14.04.2022, 06:56
(13.04.2022, 16:23)Helios schrieb: Da der Artikel hinter einer Bezahlschranke liegt, wäre es schön wenn du ein paar wesentliche Stichpunkte herausgreifen könntest. Ansonsten ergibt die Verlinkung wenig Sinn.
WELT: Herr van Ameijden, seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Überfalls, herrscht Krieg in der Ukraine. Ändert das Ihren Blick auf das Projekt der Fregatte F126?
Hein van Ameijden: Es ist jedenfalls etwas wichtiger geworden, was schon immer so geplant war: Die F126 mit ihren besonderen Fähigkeiten, etwa bei der Abwehr von Lenkflugkörpern oder der Bekämpfung von U-Booten, wird von Anfang an alle Anforderungen der Nato auch für harte maritime Kampfeinsätze erfüllen. Damit wird Deutschland eine Fähigkeitslücke oberhalb etwa von reinen Stabilisierungs- und Logistikaufgaben schließen. Das heißt auch, dass die Schiffe nach ihrer Ablieferung sofort in den nördlichen Meeren der Europäischen Union wie auch im Mittelmeer oder zum Beispiel auch im Schwarzen Meer in entsprechenden NATO-Verbänden einsetzbar sind. Das hat jetzt eine ganz neue Aktualität bekommen.
WELT: Die Bundesregierung will die Bundeswehr umfassend modernisieren und ausbauen. Hat das Einfluss auf Ihr Projekt?
Van Ameijden: Wir begrüßen es sehr, dass Deutschland 100 Milliarden Euro zusätzlich für die Modernisierung der Bundeswehr bereitstellen will. Dieses Volumen schnell in Beschaffungsprojekte umzusetzen, wird allerdings nicht einfach sein. Unser Projekt hat dabei einen zeitlichen und einen formalen Vorteil: Entwicklung und Ausrüstung von zunächst vier Fregatten F126 laufen bereits auf vollen Touren und wir haben im Vertrag eine Option zum Bau zwei weiterer Schiffe. Das kann schnell und einfach in einen konkreten Auftrag umgesetzt werden. Auf Wunsch auch noch in diesem Jahr. Zur Erinnerung: Vom Beginn der Ausschreibung für das Projekt F126 – das damals noch MKS180 hieß – hatte es bis zum Vertragsabschluss in 2020 noch rund fünf Jahre gedauert.
Van Ameijden: ---- Wahrscheinlicher sind in Zukunft aber Schiffbau-Programme, die von zwei EU-Staaten zusammen vorangetrieben werden, etwa für die nächste Fregatten-Generation F127. Für die deutsch-niederländische Zusammenarbeit gibt es dafür mit der Absichtserklärung der Staatssekretäre bereits einen ersten Ansatzpunkt. Da kommt dann übrigens zusammen, was zusammengehört: Denn auch bei uns in den Niederlanden ist der Marineschiffbau Schlüsseltechnologie. Das passt also prima.
...Darauf zielt jedenfalls eine entsprechende gemeinsame öffentliche Erklärung der Verteidigungs-Staatssekretäre aus beiden Ländern aus dem Herbst 2021 ab. Deutschland ist zwar wesentlich größer als die Niederlande, aber kein wesentlich größerer Markt für Fregatten. Und in beiden Ländern sind die Zyklen für die Erneuerung dieser Schiffsklasse wesentlich länger geworden, es werden also insgesamt viel weniger Schiffe bestellt als früher. Es brächte damit wirklich viele Synergien, ein komplexes System wie eine Fregatte für zwei Marinen zugleich zu bestellen. Entscheidend ist aber immer, ob die beteiligten Marinen dabei tatsächlich auch gleiche Anforderungen an die Schiffe haben, die sich gemeinsam sinnvoll umsetzen lassen.