine retreat

Ramzan Kadyrov, Kremlin-appointed Chechnya leader, suggests Putin might not be fully aware of true state of affairs. [...] In a sign that the Kremlin may face serious fallout over the loss of territory that the Russian occupation administrations had repeatedly stated they planned to keep “for ever”, Kadyrov also suggested that Vladimir Putin might not be aware of the real state of affairs. [...]

“If today or tomorrow no changes in strategy are made, I will be forced to speak with the leadership of the defence ministry and the leadership of the country to explain the real situation on the ground to them. It’s a very interesting situation. It’s astounding, I would say,” said Kadyrov, a former rebel turned Kremlin ally who rules Chechnya – a Russian republic in the Caucasus – with an iron fist and has a paramilitary force at his command. [...] All eyes will be on how Putin responds to the retreat. He has previously glossed over claims that he made a terrible miscalculation in February when he thought the Russian army could overrun Ukraine in a matter of days. In a recent appearance he said Russia had “lost nothing” during the war, but the major losses of recent days could be a harder sell to the Russian population.
https://www.theguardian.com/world/2022/s...ne-retreat

Es ist ja schon bezeichnend: Als westliche Geheimdienste verlauten ließen, dass Putin nicht richtig informiert wird und die Generäle ihm Details vorenthalten, reagierte der Kreml ziemlich unwirsch und bezeichnete dies als Lügen. Und nun kommt sogar der vielfach bemühte "Bluthund" Putins mit dem ziemlich genau gleichen Statement daher (ob es denn nun stimmt, dass Putin nicht korrekt informiert wird, oder aber ob er schon zumindest grob weiß, was geschieht, er es sich selbst gegenüber aber nicht eingestehen will, sei dahingestellt).

Schneemann
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Auch medial (wohlgemerkt, offiziell) scheint sich die Kritik am Kreml zu verstärken - und das sind noch keine Postings aus den Kommentarspalten oder aus irgendwelchen Foren. Würde man diese noch heranziehen, so ergäbe sich ein absolut desaströses Bild hinsichtlich der Stimmung im Land selbst.
Zitat:Ukraine war: What will Russia's losses mean for Putin?

You can normally expect Russian state TV's flagship weekly news programme to trumpet Kremlin successes.

But Sunday's edition opened with a rare admission. "On the frontlines of the special operation [in Ukraine], this has been the toughest week so far," declared sombre-looking anchor Dmitry Kiselev. "It was particularly tough along the Kharkiv front, where following an onslaught by enemy forces that outnumbered ours, [Russian] troops were forced to leave towns they had previously liberated."

For "liberated", read "seized". Moscow had occupied those areas months ago, but after a lightning counter-offensive by the Ukrainian army, the Russian military has lost considerable territory in north-east Ukraine. [...]

"The Russian defence ministry dismissed rumours that Russian troops fled in disgrace from Balakliya, Kupiansk and Izyum," claimed the latest edition of the government paper, Rossiyskaya Gazeta. "They didn't flee. This was a pre-planned regrouping." In tabloid Moskovsky Komsomolets, a military analyst took a different view: "It's already clear that we underestimated the enemy. [Russian forces] took too long to react and the collapse came… As a result, we suffered a defeat and tried to minimise the loss by withdrawing our troops so they weren't surrounded."
https://www.bbc.com/news/world-europe-62879367

Schneemann
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Zu dieser Kritik sollte man aber unbedingt anmerken, dass diese Kreise keineswegs den Frieden fordern, sondern mehrheitlich auf eine offene Kriegserklärung, die Generalmobilmachung und eine Umstellung auf völlige Kriegswirtschaft plädieren. Denen geht es also nicht um Frieden !
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@Broensen
Zitat:10.000km² mag aktuell noch etwas hoch gegriffen sein, aber irgendwo dazwischen dürfte momentan die Wahrheit liegen.
Das sehe ich im Grunde auch so. Zumal die Meldungen alle relativ vage sind, zumindest außerhalb der Annahme, dass die Ukrainer an Boden gut machen.

Hierzu auch:
Zitat:Zelenskyy says 6,000sq km of territory retaken in Ukraine blitz

Ukrainian troops have made major gains in the country’s northeast this month in counteroffensive against Russians. [...] Ukraine’s President Volodymyr Zelenskyy has said his forces have recaptured 6,000sq km (2,320sq miles) of territory from Russia in a counteroffensive this month, marking Moscow’s worst defeat in the near seven-month-old war.

“Since the start of September, our soldiers have already liberated 6,000 square kilometres of Ukrainian territory in the east and south, and we are moving further,” Zelenskyy said in his daily address on Monday. Ukrainian troops made more gains on Monday, pushing all the way to the northeastern border in some places, and claiming to have captured many Russian soldiers as part of a lightning advance that forced Moscow to make a hasty retreat. [...]

A spokesperson for Ukrainian military intelligence said Russian troops were surrendering en masse as “they understand the hopelessness of their situation.” A Ukrainian presidential adviser said there were so many prisoners of war (POWs) that the country was running out of space to accommodate them.
https://www.aljazeera.com/news/2022/9/12...rikes-back

Insofern haben wir hier grob den postulierten Mittelwert, was die zurückeroberten Gebiete angeht. Interessant auch, dass die Ukrainer sich wohl direkt angrenzenden russischen Grenzregionen nähern. Bevor sie hier auf den Gedanken kommen, diese Grenzen zu überschreiten, sollten sie indessen meiner M. n. sich zurücknehmen. Einerseits um irgendwelchen russischen Dummheiten vorzubeugen (und um russischen Ultranationalisten keine Steilvorlagen zu liefern - ein paar Irre geifern da sogar nach Atomwaffen), andererseits um ihre Kräfte zu schonen zur Zurückgewinnung der noch besetzten ukrainischen Gebiete im Donbass.

Und es könnte sein, dass die aktuellen ukrainischen Erfolge zu einer zunehmenden Nervosität in den (noch) russisch kontrollierten Gebieten beitragen...
Zitat:"Sie sind alle weggelaufen"

Russen verlassen erste Orte in der Region Luhansk

Der Schwung der ukrainischen Gegenoffensive scheint weiter ungebrochen. Nach der Region Charkiw stoßen Kiews Verbände auch in der Region Luhansk vor. Der Rückzug russischer Soldaten setzt sich fort.

Nach ihrer Niederlage in der Region bei Charkiw ziehen sich Russlands Truppen ukrainischen Angaben zufolge auch aus ersten Orten im Nachbargebiet Luhansk zurück. "Heute ist (die Kleinstadt) Kreminna völlig leer", sagte der ukrainische Militärgouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj. "Es gibt keine Polizei, keine Kommandantur, keine Staatsanwaltschaft - es gibt niemanden mehr, sie sind alle weggelaufen." [...]

Russische Militärblogger hatten allerdings bereits am Montag von der Erstürmung der Ortschaft Bilohoriwka in der Region Luhansk durch ukrainische Streitkräfte berichtet. Bilohoriwka liegt in der Nähe von Kreminna am anderen Ufer des Siwerskyj Donez. Die Überquerung des Flusses gelang Kiews Truppen am Montag auch an anderer Stelle. Wie CNN berichtete, befreiten ukrainische Einheiten die Stadt Swjatohirsk in der Region Donezk. Swjatohirsk liegt rund 70 Kilometer nordwestlich von Bilohoriwka. [...] In Donezk halten die Ukrainer eigenen Angaben zufolge derzeit rund 40 Prozent des Gebiets.
https://www.n-tv.de/politik/Russen-verla...86048.html

Schneemann
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Zitat:Russische Militärblogger hatten allerdings bereits am Montag von der Erstürmung der Ortschaft Bilohoriwka in der Region Luhansk durch ukrainische Streitkräfte berichtet.

Und Strelkov war da mal wieder der erste.

BLICK VON OSTEN:

Stand heute Vormittag:

Zitat:Die Streitkräfte der Ukraine üben weiter einen kontinuierlichen und starken Druck auf unsere Verteidigungslinie am Seversky Donez aus, wobei sie eine weitere Pontonbrücke errichten konnten. Bestätigten Berichten zufolge besetzte der Feind die Stadt Swjatogorsk und das Dorf Belogorowka westlich von Lisichansk.
Der Feind startete einen Raketenangriff auf den Stadtrand von Taganrog, die Luftverteidigung funktionierte zwar noch einmal, aber im Bereich des Dorfes Bolshaya Neklinovka waren danach starke Brände feststellbar.

Der Feind ist darüber hinaus in Richtung Dokuchaev an der Donezk-Front aktiver geworden und beschießt und bedrängt unsere Einheiten im Gebiet östlich von Novomikhailovka ununterbrochen, wodurch diese kurz vor dem Zusammenbruch stehen.

Weitere Veränderungen:

Es gibt keine neuen Informationen über den nördlichen Teil von Oskolsky, die Kämpfe verlagern sich aber zunehmend, da das Gebiet nördlich von Snyatogorsk von unseren Truppen geräumt werden musste. Liman wird eventuell noch von Truppen der LDNR gehalten. Auch auf dem vom Feind besetzten Brückenkopf am Ostufer des Seversky Donets gegenüber dem Dorf Belogorovka (westlich von Lisichansk, inzwischen ebenfalls vom Feind besetzt) ​​- sowie am Stadtrand von Kremennaya - wird weiter gekämpft. Unsere Truppen fallen dort aufgrund des feindlichen Drucks zurück.

Zitat:Ich habe seit mehr als sechs Monaten offen und regelmäßig erklärt, dass wir in diesem Krieg schließlich eine vernichtende Niederlage erleiden werden, wenn wir weiter so kämpfen, wie unsere Truppen seit sechs Monaten unter der Führung des russischen Verteidigungsministeriums kämpfen müssen. Punkt.


Auch noch interessant:

https://www.aljazeera.com/news/2022/9/11...in-ukraine

Zitat:Putin ally Kadyrov criticises Russian army after Ukraine setback

In a Telegram message, Chechen leader and Putin ally dismisses the loss of Izyum, but concedes the campaign is not going to plan.

“If today or tomorrow changes are not made in the conduct of the special military operation, I will be forced to go to the country’s leadership to explain to them the situation on the ground,” Kadyrov, the Kremlin-appointed leader of Chechnya, said.

“I’m not a strategist like those in the defence ministry. But it’s clear that mistakes were made. I think they will draw a few conclusions,” Novaya Gazeta Europe quoted him as saying.
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Die Russen räumen anscheinend viele Orte ohne überhaupt darum ernsthaft zu kämpfen:

https://twitter.com/revishvilig/status/1...6r6scrAAAA

JOMINI

https://twitter.com/JominiW/status/15695...npgMgrAAAA

Zitat:Karte:

https://twitter.com/JominiW/status/15695...80/photo/1

1/ UTVD Operational Update: ZSU Counter Offensive in Kharkiv, 10-12 Sep 22. The past 48 hrs continues to see ZSU forces exploiting their breakout from the T2110 Hwy line between Balakliya & Semenivka. The resulting advance has caused the defeat of the SVRF in Kharkiv.

2/ The successful liberation of Kupyansk by ZSU forces on 10 September provided the necessary pivot of operations to turn the weak left flank of OGORF-V and attack to seize the decisive geographic points of Velyki Burluk & Vovchansk on 11 September 2022.

IZIUM: UKR forces are reported to have achieved localized force concentrations of 8 to 1 against Russians units in last week's counter-attack in the Kharkiv region.

Das Zahlenverhältnis zeigt mal klar auf, wie extrem ausgeblutet die russischen Verbände sind. Das die dann kampflos das Feld räumen ist nur dahingehend erstaunlich, dass sie es nicht viel früher geräumt haben.

3/ The defeats in Kharkiv & Izyum has forced the Russians to form a defensive line along the Oskil River. The ZSU has achieved a major political objective, the liberation of Kharkiv Oblast.

https://twitter.com/DefMon3/status/15692...yYrl2G2Qvw

Der politische Wert dieser Erfolge ist noch viel größer als diese selbst, welche für das militärische Gesamtgeschehen zwar durchaus wertvoll, aber nicht so dermaßen entscheidend sind. Aber politisch ist das ein entscheidender Erfolg, sowohl nach Außen als auch nach Innen. Und insbesondere innenpolitisch führen diese Siege zu einer immensen Hebung der Moral bei den Ukrainer, es gibt anscheinend im ganzen Land Freudenfeiern über die Rückeroberungen.

4/ ZSU forces are now well positioned to carry their offensive into northern Luhansk Oblast and threaten the weakened right flank and rear area of Operational Group of Russian Forces Rostov-North & Center.

Der wesentlichste militärische Wert bei der ganzen Sache.

UKR forces have continued to exploit the breakthrough at Izium. Late reports indicate that UKR units are in possession of the P-66 HWY south of Savatove and have also liberated the important junction at Kremenna.

https://twitter.com/ChuckPfarrer/status/...09/photo/1

5/ The situation remains very fluid, stay tuned for further in-depth analysis on the events of the past several weeks and how this will likely shape the trajectory of the war in the coming weeks.


Ergänzend von Militaryland:

https://militaryland.net/news/invasion-day-200-summary/

https://twitter.com/militarylandnet

Sowie Warzone:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...ing-russia

und damit man es sich räumlich besser vorstellen kann:

KARTEN (ISW):

https://twitter.com/IAPonomarenko/status...82/photo/1

https://twitter.com/TheStudyofWar/status...6727300096

https://twitter.com/TheStudyofWar/status...96/photo/1

https://twitter.com/TheStudyofWar/status...6727300096
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