(Zweiter Weltkrieg) Gründe für japans Niederlage im Pazifikkrieg
#31
Wobei man aber vielleicht dazu sagen sollte, dass die Ki-67 zwar an sich eine gute und schnelle Maschine war (560 km/h+), aber m. E. die Bombenzuladung für einen schweren Bomber - und als solchen klassifizierte man ihn - von gerade mal 1.600 bis 2.000 kg doch recht gering war. Gleiches galt für die Defensivbewaffnung (5 - 6 Geschütze im Kaliber bis 20 mm). Auch wurden ja nur 600 - 700 Exemplare gebaut, von denen viele nicht mal zu einem richtigen Fronteinsatz kamen, damit starb dieser Bomber einen ähnlichen Tod wie die deutsche He-177, die aber immerhin rund 4.000 kg Bomben, teils auch bis zu 5.600 kg, tragen konnte.

Schneemann.
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#32
Die Ki-67 war ohne jeden Zweifel ein mittlerer Bomber, sowohl was die Bombenlast angeht, als auch was die Motorenanzahl angeht. Wie die Japaner sie eingestuft haben ist da fast irrelevant, zumal sie ja nicht teurer als ein normaler mittlerer Bomber gewesen sein dürfte.
Woher hast Du die Einstufung als schwerer Bomber? Aus Wikipedia? Mal wieder ein ziemlicher Unsinn dort...
Für einen mittleren Bomber ist die Defensivbewaffnung auch nicht zu schwach...
DIe japanischen Anforderungen was die Reichweite angeht dürfen ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden - diese Anforderungen waren bei den Bombern ja der Grund, weshalb auf Panzerung und selbstabdichtende Tanks verzichtet wurde.

Doch davon mal abgesehen waren die zwei ja nicht die einzigen japanischen Flugzeuge mit Panzerung und selbstdichtenden Tanks.
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#33
Hallo
Die japanischen G3M / G4M, ebenso Ki 67 waren als Längststreckenflugzeuge ausgelegt. Eigentlich sind sie eine eigene Kategorie nicht. Die relativ geringe Abwurfkapazität ist eben der übergroßen Reichweite geschuldet.

@Seleukos
Gibt es Unterlagen wie hoch der Panzerungsanteil (am Gesamtgewicht) der japanischen Bomber war? In absoluten Zahlen oder Verhältnis?

Mich würde auch folgender Punkt interessieren. Um wieviel verringerte sich die Reichweite zb. der G4M mit selbstdichtenden Benzintanks.
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Nach meiner Ansicht ist die Ausbildung / Erfahurng der Piloten einer der wichtigsten Punkte überhaupt, das wird beim Starren auf Leistungwerte gerne ignoriert.
Die japanische Marineluftwaffe war bei Beginn des Krieges hochprofessionell, sehr sehr gut ausgebildet und in großen Teil auch kampferfahren. Durch die schon angesprochenen Dinge wie fehlende Panzerung / Selbstdichtende Treibstofftanks ist bis ca. Ende 42 die Masse dieser Piloten ausgefallen. Gerade die unglaublich großen Weiten im Pazifik und spezielle beim Kampf um Guadalcanal hat sehr große Lücken in den Pilotenbestand gerissen.
Danach kann man bei der jap. Marineführung ähnliches beobachten wie bei der deutschen Luftwaffe. Bei der Pilotenausbildung zählte nur mehr die Quantität nicht die Qualität. Das hat im Grunde genommen beiden (allen dreien? - deutsche Lw, jap. MarineLw, jap. HeeresLw) Luftwaffen das Genick gebrochen.

Bei der jap. Marine gab es dazu einiges an Problemen. Die Schadens- und Leckabwehr wurde fast diletantisch behandelt. Warum das so war hab ich bis jetzt nicht herausfinden können. Am Wissen kanns nicht gelegen haben.
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#34
Zitat:Doch betrachtet man bei jeder Schlacht die geringen Verluste der US Infanterie so wird schnell ersichtlich das die US Soldaten obgleich nicht annähernd an die Entschlossenheit der Japaner heranreichten jeden Kampf dominierten

Sehr interessant in diesem Kontext ist die Artillerie beider Seiten.

In den Jahren vor dem Krieg baute die Japanische Armee systematisch Artillerie ab ! Bei Kriegsbeginn war die Japanische Artillerie deutlich schwächer als noch einige Jahre zuvor. Dafür war der Anteil der Infanterie bei der Japanischen Armee überhoch, keine Armee der damaligen Welt besaß im prozentualen Verhältnis zur Gesamtgröße derart viel Infanterie.

Bei den USA ging es exakt den umgekehrten Weg. Aufgrund der Erfahrungen des Ersten Weltkrieges stärkte man die Artillerie und motorisierte sie sehr früh weitgehend. Gerade das die US Infanterie und US Artillerie sehr hoch organisiert als Team zusammen arbeiteten wird heute völlig verkannt und unterschätzt, war aber in vielen Kämpfen der US Infanterie dann Kampfentscheidend.

Die ganze Doktrin der Truppen war bei beiden Seiten eine völlig andere. Das hatte Folgen für die gesamte Bewaffnung und Ausrüstung. Die Japaner gingen beispielsweise aufgrund ihrer Kampferfahrungen grundsätzlich davon aus, daß die Munition in jedem Kampf als extrem knapp anzunehmen sei. In der Folge dessen verweigerten die Japanischen Offiziere die Entwicklung von Maschinenpistolen, Halbautomatischen Gewehren und MG mit Gurtfütterung mit der Begründung der Munitionsknappheit im Kampf.

Die Japanische Infanterie sollte daher selbst mit den MG primär gezielt und in kurzen Feuerstößen schießen und die MG waren daher mit Magazinen ausgestattet und hatten gar nicht die Möglichkeit Gurte zu verschießen.

Das Ziel der Japaner war sparsames und gezieltes Feuer. Demgegenüber setzten die Amerikaner bewusst auf die Verwendung größtmöglicher Mengen an Munition gegen den Feind um damit durch überlegenes Feuervolumen den Durchbruch oder den Vormarsch gegen feindliche Einheiten ermöglichen zu können.

Aufgrund dieser Ausrichtungen war die Feuerkaft der US Infanterie ihren jeweiligen Japanischen Gegnern extrem überlegen. Die US Truppen konnten daher durch bloße Feuerkraft frontal gegen die japanischen Truppen vorgehen und diese dabei zerschlagen.

Was bei den japanischen Verlusten noch zu bedenken ist, wie viele dieser Verluste durch US Artillerie und durch US Flugzeuge also durch die Luftnahunterstützung hervor gerufen wurden. Im direkten Kampf der Infanterie war der Japaner dem US Infanteristen überlegen. Aber die US Infanterie ließ sich gerade eben auf einen solchen Kampf gar nicht ein.

Das US Marine Corps war - was auch wenig bekannt ist - einer der ersten Verbände überhaupt, der schon in der Zwischenkriegszeit vor dem Zweiten Weltkrieg mit Luftnahunterstützung agiert hatte und die Luftüberlegenheit ermöglichte es den US Truppen die Japaner fast nach belieben zu zerschlagen. Selbst wo Japanischen Befestigungsanlagen so massiv waren das sie gegen Luftangriffe völlig immun waren, ermöglichte die Luftnahunterstützung und das Artilleriefeuer der US Infanterie an die Japanischen Stellungen heran zu kommen da das Feuer der Unterstützungswaffen verhinderte, daß die Japaner selbst ihre Waffen gegen die vorrückende US Infanterie einsetzen konnten.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Corsair_fighter_firing_on_Okinawa.jpg">http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... kinawa.jpg</a><!-- m -->

Das Infanterie-Artillerie (Luftnahunterstützung) Team der US Armee war in vielen Kämpfen gegen die Japaner entscheidend. Demgegenüber war die Japanische Artillerie ziemlich schwach.

Wo in Einzelfällen die Japaner dann doch mehr Artillerie als gewöhnlich einsetzten, beispielsweise auf Okinawa, stiegen dann die US Verluste sofort rapide an.

Beschließend noch zur Frage der Panzerabwehr: die Japanische Panzerabwehr war sehr schlecht, in der Folge dessen konnten die USA dort wo die US Infanterie nicht mehr voran kam fast immer mit Panzern trotzdem vorstoßen ohne das diese Panzer ernsthafte Gegenwehr zu bestehen hatten.

Die Japanische Führung wusste sehr wohl das Panzerabwehr entscheidend sein würde, konnte aber im Krieg die Truppen nicht mehr dahin gehend ausrüsten obwohl es eine ganze Menge japanischer Prototypen für Panzerabwehrwaffen einschließlich Hohlladungsgeschossen gab.

An der Front versuchte man daher verzweifelt mit Selbstmordangriffen die US Panzer auszuschalten, was aber nur wenig Erfolg hatte.
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#35
Da der Mailaiische Feldzug der Japaner hier so gelobt wurde und als Beispiel für eine Operative Überlegenheit der Japaner heran gezogen wurde mal im Detail:

Bei der ersten Landung in Malaysia selbst gerieten die Japaner sofort in heftiges Abwehrfeuer aus Maschinengewehren einiger Indischer Einheiten und von britischer Artillerie. Die Japanische Infanterie stürmte sofort frontal die MG Stellungen und überrannte die Britischen und Indischen Einheiten im Nahkampf mit dem Bajonett. Bei dieser Aktion starben von den 3000 japanischen Soldaten die an landeten 400, und weitere 500 wurden verletzt.

Der nächste größere Kampf fand bei Jitra statt wo die Briten den japanischen Vormarsch blockieren wollten. Die Japaner versuchten frontal durchzubrechen, was aber nicht gelang und umgingen dann die britische Stellung die aber insgesamt sehr schmal war und sehr leicht umgangen werden konnte.
Bei vielen solchen britischen Versuchen den Gegner aufzuhalten genügte es, gerade mal ein paar hundert Meter seitlich von der britischen Stellung durch den Urwald zu gehen um darum herum zu kommen. Sobald die Japaner außen herum waren oder in der Flanke, attackierten sie und versuchten in den Nahkampf zu gelangen.

Das ist keine Operative oder Taktische Überlegeheit sondern von japanischer Seite die Standard Doktrin gewesen. Die Japaner gingen immer so vor, egal gegen wen und egal wo. Man versuchte die Flanke zu nehmen und den Gegner dann zu überrennen. Auch Nachtangriffe auf die die Japaner spezialisiert waren zeigen keine wirkliche taktische Überlegenheit sondern im Gegenteil das steife Ausführen eingedrillter Vorgehensweisen.

Die Japaner gingen nicht so vor weil die Briten hier so fatale Fehler machten, sondern weil sie immer so vorgingen. Unabängig von Terrain und Gegner. Die Kampfweise in Malaysia zeigt also im Gegenteil eine gewisse Steifheit der japanischen Taktiken, die sich hier aber nicht negativ sondern in diesem Fall eben sehr positiv auswirkte. Bei einer anderen britischen Taktik hätte diese Steifheit des Vorgehens aber fatale Folgen für die Japaner haben können.

So ging das den ganzen Feldzug weiter. Etwas klüger agierten die Australier denen es mehrmals gelang die Japaner in einen Hinterhalt zu locken. Bei diesem Schlagen aus der Nachhand ließen die Australier japanische Truppen passieren und griffen sie dann von der Seite aus an. Ein Beispiel dafür sind die Kämpfe bei Gamas. Die Austalier schossen ungefähr 100 Japaner nieder bevor die Japanischen Truppen reagieren konnten und es gelang den Australiern mehrere leichte japanische Panzer zu zerstören. Die Japanische Infanterie reagierte aber gemäß ihrer Doktrin sehr schnell und stürmte sofort gegen die Australische Stellung und überrannte diese im Nahkampf.

Alle Kämpfe in Malaysia zeigen das immer gleiche japanische Vorgehen, das die Japaner im weiteren genau so in China anwendeten, gegen die Sowjets in der Mongolei oder gegen die Amerikaner auf den Phillipinen. Die Japaner gingen immer auf diese Weise vor, sie konzentrierten sich gerade eben nicht auf die Operative Ebene sondern primär auf die Taktische Ebene.

Operativ waren die Japaner ziemlich unterlegen. Taktisch führten sie die immer gleiche Vorgehensweise steif und extrem beharrlich aus. Angriff auf die Flanke, Umgehung, Extrem agressiver Angriff.

Der Feind wurde dabei anfangs nicht einmal durch die Umgehung derart geschlagen sondern durch den Schock den die Japanische Agressivität auslöste. Das Vorgehen der Japaner war derart extrem Offensiv und Agressiv, daß die Gegner der Japaner am Anfang dadurch regelrecht gelähmt wurden.
Dieses japanische Vorgehen führte aber umgekehrt schon von Anfang an zu hohen Japanischen Verlusten selbst gegen Unterlegene Gegner.

Selbst bei den Kämpfen in Thailand gegen thailändische Truppen verloren die Japaner völlig unnötig Hunderte von Soldaten weil sie die gegebenen Befehle völlig ignorant einfach direkt umsetzten. Beim Kampf um einen Thailändischen Flughafen starben beispielsweise ohne jeden Zweck um die 200 Japanische Soldaten nur weil der Befehl war, den Flughafen sofort einzunehmen. Also wurde er sofort eingenommen, ohne rücksicht auf die Folgen.

Dies Rücksichtslosigkeit der Japaner im Angriff auf sich selbst kam von den Kriegserfahrungen in China, wo es den Japanern nur durch diesen Übertriebenen Angriffsgeist immer wieder gelang, verblüffend große Chinesische Verbände zu zerschlagen und zu vernichten.

Diese Kriegserfahrung aus China korrelierte dann mit der japanischen Sozialkultur dieser Zeit, die davon ausging, daß man mit einem absoluten Willen jedes Hindernis überwinden kann. Das Primat des Willens über die Technik und über die Anforderungen eines Modernen Krieges deckten sich bei der Japanischen Armee zum einem mit dem Materialmangel den man selber hatte und zum anderen gerade eben mit der damaligen Japanischen Kultur.

Aus diesem Zusammenhang zwischen den Kriegserfahrungen der Japaner zuvor und der japanischen Kultur erklärt sich das Vorgehen der Japaner.
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#36
@Quintus Fabius
Zitat:In den Jahren vor dem Krieg baute die Japanische Armee systematisch Artillerie ab ! Bei Kriegsbeginn war die Japanische Artillerie deutlich schwächer als noch einige Jahre zuvor.
Könnte es sein, das die japanische Armee die Wirkung der Artillerie aufgrund ihrer Erfahrungen im Krieg gegen die nationalchinesische Armee drastisch unterschätzt hat?
Immerhin besaß afaik auch die nationalchinesische Armee kaum Artillerie.

Zitat:Die Japanische Führung wusste sehr wohl das Panzerabwehr entscheidend sein würde, konnte aber im Krieg die Truppen nicht mehr dahin gehend ausrüsten obwohl es eine ganze Menge japanischer Prototypen für Panzerabwehrwaffen einschließlich Hohlladungsgeschossen gab.
Die Entwicklung besagter Prototypen von Panzerabwehrwaffen könnte eine Reaktion auf die japanische Niederlage am Kunlun Pass sein, wo die 200.Division der nationalchinesischen Armee ihre 100 Panzer mit vollem Erfolg gegen die japanische 5.Division einsetzte. Dabei wurde eine japanische Eliteeinheit, die als "unzerbrechliches Schwert" bekannte 21.Brigade, aufgerieben.
Zuvor hatten die japanischen Truppen die ihnen entgegengestellten, kleinen chinesischen Panzereinheiten regelmäßig eliminiert.
Über diese Prototypen japanischer Panzerabwehrwaffen wüsste ich übrigens gern mehr...
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#37
Die Kämpfe in China spielten für die Entwicklung der japanischen Panzer eine Große Rolle, interessantererweise aber nicht für die Entwicklung der Panzerabwehr.

Die japanische Armee war in vielen Punkten besonders Lernresistent. Fehler wurde kaum ausgewertet und es gab keine koordinierte Sammlung und Auswertung von Gefechtserfahrungen. Selbst verheerende Niederlagen führten oft zu keiner Änderung des Vorgehens. Zwar wurden die Verluste wahrheitsgemäß gemeldet, aber es wurde zugleich viel zu hohe gegnerische Verluste gemeldet.

Aufgrund dieser Meldungen über vernichtete gegnerische Kräfte ging man davon aus, daß die eigene Kampfweise trotz der gewaltigen eigenen Verluste trotzdem erfolgreich sei.

Manchmal verhielt sich die Kaiserlich Japanische Armee regelrecht Autistisch.

Man beschäftigte sich oft unglaublich wenig mit dem Gegner und vor allem mit sich selbst. Selbst noch 1943 wurde beispielsweise massive Kritik daran geübt, das erstmals bei der Ausbildung der Offiziere die Kampfweise der US Armee in den Ausbildungsplan aufgenommen wurde. Es hieß dann von hohen Stellen in der Armee, dies sei völlig überflüssig da die US Armee grundsätzlich unterlegen sei.

Zitat:Könnte es sein, das die japanische Armee die Wirkung der Artillerie aufgrund ihrer Erfahrungen im Krieg gegen die nationalchinesische Armee drastisch unterschätzt hat?

Nein, da der Abbau der Artillerie vor dem Krieg gegen China stattfand. Als die japanische Armee in den Krieg mit den Chinesen geriet war der Abbau der Artillerie schon abgeschlossen.

Die Entwicklung besagter Prototypen von Panzerabwehrwaffen könnte eine Reaktion auf die japanische Niederlage am Kunlun Pass sein

Die Entwicklung begann mit den Kämpfen gegen Sowjetische Truppen in der Ostmongolei. Und wurde dann aufgrund der Erfahrungen mit US Panzern fortgesetzt.

Die Kämpfe in China spielten demgegenüber in diesem Punkt interessantererweise keine Rolle.

China war vor allem wichtig für die Entwicklung der japanischen Panzer, hatte aber sonst keinen besonderen Einfluss auf die Entwicklung der japanischen Armee.

Wenn überhaupt ein Nachbarland einen Einfluss hatte dann war es nur die Sowjetunion. Interessantererweise beschäftigte sich die japanische Armee schon sehr früh und sehr lange mit der Roten Armee und versuchte ihre Kampfweise teilweise auf die Sowjets hin auszurichten.

Daher auch der Versuch der Panzerabwehr zu modernsieren, das richtete sich noch bis Ende 1943 nur gegen die Sowjets und gegen keinen anderen.

Gerade deshalb verlief die Rüstung anfangs so schleppend, da man die Panzerabwehr nur gegen die Sowjets zu glauben brauchte sah man keinen Bedarf sie gegen die US Streitkräfte voran zu treiben. Als man ab 1944 dann auch gegen die USA die Panzerabwehr als wichtig einstufte, war es bereits zu spät.

Zitat:Über diese Prototypen japanischer Panzerabwehrwaffen wüsste ich übrigens gern mehr

Es gab zwei Infanterie- Raketenwerfer: den Typ 4 und den Typ 5 mit einem Hohlladungsgeschoss. Davon wurden sogar recht früh 3500 Stück gebaut, sie kamen aber nie zum Einsatz sondern verblieben bis zum Schluß in Japan.

Dann gab es die Typ 3 Gewehrgranaten mit einer Hohlladung die zum Kriegsende immerhin vereinzelt zum Einsatz kamen.

Dann produzierten die Japaner mehrere verschiedene Hohlladungsgeschosse für Artillerie Geschütze die damit dann als Panzerabwehrwaffen eingesetzt werden sollten:

Für das Typ 41 Gebirgsgeschütz, für das Typ 92 Infanteriegeschütz und als schwere Panzerabwehr für die Typ 91 Haubitze.

Zum Kriegsende wurden davon immerhin Hohlladungsgeschosse mit dem Typ 41 Gebirgsgeschütz eingesetzt und damit etliche Alliierte Panzer zerstört. Die Masse blieb aber auch in Japan.
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#38
Zitat:...und damit etliche Alliierte Panzer zerstört. Die Masse blieb aber auch in Japan.
Wobei „etliche“ vielleicht etwas hoch gegriffen ist. Während des Inselspringens, auch während der Kampagne/n gegen die Marianen, Leyte, Iwo Jima und Okinawa, hielten sich die amerikanischen Verluste an Panzern, hauptsächlich M3 und M4, in doch recht engen Grenzen. Wenn, dann traten Verluste bei der Landung – etwa durch Vorstrandhindernisse oder Minen – oder durch Zufallstreffer der Artillerie ein. Genau genommen waren aber die US-Tank-Verluste sehr gering. Durch feindliche Panzer oder Pak wurden dabei die wenigsten zerstört. Auch in Burma blieben die Commonwealth-Verluste an Panzern ziemlich überschaubar (wobei im Dschungel auch allgemein eher wenige Panzer zum Einsatz gelangten), genauso wie die sowjetischen Panzerverluste während der Mandschurei-Offensive 1945.

Schneemann.
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#39
Die Abschüsse mit diesen neuen Waffen die ich meinte geschahen alle gegen Kriegsende und nur in Südost-Burma, wo die Briten davon völlig überrascht wurden, gerade deshalb weil die Panzer vorher von den Japanern kaum bekämpft werden konnten.

Die Infanterie-Raketenwerfer wurden sogar gar nicht eingesetzt sondern in Japan selbst gehortet, wobei ich nicht weiß warum.

Die Sowjets erlitten schon deshalb so gut wie keine Verluste weil die Japaner vor dem Sowjetischen Angriff fast die gesamte Panzerabwehr aus der Mandschurei abzogen nach Japan. Nur wenige 37mm PAK blieben in der Mandschurei, witzigerweise Deutsche 37mm PAK die die Japaner vorher in China erbeutet hatten. Diese PAK hatte ja schon auf deutscher Seite gegen die sowjetischen Panzer mehrere Jahre zuvor versagt.

Das die japanische PAK gegen die US Panzer nichts erreicht hat ist nicht überraschend. Bis zum Kriegsende dominierte hier die 37mm PAK und selbst davon waren zu wenige vorhanden. Die 47mm PAK (noch seltener) war ebenfalls nicht in der Lage, die US Panzer wirklich zu zerstören.

Daher entwickelten die Japaner die Idee, für ihre leichten Artilleriegeschütze (75mm) spezielle Panzerabwehrgeschosse zu entwickeln und dann diese Artilleriegeschütze eben als PAK einzusetzen.

Dies geschah aber wie gesagt erst gegen Kriegsende in Südost-Burma und sonst nirgends mehr. Davor hat man die Hohlladungsgeschosse ebenfalls in Japan gehortet und aus mir nicht bekannten Gründen nicht eingesetzt.

Denn die Idee war prinzipiell gut, die japanischen Gebirgsgeschütze hätten mit diesen Geschossen als PAK sehr gut funktioniert.

Stattdessen produzierte man paralell auch AP Geschosse mit denen ein paar US Panzer abgeschossen wurden. Diese AP Geschosse waren aber wesentlich schlechter als die Hohlladungsgeschosse und scheiterten ebenfalls meistens an der US Panzerung ebenso wie die japanische PAK.

Vielleicht hat die Japanische Führung den Wert der neuen Waffen einfach nicht erkannt oder man konnte sie nicht mehr distributieren oder man wollte sie für die Verteidigung Japans selbst horten, keine Ahnung, aus irgendeinem Grund hatte weder die Produktion noch der Einsatz dieser Waffen bei den Japanern irgendeine Priorität. Man entwickelte sie, und ließ sie dann liegen...
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#40
Panzer waren ja im Pazifikschauplatz keine entscheidene Waffe.

Ich hab mal vor Jahren die Infanteriewaffen beider Seiten angesehen. Also nach westlichen Standards war das schlichtweg in vielen Bereichen eine Katastrophe.

Keine richtig gutes Maschinengewehr. Kein einziges hatte eine Munitionsgurt, viele arbeiteten mit Ölschmierung.

Keine vernünftige Maschinenpistole, mit schlechter Munition. Die Type 100 mit 8x22 war ja ein Witz. Dazu kommt das es nie genug gab.

Die Pistole war auch schlecht.

Meisten mußte die japanische Armee nur mit Arisaka-Gewehren gegen die Ledernacken ran. Im Dschungel ein bisschen blöd. Da steht ein G.I. 25 m vor dir mit einen Thompson mit 30 Schuss, und du hast nur ein Schlagbolzen-Gewehr.

Auf der Seite der Infanteriewaffen waren die Japaner richtig weit zurück, und das gebenüber jeden Gegner.

Das führte meiner Meinung nach auch zu den hohen Ausfallraten auf Seiten der japanischen Infanterie, und zwar im erheblichen Umfang.
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#41
Japan hatte nicht nur solch veralteten Waffen. Das erste MG gab es ab 1897 und auch Leistungsfähige MPi´s gab es teils auch durch Lizenzfertigung ausgereifter Modelle. Im Link sind diverse Modelle aufgelistet, die im 2. WK zur Verfügung standen.
In manchen Bereichen des Japanischen Militärs waren aber durchaus alte Gewehre mit Schlagbolzen in Verwendung, jedoch lies der Feind dies auch oft zu. Japan hatte schliesslich seine Armee nicht aufgebaut, um gegen Amerika zu kämpfen, sondern sich einen grossen Teil Asiens einzuverleiben, dazu auch viele Südseeinseln und dafür war es ausreichend.


http://www.waffenhq.de/specials/mg-liste.html
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#42
Japan war aber klar, das wenn man Asiensvormacht werden will, kommt man in Konflikt gegen USA, GB, Frankreich und Sowjetunion.

Man hat zwar Vorkriegs-Maschinenpistolen in Lizenz gefertigt, aber die Stückzahlen waren nie ausreichend. Dazu kommt, dass diese Waffen nicht für eine Massenproduktion besonders geeignet waren.

Was ich micht immer Frage, wenn ich die japanischen Infanteriewaffen sehe, warum man nicht versucht hat deutsche Waffen in Lizenz zu fertigen, hätte man Anfang die 1940 die MP-38/40 gebaut, und auch auf das MG-34 gesetzt, wäre man erheblich besser drangewesen.

Warum keiner auf deutscher Seite oder in Japan auf einen Technologietransfer in betracht zog, ist mir schleierhaft.
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#43
@Raider101
Auf japanischer Seite war man davon überzeugt, das die Qualität der Ausrüstung nur eine untergeordnete Rolle spiele, und stattdessen der Kampfgeist der Truppe von entscheidender Bedeutung sei. Man war afaik auf japanischer Seite von der Idee, die eigenen Soldaten zur perfekten Kampfmaschine zu drillen geradezu besessen.
Das ging soweit das man mit dem Bayonett angriff, selbst wenn man noch genug Schuss Munition und Handgranaten hatte. Ein glorreicher Tod wurde ja sowieso erwartet, man musste im Dienst von Kaiser und Armee und zur Ehre der Familie alles hinter sich lassen.
Das Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Japan ging vor allem von Seiten der Wehrmacht aus und war vom NS-Regime quasi lediglich wie eine Art notwendiges Übel geduldet. Hitler selbst lehnte die Japaner ab.
Auf japanischer Seite waren zumindest bei der Marine viele Offiziere mit dem Bündnis mit dem "Dritten Reich" nicht glücklich.
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#44
@Tiger

Da magst du recht haben. Wobei man dazu noch sagen muss, dass im Ersten Weltkrieg Japan gegen Deutschland sich im Krieg befand und sich rücksichtslos alles einverleibte, was an Inseln im Pazifik unter deutscher Hohheit stand.

Die Japaner sahen die westlichen Staaten alle als Feinde, die in Asien nichts zu suchen hatten. Die Verbindung war eher ein Zweckbündis. Man hätte aber durch Technologietransfers, wie man es früher auch mit anderen Staaten schon hatte eine Menge Vorteile gehabt.

Die ideologischen Glaubensgrundsätze einen Kampf bis zum letzten Mann zu führen, hat schließlich zu den Atombombenabwürfen auf Japan geführt. Strategisch war Japan sehr unflexibel. Diese Opferbereitschaft wurde sogar von Zivilisten verlangt.
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#45
Zitat:Wobei man dazu noch sagen muss, dass im Ersten Weltkrieg Japan gegen Deutschland sich im Krieg befand und sich rücksichtslos alles einverleibte, was an Inseln im Pazifik unter deutscher Hohheit stand.
Das sollte man allerdings nicht überbewerten. Die Japaner nahmen zwar wohlwollend an, dass man ihnen die deutschen Besitzungen in China oder der Südsee (wobei dies nur teils geschah, auch die Neuseeländer und Australier bedienten sich) quasi zuschanzte - alles andere wäre auch psychologisch in einer derart nationalistisch-kolonialistisch aufgeladenen Denkweise dieser Zeit etwas viel verlangt gewesen -, aber japanische Quellen über z. B. die Kämpfe um Tsingtau belegen, dass die Japaner, auch die Offiziere, nicht gerade glücklich darüber waren, dass sie gegen die Deutschen kämpfen mussten (nicht wegen der Verluste, eher wegen des Umstandes an sich). Auch wurden die deutschen Gefangenen recht gut behandelt, was später anderen Europäern und auch den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg nicht gerade passierte.

Und es war auch so, dass die Japaner arg schwer dazu zu bewegen waren, sich weitergehend am Ersten Weltkrieg und am Kampf gegen die Mittelmächte zu beteiligen. Erst nach langem Zögern und nach vielen Aufforderungen der Entente bot Japan 1917 an, zumindest einige kleinere Flotteneinheiten nach Europa zu entsenden, die z. B. ab März 1917 im Mittelmeer Konvoischutz fuhren.

Schneemann.
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