Tiger:
Zitat:Aber aus welchen Motiven folgten eigentlich die Bündnispartner Rom?
Einer der wenig bekannten Gründe für die Treue der Bundesgenossen war, dass diese immer genau die Hälfte der Beute erhielten und exakt die Hälfte der Truppen dafür stellen mussten, dass aber ihr Bevölkerungsanteil an der gesamten Bevölkerung des Staates deutlich höher war als der römische.
Eine römische Armee hatte daher im Verhältnis zur Bevölkerung immer deutlich höhere römische Verluste als die Bundesgenossen. Trotzdem ging die Beute immer zu 50% an die Bundesgenossen.
Noch darüber hinaus wurden diese immer an die Flanken gestellt, wo die Verluste noch geringer waren (im Schnitt), während die Römer sich das Schlachten in der Mitte bei höheren eigenen Verlusten vorbehielten.
Man hatte also weniger Lasten zu tragen und verlor weniger Blut als der Verbündete, bei gleichem Einkommen. Noch dazu kamen die Kolonien der Römer in den Gebieten der Bundesgenossen, welche als "Festungsstädte" deren Länder gegen angrenzende Feinde schützten.
Rom war immer und sofort bereit, bis zur Selbstvernichtung selbst für den kleinsten unbedeutensten Bundesgenossen zu kämpfen. Die extreme und absolut verlässliche Bündnistreue der Römer selbst zahlte sich in den punischen Kriegen immens aus, als die Bundesgenossen diese zurück zahlen konnten!
Umgekehrt konnten die Römer Verrat von offiziellen Bundesgenossen nicht ab. Das war für sie das schlimmste denkbare Verbrechen und wurde immer mit systematischem Völkermord geahndet. Der Verrat eines Bundesgenossen löste in Rom eher Panik, Hysterie und Kriegswut aus, als die Vernichtung einer römischen Armee durch irgendeinen auswärtigen Feind.
Im zweiten punischen Krieg konzentrierten sich die Römer daher auch aufgrund dieser Ideologie nach Cannae primär darauf, die Verräter anzugreifen und auszurotten, als auf die Bekämpfung Hannibals. Das war keine brilliante Vermeidungsstrategie, dass ging tiefer. Zuerst mussten die Verräter bestraft werden. Alles andere, selbst Hannibal war demgegenüber nachrangig.
Auch dieser Umstand erhöhte die Motivation wankelmütigerer Bundesgenossen, dass Bündniss einzuhalten. Man hatte im Endeffekt keine Möglichkeit aus dem Bündnis auszusteigen, ohne dabei die völlige Vernichtung zu riskieren.
blasrohr:
Zitat:Offizielle Lehrmeinung ist, dass die Römer die karthagische Flotte besiegten, indem sie ihre Schiffe mit schweren Fußtruppen, ausgerüstet mit Enterbrücken und Artillerie verbanden. Bei den Karthager fand sich anscheinend nicht das richtige Personal für solche Taktiken. Es verwundert mich trotzdem, dass sie es nicht schafften. Denn im Prinzip waren diese Techniken schon seit Alexander dem Großen bekannt.
Der Schiffskampf im östlichen Mittelmeer (Hellenistische Reiche) war vor den punischen Kriegen primär ein Kampf mit Katapulten und Fernwaffen, dann folgte das Entern mittels an Bord mitgeführter Marineinfanterie, die meist leicht bewaffnet war (keine Körperpanzerung beispielsweise, leichte und kleine Schilde etc). Die Karthager aber waren militärisch immer etwas veraltet bzw hingen etwas hinterher. Sie führten auch zu dieser Zeit den Kampf zur See noch nach älterem griechischem (athenischen) Vorbild primär durch das Rammen und Versenken des Feindes mittels Rammsporen.
Bei dieser Kampfweise ist eine größtmögliche Beweglichkeit notwendig, weshalb die Schiffe möglichst leicht sein müssen. Daher hatte man kaum Marineinfanterie bzw so gut wie keine Bewaffneten an Bord. Da die Karthager so gute Seeleute waren, funktionierte diese Kampfweise auch noch gegen die Diadochen sehr gut. Diese setzen auf Schiffs"geschütze", aber die Karthager versenkten sie trotzdem indem sie sie ausmanövrierten und versenkten. Dabei setzten die Karthager konträr zur Entwicklung im östlichen Mittelmeerraum auf immer schnellere Schiffe, was durch die Steigerung der Anzahl der Ruderer an Bord erreicht wurde. Sowohl die Quadrireme als auch die Quinquereme sind karthagische Erfindungen.
Die süditalischen Griechen kämpften im Endeffekt auch noch auf die gleiche Weise wie die Karthager und übernahmen von diesen die sprintschnelleren, beweglicheren Schiffstypen. Die Römer konnten nun damit nichts anfangen. Ihre einzige Kampfweise war die Landschlacht, also verwandelten sie die Seeschlachten einfach in Infanteriegefechte. Mittels der breiten Enterbrücken stürmte einfach konventionelle römische Infanterie an Bord des feindlichen Schiffes und eroberte es, gleich ob dieses das römische Schiff gerammt und damit zum Sinken verurteilt hatte. Die Römer trugen dabei einfach ihre Landausrüstung, also Metallpanzer und die schweren Schilde. Wer ins Wasser fiel, musste daher ertrinken. Außerdem gingen römische Flotten regelmäßig in "Stürmen" unter, weil die Schiffe einfach überladen und viel zu toplastig waren. Rom verlor mehr Schiffe und mehr Soldaten durch rauhe See (musste nicht mal Stürmen dafür) als durch die Karthager. Was im Laufe der Zeit übrigens dazu führte, dass man die Enterbrücken aufgab, dies allerdings erst, nachdem man die karthagische Flotte schon völlig ausgeblutet hatte.
Selbst als die Karthager darauf hin größere Mengen an Truppen an Bord ihrer Schiffe brachten, nützte dies nichts, da römische Infanterie im direkten Nahkampf jeder Karthago zur Verfügung stehenden Einheit weit überlegen war.
Auch an Land verlor ja Karthago in dieser Zeit absolut jede Landschlacht, die römischen Legionen schlachteten auf Sizilien im Endeffekt jeden offenen Widerstand binnen kürzester Zeit ab. Die Karthager konnten Rom in Bezug auf den Massennahkampf im Ersten Punischen Krieg niemals etwas entgegen setzen, weder an Land noch auf See.
Die römischen Legionen waren auf den Massennahkampf hoch spezialisiert, entstammten einem extremst kriegerischen Umfeld und Rom hatte über sein Miliz und Bundesgenossensystem einfach gigantische Truppenzahlen im Vergleich zu allen anderen Mächten dieser Zeit. Verluste waren da völlig irrelevant, da die Milizen ihre eigenen Waffen stellen mussten.