(Asien) Türkische Atomwaffen-Ambitionen?
#17
Nightwatch schrieb:Und ebenso kann das Hinzufügen oder Entfernen von Atomwaffen positive oder negative Folgen haben. Die strategische Beurteilung eines Atomprogramms darf aus sicherheitspolitischer Sicht niemals bei 'iiih, Atomwaffen = böse, bloß weg damit' stehen bleiben. Wir riskieren damit genauso Instabilität wie wir sie auch erleben (werden) wenn Hinz und Kunz an Atomwaffen gerät.
Ich würde dir in dem Punkt entgegenkommen, dass mit Atomwaffen längere Friedensperioden sogar wahrscheinlicher sind, weil eben die Folgen eines Konfliktes schlimmer wären (Abschreckungspotenzial grösser). Aber leider gibt es die viel schlimmere Seite der Medaille, wo du die katastrophale Zerstörung durch wahnsinnige Despoten, irre Glaubenskrieger erfahren musst. Das ist doch denen egal, wenn die doch eine Million Menschen in den Tod reissen. Hauptsache die können vor ihrem Ableben noch ein Statement setzen.

Zitat:Oder anders ausgedrückt: Systeme mit zwei oder drei Polen sind für uns Menschen leicht logisch zu begreifen und zu überschauen. Komplexere Ordnungen mit einem halben Dutzend Playern überfordern uns. Genausowenig können wir mit einem komplett chaotischen System ohne Pole irgendwas anfangen.
Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass mit einer geringeren Atomwaffenverbreitung die Wahrscheinlichkeit eines atomaren Holocaust verringert wird. Die massgebende Grösse ist hier die Anzahl Länder in denen Atomwaffen verfügbar sind. Je höher die Anzahl Staaten ist, desto wahrscheinlicher ist ein Konflikt mit diesen Waffen.

Zitat:Das hat dann auch nichts mit Sonderrechten zu tun. Es kann da schon gar kein Lex Generalis geben. Es muss bei jedem Fall 'kommt drauf an' heißen.
Wir müssen hier konsequent die Strategie der geringen Verbreitung verfolgen, denn nur das kann auf lange Sicht erhöhte Sicherheit bringen. 'Kommt drauf an' ist keine Strategie, das ist lediglich eine momentane Lagebeurteilung, die Morgen schon komplett falsch sein kann.

Zitat:Für Israel heißt das, die Existenz israelischer Atomwaffen ist unproblematisch und führte in den letzten 40 Jahren nicht zu einer weitergehenden Profilierung in der Region. Sie wirkten historisch betrachtet stabilisierend auf die Sicherheitsarchtiektur der Region, ohne das sie eine unmittelbare Relevanz entfalten würden.
Seh ich komplett anders. Israel ist der vom Westen hofierte Musterknabe, dem man die halbe Armee kostenlos auf den Platz stellt. Als einzigem Land in der Region Atomwaffen erlaubt, es ist eine durch und durch verfehlte Politik, primär der US-Amerikaner. Befeuert auch durch die Kollektivschuld der Judenverfolgung. Hier muss es zur vermehrten Gleichbehandlung mit anderen arabischen Staaten kommen, sonst sind wir einfach nicht glaubwürdig.

Zitat:Eine nukleare Entwaffnung Israel wäre nur mit erheblichen politischen Verwerfungen möglich (=effektiv nicht durchsetzbar) und würde in der Folge totale Nationenkriege wieder in den Bereich des Möglichen rücken lassen.
Du siehst jetzt nur isoliert die Israelische Sicht. Aber dass die anderen arabischen Staaten wegen der offensichtlichen Ungleichbehandlung des Westens, ganz andere Probleme mit ihren eigenen Leuten auszufechten haben, ist dir offensichtlich egal.

Zitat:Sprich, wir haben buchstäblich hunderte sicherheitspolitische Baustellen die wir anpacken müssen bevor wir daran gehen sollen das 'Problem' israelischer Atomwaffen zu 'lösen'.
Das ist wie in einer Schulklasse, wo ein Lehrer nur ein Kind dauernd bevorzugt. Und sich dann wundert, wieso seine anderen Schüler ihn hassen / schlechte Leistungen abliefern. Es geht drum, dass man die Sache mehr ausgleicht, anderen Schülern durch Kooperation auch mehr Liebe/Support zukommen lässt. Und das affige Getue bezüglich Lieblingsschüler einstellt, dann wäre schon viel gewonnen.

Zitat:Die Region lebt jetzt 50 Jahre mit dem Wissen um ein israelisches Atomprogramm. Die Historie zeigt, dass diese Effekte nur marginal vorhanden waren / sind und nicht zu erweiterter Profilation führten.
Ich seh nirgends Ruhe, ich seh Diktatoren rund herum die sich gegen den Sonderschullehrer (USA) aufplustern müssen. Das hat doch einen Zusammenhang, die ganze Region ist derart instabil, weil der Support derart ungleich verteilt ist. Das Hofieren gilt natürlich auch für diese kleinen Golfstaaten, aber die haben zum Glück keine Atomwaffen.

Zitat:Faktisch haben sich die fraglichen Anrainer in den letzten 5 Jahren besorgter in Bezug auf das iranische Programm geäußert, als in den letzten 50 Jahren über die israelischen Atomwaffen.
Um das glaubwürdig (Iran atomwaffenfrei) rüber zu bringen, muss die israelische Sicherheit ein wenig leiden und man muss ihnen die Atomwaffen wegnehmen. Im Sinn der globalen Sicherheit in der Region! Es ist doch auf lange Sicht nicht vermittelbar, dass der Zwerg Israel Atomwaffen besitzt und Iran nicht. Diese isolierte Sichtweise kann auch nur einem Israelsympathisanten logisch erscheinen.

Zitat:Die Konsequenz aus dem Bestreben den Status Quo zu erhalten ist mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Status Quo erhalten bleibt.
Wenn der Status Quo befriedigend wäre, ja. Aber Israel ist der Player, den es definitiv nicht dazu braucht. Dieser Zwergstaat lädt ja jeden Nachbarstaat dazu ein, seine eigene Atomwaffe zu fordern ... mit Recht wenn man die Neutralität nicht komplett aus seinem Hirn verbannt hat. Smile
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Türkei - auf dem Weg zur Bombe? - von Erich - 21.09.2014, 09:28
Re: Türkei - auf dem Weg zur Bombe? - von phantom - 22.09.2014, 16:12

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