Gescheiterte Staaten
#1
Im mehr Staaten werden mit ihren Problemen nicht mehr fertig. Um einige aufzuzählen: Haiti, das ärmste Land in der nördlichen Hemisphäre ist faktisch auf internationale Hilfe angewiessen. Hinzu kommen noch Huricanes die das bettelarme Land hart getroffen haben. Die die dort startionierten UN-Truppen leisten ein wertvollen Beitrag zu öffentlicher Sicherheit. Aber Pakistan versinkt im in der Spirale der Gewalt. Die islamistischen Taliban-Kämpfer stehen mittlerweile 120km vor Islamabad. Und bekanntlich verfügt Pakistan über Atomwaffen.... Confusedhock:
Von Pakistan zu seinem nördlichen "Nachbarstaat" Afghanistan. Ich brauche nicht zu erwähnen das hier Gewalt, Terrorismus und Korruption einen idealen Nährboden haben, trotz ISAF-Präsenz, trotz Demokratie und trotz Präsidentschaftswahlen am nächsten Donnerstag. Auch in Afrika liegt einiges im Argem. Der vielerwähnte Klimawandel bringt ein sicherlich neue Problematik in Urbanität und Migration mit sich. Zudem hat Afrika die weltweit höchste HIV-Rate weltweit.
Nigeria versinkt in einer beispiellosen Gewaltspirale, im Kampf gegen Islamische Radikale, der hunderte von Menschenleben fordert. Somalia, in dem jede staatliche und behördliche Instutionen fehlen, wird ein neuer Ausbildungsplatz und Stützpunkt für Terroristen, Extremisten und Piraten. Die unheilige Dreifaltigkeit, des modernen Homosapiens machen im Zeitalter von Internet und Globalisierung dies zu einer tödlichen Bedrohung.Was denkt Ihr zu diesem Thema? Freue mich auf Antworten!
Grüsse aus der Schweiz!
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#2
Für mich ist ein gescheiterter Staat einer, dessen staatliche Ordnung in allen Landesteilen total zusammengebrochen ist. Es braucht recht viel, bis das geschieht. Die legitime Führung eines Staates muss dazu erst ihr Gewaltmonopol verlieren, bzw. sämtliche Mittel, um dieses auszuüben. Das kann einerseits sein, indem sich Armee und Polizei auflösen, oder wenn diese völlig unzureichend sind, um geltendes staatliches Recht (notfalls) mit Gewalt durchzusetzen. Das trifft auf wenige Staaten total, auf andere teilweise zu. Als total gescheiterten Staat kann man Somalia bezeichnen, sowie Afghanistan zu Beginn der 1990er-Jahre, als die Taliban noch nicht auf dem Vormarsch waren. Teilweise trifft der Zustand auf Papua-Neuguinea zu, dessen Zentralgewalt viel zu schwach ist, um die unzähligen tribalen Konflikte und Kleinkriege im Hochland zu unterbinden.
Bei Pakistan und Nigeria hingegen wäre ich vorsichtig. Beides sind ethnisch und religiös stark fragmentierte Staaten, die deswegen interne bewaffnete Konflikte erleiden müssen. Aber in beiden Staaten gibt es eine starke Zentralgewalt, sprich eine Regierung mit funktionierender Armee und Polizei, die staatliches Recht durchsetzen. Die aufständischen Islamisten in Nigeria wurden quasi aufgerieben, die Taliban in Pakistan geraten auch immer mehr unter Druck durch das pakistanische Militär. Bei diesen beiden Beispielen kann man meiner Meinung nach nicht von gescheiterten Staaten sprechen.
Bei Haiti kenne ich mich leider nicht aus, um meinen Senf dazuzugeben.

Zum Thema generell: Es ist sicher so, dass gescheiterte Staaten für die internationale Gemeinschaft ein Sicherheitsrisiko darstellen; überall dort, wo Anarchie herrscht, siedeln sich (nach unseren Masstäben) zwielichtige Gestalten an, weil sie dort ungestört schalten und walten können. Andererseits ist es auch so, dass die Menschen in diesen Gebieten in jedem Fall wieder zu einer Ordnung zurückkehren. Ein längerfristiges Überleben ist gar nicht möglich ohne ein gewisses Mass an Ordnung. Sowohl in Somalia, als auch in Afghanistan gab es nach einer Zeit der Anarchie jeweils eine Gruppe, die versuchte, das Land wieder zu einigen/ordnen. In Somalia sind das die Scharia-Milizen, in Afghanistan die Taliban (bis zu deren Vertreibung 2001). Ich halte zwar überhaupt nichts von dieser Art Ordnung (Steinzeit-Islam), aber es sind eben zwei anschauliche Beispiele, dass das Chaos eines gescheiterten Staates sich in der Regel von selbst wieder beruhigt.
Ein bisschen anders sieht es in Gesellschaften aus, die das Konzept "Nationalstaat" gar nie kennengelernt haben. Die unzähligen Stammesgesellschaften in Papua-Neuguinea sind ein Beispiel dafür. Der Staat hört dort an den eigenen Dorfgrenzen auf, die Bewohner des nächsten Dorfes können Feinde oder Alliierte sein, in wechselnden Beziehungen. Der eigentliche Staat, Papua-Neuguinea, existiert gar nicht, weil er von den Einheimischen gar nicht wahrgenommen wird. PNG enthält quasi einen Mikrokosmos von unzähligen Kleinstaaten, über die es keine Kontrolle hat. Und all diese Kleinstaaten haben gar kein Interesse, sich zu einer Einheit zusammenzuschliessen. Im konkreten Fall gibt es auch keine Gruppe, die militärisch so stark ist, dass sie den Rest einfach unterwerfen könnte (wie das z.B. die Taliban geschafft haben).
PNG ist insofern interessant, als dass man es vielleicht als kleines Abbild der UNO sehen könnte: die UNO versucht auch, mit mässigem Erfolg, ihre Interessen in der Staatengemeinschaft durchzusetzen. Man könnte also provokativ fragen: ist die UNO ein gescheiterter Staat?
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#3
Nigeria und sowohl als Pakistan haben intakte staatliche Strukturen (Polizei und Militär) da gebe ich Dir völlig recht hunter1. Mit Papua-Neuguinea kenne ich mich persönlich gar nicht aus. Aber zu Haiti habe ich folgendes im GEO-Themenlexikon nachgelesen. 40% der Nahrungsmittel müssen importiert werden, die Industrie ist nahezu bedeutungslos. Die Arbeitslosikeit wird auf satte 70% geschätzt.
Die UNO ist ein Debattierclub, es ist in diesem Sinne kein Staat. Aber ich denke, es ist besser als gar nichts! Wir können froh sein, dass es die UNO in der jetztigen Form überhaupt (noch) gibt.
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#4
Somalia erfüllt auch nur teilweise die Bedingungen für einen gescheiterten Staat. Ein nicht unerheblicher Teil des Staates ist heute als Somaliland ein sehr gut organisiertes de facto-Regime, dem eigentlich nur noch die internationale Anerkennung fehlt.
Offenbar ist man trotz aller internationaler Unterstützung, die Somaliland bereits erhalten hat, noch nicht dazu bereit sich von Somalia in den Grenzen von vor dem Bürgerkrieg zu verabschieden.
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