Bundeswehr längst eine Berufsarmee?
#1
Hallo,

noch eine Frage bzw. diesmal viel mehr ein Diskussionanstoß zum Thema Bundeswehr:

-Einer der Kritikpunkte ist doch der, dass ein zu geringer Anteil der ca. 250.000 aktiven Bundeswehrangehörigen auch wirklich (Auslands)einsatzfähig ist. Man hört mitunter von mal 5,4,7 oder 10%.

-Dies gilt als Beweis dafür, dass die Wehrdienstleistenden weil zu schlecht ausgebildet generell und sowieso nicht Einsatzzugelassen das System unnötig behindern.

-Fakt ist aber doch, dass bereits jetzt von den 250.000 bereits sowieso 188.000 Zeit und Berufssoldaten sind, also die schon den Status haben der für alle angestrebt wird.


- Die Briten kommen mit dieser Zahl an Soldaten für ihre gesamte Armee aus und gelten als weitaus einsatzfähiger als die Bundeswehr!!


Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443cTQCSYGYxgEh-pEwsaCUVH1fj_zcVH1v_QD9gtyIckdHRUUATi3qcg!!/delta/base64xml/L3dJdyEvd0ZNQUFzQUMvNElVRS82X0NfNENM">http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/ ... 82X0NfNENM</a><!-- m -->

Also entweder sind unsere derzeitigen Berufssoldaten nicht einsatzfähig genug - dann ändert die Reform so aber garnichts, oder es liegt an der mangelhaften technischen Versorgung um die vorhandenen Truppen gescheit auzurüsten und zu mobilisieren oder wir WOLLEN einfach nicht mehr in den Einsatz schicken.

Was meint ihr?

Grüße
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#2
Die Leistungsfähigkeit der britischen Streitkräfte in Sachen verfügbares Personal für Auslandseinsätze ist nicht größer als das in Deutschland, bei vergleichbarer Größe der Streitkräfte. Die Briten können ein paar mehr senden, weil sie eigentliche bestehende Verpflichtungen in der Nato zum Vorhalten von Kräften etc. nicht erfüllen.
Außerdem versuchen die Briten immer in einer höheren Klasse zu spielen, als sie eigentlich sind. Das ist aber mehr Wuschdenken und Selbstdarstellung als Realität.

Und zu den deutschen Soldaten in Auslandseinsätzen. Das sind zu einem sehr großen Teil Freiwillig Längerdienende (FWDL), also Wehrplichtige und keine Zeit- oder Berufssoldaten. Ohne Wehrpflichtige steht die Bundeswehr nicht wirklich gut da.
Das Problem der Bundeswehr ist ein riesiger Wasserkopf an Stabsoffizieren und den Unwillen der Bundesregierung(en) etwas zu tun um den abzubauen.
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#3
Hallo,

könntest du das mit ein paar Zahlen und Quellenangaben unterfüttern? Denn den 188.000 Berufs und Zeitsoldaten stehen nur 22.000 freiwillig länger Dienstleistende gegenüber, also wenn die dann die Hautplast in Afghanisten tragen würden, wäre dies schon sehr sehr merkwürdig.

Und es geht ja bei der Leistungsfähigkeit der Briten nicht nur um das Personal (wobei ich auch dafür gerne einige Zahlen hätte) sondern auch um Material.

Grüße
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#4
Die Bundeswehr hat ein Problem mit den Mannschaftssoldaten. Es gibt viel zu wenig Zeitsoldaten unter den Mannschaften. Dazu kommt das diese Soldaten keine Perspektive bei der Truppe haben, nach 4 oder 8 Jahren ist Schluss. Kaum ein Mannschafter steigt in andere Dienstgradgruppen auf.

Die Bundeswehr schmeißt jede Menge langgediente Mannschaften raus, und fängt dann wieder mit Rekruten an. Ich hab das selbst gesehen, richtig gute ausgebildetes Personal im Umgang mit den Leopard 2 wurde ersetzt durch neue Soldaten. Bis die richtig Panzerfahren, schießen und auch die Wartung des Geräts gut draufhaben sind 2 Jahre rum.

Man sollte Unteroffiziere primär aus den Mannschaftsoldaten weiterbilden. Die wissen wie der Laden funktioniert und arbeiten auch mit und beharren nicht auf ihren Status. Man sollte auch stellen mit vorhanden Soldaten besetzen und nicht neue Soldaten gleich als Unteroffiziere einstellen. Die sogenannten Neckermänner, ich habe selbst erlebt wie die nach drei Monaten angefangen haben, Hauptgefreiter und Stabsgefreiten anzumachen, und eigentlich selbst in den Bereichen wo sie eingesetz waren, schlechter gearbeitet haben als Mannschafter.

Ich habe selbst erlebt wie in der Kaserne in Hemer, mir eine Frau Stabsunteroffizier in der Wache vorgesetzt wurde, die 4 Monate beim Bund war, und 2 mal Wache gemacht hat, da hab ich mich verarscht gefühlt, als ich beim Waffen entladen die Soldatin noch ausbilden musste, das man das Magazin aus der Waffe des G36 nimmt bevor man entlädt. Nachts war ich auf Streife und die Frau Unteroffizier wusste nicht mal, wo ich war wenn ich was gemeldet habe. Das ist zwar schon 5 Jahre her, und ich hoffe die Situation hat sich geändert.
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#5
Man sollte nicht nur die Unteroffiziere aus den Mannschaften heraus aufbauen, sondern auch die Offiziere aus den Unteroffizieren. Absolut jeder sollte als Mannschaft anfangen und zumindest einen Auslandseinsatz als Mannschaft mitgemacht haben bevor er auch nur daran denken kann, aufzusteigen. Und dann sollten die besten der Mannschaften Unteroffiziere werden, und die besten der Unteroffiziere wiederum einige Jahre später Offiziere. Dafür sollte man abgesehen von bestimmten Verwendungen (Informatik/Maschinenbau/Elektronik usw) die ganzen Studiengänge aufgeben die ohnehin nur die Armee degenerieren.

Aber das wird aufgrund des ganzen Standesdünkels und der ganzen Akademisierung des Deutschen Offizierkorps nie geschehen. Da gibt es fast nur noch Studenten, aber keine echten Soldaten mehr.

Zitat:Also entweder sind unsere derzeitigen Berufssoldaten nicht einsatzfähig genug - dann ändert die Reform so aber garnichts, oder es liegt an der mangelhaften technischen Versorgung um die vorhandenen Truppen gescheit auzurüsten und zu mobilisieren oder wir WOLLEN einfach nicht mehr in den Einsatz schicken

Es hängt auch von der ganzen Struktur ab. Die Briten haben beispielsweise mehr Kampftruppen als wir, insbesondere mehr Infanterie. Das hat verschiedene Gründe, primär aber hat die Bundeswehr sich schlicht und einfach zu weit weg vom eigentlich Kern des ganzem, dem Krieg entfernt.

Unser Problem ist der Mangel an ernsthaften Kampftruppen und an Soldaten die wirklich Krieg führen wollen. Es gibt noch solche bei der BW, aber ihre Zahl und ihre Bedeutung sind viel zu gering. Im Gegenteil werden solche Soldaten systematisch ausgemustert, behindert in ihrer Karriere, von irgendwelchen Stabsschleimern und Kaffeekochern ausgestochen.

Man will schlicht und einfach rückgratlose "Wehr"BEAMTE, die abnicken was von oben kommt und die Bürokratie stützen.

Junge Offiziere die in Afghanistan Kampfeinsätze mitgemacht haben, müssen dann gegenüber irgendwelchen Kaffeekochern zurück stehen, die in irgendwelchen Verbindungstäben sitzen. Und die werden dann Berufssoldaten während Soldaten mit wirklicher Kampferfahrung die BW dann verlassen müssen weil sie nicht als Berufssoldaten übernommen werden.
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#6
Alles sehr interessante Punkte, aber gibt's dafür auch Belege? Also vor allem dafür, das die meisten derzeitigen Soldaten der BW im Ausland keine Berufssoldaten sind und eben für die faktisch nicht bessere Einsatzfähigkeit der Briten?

Ein Fallbeispiel für das absägen kampferfahrener Soldaten wäre auch klasse für meine arbeit!
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#7
Grundsätzlich ist bei Mannschaftsdienstgraden in der Pers-STAN nicht festgelegt, welcher Dienstposten mit GWDL/FWDL oder Zeitsoldaten besetzt werden müssen, da die der Dienststelle zugeteilten Zeitsoldaten-Kontingente flexibel auf die Dienstposten verteilt werden können. Außerdem können sie auch variabel mal mehr oder weniger sein, als vorgesehen. Deswegen lässt sich aus der STAN nicht die Anzahl der GWDL/FWDL, die in einen Einsatz gehen, herauslesen und SASPF, wo es drinsteht, sind eingestufte Daten und damit nicht frei zugänglich. Ich kann also nur aus der Erfahrung sprechen.
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#8
bei der Abbrecherquote reicht es doch nur zur absoluten Berufsarmee (und - sorry - aber, je komplexer die Waffensystem werden, desto professioneller muss die Bedienungsmannschaft ohnehin sein)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/bundeswehr-freiwillige-jeder-dritte-bricht-ab-12012723.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/bund ... 12723.html</a><!-- m -->
Zitat:Bundeswehr-Freiwillige
Jeder Dritte bricht ab

02.01.2013 · Fast jeder Dritte Bundeswehr-Freiwillige scheidet in der sechsmonatigen Probezeit aus der Truppe aus. Beim ohnehin beliebteren Bundesfreiwilligendienst ist die Abbrecherquote nur halb so hoch.
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