Russland vs. Türkei
#31
Kurz und knapp: Nachher ist ein Haufen teures Spielzeug hinüber und nichts ist gewonnen.
Man sollte meinen dass das reichen müsste um einen Krieg ausschließen zu können ....
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#32
@srg
Zitat:Wenn überhaupt würde Rußland am Bosporus anlanden und einen Brückenkopf errichten. Die Frage wäre ob das für Rußland zu schaffen wäre.
Eine Landung am Bosporus wäre so ziemlich das planloseste Manöver, welches die Russen unternehmen könnten. Und ich gehe von aus, dass sie dies nicht tun würden, weil die gelandeten Einheiten faktisch abgeschrieben werden müssten. Man verfügt nicht einmal über die Logisitik, um eine solche Operation so durchzuführen, dass sie Aussicht auf einen Erfolg haben könnte. Mit grob einem Dutzend größerer Landungsfahrzeuge der Schwarzmeerflotte (die wohl ca. 4.000 Soldaten oder 30 bis 50 Panzer aufnehmen könnten) ließe sich keine Invasion durchführen, die nachhaltig zu einem Erfolg führen könnte - zudem gesetzt den Fall, dass alle Schiffe ungestört ans Ziel kommen (was äußerst unwahrscheinlich ist, wenn man quasi ins Zentrum des Gegners hineinfahren will). Kurzum: Es wäre ein heilloses Himmelfahrtskommando ohne irgendeinen Nutzen.
Zitat:Außerdem hätte Rußland auch noch die Möglichkeit taktische Nuklearwaffen einzusetzen.

Spätestens dies würde die NATO auf den Plan rufen. Aber genau dies wollte ich ja ausklammern (s. Hinweis zu den NATO-Friktionen auf der vorhergehenden Seite).
Zitat:Wenn es wirklich zu einem Krieg Rußland gegen Türkei käme würde ich damit rechnen, dass sich Griechenland und Bulgarien auf die Seite der Russen schlagen und vielleicht sogar einen russischen Aufmarsch Richtung Istanbul zulassen würden.
Abgesehen davon, dass ich es als äußerst unwahrscheinlich ansehe, dass Griechenland und Bulgarien sich so verhalten würden (halbwegs realistisch könnte sein, dass Bulgarien sich als "nichtkriegführend" einstuft, mehr aber auch nicht), wäre die Frage, wie die Russen einen solchen Aufmarsch realisieren wollen. Wenn man bedenkt, dass die russische Logistik schon im Georgienkonflikt - wo man quasi nur um die Ecke fahren musste - zweitklassig war, so ist die Vorstellung eines "gewaltigen" russischen Aufmarsches auf dem Balkan (egal nun wo und unter welchen Konditionen und auf dem Boden egal wessen Landes) ziemlich abstrus.
Zitat: Im Osten der Türkei könnte man sogar mit einem Eingreifen des Iran rechnen, wenn der Konflikt erstmal richtig eskaliert ist.

Wissen das die Iraner, was du ihnen hier zuschreibst? :roll:
Zitat:An der Grenze zur Türkei stehen mindestens 200.000 bis 300.000 Kurden unter Waffen, vorallem im Nordirak.
Was aber hierbei keine große Rolle spielt. Das wird immer irgendwie übersehen: Die Kurden kämpfen in erster Linie für sich, für Autonomie, für Separation, für Rechtssicherheit und gegen kulturelle Einschränkungen, aber sie kämpfen nicht für irgendwen. Ihre angegliederten Gruppen konnten sich in den letzten 30 Jahren nicht gegen den türkischen Sicherheitsapparat durchsetzen, derzeit haben sie zudem noch alle Hände voll zu tun, die Islamisten Syriens und im Nordirak in Schach zu halten. Ihnen hier also ein "Stoßdegen-Befähigung" zuzuschreiben, ist unrealistisch.
Zitat:Die Türkei könnte theoretisch komplett vom Nachschub abgeschnitten werden, weil Ägypten vermutlich auch noch mit im Boot wäre, da die Türkei einer der größten Unterstützer der in Ägypten verbotenen Muslimbruderschaft ist. Zwischen Griechenland und Ägypten käme im ernstfall kein Frachter mehr sicher zur Türkei.
Das ist ziemlicher Unsinn, die Ägypter haben zudem ganz andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme. Zu glauben, Ägypten würde sich - im Angesicht von Islamismus, Inflation, wirtschaftlichen Problemen (u. a. Rückgang des Tourismus um mehr als 30%) und Schulden - auf ein Abenteuer am Bosporus einlassen, ist sinnentleert. Zudem hängen die Ägypter bzw. besonders die aktuell staatstragende ägyptische Armee stark am finanziellen Tropf des Westens, der wiederum die Türkei stützt. Irgendwelche wirren Blockadeaktionen, die das östliche Mittelmeer in Unruhe versetzen und die Handelswege stören würden, würden zudem eine ganze Reihe von anderen Mächten gegen dieses Vorhaben auf den Plan rufen.

Nein, die Russen haben schlicht ein geographisches Problem, sie kommen kaum bis schwer an den Gegner, der sich quasi nur verteidigen braucht, heran. Zudem sind ihre logistischen Befähigungen einfach nicht ausreichend, um wiederum diese geographischen Probleme zu überbrücken. Punkt. Da hilft kein Herumdeuten und es hilft auch nicht, dem Iran, den Ägyptern, den Kurden, den Bulgaren oder gar den Griechen eine wie auch immer geartete "gesteigerte Lust" am Eingreifen auf russischer Seite andichten zu wollen.

Schneemann.
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#33
Das Szenario Türkei-Rußland bzw. Rußland-Türkei wäre doch sowieso nur aktuell, wenn sich die Eskalationsspirale noch etliche Umdrehungen weiter bewegen würde. Und dann wäre eben auch die politische Lage eine andere, als sie es jetzt ist. Und daran muss man auch die Reaktion der von mir genannten Länder bewerten und nicht am Istzustand. Mit der Türkei haben fast alle Nachbarstaaten noch mehr als eine Rechnung offen.
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#34
Nachdem monatelang entweder gegenseitiges Wegschweigen oder Sticheleien den Alltag bestimmten, scheint sich seit grob zwei, drei Monaten ein gewisser Grad der Entspannung abzuzeichnen. Nicht dass Putin und Erdogan über Nacht die dicksten Freunde geworden wären, dies sicher nicht, aber die aktuelle Zwickmühle in Syrien - Erdogan hat zudem mit den Folgen des Putschversuchs, mit renitenten Kurden und mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, Putin sieht sich neuen Sanktionen und ebenso einer wenig erbaulichen Wirtschaftslage gegenüber (zudem hat er in der Ukraine und in Syrien gleich zwei Kriege finanzieren) - hat wohl etwas mehr Vernunft im beiderseitigen Verhältnis einkehren lassen. Beide Regierungschefs hatten sich immerhin bereits zu gegenseitigen Höflichkeitsbesuchen aufgerafft und zu einem Pipeline-Deal bewegen lassen (zuletzt war Anfang Oktober deswegen auch Putin in Istanbul). Ob diese Anbändelei nun nur rein wirtschaftlicher und polittaktischer Natur ist oder ob die grundlegenden Gegensätze hinsichtlich Syrien und Assad sich damit wirklich abschwächen, muss indessen mit einem Fragezeichen versehen werden...
Zitat:Russland und Türkei

Teile des Handelsembargos aufgehoben

Nachdem bei einem Treffen von Putin und Erdogan der Bau einer Gas-Leitung beschlossen wurde, hebt die russische Regierung nun Teile des Import-Embargos auf. Russland darf sich nun wieder auf türkisches Obst freuen. [...]

Russland hat Teile des vor einem Jahr verhängten Embargos gegen Importe aus der Türkei aufgehoben. Seit Dienstag darf die Türkei nach Angaben der russischen Regierung wieder Zitrusfrüchte sowie Aprikosen, Birnen und Pflaumen exportieren. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits am Montag bei seinem Staatsbesuch in Istanbul das Ende des Einfuhrverbots für bestimmte Produkte angekündigt. Beide Länder vereinbarten zudem den Bau einer Gas-Leitung in die Türkei. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu erklärte in Ankara, die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern schreite voran. [...]

Bereits im Juli hatten beide Länder erklärt, sie wollten ihre bilateralen Beziehungen wiederbeleben, nachdem sich zuvor der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Abschuss entschuldigt hatte.
http://www.handelsblatt.com/politik/inte...72476.html

Schneemann.
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