(Asien) Türkische Atomwaffen-Ambitionen?
#16
phantom schrieb:Und wenn man die gleiche Logik die Israel für sich ausnimmt, für jeden Staat in der Region auch anwenden würde. Sprich ISIS nicht HMVEEs und Panzer, sondern an Atomwaffen käme, weil Letztere rund um die Welt in jeder Ecke verteilt wären?

Für mich ist es keine Frage, dass das sicher nicht zu mehr Sicherheit führt. Israel hat eine stabile und auch halbwegs vernünftige Regierung, dass es hier nicht zu einer unüberlegtem Apokalypse kommt, soweit würde ich noch zustimmen. Aber wie können wir da in Zukunft sicher sein. Es muss doch unser Ziel sein, eine möglichst geringe Verbreitung dieser Waffen durchzusetzen. Und da gehört auch eine diesbezügliche Entwaffnung Israels dazu. Immer diese Sonderrecht für die die uns nahestehen, das macht unsere Politik einfach völlig unglaubwürdig und fördert das Aufkommen dieser Extremisten (ISIS).
Die Vorstellung, dass das israelische Atomprogramm für ISIS verantwortlich ist ist doch reichlich absurd.

Aber nein, ich denke überhaupt nicht, dass es unser Ziel sein muss nukleare Abrüstung um der Abrüstung willen umzusetzen. Es gilt vielmehr weder auf der einen, noch auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen.
Die globale nukleare Sicherheitsarchitektur ist ein fragiles, paradoxes Gebilde. Atomwaffen wirken sowohl stabilisierend als auch destabilisierend, völlig abhängig von den geostrategischen Rahmenbedingungen.
Und ebenso kann das Hinzufügen oder Entfernen von Atomwaffen positive oder negative Folgen haben. Die strategische Beurteilung eines Atomprogramms darf aus sicherheitspolitischer Sicht niemals bei 'iiih, Atomwaffen = böse, bloß weg damit' stehen bleiben. Wir riskieren damit genauso Instabilität wie wir sie auch erleben (werden) wenn Hinz und Kunz an Atomwaffen gerät.
Oder anders ausgedrückt: Systeme mit zwei oder drei Polen sind für uns Menschen leicht logisch zu begreifen und zu überschauen. Komplexere Ordnungen mit einem halben Dutzend Playern überfordern uns. Genausowenig können wir mit einem komplett chaotischen System ohne Pole irgendwas anfangen.

Das hat dann auch nichts mit Sonderrechten zu tun. Es kann da schon gar kein Lex Generalis geben. Es muss bei jedem Fall 'kommt drauf an' heißen.

Für Israel heißt das, die Existenz israelischer Atomwaffen ist unproblematisch und führte in den letzten 40 Jahren nicht zu einer weitergehenden Profilierung in der Region. Sie wirkten historisch betrachtet stabilisierend auf die Sicherheitsarchtiektur der Region, ohne das sie eine unmittelbare Relevanz entfalten würden.
Eine nukleare Entwaffnung Israel wäre nur mit erheblichen politischen Verwerfungen möglich (=effektiv nicht durchsetzbar) und würde in der Folge totale Nationenkriege wieder in den Bereich des Möglichen rücken lassen.
Sprich, wir haben buchstäblich hunderte sicherheitspolitische Baustellen die wir anpacken müssen bevor wir daran gehen sollen das 'Problem' israelischer Atomwaffen zu 'lösen'.

phantom schrieb:Dass der Staat der momentan als einziger die Atomwaffe in der Region besitzt, sich kurzzeitig sehr sicher fühlt, das ist ja völlig klar. Smile Aber bei allen rundherum, fällt die Sicherheit in den Keller. Das Ungleichgewicht produziert neue Unruhen und die Gelüste das Machtgefälle auszugleichen, muss zwangsläufig steigen.
Die Region lebt jetzt 50 Jahre mit dem Wissen um ein israelisches Atomprogramm. Die Historie zeigt, dass diese Effekte nur marginal vorhanden waren / sind und nicht zu erweiterter Profilation führten. Faktisch haben sich die fraglichen Anrainer in den letzten 5 Jahren besorgter in Bezug auf das iranische Programm geäußert, als in den letzten 50 Jahren über die israelischen Atomwaffen.

phantom schrieb:Deine Konsequenz aus deinem angestrebten "Status Quo" wäre doch, dass jeder Staat seine eigenen Atomwaffen hätte. Wenn man deine Logik verfolgen würde, hätte am Schluss jeder diese Waffe.

Ein Beispiel, ISIS erobert den einen Staat, benutzt deren Atomwaffenarsenal um nächstliegende Staaten zu erpressen oder in einem Erstschlag zu vernichten. Da würde doch die USA nicht abseits stehen. Und wie dann die Russen reagieren, darf man sich nicht ausmalen.
Die Konsequenz aus dem Bestreben den Status Quo zu erhalten ist mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Status Quo erhalten bleibt.
Wir können weitere Player in der Region nicht zulassen, die Folgen wären langfristig für die Menschheit verheerend.
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