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Bei der Betrachtung verschiedener Formen griechischer Phalangen sind bei mir verschiedene Fragen aufgekommen, die ich mir nicht ganz erklären kann
Da wären
-wie der Kampf einer klassischen Phallanx taktisch ablief, wenn man wusste das der Gegner selbst entweder schwer gepanzert oder sehr beweglich war.
Man muss bedenken das die Lanzen nur einhändig geführt werden konnten.
- Eine makedonische Phallanx zeigt durch die sperrigen Sarissen augenscheinlich ebenfalls erheblich Mängel auf.
Dagegen finde ich ich die römische Taktik am ausgewogensten, da die Legionäre eine sehr ausgepfeilte Bewaffnung für Nah-und Fernkampf besaßen und überdies sehr beweglich waren.
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hallo blasrohr,
die Phalanx an sich, ist sehr starr. Daher bestand immer die Gefahr, von den Flanken her "aufgerollt" zu werden.
Zudem deckte jeder Phalanxkämpfer mit seinem Schild seinen linken Nebenmann. Daher wird den Phalanxen ein "Rechtsdrang" nachgesagt.
Später wurde der Rechte Flügel bewußt gestärkt (dort standen klassisch die "stärkeren" Einheiten in der Phalanx) damit diese die gegnerischen schwachen linken Flügel schlug - um dann in das feindliche Zentrum zu schwenken.
Alexander der Große entwickelte daraus dann die "schiefe Schlachtordnung" in der Schlacht bei Gaugamela. (ist Dir vielleicht ein Begriff?) - Kurz: der "starke" rechte Flügel wurde vorgezogen, der schwache linke Flügel etwas hängen gelassen, es war also keine "gerade Schlachtformation" sondern eine "schiefe", dadurch konnte der starke rechte Flügel, den feindlichen linken Flügel schlagen (und ins Zentrum drehen) bevor der (eigene) linke Flügel Feindkontakt hatte.
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Die Phalanx operierte natürlich auch nicht allein, sondern wurde an den Flanken durch Reiterei gedeckt. Daneben setzte man noch Peltasten und gelegentlich Bogenschützen ein.
@CptDanjou
Zitat:Später wurde der Rechte Flügel bewußt gestärkt (dort standen klassisch die "stärkeren" Einheiten in der Phalanx) damit diese die gegnerischen schwachen linken Flügel schlug - um dann in das feindliche Zentrum zu schwenken.
Diese "schiefe Schlachtordnung" geht auf den thebanischen Feldherren Epaminondas zurück.
Schon vorher war es natürlich das Ziel gewesen, die feindliche Phalanx in die Zange zu nehmen und einzukesseln. Dazu war ja die Reiterei an den Flanken postiert.
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Die Phallanx entwickelte sich im archaische Zeitalter Griechenlands unter folgenden geografischen und taktischen Gesichtspunkten
-Das Land der meisten Klein/Stadtstaaten in dieser Region konzentrierte sich auf die schmalen fruchtbaren Gebirgstäler. Bei der Besiedlungsform kann man von halbwegs befestigten Gehöften und Siedlungen ausgehen. Schmale Pässe und Schluchten bildeten häufig die einzigen passabelen Verkehrswegen zwischen den Regionen.
-Es entwickelte sch in den meist wenige tausend bis 10.000 Kopf starken Gemeinwesen ein starker Zusammenhalt, daraus das charakteristische Wehr-und Verwaltungssystem.
-Es entwickelte sich eine hoch entwickelte Kultur mit guter Metallverarbeitung. Dagegen soll die Pferdezucht eher schwach gewesen sein.
-Aufreibenden Kleinkriegen und dem dazu passenden leichtbewaffneten Gebirgs-und Geländekampf ging man aus dem Weg, da er nicht geeigntet war besetztes strategisch wichtiges Gebiet gegen stark schwer bewaffnete Einheiten zu halten.
Die Phallanx war eine geeignete Taktik um befestige Abschnitte und logistische Engpässe zu stürmen und zu verteidigen. Das Duell zwischen verschiedenen Phallangen ergab sich im antiken Griechenland wegen den überall relativ gleichen strategischen Vorraussetzungen. Allerdings ist auch eine Trägheit in der Auffassung anderer taktischer Grundsätze zu erkennen.
Beim taktischen Einsatz der Phallanx kann ich ohne zuverlässige Quellen zitieren zu können mir folgenden Ablauf zusammenreimen.
-gegenseitige Aufklärung der Kontrahenten -Mobilmachung-Manöver um den besten Platz für Angriff/Verteidigung
-Formierung zum Angriff/Verteidigung, mehrere Glieder hintereinander
-schnelles Vorrücken der Linien aufeinander
-heftiges Stechen und Stoßen mit den Lanzen der Front-und Hintermänner durch sich bietende Lücken
-heftiges Aufeinanderprallen der Schildreihen, Versuch mit Dolch-und Kurzschwert am Schild des Gegener vorbei zu kommen
-Schieben und Quetschen der Schilde, wer sich am besten formiert hat und beim ersten Zusammenprall die wenigsten Opfer hatte, gewinnt durch Einbruch in die gegnerische Reihe.
-Allerdings kenn ich keinen Bericht der die Ausbildung mit Schild und Stoßlanze zeigt oder deren Wirksamkeit gegen einen mit Schild und Panzer ausgerüsteten Gegner dokumentiert. Im Gegensatz zum Schwertkampf wie ihn die Römer zelebrierten, ist hier die Quellenlage doch ziemlich dünn.
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Zitat aus link:
Zitat:Das alles deutet darauf hin, daß es auch innerhalb der Phalanx unterschiedliche Truppentypen und unterschiedliche Bewaffnung gab. Was wieder zu der Frage der Syntagma und der organischen Lücken zwischen diesen führt. Meine These ist, daß die Hypaspisten speziell als Truppengattung dafür existierten, in den Lücken zwischen den Syntagma zu kämpfen.
zur Kampfweise makedonischer Phalanx gehörte ein Kombinieren mit Phalangiten, leichter Infanterie mit Wurfwaffen und der Kavalerie, deswegen war sie so effektiv, aber dies erforderte äußerst kompetente Heerführer die während der Schlacht die Führung der verschiedenen Truppenteile behielten, Römische Siege über Phalanx sind untrennbar mit Führungsschwächen ihrer Gegner.
Und ein weiterer Problem waren soziale Strukturen der "griechischen" Gesellschaften und auch Armeen zu dieser Zeit, eine zerschlagene Berufsarmee ist nicht zu ersetzen, eine zerschlagene Einheit der Wehrpflichtigenarmee aber schon...
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Der Grund, weswegen die makedonische Phalanx gegen die Römer letzendlich unterlag, ist auf die taktische Organisation und die Ausrüstung zurückzuführen. Das ist relativ einfach. Bei einem Zusammenprall beider trafen makedonische Syntagmen (256 Mann) bzw. Lochoi (512) auf eine wesentlich kleinteiliger organisierte römische Formation. Die römischen Soldaten kannten sowohl den Nahkampf in gelöster Formation,als auch den Kampf in kleinen Kompanien bzw. Manipel a` 160-200 Mann. Brach die makedonische Phalanx in die römische Linie, ein war die noch längst nicht verloren, da die Teileinheiten kleiner, selbständiger, und auf zum freien Nahkampf bereit wahren. Das geht soweit, dass die makedonische Syntagma, die es schaffte durchzuberechen, sofort an den Flanken für römische Schwerthiebe exponiert war. Die gesamte makedonsiche Formation geriet durch römisches Hinhalten, Zurückweichen und Manövrieren in Unordnung und bildete Lücken. Die langen Sarissen waren für den Nahkampf auf Armlänge zu hinderlich und die Schilde zu klein.
Eine Chance hatte die makedonsiche Phalanx nur unter sehr guten Bedingungen, wenn der Gegner auf breiter Front in einer Bewegung geworfen werden konnte, aber das wäre nur der Fall wenn das Schlacht vollkommen eben, der makedonische General ein Genie und die Legion demoralisiert ist.
Nun wird aufgeführt, dass man die Nachteile der Makedonen durch andere Waffengattungen wie leichte Infanterie, Schildträger, Kavallerie u. a. kompensieren könnte. Doch wie soll ich das verstehen? Diese könne die Aufgabe die der Phalanx zusteht, schließlich nicht mit übernehmen.
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Die im Laufe eines Kampfes fast automatisch entstehenden Lücken in einer makedonischen Phalanx wurden im ursprünglichen Konzept von Phillip und Alexander durch leichte Elitetruppen gefüllt, die im besonderen Maße auf den Nahkampf ausgerichtet waren. die Hypaspisten. Bewaffneter Vorne:
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Diese galten als besondere Elitetruppen, waren Teil der Garde des Königs selbst und wurden nach Körperpkraft und Größe ausgesucht. Die Hypaspisten führten weiter den großen Hoplon und einhändig führbare kürzere Lanzen, waren also in Bezug auf die Offensivwaffen ähnlich den alten Hopliten. Führten aber eine leichtere Rüstung und waren viel beweglicher, zudem insbesondere als Schwertkämpfer ausgebildet. Sie führten dazu recht früh Langschwerter und die Lanzen wurden im Laufe der Zeit kürzer und wurden zum Teil auch geworfen bevor man mit dem Schwert dem Gegner zusetzte.
Die Hypaspisten gingen in den Diadochenkämpfen als kämpfende Einheit im Endeffekt unter und als die Römer auf die makedonische Phalanx trafen, waren sie als Kampfeinheit nicht mehr existent (es gab sie dem Namen nach noch als königliche Leibwachen). Damit fehlte der makedonischen Phalanx ein wesentliches Bestandteil, dass früher eben diese von dir genannten Lücken gefüllt hatte.
Alexander setzte in den Lücken der Phalanx zudem auch leichte Eliteinfanterie illyrischer Bergstämme ein, da die Hypaspisten zahlenmässig manchmal nicht ausreichten. Auch diese Quelle von "Lückenfüllern" fehlte der Phalanx, als diese auf die Römer traf.
Zudem dienten die Hypaspisten und Illyrer als Bindeglied zwischen der Phalanx und der an den Flanken stehenden Reiterei. Da auch dies wegfiel, gelang es den Römern beispielsweise in der Schlacht von Kynoskephalai, die Flanken der Phalanx mit den Triarii zu umgehen, als die Front der Phalanx sich als absolut unüberwindlich erwies.
Zitat:Doch wie soll ich das verstehen? Diese könne die Aufgabe die der Phalanx zusteht, schließlich nicht mit übernehmen.
Die Aufgabe der Phalanx war im Endeffekt das Zerschlagen der gegnerischen Formation, so dass dieser nichts übrig blieb als zu fliehen. Wenn die Gegner stand hielten und sich Lücken bildeten, schlossen leichte Einheiten wie die Hypaspisten diese oder drangen umgekehrt in Lücken in der feindilchen Formation welche die Phalanx verursacht hatte ein. Dazu standen zwischen den einzelnen Einheiten der Pezhetairen (Phalangiten) und zum Teil auch unter diese gemischt die entsprechenden Eliteinheiten der leichten Infanterie. Diese deckten auch die Flanken der Phalanx und bildeten dort den Übergang zur Reiterei, die im Gegensatz zur Kavallerie anderer Völker der Antike nicht das Umgehungsmanöver suchte, sondern ebenfalls frontal in den Feind einzubrechen versuchte.
Die makedonische Kampfweise war damit auch vor allem eine psychologische: sie funktionierte um so besser, je weniger der Gegner psychologisch einen solchen Massennahkampf aushielt. Gerade die Römer aber waren durch die punischen Kriege (die Karthager setzten ebenfalls die Phalanx ein) und durch ihre Ideologie und Sozialkultur durch einen Massennahkampf psychologisch nicht schlagbar.
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Die Hypaspistes konnten allerdings nicht überall die sich bildenden Lücken schließen. Ihre Aufgabe war der Flankenschutz am rechten Flügel und das Stoßen gemeinsam mit der Reiterei in Breschen des Gegners. Dass sie sich in der Breite unter die Syntagmen der makedonischen Phalanx gemischt hätten um dort als Nahkämpfer in Lücken zu stoßen, dafür kenne ich keine Beispiele. Aber ich lasse mich gern auch eines besseren belehren. Oder habe ich bei deinen Ausführungen etwas falsch verstanden? :roll:
Ich muss dir jedoch Recht geben, dass solche Truppen wie die Hypaspistes später gar nicht mehr vorhanden waren.Die makedonischen bzw. hellenischen Schlachtreihen scheinen durch das römische flexible Manövrieren und Attackieren geradezu zerrissen worden zu sein. Denn die Verlustzahlen aus Schlachten wie der bei Magnesia waren irre. Und der Ausbidlungsstand besonders beim Zusammenwirken der einzelnen Waffengattungen schien auch nicht sehr hoch gewesen zu sein.
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Die Hypaspisten dienten nicht primär dem Flankenschutz (vom ihrem Ursprung her waren sie sogar genau genommen Leibwächter des Königs - was auch später noch durchgehend vom Selbstverständnis her als ihre primäre Aufgabe/Natur gesehen wurde, auch wenn diese in der militärischen Realität längst eine andere war), sondern sie übernahmen alle möglichen Aufgaben die anfielen - die eine leichte Elite-Infanterie benötigten, die besonders Nahkampfstark war. Ihre besonderen Leistungen brachten sie halt oft in die Lage, die Flanken zu schützen, was aber nicht ihre einzige Aufgabe war. Primär stärkten sie andere leichte Infanterie-Verbände die in Alexanders Armee in großer Zahl vorhanden waren, ich hatte beispielsweise schon explizit die hervorragende illyrische Infanterie genannt, die sich zum Teil aufgrund der Abstammung Alexanders ihm gegenüber besonders loyal verhielt.
Die Hypaspisten wurden solcher leichter Infanterie sozusagen als Rückgrat eingezogen oder umgekehrt bildete andere leichte Infanterie für sie die notwendige Masse im Hintergrund.
Die Phalanx zur Zeit von Alexander war eine Kampfweise der verbundenen Waffen, in der die Phalangiten, leichte Infanterie, andere Formen schwerer Infanterie, Kavallerie, Plänkler usw alle zusammen ein perfektes Heer ergaben. Der wesentliche Unterschied der Phalanx Alexanders und der Phalanx wie sie die Diadochen und hellenistischen Nachfolgestaaten verwendeten war dann gerade eben der: dass Alexanders Phalanx eng mit leichter Infanterie zusammen wirkte und zwischen den Syntagmen leichte Infanterie eingemischt wurde. Schon die Diadochen kamen davon ab, weil die hervoragende leichte Infanterie nicht mehr zur Verfügung stand und weil dann primär Phalanx gegen Phalanx kämpfte, während Alexanders Gegner ja keine Phalanx hatten !
Die Phalanx degenerierte also primär deshalb, weil nur noch Phalanx gegen Phalanx stand und aufgrund dieser Inzuchtkampfweise der Kampf der verbundenen Waffen verlernt wurde.
Die Phalanx zu der Zeit, wo die Römer auf sie trafen, war hingegen nur noch ein trauriger sehr weit herunter gekommener Abklatsch der Kriegsmaschinerie die Alexander hatte.
Zitat:Die makedonischen bzw. hellenischen Schlachtreihen scheinen durch das römische flexible Manövrieren und Attackieren geradezu zerrissen worden zu sein.
Die Phalangen auf welche die Römer trafen, wurden nicht einmal durch die Römer derart aufgespalten, sondern bereits ohne Feindeinwirkung nur durch das Gelände. Wo das Gelände die Phalanx nicht öffnete, konnten auch die Römer nicht frontal einbrechen (siehe die Schlacht von Kynoskephalai, wo die Römer die Flanken umgingen).
Auch gegen die letzten fähigen hellenischen Heere unter Phyrros von Epiros oder weiter gefasst unter den Karthagern in den punischen Kriegen hatten die Römer erhebliche Mühe und verloren hier etliche Schlachten gegen die makedonische Phalanx.
In all diesen Schlachten verfügte der Geger aber immer auch über hervorragende leichte Infanterie, welche eben systematisch in die Lücken der Syntagmen eingemischt wurde bzw in diese eindrang wenn sich welche bildeten.
Zitat:Denn die Verlustzahlen aus Schlachten wie der bei Magnesia waren irre. Und der Ausbidlungsstand besonders beim Zusammenwirken der einzelnen Waffengattungen schien auch nicht sehr hoch gewesen zu sein.
Ein wesentlicher Aspekt: die römischen Legionäre in diesen Schlachten waren die Auslese aus den punischen Kriegen, zum Teil extrem abgehärtete und extrem erfahrene Veteranen mit herausragend guter Ausrüstung (die Qualität römischer Schwerter und Rüstungen in dieser Zeit ist der Höhepunkt in der ganzen Antike gewesen). Auf der anderen Seite hatte man im Endeffekt Bauern ohne große Ausbildung lange Stangen mit Metallspitze in die Hand gedrückt und sie damit zu "Phalangiten" gemacht.
Bei Magnesia führte sogar Scipio Africanus, der Besieger Hannibals den Oberbefehl über die römischen Truppen. Mehr Kampferfahrung und einen besseren Oberbefehl hatte keine römische Armee, weder vorher noch nachher.
Das gesamte Unteroffiziers- und Offizierskorps der Römer war 203 v Chr noch gegen Hannibal persönlich angetreten, damals sicher oft noch noch als einfache Legionäre. Um dann 7 Jahre später 196 in den Krieg gegen die Seleukiden zu ziehen. 10 Jahre, etliche kleinere Gemetzel und Schlachten später unter demselben Oberbefehlshaber wie gegen Hannibal traf dann die vermutlich kriegserfahrendste Armee der Antike auf eine Armee von zwangsgepressten nicht ausgebildeten Opfern.
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Auch die Bewaffnung war nicht mehr die gleiche wie zu Alexanders Zeiten, die Phalangiten hatten zur Zeit der Schlacht von Magnesia längere Sarissen als unter Alexander, ihre Schilde aber waren noch kleiner (und etliche hatten gar keine mehr) und die Körperpanzerung war auch deutlich leichter bzw in den hinteren Reihen trug man keine. Längere Sarissen, leichtere bzw nicht mehr vorhandene Schutzwaffen, das Fehlen leichter (nahkampfstarker) Eliteinfanterie, die viel schwächere Kavallerie (im Vergleich zu Alexanders Kavallerie) und der Umstand, dass gerade die Seleukiden sich stark auf ihre Kriegselefanten verließen spielten alle den Römern in die Hände, die gerade im Umgang mit Elefanten sehr geübt waren.
Die besten Einheiten der hellenistischen Staaten dieser Zeit waren zudem Söldnerverbände, deren Kampfkraft im Zuge der Diadochenkriege erheblich nachließ, da die Söldner immer weniger bereit waren, bis zum Tod eine Sache auszukämpfen. Wenn eine Schlacht ungünstig verlief, suchten die Söldner zunehmend das Weite. Umgekehrt kämpften römische Legionen in dieser Zeit selbst bei extrem aussichtloser Lage systematisch immer bis zur völligen Vernichtung. Dazu kam noch eine gewisse Barbarisierung der Armee gerade bei den Seleukiden - durch die Rekrutierung diverser Stammeskrieger aus den Weiten ihres Reiches, deren Bewaffnung, Ausrüstung und Ausbildung aber weit hinter jener der Legionäre zurück blieb.
Da die hellenistischen Staaten primär Phalanx gegen Phalanx kämpften, degenerierte die Kampfführung der verbundenen Waffen wie sie Alexander praktiziert hatte zu einem reinen Phalanxkampf in dem die anderen für die Siege Alexanders entscheidenden Waffengattungen eine immer geringere Rolle spielten. Dafür wurden die Phalangiten immer systematischer auf die bloße Begegnung mit anderen Phalangiten hin ausgerüstet (bspw mit längeren Sarissen) so dass am Ende ihre Befähigung andere Gegner zu bekämpfen deutlich geringer geworden war.
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Die makedonische Phalanx entstand eigentlich als Verlegenheitslösung unter Makedoniens König Phillip. Das makedonische Reich verfügte gegenüber den einzelnen Staatstaaten Griechenlands über eine recht große Bevölkerung, die aber als solches vor Allem aus armen, aber abgehärteten und kriegerischen Hirtenvölkern und Wanderbauern bestand. Das Gros konnte sich keine schwere Hoplitenausrüstung leisten. Phillip, bzw. seine Generäle wie z.B. Parmenion, machten aus der Not eine Tugend. Sie stellten eine einheitliche, wenn auch individuell wenig ansprechende Ausrüstung aus langen Sarissen und standartisierter, ausreichender Schutzausrüstung (Leinenpanzerung, einfache Helme und Holzschilde) zur Verfügung. Das Geld bezog er aus den Silber-und Goldminen seines Landes und von tributpflichtigen Städten. Durch seine große Bevölkerung konnte er es sich leisten die Phalanx tiefer aufzustellen und so den Massendruck dieser Walze aus langen Spießen zu erhöhen.
Die Sarissa ist keine Eigenerfindung. Ihr Vorbild hatte sie in der langen Lanze der Triballer und auch die Erfahrungen von Söldnern auf dem perisischen Schlachtfeld spielten mit hinein, wo sich lange Spieße gegen Kavallerie bewährten. Zu nennen wären ausserdem die Erfahrungen aus dem peloponnischem Krieg und die Reformen Epameinondas in Theben. Naturgemäß besaß Makedonien seine Stärke in der Kavallerie. So wurde die Phalanx der Amboß, die Kavallerie der Hammer. Der Amboß benötigte jedoch auch die Hände und Arme die das Werkstück, sprich den Gegner, zurecht legten, *festhielten* und die Feinarbeiten vornahmen.
Hier kommt die leichte Infanterie (Hypaspisten, Agrianer, Illyrer usw.) ins Spiel, dazu leichte Kavallerie und Söldner. Zu Alexanders Zeiten waren dieser Kräfte in der Summe von beachtlicher Größe und ich glaube dass diese noch heute viel zu selten genannt werden. Durch ohne sie wäre es garnicht erst möglich gewesen ein geografisch so differenziertes, und ausgedehtes Gebiet wie Persien zu erobern, geschweige denn Afghanistan und Nordindien. Und in der Schlacht hätte der Gegner die schweren makedonischen Truppen einfach mit seiner Kavallerie ausmanövriert. Doch die leichte Infanterie hob diese Gefahr auf und nahm ihrerseit durch flexibles Angreifen mit der Kavallerie und Phalanx die feindliche Schlachtordnung auseinander. Ich glaube so kommen wir auf einen gemeinsamen Nenner :wink:
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blasrohr:
Zitat:Die makedonische Phalanx entstand eigentlich als Verlegenheitslösung unter Makedoniens König Phillip.
Zitat: und auch die Erfahrungen von Söldnern auf dem perisischen Schlachtfeld spielten mit hinein, wo sich lange Spieße gegen Kavallerie bewährten.
So ist es.
Die Bewaffnung der makedonischen Phalangiten geht meiner Ansicht nach vor allem auf die sogenannten Iphikratischen Peltasten zurück. Im Gegensatz zu anderen Peltasten (leichte Infanterie - Speerwerfer) führten diese für den Angriff auf andere Infanterie und zur Abwehr feindlicher Reiter eine verlängerte Lanze (eine Frühform der Sarissa) und suchten den Nahkampf im lockeren Schwarm mit ihren langen Lanzen. Gegen feindliche Kavallerie schlossen sie sich aber dann schnell zusammen.
Diese sehr spezielle Kampfweise und Truppe entstand im Perserreich, bei Söldnern die vor allem aus Nordgriechenland und Makedonien kamen und setzte darauf, dass man die Perser im Fernkampf kaum schlagen konnte (also Speerwerfer sinnfrei waren), dass aber leichte Infanterie mit längeren Lanzen die persische Infanterie im Nahkampf angehen konnte und zugleich sich mit den längeren Lanzen gegen persische Reiter decken konnte.
Vorläufer hatte sie aber schon bei Kämpfen die Iphikrates als junger Offizier noch gegen Sparta führte. Bereits zu diesem Zeitpunkt setzte Iphikrates Peltasten die bisher reine Fernkampftruppen waren mit stärkerer Bewaffnung systematisch im Nahkampf ein, auch wenn die Bewaffnung dieser Peltasten noch nicht die Form annahm, die sie dann später im Perserreich entwickelte.
Allgemein wurden die im Perserreich eingesetzten griechischen Söldner von der Ausrüstung und Kampfweise her "schwerer", weil die Perser selbst so viel gute leichte Infanterie hatten und daher leichte griechische Infanterie sinnfrei war. So entwickelten sich die griechischen Peltasten im Perserreich zu Mittleren Kräften bzw mittelschweren Kräften.
Die iphikratischen Peltasten wurden nun von dem sehr erfolgreichen griechischen Söldneranführer Iphikrates entwickelt, der es in persischen Diensten in einen hohen Rang schaffte. In den Reihen seiner Söldner kämpften viele Makedonen. So kam diese Kampfweise nach Makedonien, musste aber dort wegen der mangelnden Ausbildung bzw dem mangelnden Können der Masse der Einheimischen von Phillip vereinfacht werden. Das Niveau an Können, insbesondere was das Auflösen und Einnehmen von Formationen angeht, dass die iphikratischen Peltasten hatten, konnte mit der Masse an Kämpfern in Makedonien nicht aufrecht erhalten werden. Man stellte aber schnell fest, dass die enge Formation mit den Lanzen sich trotzdem im Nahkampf gegenüber anderen Kämpfern gut behaupten konnte.
Diese Abstammung der Kampfweise wie der Bewaffnung führte dann auch dazu, dass die Phalangiten eben die Pelte führten und nicht den Hoplon oder eine leichtere Version des Hoplon.
Hier mal eine Rekonstruktion eines iphikratischen Peltasten:
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Wohlgemerkt war das kein ! Phalangit. Diese Kämpfer agierten im Schwarm als leichte Infanterie und griffen so andere leichte Infanterie und Plänkler im Nahkampf an und vertrieben diese vom Schlachtfeld, und schlossen sich primär nur gegen feindliche Kavallerie zu Formationen zusammen, die aber auch keine Phalanx waren. Aber die weitgehende Ähnlichkeit zum späteren makedonischen Phalangiten springt einem natürlich sofort ins Auge.
Im Perserreich ging die Elitetruppe der iphikratischen Peltasten mit dem Tod ihres Anführer verloren, dieser kämpfte aber auch immer wieder mal in Nordgriechenland und hatte eben enge Beziehungen nach Makedonien, obwohl er selbst Athener war.
Beispielsweise flüchtete sogar die Witwe des ermordeten Makedonischen Königs Amyntas zu Iphikrates und suchte dort Schutz für sich und ihren ältesten Sohn (Kronprinz), den älteren Bruder von Phillip. Auch Phillip selbst dürfte Iphikrates bei seinen Kämpfen in Thrakien kennen gelernt haben. Der erhebliche Einfluss den Iphikrates damit indirekt auf die Entwicklung des makedonischen Heeres nahm, ist heute aber immer noch weitgehend unbekannt geblieben.
Zitat:Doch die leichte Infanterie hob diese Gefahr auf und nahm ihrerseit durch flexibles Angreifen mit der Kavallerie und Phalanx die feindliche Schlachtordnung auseinander.
Eben ein Gefecht der verbundenen Waffen. Wie du ja schon schreibst, wird die Bedeutung der leichten Eliteinfanterie in Alexanders Armee heillos unterschätzt. Sie steht heute in der Wahrnehmung immer in dritter Reihe hinter der Kavallerie und dann der Phalanx, war aber vielleicht in Wahrheit sogar der wichtigste und kampfstärkste Teil von Alexanders Armee.
Wenn ich mich recht entsinne, wurde das zumindest zu Alexanders Zeiten auch noch gewürdigt. Beispielsweise waren es die Hypaspisten, die Alexanders Sarg trugen.
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