(Europa) Schweizerische Luftstreitkräfte
#1
Die Schweizer Luftwaffe sollte nach Wunsch der Militärs in Kürze "generalüberholt" werden:
- Die F-5 sind langsam am Ende ihrer Lebensdauer, Modernisierung liegt finanziell kaum drin, spätestens 2010 brauchts Ersatz.
- In der Pilotenschulung liebäugelt die Luftwaffenführung mit der PC-21. Mit dieser Maschine und dem integrierten Trainingssystem, in das sie eingebettet ist, wird der Zwischenschritt über einen Jettrainer überflüssig.
- Im Lufttransport stehen 1. 20 neue leichte Transporthubis (EC 635) auf dem Einkaufszettel, um die Alouette III zu ersetzen, dann sollen 2. für einiges Geld die alten Super Pumas modernisiert werden, und 3. ist auch der Neuanfang bei den Starrflügel-Transportflugzeugen nach der Stornierung der Casa-295-Bestellung noch nicht vom Tisch.
- Bei den Drohnen ist man vorläufig offenbar mit dem System ADS 95 zufrieden, da sind noch keine neuen Beschaffungsvorhaben bekannt.

Hier mal ein Interview mit dem neuen Luftwaffenchef (seit Anfang 2006), der seine Meinung dazu sagt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vbs-ddps.ch/internet/luftwaffe/de/home/media/reports.Par.0008.DownloadFile.tmp/interview_skynews_ch_april_2006_knutti_walter.pdf">http://www.vbs-ddps.ch/internet/luftwaf ... walter.pdf</a><!-- m -->

Fast schon bedenklich ist seine Antwort auf die abschliessende Frage, gibt aber die momentane heikle Lage der schweizerischen Luftwaffe (Legitimationskrise) gut wieder:
Zitat:Welches ist derzeit Ihr grösster Wunsch?

Dass wir die per 1. Januar 2006 völlig neu organisierte
Luftwaffe einige Jahre leben können.
Wir wollen uns auf unsere Arbeit konzentrieren.
Primär den Luftraum schützen und Lufttransporte
durchführen. Alle Mitarbeitenden der
Luftwaffe möchten eine Zukunftsperspektive
haben und nicht von einer Reorganisation zur
anderen leben. Wir wünschen uns auch, dass
es uns in zehn Jahren noch gibt – und zwar
weiterhin als Luftwaffe mit motivierten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern.
Man darf also auf das Rüstungsprogramm in diesem Jahr gespannt sein, bzw. auf die kommenden Programme in den nächsten Jahren. Die Steuerzahler in der Schweiz werden dazu sicher einige unbequeme Fragen stellen...
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#2
Interessant, dass er Boeing, aber nicht Lockheed-Martin nennt. Heißt das, man zieht eine F-18 E/F oder F-15 in Betracht, nicht aber F-16 oder (rein theoretisch, angesichts des Zeitplanes) F-35?!
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#3
Turin postete:
Zitat:Interessant, dass er Boeing, aber nicht Lockheed-Martin nennt. Heißt das, man zieht eine F-18 E/F oder F-15 in Betracht, nicht aber F-16 oder (rein theoretisch, angesichts des Zeitplanes) F-35?!
Als Tiger-Nachfolger wurden in der Vergangenheit eigentlich immer nur Gripen, Rafale, Super Hornet und Eurofighter diskutiert. Die F-16 stand da nie zur Debatte.
Was die F-35 angeht, so wäre ich persönlich aus rein militärischer Sicht in einem kleinen, gebirgigen Land wie der Schweiz einem modernen Senkrechtstarter sehr zugetan, auch wenn die schweizerische Luftwaffe mit einem solchen System noch nie gearbeitet hat und ausserdem ein neues Luftstützpunktkonzept erarbeiten und durchführen müsste.
Die konventionelle Variante des F-35 stand bislang auch nie zur Diskussion, vielleicht ist es für den Vogel aus schweizerischer Sicht einfach noch zu früh. Man möchte wohl eher auf etwas zurückgreifen, was sich bereits im Truppendienst bewährt hat.
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#4
Zitat:hunter1 postete
Die konventionelle Variante des F-35 stand bislang auch nie zur Diskussion, vielleicht ist es für den Vogel aus schweizerischer Sicht einfach noch zu früh. Man möchte wohl eher auf etwas zurückgreifen, was sich bereits im Truppendienst bewährt hat.
Der Grund liegt daran, dass die Evaluation 2008/2009 stattfinden, der Typenentscheid bis 2010 fallen und die Auslieferung 2013 beginnen soll. Richtig in die Evaluation einbeziehen kann man die F-35 somit noch nicht. 2008/2009 fliegen vermutlich höchstens Vorserienflugzeuge wenn überhaupt, das technische Risiko dürfte zu hoch sein. Eine verbindliche Offerte dürfte vermutlich auch nicht zu erhalten sein. Dazu beginnen gemäss Planung die Auslieferung für die Partnerländer im Zeitrahmen 2012 - 2014. Die Schweiz müsste hinten anstehen und mindestens bis 2015 warten, bei weiteren Verzögerungen noch länger.

Einzig wenn sich die Schweiz als Notlösung (primär aus politischen Gründen) für eine Modernisierung der F-5 entscheidet, dürfte die F-35 ins Rennen kommen. Meines Wissens geht es dabei um eine ähnliche Modernisierung analog Brasilien bzw. Singapur. Die Avionik der brasilianischen Maschinen liegt im Leistungsrahmen einer F-16, inkl. Grifo Radar für den Einsatz von Darter (AIM-120 ebenfalls möglich), Datenlink usw. Dies wäre machbar für die als 2. Tranche von der Schweiz beschafften 38 F-5 (1983-86). Die Lebensdauer wird von Brasilien nach Update von weiteren 15 Jahren angegeben, d.h. die Schweizer F-5 würden in diesem Szenario bis ca. 2020-2025 fliegen.

Aber ich gehe eher davon aus, dass man eine neue Maschinen beschaffen will. Die Gripen m.E. nur in Frage, wenn weitere Modernisierungen (z.B. ASEA-Radar) erfolgen. Dies dürfte davon abhängen, ob Dänemark oder Norwegen Gripen beschaffen. Die F-18E/F ist auch aufgrund der Dollarschwäche preislich interessant (inkl. auch APG-79 ASEA-Radar und allenfalls AIM-120D). Rafale und EF dürfte eher zu teuer sein.
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#5
Zitat:Schweizer Luftwaffe im Kern bedroht - Volksinitiative «Gegen Kampfjetlärm in Tourismusgebieten»

Am 24. Februar wird über die Initiative «Gegen Kampfjetlärm in Tourismusgebieten» abgestimmt. Damit verlöre die Luftwaffe ihre operationelle Einsatzbereitschaft.

(...)
nzz.ch: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/schweizer_luftwaffe_im_kern_bedroht_1.642391.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/s ... 42391.html</a><!-- m -->
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#6
Guten Morgen allerseits! In der Schweiz wird darüber diskutiert, ob die Luftwaffe ein neues Kampfflugzeug haben soll (muss). Im Moment ist`s wieder still in der Medienlandschaft, aber das Thema gewinnt sicher wieder an akuallität. Ich glaube zur Debatte stehen der EUROFIGHTER, die Französische Raffaele und ein Schwedischer Kampfjet. Wer weiss mehr Infos? :?:
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#7
Beim schwedischen Kampfjet handelt es sich um die Saab JAS 39 Gripen.

Ein Typentscheid ist noch nicht gefallen. Ob die Evaluation schon abgeschlossen ist, kann ich nicht sagen.

Wenn das VBS dann mal einen Entscheid dazu fällt, wird das eigentliche Problem der Beschaffung, die politische Debatte, losgehen. Schon die Beschaffung der F/A-18 musste eine Volksabstimmung über sich ergehen lassen. Diesmal wirds schlimmer, da es momentan andere Prioritäten als die Luftwaffe gibt (Finanzkrise), zudem hat sich die Bedrohungslage in der Schweiz nicht zugunsten einer Beschaffung der Flugzeuge gewendet.
Ich denke, wenn es im Moment eine Volksabstimmung zum TTE ("Tiger-Teilersatz") geben würde, dann würde die Beschaffung wohl abgelehnt.
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#8
Zitat:Ueli Maurers Entschluss spaltet die Gemüter - Unterschiedliche Meinungen zu Verzicht auf neues Kampfflugzeug

Die Meinungen zu einem vorläufigen Verzicht auf den Kauf neuer Kampfjets sind gespalten. Offiziere sehen die Sicherheit in Gefahr, Politiker unterschiedlicher Couleurs haben Verständnis für den Antrag von Bundesrat Maurer. Auch unter Armeebefürwortern ist der Tiger-Teilersatz umstritten.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/maurer_reaktionen_kampfjet_1.3872538.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/m ... 72538.html</a><!-- m -->
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#9
Zitat:Schweizer Verteidigungsminister will weiterhin 22 neue Kampfjets

Zürich (Reuters) - Der Schweizer Verteidigungsminister Ueli Maurer will nun doch wie ursprünglich vorgesehen an der Beschaffung von 22 neuen Kampfjets festhalten.

Laut einem Bericht des Schweizer Fernsehens, rechnet Maurer aber mit einer massiven Verteuerung des Vorhabens. Statt der ursprünglich vorgesehenen 2,2 Milliarden Franken, veranschlagt das Verteidungsministerium (VBZ) im aktuellen, der Nachrichtensendung 10vor10 vorliegenden, Armeebericht neu eine Summe von fünf Milliarden Franken (3,7 Milliarden Euro) für das gesamte Rüstungsprojekt.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE67H06R20100818">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 6R20100818</a><!-- m -->

Schneemann.
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#10
Die Beschaffung wird vorerst verschoben:
Zitat:Keine neuen Kampfflugzeuge vor 2015

Die Schweiz wird in den kommenden Jahren keine neuen Kampfflugzeuge kaufen: Der Bundesrat hat die Beschaffung verschoben. Die heutigen Tiger sollen zwar teilweise ersetzt werden; derzeit kann dies aber nicht finanziert werden.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/keine_neuen_kampfflugzeuge_vor_2015_1.7330865.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/k ... 30865.html</a><!-- m -->
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#11
Zitat:Tiger-Kampfjets sollen aufgemotzt werden

VBS-Chef Ueli Maurer prüft Modernisierung der Flotte - Neue Flieger frühestens ab 2025

Der Entscheid des Bundesrats, den Kauf von Kampfflugzeugen zum teilweisen Ersatz der Tiger-Jets zu verschieben, verursache in der Luftverteidigung eine gefährliche Lücke, sagt VBS-Chef Ueli Maurer. Er lässt darum prüfen, ob sich die Tiger modernisieren lassen.

(sda) Der Chef des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat gemäss Mitteilung vom Mittwoch das Rüstungsbeschaffungszentrum armasuisse mit einer entsprechenden Machbarkeitsprüfung bis Ende 2011 beauftragt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/tiger-kampfjets_sollen_aufgemotzt_werden_1.10325554.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/s ... 25554.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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#12
Kein Problem. Das gleiche machen die Brasilianer:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fliegerweb.com/militaer/news/artikel.php?show=news-7401">http://www.fliegerweb.com/militaer/news ... =news-7401</a><!-- m -->
Zitat:Mittlerweile wurden 39 nachgerüstete F-5E Tiger II Kampfflugzeuge an Brasiliens Luftwaffe übergeben, der erste Auftrag umfasste den Umbau von 46 Jets. Die Kampfwertsteigerung umfasst eine zeitgemässe Avionik und moderne Waffenrechner, welche dem Kampfflugzeug aus den 1970er Jahren die Fähigkeit geben, über modernen Gefechtsfeldern weiter bestehen zu können.
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#13
Oder z.B. auch Chile. Deren Tiger III sind glaub ich ziemlich brauchbar. Ein paar Eurocanards wären mir zwar lieber.
Falls das Upgrade der F-5 konkret wird: Man wird die Dinger allwetter- und nachtflugtauglich machen müssen. Integration der Hornet-Waffen (AMRAAM, AIM-9X) sehe ich als nicht prioritär an. Es geht ja, wie bei dem ganzen Beschaffungszirkus überhaupt, ums Geld. Also wird man sich wohl kein Waffenupgrade leisten. Für den Luftpolizeidienst tuts zur Not auch eine Bordkanone.
Für mich stellt sich in dem Zusammenhang noch die Frage nach der Lebensdauer der Zellen. Die Schweizer sind zwar dafür bekannt, ihre Flugzeuge ewig zu betreiben, aber irgendwann fällt selbst der bestgewartete und robusteste Rumpf auseinander.
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#14
Meinereiner schrieb:(Kommt halt davon, wenns über die schweizerischen Streitkräfte sonst nichts zu berichten gibt...)
Inzwischen gibts aber wieder etwas: die Kampfflugzeugdebatte ist wieder brandaktuell und es scheint, dass die Befürworter eine Runde gewonnen haben..
Zitat:Die eidgenössischen Räte haben sich geeinigt: Die Armee darf künftig jährlich 5 Milliarden Franken kosten, fast eine Milliarde mehr als heute. Damit sollen auch neue Kampfflugzeuge finanziert werden. Und das Volk soll sich nicht dazu äussern dürfen.

Das Volk wird damit nur entscheiden können, wenn eine Volksinitiative lanciert wird. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) fasst dies ins Auge. Eine andere Möglichkeit wäre, dass später das Referendum ergriffen wird gegen Vorlagen, die eine Folge der Beschlüsse sind – etwa Sparrunden in anderen Bereichen.

Umstrittener Armeebeirat
Gescheitert ist am Mittwoch im Ständerat auch ein Antrag von Luc Recordon (Waadt, gps.). Er beantragte, die Debatte zu verschieben – wegen der Presseberichte über den Armeebeirat, eines Beratungsgremiums des Verteidigungsdepartements. In diesem Beirat sollen Vertreter sitzen, die mit Anbietern von Kampfflugzeugen verbandelt sind.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/die_schweiz_kann_neue_kampfflugzeuge_beschaffen_1.12701024.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/s ... 01024.html</a><!-- m -->

Das Parlament hat nun also die Türen für eine Beschaffung des TTE (Tiger Teil-Ersatz) weit aufgestossen. Da auf eine Sonderfinanzierung für die Beschaffung neuer Jets verzichtet wird - anders als damals bei der F/A-18-Beschaffung - ist ein Referendum nicht möglich. Gegner des Vorhabens müssen nun eine Volksinitiative lancieren, um den Kauf zu kippen. Die Aussage, dass das Volk nichts mehr dazu zu sagen hat, ist also nicht ganz wahr. Aber das Zustandekriegen einer Volksinitiative ist aufwendiger als dasjenige eines Referendums. Das Potential für eine solche Initiative sehe ich durchaus. Der Kauf des TTE ist unpopulär und sobald bei der Finanzierung andere Bereiche darunter leiden müssen, wird sich wohl so mancher Stimmbürger finden, der dagegen ist.

Was diesen Beirat betrifft, so soll er angeblich für Dassault lobbyieren. Die Chancen der Rafale stehen also nicht schlecht.

EDIT: Die Entscheidung zur teureren Armee zeigt zudem, dass die Absichten des Bundesrates (vorerst?) gescheitert sind. Das Heer soll nicht auf 80000, sondern glaub auf 100000 Mann reduziert werden. Die Armee soll insgesamt teurer werden. Das ist doch ein ziemlich anderes Bild, als ich es vor einiger Zeit weiter oben auf der Seite hier skizziert habe.
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#15
Die Schweiz wird 22 Saab Gripen NG bekommen:

Zitat:Die Fachwelt hat mit den beiden potenten Kandidaten Eurofighter oder Rafale gerechnet, jetzt ist es dem Aussenseiter Saab gelungen, die Ausschreibung für sich zu gewinnen. Der Bundesrat erachtet den kampfstarken Gripen aus Schweden als beste Lösung für die Schweizer Luftwaffe und will über die nächsten Jahre 22 dieser Kampfflugzeuge beschaffen.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fliegerweb.com/militaer/news/artikel.php?show=news-8373">http://www.fliegerweb.com/militaer/news ... =news-8373</a><!-- m -->

Und die Franzosen heulen mal wieder rum. Big Grin

Zitat:Der französische Flugzeughersteller bemängelt an der Typenwahl des Gripen, dass es sich dabei um ein Flugzeug handle, das sich noch in der Entwicklung befände.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fliegerweb.com/militaer/news/artikel.php?show=news-8377">http://www.fliegerweb.com/militaer/news ... =news-8377</a><!-- m -->
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